Die Inklang Ayers Five ist das Flaggschiff der Ayers-Linie und zeigt im LowBeats Test so gut wie keine Schwächen. Nicht einmal beim Preis: Die Standbox ist ab 4.200 Euro zu haben (Foto: Inklang)
Der Direktanbieter Inklang ist ja so etwas wie unsere Entdeckung des Jahres. Warum die Hamburger so lange nicht in unseren Fokus gerieten, ist mir im Nachhinein ein Rätsel. Doch wer die LowBeats Tests der Kompaktbox Ayers One und der Standbox Ayers Four gelesen hat, hat womöglich schon eine Idee von den Qualitäten der konfigurierbaren Lautsprecher. Aber auch von unserer Begeisterung für diese wirklich gut gemachten Schallwandler. Was wir allerdings noch nicht im Hörraum hatten, war das Flaggschiff der eleganten Inklang-Lautsprecher – das es jetzt zusätzlich in einer super-schicken Edelvariante gibt. Et voilà: der Test Inklang Ayers Five Limited Edition.
Die Idee hinter Inklang war von Anfang an, dem Kunden eine möglichst große Bandbreite an Farben und Ausstattungen anzubieten. Wichtiger Teil des Ganzen ist eine außergewöhnlich gut gemachte Website, die sogar die Aufmerksamkeit der großen Wochenzeitung „Die Zeit“ auf sich lenkte. Zusammen mit dem Marktforschungsinstitut „Statista“ kürte „Die Zeit” also den Inklang-Auftritt zum Premium Online Shop 2022. Kein Wunder: Man findet hier viel kluge und gut verständliche Information sowie eine gute Übersicht über all die verschiedenen Varianten der einzelnen Modelle. Nur halt nicht für die exklusive Inklang Ayers Five Limited Edition: Die gibt es nur in den Ausführungen „Copper Noir“ und „Gold Blanche“. Letztere hatten wir im Test.
Der Aufpreis für eine Ayers Five Limited Edition fällt mit 50 Euro pro Stück erfreulich gering aus. Dafür bekommt man im Falle unseres Testmodells zusätzlich eine 12 mm starke, gefräste und gebürstete Aluminium-Sockelplatte, die in einem speziellen elektrolytischen Verfahren in einem hell leuchtenden Gold-Ton beschichtet wird, sowie das speziell weiß lackierte Gehäuse. Das hört sich alles etwas nüchtern an. Aber seien Sie gewiss: Das sieht lecker aus.
Die technischen Besonderheiten der Inklang Ayers Five LE
Als erstes eine Entwarnung: Besitzer einer Ayers Five müssen wegen der Limited Edition nicht nervös werden. Obwohl ursprünglich anders geplant sind die Merkmale, die eine “Five” zur Limited Edition machen, rein optischer Natur – technisch bleibt bei sich Ayers Four (die es ebenfalls als LE-Version gibt) und Ayers Five alles beim Alten. Oder zumindest weitestgehend. Wie ich dem Gespräch mit Inklang Ched Thomas Carstensen entnehmen konnte, haben die Inklang-Macher bei den Überlegungen zur LE-Version der Ayers Five ein bisschen Fülle aus dem ursprünglich wohl etwas sehr satten Bassbereich genommen. Diesen Punkt kann ich nicht beurteilen. Im großen LowBeats Hörraum klang “unsere” Ayers Five auch im Bass erfreulich präzise.
Im Prinzip ist die Ayers Five eine größerer Four: Also eine optisch wie haptisch ansprechende 3-Wege Bassreflex-Konstruktion mit Doppelbass-Bestückung (deren Gehäuse übrigens aus Deutschland kommen), die wegen der größeren Tieftöner (Durchmesser: 18 gegenüber 15 Zentimeter beziehungsweise 260 gegenüber 180 Quadratzentimeter) einfach etwas größer und breiter ausfallen. Kurz: mit mehr Hubraum im Bass. Und mit mehr Hubraum passiert natürlich auch einiges mehr…
Und auch die große Inklang Ayers Five ist mit der auffälligen Mitteltonkalotte bestückt. Allerdings muss sie im Flaggschiff noch etwas mehr rackern – ihre Übernahmefrequenz zu den Tieftönern wurde auf beachtlich tiefe 400 Hertz gezogen. Da könnte man schon sorgenvoll unterstellen, dass die Kalotte damit womöglich schnell überlastet wird. Aber nichts da: Die LowBeats Messungen attestieren ihr auch bei hohen Pegeln eine erfreuliche Klirr-Armut. Erst bei 100 Dezibel Dauerpegel (kurzfristig: 112 dB) signalisierte das LowBeats Mess-System ein Ende der Fahnenstange – aber wegen Verzerrungen im Bass.
Man kann sich natürlich fragen, warum die Inklang Entwickler den Mitteltöner überhaupt so weit herunterziehen. Die Antwort ist einfach. Es gehört quasi zur DNA der Inklang-Lautsprecher, dass sie einen sehr breiten Abstrahlcharakter haben. Wir sprechen hier im relevanten Hörbereich bis 7.000 Hertz von mehr als 60° zu den Seiten. Inklang Chef Carstensen wiederholt diesbezüglich gern Mantra-mäßig seine Idee dahinter: “Eine Inklang ist so konzipiert, dass mehrere Menschen miteinander gut hören können. Bei Konstruktionen, die mehr bündeln, kommt meist nur einer in den optimalen Genuss.”
Viel wesentlicher scheint mir aber, dass Lautsprecher mit einer sehr homogenen Abstrahlcharakteristik oftmals “richtiger” klingen als die (sehr oft zu findenden) Konstruktionen, deren Abstrahldiagramm aussieht wie ein Tannenbaum. Aber diese Diskussion müssen wir an dieser Stelle nicht führen. Es bleibt aber festzuhalten: Das Abstrahlverhalten der Ayers Five ist vorbildlich homogen.
Verbunden und angepasst wird alles über eine recht große und qualitativ gut bestückten Frequenzweiche. An ihr sind zwei Punkte bemerkenswert. Erstens: Die Entwickler spendieren dem Filterwerk eine abgeschlossene Kammer. Dadurch werden die durchaus berührungsempfindlichen Bauteile (wer die Gelegenheit hat, kann ja mal einen Kondensator einer Weiche beim Abspielen von Musik leicht zusammendrücken…) von den Schalldrücken der Tieftöner zuverlässig geschützt. Weil ich ja jeden Testlautsprecher öffne, weiß ich, dass ein solch vorsorglicher Aufbau die absolute Ausnahme darstellt. An dieser Stelle also ein Extra-Lob.
Zweitens: Inklang Lautsprecher arbeiten immer – wie beispielsweise auch die Modelle von Canton und Gauder – mit einem sogenannten Hochpass. Das ist ein Filter, der einerseits den Lautsprecher vor den ganz tiefen Bässen schützt und andererseits für ein bisschen mehr Bass im gefälligen Bereich sorgt. Nur Vorteile also? Nicht ganz. Oft rutscht durch den Hochpass die Impedanz in den Keller.
Auch die Ayers Five ist für den angeschlossenen Verstärker keine ganz leichte Kost. Wie die LowBeats Impedanz-Messung zeigt, rutscht der EPDR-Wert (graue Kurve) zwischen 60 – 100 Hertz auf deutlich unter 2 Ohm. Dieser EPDR-Wert gibt an, wie stark das Netzteil des Verstärkers tatsächlich belastet wird.
Praxis
Und damit sind wir bei den Verstärkern, die wir für die Ayers Five empfehlen würden: Jedenfalls keine Schwächlinge. Es sollten schon Amps der Liga Musical Fidelity M6sioder Exposure 3010 oder stärker sein. Die Hamburgerin bedankt sich für zusätzliche Netzteilstabilität mit noch größerer Souveränität. Wir hörten die überwiegend am Neukomm CPA 155S und an der neuen SPL Stereodendstufe s1200. Das war ein Fest!
Bezüglich der Aufstellung gilt: Wie auch die Ayers Four ist die größere Five eher dafür geeignet, näher an der Wand zu stehen als die meisten andern Lautsprecher dieses Kalibers. Das ist durchaus ein Vorteil, den Inklang Chef Carstensen öfter betont. Bei LowBeats machten wir die besten Erfahrungen mit einer – natürlich – ganz freien Aufstellung. Wer das zuhause nicht umsetzen kann sollte aber zumindest einen “Sicherheitsabstand” zur dahinter liegenden Wand einnehmen.
Hörtest
Man schließt die Ayers Five an, lässt sie laufen und ist sofort in der Ayers-Welt. Dieser Lautsprecher klingt vom Charakter wie die kleineren, nur einfach besser. So soll es sein. Wenn ich da beispielsweise an die Linn-Lautsprecherlinie denke: Da klingt keine wie die andere…
Die Ayers Five hat diese wunderbar feinseidige Offenheit, die mich auch an der “Four” so faszinierte. Hier zeigen sich die Vorzüge der Mitteltonkalotte und der homogen-breiten Abstrahlung. Gleich, welche Aufnahme: alles flirrt und glitzert auf eine ganz lockere Art. Gerade Aufnahmen aus dem Stockfisch-Kosmos, die vor Gitarren-Obertönen fast schon leuchten, spielt die “Five” ihren ganzen Charme aus.
Basis ist natürlich eine ausgewogene Abstimmung, die etwa Stimmen gleichermaßen farbig wie transparent wiedergibt. Ein Beispiel: Elac hat zu seinem 95. (!) Geburtstag zusammen mit in-akustik einen echt netten Sampler herausgebracht – aufgenommen in HQ. Gleich das Eingangsstück – Finks “Trouble’s What You’re In”, aufgegezeichnet in der Union Chapel, London – klingt mit der Ayers bestechend offen und lebendig. Kein noch so kleines Detail in der charismatischen Stimme von Fink, so scheint es, bleibt ihr verborgen. Und weil sie ein echt stabiles zudem sehr tief angelegtes Bassfundament hat, klingt sie nicht nur wunderbar “komplett”, sondern auch packend räumlich.
Wir hatten zum Test der Ayers Four die Canton A45 aus der Referenzkammer geholt und taten das beim Test der Ayers Five ebenso. Die Ayers Four konnte sich gegen die mächtige Canton mit ihrer durchgehend präzisen, wunderbar kultivierten und feinen Wiedergabe durchsetzen.
Das gelang der großen Ayers noch besser. Doch trotz des deutlich erweiterten Hubraums hatte auch die “Five” der Basswucht der Canton nicht viel entgegenzusetzen. Gerade die bei uns oft gehörten Teststücke von Infected Mushroom, Felix Laband & Co. drückte die Canton um einiges beeindrucker in den Hörraum. Und weil die Canton ebenso lebendig spielt, ihre Maximalpegel aber um einiges höher liegen, ist auch der Spaß-Faktor mit der Canton höher.
Freunde der sehr gehoben Lautstärke werden also mit der Canton bestens bedient. Aber die Wiedergabe der “Five” ist über den gesamten Wiedergabebereich noch feiner durchzeichnet. Als ob die Linse etwas schärfer gestellt geworden ist, gelingt es der Hamburgerin, noch feiner, noch genauer, Bass- oder Geigen-Saiten ausschwingen zu lassen oder auch die Umrisse der einzelnen Instrumente nachzuzeichnen. Das gilt sogar für den Tiefbass: Bei den schwer definierbaren, wabernden Tiefton-Teppichen der Yello-Aufnahmen bringt die Ayers deutlich mehr Struktur in die Wiedergabe. Sie vermittelt damit auch viel besser die Idee, die der Arrangeur mit dem Stück hatte.
Der Vergleich mit der Canton zeigt aber auch eine kleine Einschränkung der Ayers Five: Sie ist nicht für die ganz hohen Pegel gemacht. Wenn es sehr laut wurde, verflog der Zauber der filigranen Wiedergabe ein wenig. Dafür klingt die Inklang bei kleineren Pegeln überragend – besser jedenfalls als die meisten Standboxen dieser Größen- und Anspruchsklasse. Wenn man bedenkt, wie heute die meisten Menschen zu Hause hören (oder hören können) ist die Ausrichtung der Ayers Five sicherlich klug gewählt.
Fazit Inklang Ayers Five
Die “Five” der Ayres Linie ist ein angemessenes Flaggschiff der Ayers Linie. Sie punktet mit der gleichen feinnervigen Offenheit im Mittelhochton wie auch die kleineren Modelle, legt aber unten noch ein mächtiges Pfund unten drauf.
Hinzu kommen all die Vorteile, mit denen die Ayers Modelle sowieso punkten. Da wäre die Top-Verarbeitung und die vielen Finish-Möglichkeiten (wenn es keine Limited Edition ist) sowie die durchdachte, Wohnraum-optimierte Abstimmung. Außer seines etwas höheren Anspruchs an den angeschlossenen Verstärker und kleinen Einschränkungen beim Maximalpegel kann ich diesen Lautsprecher uneingeschränkt empfehlen.
Inklang Ayers Five
2021/12
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung
Gesamt
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.