Der TD 1600 ist vielleicht der unwiderstehlichste aller neuen Thorens-Spieler – ästhetisch wie technisch: Die Proportionen stimmen perfekt, das Subchassis arbeitet superb. Doch zusammen mit dem neuen Tonarm, also als Thorens TD 1600 mit TP 160, rückt das Gespann in Griffweite einer Qualität, die anderswo oft unerschwinglich geworden ist.
Walnuss oder schwarz? Automatik oder manuell? Ein paar Entscheidungen muss man bei der Bestellung des Thorens TD 1600 dann doch treffen. Den Spieler gibt es als TD 1601 auch mit einem elektronisch gesteuerten Servolift und automatischer Endabschaltung. Das kostet 500 Euro extra. 500 Euro, die 70 von 100 Käufern offenbar liebend gerne zu zahlen bereit sind. Eine interessante Zahl, die inzwischen, weil es den 1600/1601 bereits ein Weilchen gibt, auch auf nennenswerten Stückzahlen beruht.
Gekauft wird der „große“ Subchassis-Thorens also gar nicht überwiegend von Hardcore-Analogfans, die nach zwei Stücken eh schon wieder am Spieler stehen, um an irgendwas rumzuschrauben. Zumal die ganzen Einstellmöglichkeiten ja auch dem Komfortkunden zur Verfügung stehen: Die Arm-Höhenverstellung beispielsweise, die früher gern der Automatik zum Opfer fiel, bleibt beim 1601 uneingeschränkt nutzbar. Und da die Endabschaltung ihrerseits abschaltbar ist, steht auch dem ausgiebigen Genuss bespielter Endlosrillen nichts im Weg. Jede/r sollte schließlich die Chance haben, Godspeed You! Black Emperors „f# a# ∞“ einmal so zu hören, wie es gedacht und im Albumtitel mit dem Unendlich-Zeichen bereits angedeutet ist. Nach ein paar Umdrehungen darf man dann ruhig manuell abschalten. Sofern man nicht, wie der Autor im Jahr 1997, in eine Art Trance versunken ist und erst nach einer halben Stunde merkt, dass die ganze Zeit schon ein – ziemlich offensichtlicher – Endlos-Loop läuft.
Optisch ist der Thorens geradezu der Archetyp eines hochwertigen Plattenspielers. Viel klassischer kann man so ein Gerät nicht zeichnen: Stabiler, dickwandiger Holzrahmen, Alu-Oberdeck, rechts schwarz abgesetzt das laminierte Tonarmbrett mit der umlaufenden Fuge, die deutlich macht, dass Arm und Tellerlager auf einem eigenen, von der Zarge getrennten Chassis leben. Ein Schnipsen gegen Armboard oder Teller zeigt dann auch sofort, welcher Art die Verbindung zwischen Subchassis und Zarge ist: Ersteres gibt weich-elastisch nach und kommt langsam ausschwingend wieder zur Ruhe.
Das Subchassis steht auf drei Kegelfedern aus Stahldraht, deren Federkonstante zusammen mit der Masse von Teller, Arm und Subchassisträger eine Resonanzfrequenz von ungefähr 2 Hertz ergibt. Spätestens ein paar Hertz darüber überträgt die federnde Aufhängung keinerlei Energie mehr. Der Synchronmotor könnte also munter vor sich hinvibrieren: Da er nicht Teil des Subchassis, sondern auf der Zarge montiert ist, finden seine Vibrationen keinen Weg zu den sensiblen Teilen des Spielers. Als potenzieller Schleichweg bleibt allein der Antriebsriemen, aber auch der ist ja elastisch und bei den typischen Störfrequenzen nicht sehr übertragungsfreudig.
Historisch ist das immer die Hauptaufgabe eines Subchassis gewesen: Den Motor als Haupt-Vibrationsquelle verschwinden zu lassen. So brachten es frühe Thorens- und Linn-Modelle trotz ihrer rustikalen, direkt mit Netzfrequenz angesteuerten Motörchen auf fantastische Störabstände. Der heutige Thorens fährt – wie aktuelle größere Linns – zweigleisig: Einerseits bedient er sich der nahezu perfekten Entkopplung eines frei schwingenden Subchassis. Andererseits sorgt er auf elektronischem Weg dafür, dass der Motor schon von vornherein geschmeidig und geräuschlos läuft. Zu diesem Zweck erhält der Motor synthetisch erzeugte Wechselspannungen, die in Amplitude und Phasenlage genau auf das konkrete Aggregat angepasst werden. Für die technische Umsetzung dieser Motorsteuerung hat Thorens auch keine Lösung von der Stange gekauft, sondern das deutsche Entwickler-Urgestein Walter Fuchs damit beauftragt. Der wahre Elektronik-Grips liegt beim 1600/1601 also tief in der Zarge verborgen. Das imposante Separat-Trafohäuschen, mit dem Spieler verbunden durch ein verriegelbares Kabel, liefert der Schaltung nur den notwendigen Saft.
Ganz klassisch aufgebaut ist der Teller, zweiteilig und aus fein schimmerndem, kompromisslos präzise gedrehtem Aluminium. Der Innenteller besitzt einen Durchmesser von 16 Zentimetern mit einer ca. 1 cm breiten Stufe am Rand, auf der dann der äußere Tellerring liegt. Für sich genommen lebendig klingelnd, beruhigen sich die beiden Tellerhälften augenblicklich und vollständig, sobald ihre Kontaktflächen beim Zusammenbau aufeinandertreffen. Ganz ähnlich wie beim legendären Thorens-Vorfahren TD 160 – oder beim Linn LP12.
Aber auch wieder anders: Thorens dreht heute beide Teller-Teile aus Alu, während Linn sie wie eh und je – und wie einst auch Thorens – zunächst aus der Zinklegierung Zamak gießt und dann auf der Drehbank in ihre finale Form bringt. Zamak ist mehr als doppelt so dicht wie Aluminium, weshalb der Außenteller etwa meines LP12 trotz geringerer Wandstärke ein glattes Pfund schwerer ist als der des 1600. Dafür ist die Passung beim 1600 tatsächlich noch einen Hauch präziser.
Der kurze Seitenblick zum LP12 kommt nicht von Ungefähr, oder nur weil der Spieler hier bei mir halt steht. Sondern weil die Modelle mit ihren klassischen Linien und dem Subchassis-Aufbau ins gleiche audiophile Beuteschema fallen und zudem in Grundausstattung preislich recht nah beieinander liegen. Wobei diese Grundausstattung beim Linn schon recht spartanisch ist: Das „Majik“-Paket enthält den MM-Tonabnehmer Adikt, den Tonarm Krane (aus Clearaudio-Fertigung) und die ganz kleine Motorsteuerung, die aus einer Passiv-Platine ohne Drehzahlumschaltung besteht. Damit kann man theoretisch auch 45er hören, indem man einen Alu-Adapter mit größerem Durchmesser auf den Pulley presst und dann den Riemen wieder auflegt. Aber das habe ich noch nie jemand machen sehen. Aus praktischer Sicht ist der Grund-LP12 ein Single-Speed-Fixie, bis man sich erbarmt und ihm das externe Lingo-Netzteil gönnt. Für rund 2.000 Euro extra. Erst das ist dann in Fähigkeiten und Funktionsweise mit Walter Fuchsens Steuerboards und Stromhaus vergleichbar, die der Thorens 1600 serienmäßig mitbringt. Ähnlich sieht’s beim Tonabnehmer aus: Das Linn Adikt ist ein (sehr gutes) MM mit Goldring-Herz. Aber für 4400 Euro, den Komplettpreis des Majik LP12, bekommen wir den Thorens locker mit dem hauseigenen MC TAS 1500. Und das ist einfach noch besser als das Adikt.
Das 1500 wird von Audio-Technica gebaut. Die Herkunft ist hier nicht so leicht zu erkennen wie beim kleinen, ebenfalls bei AT produzierten Linn-MC Koil. Das liegt an dem eigenen Alugehäuse, das Thorens-Designer Helmut Thiele den TAS-Modellen geschneidert hat – während Linn einfach die Karosserie der AT-OC-Serie übernimmt. Technisch gibt es deutliche Parallelen: Beide OEM-ATs bringen einen supersteifen Bor-Nadelträger und den abtastfreudigen MicroLine-Diamanten ins Spiel, dessen fast schon obsessive Detailarbeit vielen, aber nicht allen Musikfans schmeckt. Tatsächlich ist für den TD 1600 das TAS 1600 nicht nur namentlich, sondern auch klanglich die noch bessere Wahl. Es kostet 400 Euro mehr und trumpft mit Audio-Technicas bestem Diamanten auf, dem „Special Line Contact“.
Der große Schritt: Thorens TD 1600 mit TP 160
Das TAS 1600 spielt hier so natürlich und stimmig bei unverminderter Detailfreude, dass die Entscheidung ein klassischer No-Brainer ist. Zumal wir dann immer noch bei extrem konkurrenzfähigen 4.700 Euro Gesamtpreis liegen. Das ist kein billiger Spaß, aber ein nachhaltiger, in jedem Detail schon ein gutes Stück weit ausgereizter. Denn neben der guten Motorsteuerung befindet sich auf dem Thorens auch bereits ab Werk ein überragender Tonarm. Wir meinen nicht den TP 92, mit dem der 1600 ursprünglich auf den Markt kam. Sondern den neuen TP 160, der mit jedem seiner neun Zoll an effektiver Länge ganz laut „lecker!“ ruft. Designer Helmut Thiele hat den TP 160 als modernen Wiedergänger des legendären EMT-Profiarms 929 gezeichnet. Und damit zumindest für meinen Geschmack voll ins Schwarze getroffen.
Dieses mattsilbern-mattschwarze Tonwerkzeug mit seinem großkalibrigen J-förmig gebogenen Rohr und dem ikonischen großen Lagerzylinder flößt augenblicklich Vertrauen ein. Und zahlt diesen Vorschuss dann im praktischen Umgang und im Hörtest mit üppigstem Zinssatz zurück. Stabil, steif, extrem leichtgängig und umfassend einstellbar, macht er experimentierfreudige Analogforscher und reine Musikgenießer gleichermaßen happy. Und hält hinter seinem dezenten Äußeren auch noch etwas Gesprächsstoff für Mechaniknerds bereit. Nämlich ein neues Lager für die Vertikalbewegung, das dem Prinzip der Schneidenlagerung folgt. Der Arm balanciert also wie eine Wippe auf einer scharfen Klinge aus gehärtetem Stahl, die in einer ebenfalls gehärteten Schale mit etwas weiterem Öffnungswinkel steht.
Zwei Schwachpunkte, die ihn bei bisherigen Schneidenlagern störten, hat Helmut Thiele bei seiner Konstruktion ausgemerzt. Zum einen ist der Boden der Lagerschale nicht irgendwie verrundet, sondern besteht aus zwei Hälften, die in einer exakten Linie aufeinanderstoßen. Zum anderen kann das Thorens-Lager in seinem Sitz weder seitwärts hin- und her rutschen, noch aus ihm nach oben herauskippen. Das verhindern kleine, aber starke Neodym-Magneten, die Schneide und Schale stets perfekt zentriert halten. Die Rotation des Arms über die Platte geschieht dagegen ganz konventionell in Kugellagern, wenn auch feinster japanischer Provenienz.
Der TP 160 kommt mit einem ebenfalls neu entworfenen Headshell mit klassischer SME-Kupplung. Man kann also stattdessen beliebige Fremdshells oder auch eine SPU-Tondose vorne am Arm montieren. Damit auch bei solchen Headshell-losen, in sich nicht justierbaren Systemen der Überhang punktgenau stimmt, ist das Armrohr sogar axial verstellbar. Der Montage- und Tauschkomfort kostet unvermeidlich etwas Steifigkeit, weil abnehmbare Headshells dieser Bauweise eigentlich nie hundertprozentig spielfrei sitzen. Der serienmäßige Thorens-Kopf schneidet in diesem Punkt aber schon deutlich besser ab als etwa die Technics-Teile. Die Headshell verfügt er über eine kleine Klemmschraube, die nach dem Öffnen mit einem 1,5mm-Inbus eine Korrektur des Azimuth erlaubt. Das ist recht fummelig, aber zum Glück muss man nur selten ran: Bei gut gemachten Tonabnehmern sollte der Azimuth stimmen, wenn das System exakt parallel zu Platte steht. Zumal sich eine dann nicht senkrecht stehende Nadel durch Verdrehen des Systems zwar gerade ausrichten lässt, dann aber der gesamte restliche Generator schief steht. Man also vom Regen direkt ins HiFi-Fegefeuer rutscht.
Das Thorens-System jedenfalls haben wir einfach in allen Achsen parallel zum Teller/zur Platte ausgerichtet. Beim VTA alias Tonarmhöhe geht das vorbildlich einfach: zuerst die kleine Sicherungsschraube an der Armbasis lösen, dann mit der großen gelochten Ringmutter hoch- oder runterschrauben, wobei eine volle Umdrehung exakt einem Millimeter entspricht. Als Drehhilfe legt Thorens einen Alustift bei, der seitlich in die Lochung der Mutter passt. Aber es geht ohne genauso leicht.
Vorbildlich auch das magnetisch arbeitende Antiskating mit klassisch skaliertem Stellrädchen, das man auch während des Betriebs behutsam drehen kann. Beim Lift unterscheiden sich die beiden 1600er-Modelle: Der 1601 hebt und senkt den Arm auf Tastendruck per Miniaturservo und kleinem Getriebe. Wo das hinpasst, sitzt beim 1600 der bewährte manuelle Lift mit Silikondämpfung. Der große Zuspruch für das Servomodell liegt hier sicher auch am etwas unsteten Wesen aller echten Subchassis: Den manuellen Lift muss man behutsam betätigen, weil er sich ja auf dem beweglichen Teil des Spielers befindet. Die Metall-Lifttaste des 1601 dagegen sitzt perfekt entkoppelt vorne auf der Zarge. Die könnte man zur Not auch mit dem Gummihammer betätigen, ohne dass die Abspielebene etwas mitbekäme.
Das Subchassis-typische Nachschaukeln ist beim 1600 auffallend harmonisch und taumelfrei. Und das ohne irgendein besonderes Feder-Einstellritual, wie es ein neuer Linn beim ersten Setup verlangt. Denn Thorens hat das traditionelle Dreifeder-Subchassis zwar grundsätzlich beibehalten, es jedoch mit ein paar sehr wirksamen Modifikationen versehen. Dazu gehört ein Ballastgewicht, das den Schwerpunkt des Subchassis symmetrisch zwischen den Federn zentriert. Ebenso die neue Motorposition links vorne statt links hinten auf der Zarge. Vor allem aber ein dünnes Stahlseil genau gegenüber dem Motor, das dem Riemenzug entgegenwirkt und somit für ein Gleichgewicht der auf das Subchassis einwirkenden Kräfte sorgt.
Hörtest
In Kombination mit den bei diesem Spieler stehenden (statt traditionell hängenden) Federn ergibt sich ein absolut braves, berechenbares Schwingverhalten, das sich während des monatelangen Gastspiels in meinem Hörraum um kein Jota veränderte. Sollten sich die Stahlfedern irgendwann geringfügig setzen, lassen sie sich an der Bodenplatte nachstellen, ohne dass der Spieler dafür geöffnet werden müsste.
Im Hörraum präsentiert sich der Thorens als praktisch perfekter Plattenspieler. Die Abtastung mit dem TAS 1600 ist so unerschütterlich, dass man aufhört, seine Plattensammlung insgeheim nach mehr oder weniger „gut gepressten“ Exemplaren zu sortieren, um dann tendenziell nur noch die guten zu spielen. Stark komprimierte und sonst wie schlechte Platten hören damit aber nicht auf zu existieren: „Amber“ der Band Clearlake etwa (Domino – WIGLP152) kam 2006 heraus, entstand also am historischen Peak des Loudness War und klingt tatsächlich schauderhaft. Da hilft auch der beste Plattenspieler nichts. Dafür springt uns Mice Parades „Obrigado Saudade“ aus dem Jahr 2003 (FatCat Records – fatlp29) mit verblüffender Dynamik in den Hörraum. Akustikgitarren, Percussion, und Kristín Anna Valtýsdóttirs verträumte Vocals im ersten Track „Two, Three, Fall“ wirken fast dreidimensional plastisch, frisch und farbig. Und beim folgenden, langen „Mystery Brethren“ ist es ein reines Vergnügen, immer neuen Instrumenten-Schichten dabei zuzuhören – fast zuzuschauen –, wie sie sich mit den bereits vorhandenen verweben. Und dieses quirlige, bunte Klanggewebe wird einfach nicht unübersichtlich, sondern breitet sich ganz mühelos und durchhörbar vor den Boxen aus. In diesem Fall übrigens ein Paar Klipsch Heresy IV, die am neuen, überragenden Cayin-Vollverstärker Jazz 80 eine unerwartet audiophile Sensibilität entwickeln.
Die Platte habe ich seit 20 Jahren. Sie zeigt nebenbei, dass lange Spielzeiten nicht zwingend flachen Sound bedeuten müssen: Masteringingenieurin Mandy Parnell hat hier 29:34 Minuten allein auf der A-Seite untergebracht. 2003 gab es ja noch keinen Vinylboom, da überlegten sich Labels dreimal, ob sie ein teures Doppelalbum riskieren sollten. Die Platte klingt dennoch fantastisch, ist aber nicht einfach abzutasten, weil Parnell den Plattenradius wirklich bis zum Limit ausgenutzt hat. Für die letzten Stücke jeder Seite wird’s also sehr eng in der Rille, die da nur noch den halben Umfang hat wie beim ersten Track. Dem „Special Line Contact“-Diamanten des TAS 1600 ist das bewundernswert egal: Die Musik wird weder dumpfer noch unsauber, noch leidet die Dynamik.
Überhaupt Dynamik: Der Thorens mag klassisch und etwas behäbig aussehen, ist aber ein sehr straff und impulsiv klingendes Laufwerk mit aufgewecktem, agilem Timing. Wie sein technischer Verwandter von Linn erweckt er Bassläufe und Drumrhythmen zu prallem, energischem Leben. Das gelingt ihm auch noch besser als dem 1600 der ersten Generation, der statt des TP 160 noch einen TP 92 trug. Das Arm-Upgrade hat den Spieler also zwar teurer gemacht, aber auch nachvollziehbar besser und ausgewogener (und nebenbei in meinen Augen viel hübscher). Erfreulich daher, dass Thorens ein Upgrade anbietet, das den Armtausch und die nötigen Umbauten am Subchassis enthält. So kommen auch Besitzer:innen der ersten 1600er-Generation – wenn auch nicht ganz billig – in den Genuss des neuen Arms.
Ob sich das lohnt? Absolut! Ganz besonders, wenn man MCs mit dem Spieler betreiben will, ist der TP 160 ganz klar überlegen. In etwa so, wie der Linn Ekos dem Akito aus gleichem Haus überlegen ist – nur preislich auf viel freundlicherem Terrain. Der TP 160 bietet die Stabilität und Ruhe, die Top-MCs brauchen, er bringt die Masse und Festigkeit, um mit den mechanischen Kräften umzugehen, die die meist eher steifen MC-Generatoren ins Headshell einleiten. Der Punkt ließe sich mit einem fixen Headshell noch steigern. Aber hier bin ich gerne bereit, diesen kleinen Kompromiss einzugehen. Weil so eine tauschbare Headshell in der Praxis einfach viel angenehmer und vielseitiger ist. Gerade für experimentierfreudige Plattenhörer, die gerne mal einen anderen Tonabnehmer ausprobieren. Und weil man von diesem Kompromiss im Klang wirklich nicht viel wiederfindet: Ich habe das Thorens-MC nicht nur im TP 160, sondern auch im Linn Ekos 1 auf meinem LP12 gehört. Klingt auch ganz fantastisch und gar nicht so unähnlich, jedenfalls nicht eklatant dynamischer.
Das TAS 1600 mag Audio-Technica-Gene besitzen, es klingt im Thorens-Arm aber besser als das AT-Original AT-OC9XSL, auf dem es kraft des Datenblatts offensichtlich basiert: Stimmiger, noch etwas druckvoller. Vielleicht dafür das Thorens-spezifische Gehäuse mit seiner etwas höheren Masse verantwortlich. HiHat-Becken klingen wirklich nach Metall, mit fein nachgezeichnetem Öffnen und Schließen und faszinierender, bronzeschimmernder Feinstruktur. Stimmen dann aber nicht zu holzschnitthaft freigestellt, sondern mit realem, gewichtigem Körper und ausdrucksstarker Phrasierung. Basslinien marschieren federnd-muskulös und sorgen für eine perfekt stimmige Gesamtbalance. Wer Angst vor dünnlippig lispelnden Sängerinnen hat und deshalb vielleicht bisher einen Bogen um MCs machte: Wahrscheinlich war nicht nur das MC Schuld, sondern auch ein überforderter Arm und ein hüftsteifes Laufwerk. Selbst unter solchen Bedingungen liefern MCs oft immer noch scharfe Umrisse, füllen diese aber nicht mehr mit Farbe, Leben und Substanz. Das ist dann das, was richtig gute Laufwerke und Arme ausmacht. Der 1600 ist so ein richtig gutes Laufwerk. Sogar ein ganz überragendes. Und auch wenn mir das bei einem 4000-Euro-Gerät schwerfällt, spiele ich mit dem Gedanken, es „preiswert“ zu nennen. Einfach weil mir gerade kein wirklich äquivalenter Dreher zu diesem Preis einfällt.
Fazit Thorens TD 1600 mit TP 160
Durch den neuen Tonarm TP 160 ist der TD 1600 teurer geworden. Andererseits wäre ein Arm in dieser Qualität mit anderem Namen, kleineren Stückzahlen und vielleicht einem Schuss Esoterik schon ganz allein den Preis des kompletten Spielers wert. Insofern ist der TD 1600 mit TP 160 ein zwar fraglos luxuriöses, dabei aber durchaus faires Angebot.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Herrlich klarer, dynamischer Klang |
| Universeller, gut einstellbarer Tonarm |
| Anschlussfeld mit XLR- und Cinchbuchsen |
| Wartungsfreies und sauber schwingendes Subchassis |
Vertrieb:
Thorens GmbH
Lustheide 85
51427 Bergisch Gladbach
www.thorens.com
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Thorens TD 1600 mit TP 160: 3.500 Euro
Die technischen Daten
Thorens TD 1600 / TP 160 | |
---|---|
Konzept: | Riemengetriebener Plattenspieler mit 33/45 U/min |
Tonarm: | TP 160 mit SME Headshell, effektive Masse: 14 Gramm |
Plattenteller: | 12“ / 4,2 kg (Aluminium) |
Tonabnehmer-Empfehlung: | Thorens |
Lieferumfang: | 12V-Steckernetztteil, Staubschutzhaube (Acryl), Cinch-Kabel, Thorens-Gummimatte |
Ausführungen: | Echtholzzarge, schwarz Hochglanz, Walnuss Hochglanz, Top-Platte aus triCom |
Abmessungen (B x H x T): | 45,4 x 18,0 x 36,9 cm |
Gewicht: | 11,0 Kilo |
Alle technischen Daten |
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