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LowBeats HiFi-Favoriten 2017 Titelbild
Das LowBeats Team wünscht allen (und insbesondere seinen Lesern) eine friedliche Weihnacht und viel Zeit zum Schmökern und Musikhören (Foto: H. Biermann)

Das Beste aus 2017: die HiFi-Favoriten der LowBeats Redakteure

Das Jahr 2017 neigt sich dem Ende. Es ist die kurze Phase der Besinnung und des Durchatmens, bevor es dann in das nächste Jahr geht. In diesen Tagen „zwischen den Jahren“ nehmen sich viele Musikfreunde die Zeit, um endlich mal wieder ausgiebig Musik zu hören oder um das Equipment um den ein oder anderen klangfördernden Baustein zu erweitern. Anlass für die LowBeats Autoren, ihre persönlichen HiFi-Favoriten des Jahres hier noch einmal vorzustellen.

Alle LowBeats Autoren haben einen Blick zurückgeworfen auf das, was ihnen in den letzten zwölf Monaten am besten gefiel – natürlich auch unsere Musik-Experten. Die Ergebnisse haben wir hier zusammengetragen. Die Abfolge der LowBeats HiFi-, Musik- und Car-HiFi-Favoriten 2017 hat dabei nichts mit der Qualität oder dem Preis der Empfehlungen zu tun; es geht einfach nach Alphabet der Autoren-Vornamen. Und deshalb beginnt unsere kleine Aufzählung mit der Empfehlung des Kollegen Andreas Günther und endet mit der des Kollegen Stefan Schickedanz, der dann doch das  teuerste Ende für sich hatte…

1.) Analog-Fan und Spezialist Andreas Günther über den Rega Planar 6

Ich gebe es zu: Schallplatten und Plattenspieler sind mein Fetisch. Regelmäßig streife ich über die Flohmärkte und sacke neues Vinyl ein. Zu Spottpreisen. Ebenso halte ich es mit Plattenspielern: Die ganz teuren Exemplare sind mir suspekt. Denn die technologische Basis ist simpel und darf eigentlich nicht viel kosten. Ein Plattenspieler muss einen Motor mitbringen, eine Basis und einen Tonarm – basta. Der Charme und das Können liegen nach meinem Geschmack nicht in Materialschlachten, sondern in der geschickten Reduktion. Genau dieser Philosophie folgt seit Jahren Rega Gründer Roy Gandy. Rega betreibt bei allem Abspecken aber keine Magerkost. Die Briten sind eher dem Drive und der geschickten Reduktion verpflichtet. Alles zudem hausgemacht, nichts wird fremd angekauft.

Fragt mich ein guter Freund nach einem Tipp für einen Einstiegsplattenspieler, so fällt garantiert der Name Rega. Die kleinen Modelle spielen einfach phantastisch dynamisch für ihr Geld. Nun hat in diesem Jahr Rega einen Vinyldreher auf den Markt gebracht, der etwas mehr kostet, aber alles kann: den Rega Planar 6. Es gibt ihn im Gesamtpaket, also inklusive Tonabnehmer und sogar mit dem externen Netzteil Neo PSU. Die Summe dieser Zugaben wäre deutlich – der deutsche Vertrieb verlangt dennoch „nur“ 1.800 Euro für den Planar 6. Das ist zwar kein Schnäppchen, aber wunderbar angenehm. Zumal für den Käufer gilt: So schnell kommt keine Sehnsucht nach einem höherwertigen Plattenspieler auf – der Planar 6 erfüllt in dieser Konstellation viele Träume.

Was wir an ihm so lieben: Er ist kein Traktor, kein LKW, sondern ein Sportwagen. Alles ist leicht. Die Basis wird aus Polyurethan aufgebaut, die Verstrebungen bestehen aus Aluminium, obenauf rotiert ein Teller aus Glas. Was die Kombination so clever macht: Es gibt keine gemeinsame Angriffsfläche für böse Resonanzen. Zudem ist der Tonarm RB 330 ein moderner Archaiker. In der Summe sieht der P6 auch wunderbar entschlackt und klassisch aus. Wie gesagt: Als Zugabe gibt es den wunderbar fein aufspielenden Tonabnehmer Rega Ania als Moving-Coil-Vertreter.

Das ist alles schlau kombiniert. Vor unseren Ohren entstand ein Klangbild mit feiner Dynamik und mächtigem Drive. Die heißeste Empfehlung aus meinen persönlichen HiFi-Favoriten 2017 kann nur lauten: Rega Planar 6.

LowBeats HiFi-Favoriten 2017: REGA Planar 6 und Neo PSU
LowBeats HiFi-Favoriten 2017: Der Rega Planar 6 kommt nie allein: Das Neo PSU-Netzteil im Design der neuen Rega Elektronik ist immer dabei und perfekt auf den Motor des Planar 6 abgestimmt (Foto: Rega)

2.) Vintage-Fan Andrew Weber über die Technics Komplettanlage Ottava SC-C70

Die Geschichte des Tonmöbels geht in Deutschland bereits auf die beginnenden 1930er-Jahre zurück. Schon damals wurden wohnzimmertaugliche Musiktruhen angeboten, die einen Plattenspieler, Radio, Verstärker und Lautsprecher integrierten. Richtig „fett“ zur Sache ging es dann im wahrsten Sinne des Wortes in den 50er und 60er-Jahren. Wer es sich leisten konnte, zeigte auch über die Wahl der Phonokombination, was er hatte. Kostspielig war der Spaß nämlich obendrein. Eine „Kuba Komet“ mit eingebautem Fernseher etwa kostete 1960 rund 3.000 D-Mark, ein VW-Käfer war da nur unwesentlich teurer, 3900 DM (1962). Immerhin bekam man viel für sein Geld: 130 Kilogramm brachte die „Kuba Komet“ auf die Waage. Übertroffen nur noch von der „Königin“ von SABA aus dem Jahr 1956, die stattliche 167 kg wog und 4.400 DM kostete.

Da sind die knapp acht Kilo, die einer meiner persönlichen HiFi-Favoriten in diesem Jahr, die moderne Technics Ottava SC-C70 gerade mal wiegt, geradezu lächerlich. Von den Ausmaßen ganz abgesehen. Die kleine „Ottava“ (italienisch für „Oktave“) ist die moderne Interpretation der Kompaktanlage. Was für echte HiFi-Fans lange Zeit ein No-Go war, nämlich sämtliche Komponenten in einem Gehäuse unterzubringen, hat sich mittlerweile als alltagstaugliche Alternative zu 43-Zentimeter-Einzelkomponenten entwickelt. Bose und B&O machen es seit Jahren vor, wie man sowas vernünftig machen kann. Technics steht dem um nichts nach und demonstriert mit dem „Kompaktsystem de Luxe“, wie die Japaner ihr System selbst umschreiben, dass sie nichts verlernt haben. Einen kompakten Raum wie ein Büro oder ein kleineres Wohnzimmer vorausgesetzt, spielt die Ottava SC-C70 harmonisch und mit ausreichendem Biss auf. Praktisch ist dabei die Einmessautomatik, die den Klang auch an problematische Räumlichkeiten anpasst, wie auch unser Test der Technics Ottava  SC-70 ergab. Durch die wirklich einfache Bedienung eignet sich die Anlage auch für Einsteiger und somit auch ideal als Geschenk. Wunderbar anzuschauen ist das „Tonmöbel“ des frühen dritten Jahrtausends allemal und es ist zudem viel günstiger zu haben als Kometen oder Königinnen: für rund 900 Euro.

LowBeats HiFi-Favoriten 2017: Technics Ottava SC-C70
LowBeats HiFi-Favoriten 2017: Eines der attraktivsten und besten Tischradios unter 1.000 Euro: die Technics Ottava SC-C70 (Foto: Technics)

3.) High-End-Spezialist Bernhard Rietschel über die Sonus faber Venere 2.5

Wäre ich jetzt nicht Tester und hätte eh schon zu viele Lautsprecher neben, hinter und vor dem Weihnachtsbaum, würde ich tatsächlich darüber nachdenken, meine betagte Naim SBL langsam in Rente zu schicken. Ausgelöst hat diese Gedanken eine relativ preiswerte italienische Box, die Sonus faber Venere 2.5 – weil sie als erste von Dutzenden Testpaaren sowohl musikalisch als auch optisch perfekt in meinen Hörraum passt. Im Idealfall müssten dann allerdings noch ein paar andere Testgeräte dableiben, die den Wert meines Eigengeschenks in unverantwortliche Höhen treiben würden – namentlich der Resolution Audio Cantata III und der Octave V70SE. Im Vergleich zu diesen Komponenten ist die Sonus faber geradezu billig, die resultierende Kette aber von so bestechender Selbstverständlichkeit, dass man nicht lange nach Rechtfertigungen suchen muss – es reicht, einfach auf Play zu drücken. Aber Lautsprecher wechselt man ja nicht täglich, und bereits an meiner alten Naim-Elektronik klingt die Sonus fabelhaft. Auch die Venere 2.5 ist nicht mehr die allerneueste. Klanglich ist das kein Nachteil, preislich schon: Bei vielen Händlern gibt es die schmucke Standbox für weit unter dem offiziellen Kaufpreis von 2.750 Euro pro Paar.

LowBeats HiFi-Favoriten 2017: Sonus faber Venere 2.5
LowBeats HiFi-Favoriten 2017: Die Sonus faber Venere 2.5 ist auch optisch und haptisch eine Show. Für 2.500 Euro pro Paar gibt es da nicht so viele Alternativen (Foto: Sonus faber)

4.) Röhren-Spezialist Carsten Bussler über den Unison Research Simply Italy

Ich stelle mir vor, ein Musikfreund plant die Anschaffung einer neuen HiFi-Kette: Quelle, Verstärker, Lautsprecher, Zubehör. Natürlich werden die einzelnen Komponenten (wer kennt das nicht von sich selbst) budgetiert. Und ich stelle mir weiter vor, dieser Musikfreund wäre willens, sich Mühe bei der Suche nach guten, wirkungsgradstarken Lautsprechern zu geben und sein Limit für den Verstärker – dem Zentrum, dem Herzstück einer jeden Musikanlage – läge bei maximal 2.000 Euro.

Selbstverständlich sollte der Verstärker sehr gut verarbeitet sein und auch hübsch anzusehen, denn eine hohe Wohnzimmeraffinität trägt zum Hausfrieden mit der besseren Hälfte bei. Ja, klanglich darf natürlich ebenfalls nicht nur nichts anbrennen, sondern neben ermüdungsfreiem Langzeithören soll das Teil auch richtig Spaß machen und die pure Freude an der Musik vermitteln. Und mein Musikfreund möchte für die zwei Riesen, die er auf den Kassentresen blättert, das Thema „Verstärker“ für die nächsten Jahre (vielleicht sogar für immer) abhaken. Er sucht also die eierlegende Wollmilchsau, den heiligen Gral, die Quadratur des Kreises… Gibt es natürlich nicht. Na ja, in Sachen Verstärker vielleicht doch: Wäre dieser Musikfreund mein Freund, ich würde ihm den kleinen Unison Research Simply Italy ans Herz legen. Dieser herausragende Allrounder vereint alle oben genannten Kriterien wie kaum ein anderer seiner Preisklasse und verdiente es, dem Musikfreund unter den Baum gelegt zu werden – oder er legt ihn sich selbst unter den Baum! Der Simply Italy ist mein persönlicher Anwärter auf die LowBeats HiFi-Favoriten des Jahres 2017.

LowBeats HiFi-Favoriten 2017: Unison Research Simply Italy Test-Titelbild
LowBeats HiFi-Favoriten 2017: Der Unison Research Simply Italy ist der wohl bezauberndste Röhrenverstärker der 2.000 Euro Klasse (Foto: C. Bussler)

5.) Musik-Profi Christof Hammer über die besten CDs des Jahres

LowBeats CDs des Jahres 2017: Love A Nichts ist neu
LowBeats CDs des Jahres 2017: Love A Nichts ist neu (Cover: Amazon)

Meine persönliche CD des Jahres? Ich habe tatsächlich zwei Favoriten. Erst mal zum mit Abstand meistgehörten Album 2017: Nichts ist neu von Love A. Egal ob im Auto-CD-Player oder auf der Home-HiFi-Anlage: Nichts ist neu avancierte aus dem Stand zum Dauerbrenner. Hier stimmt einfach alles – und das ist nicht nur die Musik. Der Blick auf die Welt, die Haltung, die man zu diesem wunderschönen, beklemmenden Irrenhaus einnimmt: Das rheinisch-westfälische Quartett hat ein gutes Auge dafür, dass da draußen in der Welt was ganz falsch läuft und es kann diese Befindlichkeit in Texte kleiden, vor denen ich den Hut ziehe – und als Mann der Sprache, des Wortes, weiß ich, wovon ich rede: Wie hier mit Syntax und Perspektive gespielt und quergedacht wird, analytische Schärfe und dichterische Freiheit aufeinander treffen, das ist große Texterkunst. Gesungen ist das von Jörkk Mechenbier mit kontrollierter Brachialität – und die Musik funktioniert auf vergleichbare Weise und reißt als furioser Hybrid aus Lärm und Melodie förmlich Wände ein. Love A spielen Gitarrenrock, der im gereiften Postpunk wurzelt und im Indiepop wildert und das Beste aus beiden Welten kombiniert. Und bringt Saitenzauber, wie er in den 80er-Jahren erfunden und kultiviert wurde und der doch hörbar mit der Soundsprache der Gegenwart aufgeladen ist: kantig, zerklüftet, extrem dicht geschmiedet, wuchtig und elegant, auf den Siedepunkt getrieben von Wut und Furor, und dort herabgekühlt zu einem Diamanten voller Leuchtkraft und schneidender Härte.

LowBeats CDs des Jahres 2017: Algiers mit The Underside Of Power
LowBeats CDs des Jahres 2017: Algiers mit The Underside Of Power. Erschienen bei 4 AD / Indigo (Cover: Amazon)

So, und nun zum zweiten essenziellen und epischen Werk dieses Jahres, das natürlich eine eine ganze Reihe weiterer feiner Platten hervorgebracht hat – erinnert sei etwa an „American Dream“, das glanzvolle Comeback von James Murphys LCD Soundsystem, an Grizzly Bears Future-Folk-Phantasterei „Painted Ruins“ oder an die „Hot Thoughts“, die sich Spoon zu Elektronik und Gitarrenrock, zu tabulosen alternativen englischen und amerikanischen Klängen gemacht haben. Für Synthiepop-Fans unverzichtbar: „The Far Field“ von Future Islands, für HipHopper „DAMN“ von Kendrick Lamar, für 80er-Jahre-Afficionados „Ken“ von Destroyer und das eponyme Comeback von Slowdive.

Alles ganz prima tolle und wichtige Musik, der man Sterne oder Punkte haufenweise geben kann, geben muss – aber kein solches Monstrum wie es Algiers mit The Underside Of Power (4 AD / Indigo) aufgelegt haben. Hätten sich Depeche Mode, die Nine Inch Nails und Gil Scott-Heron unter Leitung eines Gospelpredigers mal zu einer gemeinsamen Session getroffen: Entstanden wäre wohl ein Album wie dieses. Eisig-kühle bis feierlich-kirchenmusikalische Synthies, metallische Riffs und die seelenreinigende Kraft des Soul bündelt das amerikanische Trio auf seinem zweiten Album mit fulminanter Intensität. Der Titelsong ist ein R&B-Stomper deluxe, „Animals“ gibt mit rasiermesserscharfem Rock der gequälten Kreatur eine Stimme, „Cry Of The Martyrs“ klingt wie es heißt. Dazu: elektronische Soundscapes mit beachtlichem Verstörpotenzial – hier zeigt sich der Einfluss von Produzent Adrian Utley (Portishead) am klarsten. Alles zusammen: große Klage- und Erlösungslieder zwischen Alternative Rock, Postpunk und Digitalmusik als furioses Echos auf die Problemthemen unserer Zeit – Rassismus, Gewaltwillkür, der Amoklauf des Kapitalismus. Besser kann „musique moderne“ ihre Möglichkeiten, große, packende Tonkunst mit gesellschaftlicher Relevanz zu verbinden, nicht nutzen.

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.