Wenn man sich bislang auf eines felsenfest verlassen konnte, dann auf dieses: Eine HiFi-Box von Quadral sah auch immer aus wie eine HiFi-Box. Am besten alle Treiber auf der schwarzen Front und die Seitenwangen Echtholz-furniert farblich abgesetzt. 40 Jahre schon begleiten diese Lautsprecher mein HiFi-Leben und ich musste mich nie umgewöhnen. Bis jetzt. Mit Platinum+ brechen nun auch bei den Niedersachsen moderne und hoch elegante Zeiten an. Außer den Stellen, wo es gewollt ist, unterbricht keine Linie, kein Aufsatz die glatten Flächen des Lautsprecherkorpus. Man ahnt: Hier hat sich jemand lang Gedanken gemacht und einen sehr ästhetischen Ansatz mit klaren Bauhausformen hinbekommen. Selbst die Tief-, Mittel- und Hochtöner, insgesamt fünf an der Zahl bei dem Flaggschiff Quadral Platinum nine+ sind nur schwer als solche zu erkennen.
Schon gar nicht, wenn die Platinum nine+ wie unserer Testmuster in Hochglanz-Schwarz daherkommt. Deren Abdeckungen für die Mitteltöner als auch für die Druckkammer für den Bass sind ja ebenfalls schwarz – und heben sich von der kubischen Säule nur dezent ab.
Denn das muss man den Quadral Verantwortlichen lassen: Nicht nur der radikal andere Bauhaus-Entwurf, auch das Gehäuse, vor allem der Lack ist wirklich allerfeinst. Die Oberfläche der Quadral Platinum nine+ wirkt ungemein edel und ist spiegelglatt. Dafür eine glatte Eins.
Nachteil: Man sieht jeden Fingerabdruck, jedes Staubkorn und auch für den LowBeats Fotografen war diese Oberfläche eine Herausforderung, die er nicht immer gemeistert hat…

Form und Finish wirken zwar sehr majestätisch, doch aufgrund ihrer Größe von 118 x 25 x 40,5 cm (HxBxT), ihrer kubischen Form und eben der tiefschwarzen Farbe ist die Quadral Platinum nine+ selbst im großen LowBeats Hörraum eine sehr massive Erscheinung; da wirkt die Platinum nine+ in Weiß dezenter…

Was den edlen Auftritt der Quadral Platinum nine+ unterstreicht, ist das Fehlen jeglicher (sichtbarer) Schrauben auf der Front. Die beiden Mitteltöner stecken hinter einer Stoffblende, der Hochtöner ist von hinten in der Schallwand montiert. Dafür aber finden sich auf der Rückseite der 3-Wege Standbox mehr Schrauben als gewöhnlich.

Gleich zwei, mit je acht Schrauben befestigte und in die Rückwand eingelassene Holzplatten bieten Zugang zu den Frequenzweichen und den Tieftönern. Quadral nutzt diese Service-Ports bei fast allen seinen größeren Modellen.

Das technische Konzept der Quadral Platinum nine+
Klassische Bassreflexboxen waren für Quadral schon immer zu trivial. Früher setzte man auf Transmissionline-Boxen, später auf eine kurze Druckkammer vor den Bässen.
Im Rahmen der neuen Platinum+ -Serie hat Quadral Entwicklungsleiter Sascha Reckert das Thema Druckkammer jetzt noch einmal komplett neu gedacht: Die beiden 21,5 cm Tieftöner haben nun jeweils ein eigenes Bassreflexgehäuse und sitzen auf deren Ober- beziehungsweise Unterseite – quasi Membran gegen Membran.

Zwischen den beiden Bassgehäusen der Quadral Platinum nine+ sind etwa acht Zentimeter Abstand; die Öffnungen (wie auch die durchgehende Rückwand an dieser Stelle) sind versteckt hinter schwarzem Stoff.
Diese sogenannte Druckkammer ist also nach drei Seiten hin offen; wir haben also eine fast 360° Abstrahlung im Bass in etwa 60 cm Höhe. Darauf kommen wir später noch zu sprechen.

Die Idee hinter der Druckkammer: Durch die entstehende Kompression der Luft will Reckert mehr Tiefton-Schalldruck erzeugen, als es mit den beiden Bässen auf der Schallwand möglich wäre. Denn mehr Schalldruck aus einem bestehenden System bedeutet auch weniger Verzerrungen.
Solche Konstruktionen sind sehr selten, weil schwer zu berechnen. Aber Reckert hat in vielen Versuchsreihen eine überzeugende Lösung gefunden, die es in dieser Form im HiFi bislang nur selten gab.
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