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Kimber Axios AG XLR
Die Kopfhörerkabel der Kimber Kable Axios Reihe sind fraglos das klanglich Beste, was wir kennen. Leider auch das Teuerste... (Foto KImber Kable)

Familientest Kopfhörerkabel Kimber Kable Axios: für das letzte Quäntchen…

Die Güte der Kimber Kable ist ausreichend besungen und auch LowBeats hat erst kürzlich wieder feststellen müssen (siehe Test), dass die LS-Verbindungen quer durch alle Preisklassen von überragender Qualität sind. Und weil Ray Kimber das Thema Kabel so souverän besetzt, hat er auch in den Nischen-Themen starke Angebote. Zum Beispiel bei den Kopfhörerkabeln. Die rangieren bei den Amerikanern unter dem Namen Kimber Kable Axios und sind in den Qualitätsstufen CU (Kupfer), HY (Silber/Kuper) und AG (Reinsilber) zu haben. LowBeats hatte alle drei Verbindungen im Vergleich und stellte fest: Diese Kabel kitzeln tatsächlich das letzte Quäntchen besten Klang aus der Aufnahme.

Kopfhörerkabel? Die liegen doch normalerweise im Beipack. Eigentlich ja. Und wahrscheinlich werden selbst ausgewiesene HiFi-Fans diesem Teil der Anlage nur wenig Beachtung schenken. Zu Unrecht. Denn wer nach dem Optimalen strebt, muss auch hier genauer hinschauen. Ein Kabel für stationäre Kopfhörer ist in der Regel nicht kurz und zeigt somit alle Widrigkeiten, die klassische Lautsprecherkabel (denn das sind Kopfhörerkabel im Grunde ja) nun einmal mitbringen: Es sind Signalträger mit Filterfunktion. Nur reagieren die angeschlossenen „Lautsprecher“, also die Kopfhörer etwas anders als Lautsprecher: Die Impedanz ist höher und es fließt auch deutlich weniger Leistung. Man kann also andere Schwerpunkte setzen als beispielsweise einen möglichst großen Querschnitt oder Ähnliches. Messwerte spielen an dieser Stelle nur eine untergeordnete Rolle – weshalb wir sie auch nicht ermittelt haben.

Normalerweise geschieht die Signalführung zum Kopfhörer asymmetrisch. Doch jene Kopfhörer, die man auch symmetrisch betreiben kann – wie etwa den Sennheiser HD 820, den HD 800 S AE, den Ultrasone Edition 15 oder den T+A P SE – sollte man unbedingt diese Betriebsart vorziehen. Der Gewinn aus Präzision, Ausdruck und Feindynamik macht es dem Hörer sehr leicht, den Aufpreis beim Kabel zu verschmerzen. Allerdings muss auch der Kopfhörerverstärker mitspielen – und da gibt es leider nicht so viele…

Kimber Kable Axios Hörtest
Im Zentrum dieses Tests stand der Kopfhörer-Verstärker T+A HA 200. Klanglich setzt er Maßstäbe und hat unter anderem den Vorteil, die Signale auch symmetrisch ausgeben zu können (Foto: H. Biermann)

Wer viel mit stationären, kabelgebundenen Kopfhöreren hört oder arbeitet, der merkt schnell, dass ein zu kurzes Kabel hinderlich ist. Als praxistauglich hat sich eine Länge von 3 Metern erwiesen. Dementsprechend haben die von uns im Testalltag viel verwendeten „symmetrischen“ Kopfhörerkabel HCP XLR-4 von T+A sowie das CH 800 S von Sennheiser ein Normmaß von 3 Metern. Und beide kosten mit XLR- und Lemo-Steckern jeweils 300 Euro. Die beiden hatten wir auch als Vergleichs-Maßstab im Test dabei.

Was bei vielen Kopfhörern im Beipack liegt, muss man bei Kimber mit viel klingender Münze bezahlen. Deshalb seinen hier mal einige Vorzüge der noblen US-Strippen aufgeführt:
1.) Man kann bei den Kimber Kable Axios Modellen die persönlich optimale Länge wählen: bis zu einer Länge von 3 Meter sind Schritte von 10 Zentimetern möglich, über 3 Meter werden die Schritte etwas größer.
2.) Die Kabel sind aufgrund ihres Aufbaus weitgehend Berührungs-unsensibel. Das ist wichtig, wenn man sich beim Musikhören viel bewegt.
3.) Die Verarbeitungsqualität der Kabel selbst, aber auch die Qualität der Leiter ist außergewöhnlich gut. Es ist einer der Punkte, auf die Ray Kimber gern hinweist: seine in den USA hergestellten Leiter hätten den geringsten Sauerstoff-Einschluss. Das kann schon sein: Kimber Kable klingen ja meist überlegen gut.

Kimber Kable Axios: die Übersicht:

ModellCUHYAG
Anzahl der Leiter161616
MaterialKupferKupfer/SilberReinsilber
Aufbauverdrilltverdrilltverdrillt
DielektrikumTeflonTeflonTeflon
kürzeste Länge: 1,2 Meter1,2 Meter1,2 Meter
Preis (1,2 / 3,0 Meter)700 / 1.210 Euro2.000 / 4.500 Euro3.200 / 7.000 Euro

Technisch sind die Kabel völlig gleich aufgebaut: Das heißt: Jeweils zwei der 16 Teflon-isolierten Leiter werden verdrillt und aus diesen (dann acht) Doppelleitern entsteht auf einer Spezialmaschine das eigentliche Kabel – siehe Schaubild unten.

Aufbau des Kimber Kable Axios
(Zeichnung: Kimber Kable)

Die vielfache Verdrillung ist ja eine Besonderheit der amerikanischen Kabelschmiede. Die Verdrillung ersetzt eine aufwändige Schirmung, die ihrerseits sonst die Komplexität des Kabels vergrößern würde. Die Kabel sind alle handverlötet und kommen in dem klassisch noblen Kimber-Case daher. Die Unterschiede zwischen den drei Modellen der Kimber Kable Axios Serie liegen lediglich im Material. Wie die Übersicht zeigt, bestehen die Leiter entweder aus hochreinem Kupfer (CU), aus Kupfer und Silber (HY) oder aus hochreinem Silber (AG) – siehe Slideshow:

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KImber Kable Axios CU
Das Axios CU hat erkennbar Kupferleitungen. Sein Einstiegspreis liegt bei 700 Euro. Das Bild stammt von Kimber Kable, deshalb sind hier nicht die Stecker der Testversion abgebildet (Foto: Kimber Kable)
KImber Kable Axios Hybrid
Das Axios HY zeigt schon äußerlich seinen hybriden Charakter. Sein Einstiegspreis liegt bei 2.000 Euro. Das Bild stammt von Kimber Kable, deshalb sind hier nicht die Stecker der Testversion abgebildet (Foto: Kimber Kable)
KImber Kable Axios silver
Das Axios AG hat erkennbar Silberleitungen. Sein Einstiegspreis liegt bei 3.200 Euro. Das Bild stammt von Kimber Kable, deshalb sind hier nicht die Stecker der Testversion abgebildet (Foto: Kimber Kable)
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Gemessen an den vergleichsweise kleinen Unterschieden sind die Preisunterschiede ganz schön happig. Aber erst recht im Vergleich zu den 300 Euro teuren Referenz-Kabeln schlagen die Verbindungen der Amerikaner derbe ins Kontor: Die Kupfer-Leitung ist „nur“ knapp viermal, die Silber-Variante gleich mehr als 25 Mal (!) so teuer. Bei diesen Relationen kann einem schon schwindelig werden…

Hörtest

Zunächst einmal haben wir in Vortests abgeklärt, ob die Unterschiede der drei Kabel auch bei verschiedenen Kopfhörern – zur Auswahl standen der planare T+A P SE, der Ultrasone Veritas 15 und der Sennheiser HD 820 als geschlossene Variante – immer gleichermaßen nachvollziehbar waren. Waren sie: Das, was wir mit dem T+A hörten, war genauso mit dem Sennheiser hörbar. Und zwar in sehr vergleichbaren Abstufungen. Deshalb haben wir uns zum Schluss auf den T+A konzentriert: weil man mit ihm einfach noch etwas mehr hört.

Ebenfalls konnten wir die Qualität der Referenzkabel von T+A und Sennheiser noch einmal loben – um dann aber feststellen zu müssen, dass beide im Vergleich zu den Kimber Verbindungen doch um einiges grobkörniger klingen. Das war wirklich auffällig: Schon die CU-Version klang erheblich geschmeidiger, feinseidiger, geschlossener und gerade in den Stimmlagen „echter“. Nach der ersten Hörrunde waren wir wirklich überrascht, dass zwischen Kopfhörer-Amp und Kopfhörer noch so viel Potenzial steckt.

Neulich im LowBeats Büro: Das Test-Ensemble ist bereit für die Tester (Foto: H. Biermann)

Mit dem Kimber Kable Axios HY geriet das Staunen ebenso groß. Aber vor allem, weil das Hybridkabel sich charakterlich vergleichsweise deutlich vom CU absetzte. Es zeigte mehr Glitzer, mehr Dynamik und – erstaunlicherweise – mehr Tiefgang. Aber es wirkte auf uns alle auch etwas burschikoser, nicht ganz so stimmig wie das CU. Auch das HY konnte sich spielend vom T+A und vom Sennheiser absetzen, aber ohne aber diesen großen Aha-Effekt des CU.

Das Axios AG indes ließ keine Zweifel daran aufkommen, welches der vielen Kabel im Testset das Beste war. Mehr Auflösung, mehr Feinheiten, mehr Feindynamik als mit dem AG gibt es nicht. Zwei Testkollegen meinten zwar, das CU klänge noch etwas homogener, aber die Transparenz des feinsinnigen AG schlägt wirklich alles. Es ist wie in der Headline angedeutet: Mit dem Silberkabel hört man wirklich das letzte Quäntchen, die feinsten Mikrodetails einer Aufnahme. Das hat einen unglaublichen Sex. Verglichen mit den beiden Kabeln von T+A und Sennheiser wirkt vor allem das Axios AG nicht nur, als sei ein Vorhang aufgezogen zu sein, sondern als ob der Kameramann das Objektiv auf einmal bei HiRes-Auflösung perfekt scharf gestellt hätte.

Fazit Kimber Kable Axiso

Mit dem Axios AG zeigt Ray Kimber, wo der Hammer hängt. Allerdings kenne ich keine Handvoll Kopfhörer, die so teuer wie dieses Kabel in 3 Meter Länge sind. Und damit verliert das AG die Bodenhaftung. Es is eine Art Machbarkeitsstudie, von der ich froh bin, sie gehört zu haben. Denn Besseres ist weit & breit nicht zu sehen.

Das Axios HY ist zwar ungemein dynamisch und mitreißend, aber es hat uns tonal nicht so überzeugt. Natürlich war es besser als die Referenz-Kabel von T+A oder Sennheiser. Aber für über 4.500 Euro muss man das ja auch erwarten dürfen. Vor dem Hintergrund seines Gesamt-Auftritts rutscht seine Preis-Klang-Relation in einen Bereich, der kaum noch argumentierbar ist.

Der Testsieger ist das „kleine“ Axios CU. Tonal ist es am ausgewogensten und obwohl es frei von Silber ist, spielt auch diese Kopfhörer-Verbindung ungemein fein und offen. Es ist mit seinem Preis von (ab) 700 Euro beileibe kein Schnäppchen. Aber für einen Edelkopfhörer wie den T+A P SE oder den Ultrasone Veritas 15 ist dies derzeit die klanglich schönste (und preislich so gerade noch passende) Ergänzung, die ich mir gerade vorstellen kann.

Extrem offener, detailreicher und feiner Referenz-Klang
Beste Bauteile-Qualität
Gute Verarbeitung, Handarbeit
Schwierige Preis-/Klang-Relation

 

Dynamisch offener, kerniger Klang
Beste Bauteile-Qualität
Gute Verarbeitung, Handarbeit
Sehr schwierige Preis-/Klang-Relation
Kimber Kable
Axios CU
2021/09
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Offener, detailreicher und geschmeidiger Klang
Beste Bauteile-Qualität
Gute Verarbeitung, Handarbeit
Noch gute Preis-/Klang-Relation

Vertrieb:
B&D Audio/Video GmbH
Sachsenweg 4
67117 Limburgerhof
E-Mail: [email protected]
www.kimber.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Kimber Kable Axios CU: ab 700 Euro
Kimber Kable Axios HY: ab 2.000 Euro
Kimber Kable Axios AG: ab 3.200 Euro

Mit- und Gegenspieler:

Test Over-Ear-Kopfhörer Sennheiser HD 820 – der Geniestreich
Test Ultrasone Edition 15: der mobile Spitzen-Over-Ear
Test Kopfhörer T+A Solitaire P-SE: Überragendes günstiger gemacht
Kopfhörer-Offensive von T+A: Solitaire P und HA 200

Mehr von Kimber Kable:

6 Lautsprecherkabel im Test – im Fokus: Kimber Kable

 

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.