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Thorens TD 203 Aufmacher
Der Thorens TD 203 ist ein grundsolider Plattenspieler mit genialem Tonarm. Nun werden die letzten Bestände verkauft und er ist für unter 400 Euro zu haben. Ein klassischer Kauftipp...(Foto: Thorens)

Kauftipp der Woche: Thorens TD 203

„Oh Mann, noch ein günstiger Thorens als Kauftipp der Woche.“ Die Kollegen in der Redaktionskonferenz murrten. Aber so ist es nun einmal: Der Handel und seine Sonderverkaufs-Aktionen richten sich nur wenig nach redaktionellen Vorlieben. Und dieses Angebot von fono.de (leider nicht mehr verfügbar) muss man zum Kauftipp der Woche machen. Denn der Thorens TD 203 hat mit dem TP 82 einen fantastischen Tonarm mit an Bord. 700 Euro kostete das gute Stück bis vor kurzem – und war es fraglos wert. Nun liegt der Abverkaufspreis von SG Akustik bei unter 400 Euro und löst Schnapp-Reflexe aus…

Thorens TD 203 von oben
Schnörkellos klasse: Der Thorens TD 203 ist ein klassischer „Brett“-Plattenspieler und liegt mit den Abmessungen von 40,0 x 9,0 x 32,0  (B x H x T) im durchaus üblichen Bereich (Foto: Thorens)

Der Aufbau des Thorens TD 203

Der TD 203 ist einer der zahllosen Brett-Plattenspieler am Markt. Heißt: Die eigentliche Zarge besteht aus einem – in diesem Fall sehr sauber lackierten – „Brett“ aus mitteldichter Holzfaser (kurz MDF genannt), in das alle Elemente eingelassen sind. Den TD 203 gab es bei seinem Erscheinen auf den Markt in verschiedenen Lackierungen. Die letzten Chargen, die SG Akustik aufgekauft hat, sind allerdings nur noch im klassischen Schwarz oder dem aufregenden Rot zu haben.

 

Thorens TD 203 schwarz
Die zweite noch erhältliche Farbe: Schwarz. Das Rot macht natürlich etwas mehr her… (Foto: Thorens)

Die Bedienung eines solchen Plattenspielers ist ja gemeinhin simpel: Auf der Vorderseite links sind die On/Off-Tasten sowie die Geschwindigkeits-Einstellung (33 oder 45 U/min). Mehr nicht? Doch. Auf der Unterseite an der Elektronikbox kann zudem die Geschwindigkeit feinjustiert werden. Das ist auf alle Fälle mal ein Pluspunkt gegenüber vielen anderen Einsteiger-Laufwerken.

Thorens TD 203 On/Off-DSchalter
Simpel, aber für die Ewigkeit gemacht: die Kippschalter für An/Aus und die elektronische Geschwindigkeits-Umschaltung (Foto: H. Biermann)

Der Thorens TD 203 hat einen Plattenteller aus Vinyl, der offenkundig ohne Matte auskommen soll. Aber hier lohnen sich durchaus Eigenversuche, immerhin kann man den Tonarm ja in der Höhe verstellen. Ansonsten sieht man hier viel Bewährtes: Der Plattenteller selbst liegt auf einem flachen Subteller, der wiederum vom Motor per Riemen auf Drehzahl gebracht wird.

Thorens TD 203 Riemenantrieb
Links die bronzene Motorspindel und in der Mitte der Subteller, den der Riemen antreibt. Auf diese Art und Weise werden möglichst viel Motor-Vibrationen vom Plattenteller fern gehalten (Foto: SG Akustik)

Der Motor ist immer ein Problem, weil sich die Vibrationen auf das Chassis übertragen – es sein denn, er ist wie im Falle des TD 203 über feste Gummis vom Chassis entkoppelt. Der Antrieb erfolgt ruckelfrei über einen geschliffenen Riemen

Thorens TD 203 Motor-Aufhängung
Der Motor ist vom Chassis über Gummi-Dämpfer entkoppelt (Foto: H. Biermann)

Thorens TP 82: der Tonarm des TD 203

Der Star des 203-Pakets ist fraglos der Thorens-eigene Tonarm namens TP 82. Zum einen ist er richtig gut, zum anderen kann man quasi alles an ihm einstellen: Er ist höhenverstellbar (Kenner sprechen vom Vertical Tracking Angle = VTA), man kann an seiner Spitze fast beliebige Kröpfungswinkel einstellen und sogar den Azimuth (eine Dreh-Anpassung des gesamten Tonarmrohres) kann man ändern. Mehr geht fast nicht.

 

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THorens TP 82 komplett
Der Thorens TP 82 in voller Pracht. Ein Dämpfungsring auf etwa der Mitte des Rohrs unterdrückt Vibrationen. Einzeln wird der TP 82 um 500 Euro gehandelt (Foto: Thorens)
Thorens TP 82 Gegegngewicht
Das Gegengewicht am Tonarm ist zweigeteilt. Mit dem kleineren Teil (hinten) stellt man den Azimuth des Tonarmrohres ein. Er lässt sich unabhängig vom größeren verdrehen. An dieser Stelle wird es etwas fummelig, denn für die Auflagekraft sind die Gewichte ja gemeinsam zuständig (Foto: Thorens)
Thorens TP 82 Lager
Unter der Lagerhaube befindet sich eigentlich ein Einpunktlager, das aber durch drei geschliffene Kugeln zu einer Art Zwitter wird. Thorens erhofft sich durch diesen Aufbau ein besseres Verhalten bei Platten mit starkem Höhenschlag (Animation: Thorens)
Thorens TD 203 Thoren sTP 82 Kröpfung
Durch den ungewöhnlichen Aufbau sind mit dem TP 82 fast alle Kröpfungswinkel machbar (Foto: SG Akustik)
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Der Tonabnehmer

Wie man vielleicht aus diesen Zeilen herauslesen kann, ist dieser Tonarm durchaus zu Höherem berufen. Basismäßig allerdings ist der Thorens TD 203 mit einem Thorens-gelabelten MM-Abtaster ausgestattet, der unschwer dem Hause Audio-Technica zuzuordnen ist. Man darf ziemlich sicher davon ausgehen, dass es sich beim Thorens TAS 257 um ein AT91 ist handelt. Damit kann man eigentlich wenig verkehrt machen und so gut wie jede MM-Phonostufe am Weltmarkt wird bestens harmonieren. Aber wir befinden uns hier in der Einstiegsklasse der Japaner und das TAS 257 wird – seien wir ehrlich – den Qualitäten dieses Plattenspielers (vor allem jenen seines Tonarms) kaum gerecht.

Thorens TD 203 mut TAS 257
Solide Einsteigerklasse: das Thorens TAS 257 ist im TD 203 vormontiert (Foto: Thorens)

Praxis

Der Thorens TD 203 ist dank seines vormontierten Tonabnehmers ein Plug&Play-Plattenspieler. Dennoch muss man natürlich das Antiskating und die Auflagekraft einstellen: das empfohlenen Gewicht liegt bei 2,3 Gramm. Gehen Sie gleich auf 2,5 Gramm, dann sind Sie auf der sicheren Seite. Eine Geometrie-Schablone sowie eine vergleichsweise einfache Tonarmwaage helfen bei der finalen Justage.

Die Einfachheit der Konstruktion sieht man bei der Entkopplung vom Untergrund. Sie besteht aus gummierten Füßen, die leider nicht höhenverstellbar sind. Ein Plattenspieler muss aber zwingend in Waage stehen. Mit einer Wasserwaage und (mitgelieferten) Unterstellplättchen) ist auch dieser Punkt schnell abgehakt. Das wirkt aber ein bisschen uncool, da hätte ich mir eine elegantere Lösung gewünscht. Zudem schützen solche Füße nicht wirklich effizient vor Trittschall – der Nachteil fast aller Brett-Plattenspieler. Wer auf Nummer sicher gehen will, platziert den TD 203 mit einem speziellen Wandregal erschütterungsfrei an einer (möglichst festen) Wand. Dann ist auch diesbezüglich Ruhe.

Der Tonabnehmer kommt eigentlich mit jedem MM-Eingang und jeder MM-Phonostufe zurecht. Aber das TAS 257 ist halt ein Derivat des Audio-Technica AT91, also einem echten Einsteiger-System, das man online für unter 25 Euro bekommen kann. Dafür schlägt es sich bravorös.

Ich habe mit fono.de-Chef Stefan Gellrich lange überlegt und zum Schluss kamen wir auf die wahrscheinlich optimale Tonabnehmer-Alternative: das bei LowBeats getestete Sumiko Black Pearl passt preislich wie auch mechanisch perfekt zu diesem hervorragenden Tonarm. Denn bei all seiner Klasse hat der durchaus auch Eigenheiten. Das Black Pearl passt gut zum Arm und hat sich im  Test trotz seiner Präsenzsenke um 5.000 Hertz als einer der besten MM-Abtaster der 100-Euro-Klasse erwiesen. Wer Interesse hat und sich ein bisschen Appetit holen möchte, kann sich das Black Pearl schon einmal vorab im LowBeats Klang-Orakel Tonabnehmer anhören (HiFi-Komponenten im Online-Hörvergleich).

Thorens TD 203 mit Haube
Dieses Hauben-Lösung ist ungewöhnlich, hält Staub aber ebenso verlässlich von der Platte fern: das Gebilde wird einfach nach dem Musik-Hören aufgesteckt (Foto: Thorens)

Hörtest

Hier gibt es zwei Wahrheiten. Die erste: Ich habe das AT91 noch nie so gut gehört wie in dem TD 203. Eine schöne Ausgewogenheit trifft auf eine erstaunliche Spielfreude plus einen ebenfalls erstaunlich habhaften Bass. Es fehlt im ersten Moment wenig und sogar an der Räumlichkeit gab es kaum zu kritteln. Dynamik und Detailauflösung könnten natürlich besser sein. Aber bitteschön: Wir sprechen von einem Tonabnehmer, der gerade mal 25 Euro kostet.

Aus dieser Performance darf man Rückschlüsse auf die hohe Qualität des Laufwerks, aber erst recht des Tonarms ziehen und zur zweiten Wahrheit kommen: mit einem auch preislich adäquatem Tonabnehmer wie dem Sumiko Black Pearl, einem Audio-Technica AT VM95 SH oder einem Ortofon 2M Blue wird dieses Sonderangebot Mitbewerber dieser Preisklasse locker distanzieren.

Fazit Thorens TD 203

Das Angebot ist gut, aber nicht ganz stringent. Wir haben mit den Thorens TD 203 ein ordentliches Laufwerk mit Spitzenklasse-Tonarm und Einsteiger-Abtaster. Nichtsdestotrotz bleibt es ein äußerst empfehlenswertes Paket, das jeder ernsthaft prüfen sollte, der für ein möglichst gutes, analoges Hör-Erlebnis möglichst wenig Geld ausgeben will.

Die nicht einmal 400 Euro, die fono.de für den 203 aufruft, sind vor allem deshalb so günstig, weil der Tonarm so gut ist. Er erlaubt (gelungene) Experimente mit Tonabnehmern, die genauso teuer wie der gesamte Plattenspieler sein können. Nun, das ist vielleicht etwas überzogen. Der Kenner mit Augenmaß wählt einen passenden Abtaster im Bereich zwischen 100 und 200 Euro – und wird sich dann verdammt schwertun, andernorts ein besseres und klangstärkers Paket zu finden. Vielleicht sind ja die Leute von fono.de so nett, und bauen – gegen einen entsprechenden Aufpreis natürlich – gleich den besseren Tonabnehmer ein: das würde diesem Kauftipp noch die Krone aufsetzen.

 

Kauftipp der Woche:
Thorens TD 203
2020/08
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang-Potenzial
Wert-Beständigkeit
Preis/Leistung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Natürlicher, breitbandig-ausgewogener Klang
Gute Verarbeitung, Spitzen-Tonarm, gute Laufruhe
Robustes, vormontiertes MM-System Thorens TAS 257
Exzellente Preis-/Leistungs-Relation

Angebot:
SG Akustik
Amalienstraße 45
76133 Karlsruhe
Telefon: 0721 / 921 273-0
www.fono.de

Aktionspreis (zeitlich begrenzt):
Thorens TD 203 mit TAS 257: 400 Euro

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.