In einer Testredaktion wie LowBeats kommt einiges an Testgeräten zusammen. Bisweilen stapeln sich die Kartons bis fast unter die Decke und wir haben alle Hände voll damit zu tun, die richtigen Abläufe zu organisieren. Bei einem solchen Füllhorn an Möglichkeiten ergeben sich auch immer wieder neue Geräte-Konstellationen – entweder aus Vergleichszwecken oder weil sie einfach schlüssig zueinander passen. Und weil die Frage nach der “optimal passenden Anlage“ so häufig gestellt wird, wollen wir nun auch Antworten geben: In loser Reihenfolge stellen wir ab heute Kombinationen vor, die sich über viele Wochen bewährt haben und die einfach saugut klingen. Zum Start präsentieren wir eine schnuckelige Midi-Anlage, die aber in vielen Punkten wie eine ganz große klingt …. Die perfekte Midi-Anlage Vol 1 hat sich uns quasi aufgedrängt.
Nicht nur, weil die einzelnen Komponenten – also Verstärker Marantz HD AMP1, CD-Player Marantz HD CD1 und Lautsprecher KEF LS 50 – absolut bezaubernd aussehen. Sondern auch, weil jede für sich ein audiophiles Kleinod ist und sie auch einfach gut zueinander passen.
Wir waren ja von dem Auftritt der Marantz Kombi einigermaßen angetan. Der Verstärker klingt wohlig-fein und lässt sich mit fast allen angesagten Quellen verbinden – also auch Musikdateien von jedem Rechner abspielen.
Was man bemängeln könnte: Wireless passiert nichts bei dem kleinen Retro-Verstärker. Ich persönlich finde das allerdings völlig verschmerzbar, zumal für den Anschluss von Smartphone & Co. eine USB-Buchse auf der Front eingebaut ist.
Fast noch heller als der AMP1 aber strahlt der CD-Player. Der Marantz HD CD1 ist ein überragendes Laufwerk und hat einen richtig gut klingenden Wandlereingebaut. Er ist nicht nur unser Tipp für diese Kombination, sondern für alle Musikfreunde, die Marken-unabhängig noch einen CD-Player um 500 Euro suchen.
Doch wie immer nach einem solchen Test kommen die Fragen: Ja – und welchen Lautsprecher nehme ich dazu?
Im LowBeats Referenzregal hat sich im Laufe der letzten 13 Monate (also seit unserem Start in die Online-Welt des HiFi) einiges an veritablen Lautsprechern angesammelt und wir haben mit dem HD AMP1 einiges ausprobiert. Aber von Beginn an war die kleine KEF LS 50 mein Favorit.
Denn im Bereich um 1.000 Euro gibt es kaum einen Lautsprecher, der in den audiophilen Kerntugenden Feindynamik, Homogenität und raumgenauer Abbildung mehr leistet – und deshalb einen Referenzstatus bei uns hat.
LowBeats Tonmeister Jürgen Schröder sprach der kleinen KEF das denkbar größte Lob aus: “Die kann so viel”, sagte er, dass man mit ihr sogar mastern könnte.”
Hinzu kommt, dass die kleine KEF auf ihre Art echt hübsch ist und man sie in vielen attraktiven Farbvarianten bekommt.
Die perfekte Midi-Anlage Vol 1 überzeugt in vielen Bereichen: Zur klanglichen Harmonie kommen wir später noch. Aber hier stimmt es auch optisch und von den Proportionen her. Das Schöne an der KEF mit ihrem Koaxialtreiber ist, dass man sie auch quer legen kann – ohne jede klangliche Beeinträchtigung.
Wenn also die Höhe nicht passt … Überhaupt sind ja die Abmessungen so kompakt, dass man diese Anlage auch in einem der zahllosen IKEA Expedit Regalen oder einem der vielen Derivate unterbringt. Kastenmaß 33,5 x 33,5cm. Schon das ist ein Vorteil.
Eine Warnung möchte ich an dieser Stelle aber aussprechen: Die IKEA-Regale bestehen überwiegend aus Presspappe und klingen genau so: pappig.
Wenn man jedoch die Anlage trotz Unterbringung im Expedit klanglich ausreizen möchte, sollte man eine Unterstellbasis wie die Audio Selection ci2p verwenden. Die kostet allerdings weitere 299 Euro…
Bei einer Anlage dieser Größenordnung darf man natürlich keine zu hohen Erwartungen an die Pegelfestigkeit stellen. Die perfekte Midi-Anlage Vol 1 ist eindeutig eine Anlage für kleinere Hörräume und/oder für niedrigere Lautstärken.
Wir hatten die Marantz/KEF-Kombi lange in unserem 80 qm großen Wohnhörraum. Sie machte auch auf der großen Fläche Spaß und klang durchaus erwachsen – es ging nur nicht sehr laut.
Wenn der Lautstärke-Regler jenseits der 14 Uhr-Position stand, schaltete der HD AMP1 an der LS 50 schnell ab. Man muss ihn dann für einige Sekunden vom Netz nehmen, damit sich die Sicherung regeneriert.
Die perfekte Midi-Anlage Vol 1 ist, wie gesagt, für kleinere Hörräume und damit verbunden zwangsweise für eine Aufstellungen der KEF LS 50 in Wandnähe. Dicht an der Wand aber erhöht sich der Basspegel um wenigstens drei Dezibel – häufig um mehr.
KEF hat für solche Situationen, in denen der Bass zu fett wird, zum Verschluss des Bassreflexrohrs einen Schaumstoff-Pfropfen beigelegt. Das reduziert den Basspegel spürbar. Aber diese Radikalkur kann ich nur für extreme Ausnahmefälle empfehlen. Denn mit “offenen” Reflexrohren klingt die LS 50 einfach besser.
Auch die Verkabelung haben wir in Hinblick auf kleinere Pegel gewählt. Dabei haben wir natürlich alle denkbaren Varianten ausprobiert.
Variante 1: Die D/A-Wandlung im CD-Player vorzunehmen und dann die Signale via verschiedener Analogkabel zum Verstärker zu leiten. Das war nicht übel: Das Klangbild wurde voller und wohliger.
Aber es wurden auch einige feine Details verdeckt und die Dynamik schien etwas mehr gezügelt. Unterm Strich sind der D/A-Wandler im AMP1 und dessen Spannungsversorgung potenter als die des CD1, weshalb wir Variante 2 bevorzugten und die CD-Signale per Digitalkabel zum Digitaleingang des AMP1 zuspielten.
Als Digitalkabel nutzen wir gern und oft das gar nicht teure in-akustik Exzellenz Digitalkabel (Cinch). Der Eigenklang von Digitalverbindungen ist ja meist nur gering ausgeprägt und auch beim in-akustik muss man sich über tonale Charaktereigenheiten keine Gedanken machen.
Hier empfiehlt sich, sollten AMP1 und CD1 auf- oder dicht nebeneinander stehen, natürlich die kürzeste Variante (0,75 Meter, 59 Euro), obwohl das Kabel relativ verwindungssteif ist.
Mehr klangliche Einflussmöglichkeiten haben natürliche die Lautsprecherkabel. In vielen Versuchen haben sich die Goldkabel Chorus als beste Variante herausgestellt. Es gibt “offenere” und präzisere Kabel – auch in diesem Preisbereich.
Aber das Chorus klingt bestechend natürlich, zeigt schöne Klangfarben, viel Wärme und Substanz – genau wie auch der Marantz-Verstärker und die KEF LS 50.
Das Goldkabel Chorus besteht aus 2 x 80 Litzen, die sich auf einen Querschnitt von 2,5 Quadratmillimetern addieren.
Wir haben, weil auch die KEF nur einen einfachen Anschluss anbietet, das Chorus als Single-Wire-Variante genommen – und zwar in der 2-Meter-Ausführung. Die kostet im Goldkabel-Onlineshop 179 Euro. Das ist für ein Kabel dieser Güte und dieser klanglichen Performance ausgesprochen günstig.
Die perfekte Midi-Anlage Vol 1: so klingt sie
Das Schöne an dieser Kombination ist: Sie ist sofort nach dem Anschalten voll da. Wärme, Substanz, Klangfarben und Auflösung – ein Klang, der überzeugt, ohne Anlauf zu brauchen.
Die überraschend mäßige Performance beim Zuspielen von Musik über die Front-USB-Buchse haben wir im Test ausreichend bekrittelt. Der sehr viel bessere Klang kommt vom herausragenden CD-Player oder per Musikdateien vom Rechner.
Nehmen wir also einfach einmal Nick Caves Skeleton Tree, die LowBeats CD der Woche 36/2016. Das neue Album ist geprägt von Caves Schmerz über den frühen Tod seines Sohnes.
Der Australier neigt eh nicht zu fröhlicher Musik, aber Skeleton Tree ist noch weiter davon entfernt als frühere Werke. Es ist eine düstere, gleichwohl sehr schöne Einspielung.
Und diese kleine Kombination schafft es: Sie nimmt einen mit,
vermittelt die berührende Stimmung in vollem Umfang. Weil sie den speziellen Ton der Stimme so gut wiedergibt. Weil sie die atmosphärische Dichte, die Wucht der Aufnahme so vollständig vermittelt, aber auch die vielen kleinen Details, die Skeleton Tree so lebendig machen.
Um nicht den Eindruck zu erwecken, die perfekte Midi-Anlage Vol 1 sei nur etwas für Kuschelrock bei Flüsterlautstärke. Toy von Yello ist dynamischer Elekropop in Reinform. Und auch das können die kleinen Midis ganz vorzüglich.
Selbst die wuchtigen Beats der Aufnahme bringen die kleine Kombi nicht aus dem Tritt; die Wiedergabe bleibt bis zu einem höheren Pegel souverän, kraftvoll und wuchtig.
Dass die vielschichtigen Sounds von Yello, auch die verblüffenden Effekte aus der Raumtiefe, so überzeugend dargestellt werden, ist aber sicherlich die sehr viel stärkere Kompetenz der Kombi.
Richtig aufgestellt und mit den empfohlenen Kabeln verbunden, bekommt man hier einen Realismus und eine wohltönende Neutralität, die man – vor allem in diesem Preisbereich – andernorts lange suchen muss.
Fazit:
Die Marantz-KEF-Kombi ist unsere perfekte Midi-Anlage Vol 1.
Sie ist ideal für kleinere Räume und kleinere Pegel. Sie klingt wunderbar warm und natürlich, aber mehr noch begeistert sie durch präzise Raumabbildung und hohe Natürlichkeit.
Sie klingt viel größer, als sie ist. Und sie sieht mit ihrem Retro Design absolut bezaubernd aus. Unterm Strich ist sie auch noch sehr günstig.
KlangSystem-HarmoniePreis/LeistungsGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Feiner, sehr natürlicher, substanzieller Klang |
| Perfekt für kleinere Räume und geringe Pegel |
| Attraktives Design aller Komponenten |
| Nicht sehr pegelfest |
Vertriebe:
www.marantz.com
https://de.kef.com
www.in-akustik.com
www.goldkabel.de
Preise (Hersteller-Empfehlung):
Marantz HD AMP1 + CD1: 1.698 Euro,
KEF LS 50: 1.196 Euro,
in-akustik Exzellenz Digitalkabel (0,75 Meter): 59 Euro,
Goldkabel Lautsprecherkabel Chorus (2,0 Meter): 179 Euro.
Summe gesamt: 3.132 Euro
Die Tests der Hauptkomponenten:
Marantz HD-AMP1 und CD1: HiFi modern im Retro-Look
Test Passivbox KEF LS50 – in Tradition der LS35a