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Review Tomb Raider auf Ultra-HD Blu-ray (Foto: Warner Home Video)
Tomb Raider auf Ultra-HD Blu-ray (Foto: Warner Home Video)

UHD-Blu-ray: Tomb Raider – Perfektes Sommer-Abenteuer

In Deutschland haben Sommer-Block-Buster mit Aktion und Abenteuer eine lange Tradition. „Tomb Raider“ steht da einem Indiana Jones praktisch nichts nach. Glücklicher Weise versucht Regisseur Roar Uthaug auch keine Neuauflage der vorigen zwei Abenteuer mit Angelina Jolie, die – abgesehen von der Hauptdarstellerin – etwas flach geraten waren, sondern nähert sich der Computerspiel-Vorlage an.

Die neue Abenteuerin verkörpert Alicia Vakander erstaunlich realistisch und stürzt sich mit dem Zuschauer in waghalsige Abenteuer, die beispielsweise einen verregneten Spätsommertag im eigenen Heimkino schnell vergessen lassen. Hier also der Tipp und die Beschreibung des Kollegen Timo Wolters.

Tomb Raider auf Ultra-HD Blu-ray (Foto: Warner Home Video)
Tomb Raider auf Ultra-HD Blu-ray (Foto: Warner Home Video)

Der Inhalt von Tomb Raider

Tomb Raider (Foto: Warner Home Video)
In Hong Kong trifft Lara auf den undurchsichtigen Lu Ren (Foto: Warner Home Video)

Seit sieben Jahren nun gilt Richard Croft, Leiter des erfolgreichen Unternehmens „Croft Holding“, als verschwunden. Seine Tochter Lara kann nicht akzeptieren, dass ihr Vater eventuell bei einer seiner Reisen umgekommen sein könnte. Deshalb weigert sie sich auch das Erbe anzutreten. Erst als sie von Ana Miller, der Partnerin Richards, darauf hingewiesen wird, dass dieses bald verfallen würde, nimmt sie es an. Während Lara, nun zu den persönlichen Gegenständen ihres Vaters gekommen, eines Tages das Anwesen erkundet, verschafft sie sich auch Zutritt zu einem persönlichen Zimmer Richards. Dort findet sie zahlreiche Hinweise auf das Abenteurer-Leben ihres Papas. Außerdem wartet eine Videobotschaft auf sie. In der teilt Richard mit, dass er sich mit dem Leben und Tod der ersten japanischen Königin namens Himiko beschäftigt hatte. Angeblich besaß diese die Fähigkeit, alleine durch ihre Berührungen über das Schicksal und damit über Leben und Tod anderer zu bestimmen. Lara nimmt an, dass ihr Vater das geheime Grab der Himiko aufsuchen wollte und dabei verschwand. Also macht sie sich selbst auf den Weg in die Ferne und setzt alles daran zu ergründen, was mit Richard geschah.

Tomb Raider (Foto: Warner Home Video)
Was macht Mathias Vogel in dem Steinbruch? (Foto: Warner Home Video)

Der visuelle und technische Fortschritt ist im Alltag kaum stärker zu beobachten wie bei Videospielen. So wurde aus dem grobpixeligen Körper mit den dreieckigen Riesenbrüsten der Lara Croft in Tomb Raider und Tomb Raider II nach und nach ein ansehnlicher Frauenbody, dessen Oberweite sich realistischeren Formen anpasste. Und wie es für die Serie um die abenteuerlustige Millionärstochter Lara auf Konsolen und PCs mit dem 2013er Tomb Raider (dem insgesamt zehnten Output der Reihe) ein Reboot gab, so startet man nun auch das Filmfranchise von vorne. 2001 und 2003 hatte Angelina Jolie als perfekt besetzte Ms. Croft das Kino aufgemischt und die klassischen Videospiel-Teile auf die große Leinwand gebracht. Nun, 15 Jahre später, ist es an Alicia Vikander die jüngere, zartere und körperlich weniger offensive 21-jährige Lara zu spielen. Was nicht bedeutet, dass sie physisch nicht fit ist – ganz im Gegenteil. Wer sich im Bonusmaterial umschaut, der weiß, was die Darstellerin gemeinsam mit ihrem Trainer erarbeitet – 5 Kilo Muskelmasse muss man als Frau auch erst einmal draufpacken.
Gleichzeitig gelingt es ihr aber, die zunächst noch sarkastisch-zickige Göre zu geben, die völlig unangepasst und mit übersteigertem Ehrgeiz auftritt – irgendwo zwischen Naivität und dickem Schutzpanzer verdient sie sich lieber als Fahrrad-Kurier ihre Brötchen, als das Millionenerbe des Herrn Papa anzunehmen. Denn immerhin glaubt sie nicht an den Tod des seit Jahren vermissten Vaters.

Dass auch Tomb Raider im Jahre 2018 nicht über ein relativ inhaltsleeres Grundkonstrukt hinauskommt, ist sicherlich nicht Vikanders Schuld. Vielmehr geben die Storys der Videospiel-Vorlagen einfach auch nicht mehr her. Und trotzdem man hier gerade zu Beginn erst einmal nicht das typische Flair der Lara-Croft-Atmosphäre herstellt, ist der weitere Verlauf dann doch so bekannt und gewöhnlich, wie man es von einem solchen Film nun mal kennt:

Tomb Raider (Foto: Warner Home Video)
Egal, wo Lara hinkommt: Sie muss und kann ihre Physis unter Beweis stellen (Foto: Warner Home Video)

Da werden zu Beginn die Figuren eingeführt, ein kleines Geheimnis wird etabliert und ehe man sich’s versieht, ist Lara auch schon in exotischen Ländern unterwegs. Es werden Knöpfe gedrückt, knifflige Rätsel gelöst und Schergen abgehängt – so weit, so Indiana Jones.

Doch wenn das Ganze so stilvoll, atmosphärisch und rasant umgesetzt wird, wie es in Tomb Raider der Fall ist, dann darf man auch mal über die versammelten Klischees hinwegsehen. Zumal die liebevolle Ausstattung der Gimmicks oder auch die gelungene Erscheinung von Croft Manor dem Videogame-Fan gefallen werden. Ebenfalls gelungen ist vor allem das düstere Element. Während die beiden Verfilmungen mit Angelina Jolie weitgehend helle und bunte Blockbuster waren, geht’s in Tomb Raider 2018 wesentlich schmutziger zu. Vikander schindet ihren Körper schon in Sequenzen, in denen es nicht mal um Leben und Tod geht. Egal, ob Wasser, Erde, Schotter oder Matsch – die moderne Lara Croft arbeitet schwer für ihre Abenteuerlust und gelangt nicht souverän und klinisch sauber ans Ziel. Sehr schön herausgearbeitet wurde (wie schon in der 2013er Game-Vorlage) der Aspekt des Verlusts der Unschuld. War Lara in den ersten 18 Jahren ihrer Videospiel-Historie eine erfahrene Kämpferin, die auch über das Ableben ihrer Gegner nicht klagte, war es für Ms. Croft im Reboot noch völlig neu, sich bis zum Tod des Widersachers zu wehren. Im Game und im Film gibt es diesen Moment, in dem sie über diesen Punkt hinausgeht. Vikander schafft es hier durchaus eindrucksvoll zu vermitteln, was es in dem Moment mit ihr macht – emotionales und durch den Todeskampf hervorgerufenes Kreischen inklusive. So schmutzig und (wenn man es sagen kann) realistisch hat noch keine Heldin in einem Abenteuerfilm getötet.

Tomb Raider (Foto: Warner Home Video)
Ein Balance-Akt, wenn man noch gefesselte Hände hat (Foto: Warner Home Video)

Apropos Abenteuerfilm: Wenn es nach knapp 80 Minuten in die mit Fallen gespickte Höhle geht, ist die Differenzierung zu besagtem Mr. Jones kaum noch möglich. Man bedient sich der gängigen Motive, die man in Höhlen offenbar immer findet (wo kommen eigentlich immer diese ganzen Spinnen her?) und auch die persönlichen Verwicklungen nehmen den altbekannten Verlauf. Allerdings werden Fans des Games hier auf ihre Kosten kommen, wenn Lara den Hindernissen ausweichend gen Ausgang spurtet. Und so ist Tomb Raider dann am Ende genau das, was er sein will: Ein unterhaltsamer, rasanter Abenteuerstreifen, der die Atmosphäre des Spiels erstaunlich gut einfängt.

Bild- und Tonqualität BD

Tomb Raider (Foto: Warner Home Video)
Lara rennt! (Foto: Warner Home Video)

Beim Bild der Blu-ray gibt es praktisch nichts zu meckern. Es ist sehr ruhig, in Close-ups absolut scharf und liefert angenehme Kontraste. Wie gut die vorhandene Auflösung schon über die BD rüberkommt, lässt sich zu Beginn von Kapitel drei ablesen. Die Vogelperspektive von Hong Kong liefert schon hier phänomenale Feinheiten. Von den horizontalen über die diagonalen Linien und Abgrenzungen der Hochhaus-Etagen und -fenster bis hin zur Schärfe in den Randbereichen – das sieht alles schon sehr gut aus. Die UHD wird hier Schwierigkeiten haben, das Ganze noch zu toppen. Farben sind grundsätzlich etwas warm abgestimmt, was aber gut zum Abenteuer-Look passt. Die Bildruhe ist bis hinab in Szenen, die in Dunkelheit spielen, vorzüglich und kommt ohne künstlich hinzugefügtes Korn aus. Einziges Manko sind die in dunklen Sequenzen nicht ganz perfekten Schwarzwerte.

In Sachen Akustik macht’s Warner mal wieder vor: Sowohl für die deutsche als auch für die englische Fassung gibt’s Dolby-Atmos-Spuren mit True-HD-Kern. Alle Fans von verlustfreiem 3D-Ton wird’s freuen. Darf es auch. Wobei wir uns zunächst mal um die reguläre Ebene kümmern.

Tomb Raider (Foto: Warner Home Video)
Lara schießt (Foto: Warner Home Video)

Und die eröffnet mit einem effektvollen Radrennen, das von dynamischen Synthie-Klängen begleitet wird. Ohnehin ist der Score stets präsent und wird sehr räumlich auf allen Speakern abgelegt. Richtig Druck gibt’s erstmals, wenn Lara den Schlüssel in das „erste Zeichen“ steckt und sich die Geheimtüre wuchtig öffnet. Wirklich klasse aufgelöst und verteilt werden die Geräusche während der Hatz durch den kleinen Seitenhafen Hong Kongs, wenn perkussive Instrumente perfekt ortbar durch den Raum wandern (27’35).

Tomb Raider (Foto: Warner Home Video)
Lu Ren steht für sein Wort ein (Foto: Warner Home Video)

Vehement druckvoll wird’s, wenn Lara während des Sturms auf See unsanft aus ihren Träumen gerissen wird – ein absoluter Hallo-Wach-Effekt für den Zuschauer und eine echte Bass-Attacke (35’43). Gefolgt von einer Sequenz, die in Sachen Räumlichkeit ihresgleichen sucht. Womit wir dann auch mal bei der Atmos-Spur wären.

Wechseln wir auf 3D-Speaker, so dürfen diese den anfänglichen Score ein klein wenig aus der Höhe begleiten. Schön gemacht und bisher selten gehört: Das Rauschen des Straßenlärms nach etwas über vier Minuten. Immerhin befinden sich Kamera und Protagonistin mitten in diesem und die Geräusche kommen ja nicht nur auf Brusthöhe (4’33). Hier macht es durchaus mal Sinn, trotz fehlender dediziert-sichtbarer Effekte von oben, den Raum auf alle Speaker des 3D-Setups zu erweitern.
Während der Fuchsjagd liefert dann erneut der Score seine elektrischen Töne auch über die Heights – kann man machen (7’50).

Wechselt es in Kapitel Drei nach Hong Kong, hört man deutlich den akustisch angehauchten Score von oben und auch ein paar Möwen. Das ist alles bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel, liegt aber daran, dass es noch keine echten 3D-Soundeffekte gab.
Den gibt’s dann nach exakt 27’40, wenn Lu Ren auf seinem Kutter in die Luft feuert. Hier halt der Schuss dann realistisch von den Heights wider. Und dann, gut zehn Minuten später, wird es dann richtig aktiv, womit wir bei oben angesprochener Sturm-Szene sind: Denn wenn das kleine Boot ins Gewitter gerät, donnert es von oben und Lara bekommt (mitsamt dem Zuschauer und der Kamera) das Wasser der Gischt nur so ins Gesicht gespritzt (36’05) – sehr schöne 3D-Soundeffekte. Auch die Integration von regulärer und oberer Ebene gelingt hier prächtig.

Wenn Lara dann auf der Flucht vor den Schergen von Mathias Vogel ist, spratzeln immer wieder Geschosse und Pfeile über den Köpfen ein und auch der Sprung in den Fluss wird vom typisch dumpfen, geräuschdämmenden Sound begleitet, den es mit sich bringt, wenn man ins Wasser eintaucht. Laut wird es hier auch noch mal von oben, wenn die Kamera von Wasser überrollt wird (51’43). Sehr authentisch dann die quietschenden Geräusche des rostigen Flugzeugs, an dem Lara hängt und die sie über sich hört (ab 52’20 und 54’25). Was hier ein wenig fehlt, sind Signale der herabfallenden Teile, doch das ist nur ein geringes Problem, das man subjektiv auch als korrekt deuten mag, weil sie an der Kamera evtl. geräuschlos vorbeifallen. Gar nicht geräuschlos ist der sich im Wind aufplusternde Fallschirm, der für den Zuschauer den lautesten und griffigsten Effekt bis zu dem Zeitpunkt darstellt (55’22).

Selbstverständlich gibt es dann aber vor allem in der Höhle noch jede Menge an dedizierten Effekten von den Heights, die noch durch sensationelle reguläre Surroundeffekte unterstützt werden – hier fühlt man sich wirklich in einem spektakulär-immersivem Erlebnis. Aber auch die reguläre Ebene bleibt bisweilen vehement, wenn Vogel bspw. einen schwächelnden Arbeiter exekutiert. Hier wackelt die Hütte ordentlich (48’35). Außerdem großartig: Sämtliche abgefeuerten Schüsse aus den automatischen Waffen sowie die Sequenz im rostigen und hinabstürzenden Flugzeug und natürlich die versammelten Fallen in der Höhle. Durchweg gut integriert sind übrigens die Stimmen – unabhängig von ihrer Sprachfassung. Übersteuern wie zuletzt bei Pacific Rim: Uprising gibt es hier nicht.

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Autor: Special Guest