Zu wenige trauen sich: endlich einmal wieder einen neuen Abtaster für den Plattenspieler einbauen. Dabei ist der Tonabnehmer-Einbau alles andere als Hexenwerk. Was man allerdings braucht, sind etwas Fingerspitzengefühl, ein gutes Auge und passendes Werkzeug. Im Folgenden zeigen wir, wie es geht.
Vor dem Tonabnehmer-Einbau steht bei den meisten das Problem, dass das alte System erst einmal ausgebaut werden muss. Dafür muss man die Schrauben und die Kontakte sorgsam lösen.
Gerade bei den Klemmkontakten der vier Tonarmkabel heißt es: nach fest kommt ab. Also sachte ziehen. Zuerst mit den Fingern. Wenn sich die Kontakte lösen, gut. Wenn sie festsitzen, mit einer kleinen Flachzange vorsichtig probieren.
Bewegt sich nichts, nimmt man einen kleinen Pinsel und bestreicht die Kontakte mit etwas Ballistol. Das ist ein Top-Haushaltmittel für alle möglichen Anwendungen. Und es löst – wie gesagt – auch solche Probleme. Ist der alte Tonabnehmer abgenommen, folgt der nächste Schritt.
Vorbereitungen für den Tonabnehmer-Einbau
Wir gehen natürlich davon aus, dass sich der Musikfreund vor dem Tonabnehmer-Einbau und -Kauf informiert hat. Passt der Abtaster zu meinem Tonarm? Welches Abtastgewicht muss ich am Gegengewicht einstellen?
Das empfohlene Abtastgewicht kann man der Bedienungsanleitung entnehmen. Wer ganz sichergehen will – auch in Bezug auf die Harmonie mit dem Tonarm – nimmt einen Abtaster, der bereits bei LowBeats getestet wurde. Hier findet man alle wichtigen Parameter.
Wenn alles vorbereitet und die Werkzeuge in Reichweite liegen, setzt man die farblich gekennzeichneten Tonarmkabel auf die entsprechenden Pins am Abtaster; da kann man eigentlich nichts verkehrt machen. Nur wie gesagt: vorsichtig…
Im Beipack aller Abtaster befinden sich Schrauben verschiedener Länge plus Muttern zum Tonabnehmer-Einbau in das Headshell.
Und hier wird es nun ein zweites Mal fummelig: Man muss nun irgendwie den Abtaster im Headshell verankern – aber noch nichts festziehen; der Abtaster muss für die optimale Justage noch verschiebbar bleiben.
Besitzer von Rega Tonarmen und Rega-Tonabnehmern haben hier übrigens mit ihrer Dreipunkt-Befestigung einen nicht zu verachtenden Vorteil: die Bohrungen im Headshell und am Abtaster passen so exakt, dass man nichts herumschieben und justieren muss.
Sitzt der Abtaster im Headshell, folgt der nächste Schritt zum perfekten Tonabnehmer-Einbau: die Einstellung des korrekten Gewichts. Dazu bringt man den Tonarm mit dem nun lose eingebauten Abtaster mit Hilfe des Gegengewichts (am anderen Ende des Tonarms) in Balance.
Die meisten Gewichte haben eine feingliedrige Skala. Durch Drehen im Uhrzeigersinn an der Achse wandert das Gegengewicht langsam nach vorn und erhöht so das Abtastgewicht. Die Skala zeigt an, wenn das vorgegebene Gewicht erreicht ist.
Wir wollen es natürlich genau wissen und nutzen eine externe Tonarmwaage. Eine der besten stammt von Rega, genannt „Atlas“ (250 Euro).
Das Prozedere ist simpel: Einfach die Nadel auf den markierten Punkt absenken, der Atlas gibt dann das aufliegende Gewicht in seiner digitalen Anzeige an.
Die Justage
Ist die Auflage eingestellt, können wir uns der perfekten Ausrichtung des Abtasters widmen. Doch bevor wir zu diesem wichtigsten Punkt beim Tonabnehmer-Einbau kommen, vorab ein kleiner Exkurs zu den physikalischen Fakten.
Eine Schallplatte wird tangential geschnitten – der Stichel folgt einer absolut geraden Ideallinie. Die meisten Plattenspieler hingegen werden mit einem Drehtonarm gebaut. Kein Haken. Wenn man weiß, dass ein Drehtonarm an zwei definierten Stellen exakt die Idealachse zur Rille abtastet – genannt wird dies der innere und äußere Nulldurchgang.
Auf diese Punkte einer Einstellscheibe muss die Nadel aufgesetzt werden, zugleich soll der Tonabnehmer parallel zu den Markierungen gedreht werden. Das Headshell lässt einem hier recht viel Spielraum – es kann schon einmal eine Weile dauern, bis für beide Nulldurchgänge der richtige Punkt gefunden ist.
Stefan Gellrich von SG Akustik in Karlsruhe hat dazu einen sehr informativen Kurzfilm gedreht. Zu dem geht es hier:
Bei der Justage braucht man ein gutes Auge, denn man orientiert sich immer an den parallelen Linien. Ist der Tonabnehmer-Korpus vorn gradlinig, ist es einfacher. Ist er vorn rund (wie bei etlichen Goldring-Abtastern), orientiert man sich an den Seitenlinien. Ist die richtige Einstellung für den Tonabnehmer an beiden Nulldurchgängen gefunden, wird der Abtaster festgeschraubt.
Der Markt für Tonabnehmer-Einbau kennt etliche Anbieter von passenden Einstellscheiben. Das Web ist voll von ausdruckbaren Vorlagen. Ebenso legen manche Hersteller ihren Plattenspielern Einstellscheiben aus Pappe bei – einfach, aber effektiv.
Wer mehr will und seine Abnehmer des Öfteren tauscht, ist am besten mit professionellen Einstellschablonen bedient. Die IEC-Einstellschablone von Clearaudio (240 Euro) spielt diesbezüglich in der Champions-League. Über eine ausziehbare Skala wird die Schablone perfekt auf die Achse des Tonarms ausgerichtet.
Zum Tonabnehmer-Einbau Finale noch zwei kleine Zubehör-Tipps. Der beste Abtaster bringt keinen Superklang hervor, ist der Diamant mit Flusen und Staub übersät.
Bei Simply Analog (Vertrieb: TAD Audio) gibt es eine sinnige Nadelreiniger-Flüssigkeit (8 Euro). Einfach den Pinsel eintauchen und ein paarmal über die Nadelspitze führen.
Ebenso effektiv ist auch der neue Plattenreiniger von Simply Analog ausgefallen – ein Staubbesen mit besonders feinem Ziegenhaar (20 Euro).
Und für alle, die es noch sauberer haben wollen: In den nächsten Wochen stellt LowBeats die besten professionellen Plattenwaschmaschinen vor.
Fazit Tonabnehmer-Einbau
Sorgfalt ist hier die erste Bürgerpflicht. Auch als Anfänger kann man ohne Weiteres einen Tonabnehmer einbauen, aber man muss sich vor Augen halten: der Abtaster ist ein wesentlicher Teil der analogen Wiedergabekette.
Sitzt er falsch, verschenkt man viel vom Potenzial. Doch mit den nötigen Werkzeugen, kundiger Anleitung und ausreichend Muße kommt man schon ziemlich nah ans Optimum.
Man kann die Sache auch dem Fachhandel übergeben. Doch damit haben wir nicht nur gute Erfahrungen gemacht; hier ist schon vieles analoge Wissen verschüttet.
Wenn, sollte man sich an ausgewiesene Spezialisten wie PhonoPhono in Berlin, den Fränkischer Lautsprecher-Vertrieb in Bamberg, die Steinerbox in Erlangen, SG Akustik und Co. wenden.
Lesetipps:
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