Im Antipodes CX gibt es zwei Einschübe für 2,5-Zoll-Festplatten beziehungsweise SSD, was zu bevorzugen ist. Ab Werk kommt das CX ohne Laufwerk, der Vertrieb CM-Audio bietet aber seinen Kunden an, die Geräte zu marktüblichen SSD-Preisen auszustatten und vorzukonfigurieren. Im Testgerät werkelte eine 1TB SSD von Samsung.
Nicht selbstverständlich ist die integrierte Funktion, CDs rippen zu können. Das geht entweder mit der P1 Basis oder man kann auch ein separates CD-Laufwerk via USB anbinden. Ich musste mit ein paar Adaptern und alten Laufwerken experimentieren, dann aber lief das reibungslos. Das Antipodes CX geht dabei sehr sorgsam vor, liest jedes Bit zweimal aus und gegebenenfalls öfter, falls sich die Werte unterscheiden. Es fragt gleich mehrere Internet-Datenbänke zum Vergleich ab, extrahiert von dort ein korrektes Cover und trägt alle gängigen Metadaten (ID3-Tags) ein. Dann legt es das Cover als JPEG ab und speichert es embedded in jeder Musikdatei. Wahlweise wird das Ergebnis als verlustfreies oder verlustfrei komprimiertes FLAC abgelegt und mit Klartext-Namen versehen. Vorbildlich.
Antipodes CX in der Praxis: Roon mit Intel i7-Power?
Der Test mit Roon gestaltete sich erwartungsgemäß erfreulich performant. Alles meldete sich flott an, die Handhabung, die ja in jedem Falle über eine Roon App erfolgt, arbeitete dank des immens potenten Prozessors im CX und der im Demogerät verwendeten Profi-SSD von Samsung erfreulich rasch. Die über das Netzwerk angekoppelte NAS mit gut 3.700 Alben und daher rund 40.000 Dateien hatte der Roon Core schnell katalogisiert. Die Navigation war praktisch immer so schnell wie man scrollen oder tippen konnte – ohne merkbare Lade- oder Reaktionszeiten.
Ziemlich lang dagegen ist die Analysezeit für die Audiodateien. Die darf ja trotz Rechenpower nur im Spargang erfolgen, um Überhitzung zu vermeiden. Sehr schade. Als nach 48 Stunden gerade mal 10 Prozent fertig waren, habe ich aufgehört, nachzuschauen.
Immerhin: Kurze Bursts an Leistung kann man abfragen und genauso ist das System auch konfiguriert. Sobald man einen noch nicht analysierten Titel startet, legt der PC mit allen Muskeln los, um genau dessen Analyse vorzuziehen. In Sekundenschnelle hat man dann alle Daten, die Lautstärkeanpassung und die Hüllkurve in der Darstellung. Daher ist das gedrosselte Konzept in der Praxis okay und handhabbar. Natürlich habe ich versuchshalber die Analyse für zwei Rechenkerne freigegeben. Und ja: nach kürzester Zeit werden die Kühlrippen und das ganze Gehäuse heiß. Also: Finger weg.
Und klanglich? Im LowBeats Testkino kann ich Roon und DLNA aktuell mit Trinnov, Oppo Blu-ray-Player und der Hifiberry Bridge testen. Normalerweise werden diese von einem Roon ROCK-System eines Intel NUC Minicomputer mit etwas betagtem i5 2-Kern-Prozessor beschickt. Weil der wie die Synology NAS nicht geräuschlos ist, stehen beide, von einer Bleiakku-gepufferten USV versorgt und vom Stromnetz galvanisch entkoppelt, an langen Netzwerkstrippen im Nebenzimmer.
Der Antipodes CX durfte mit kurzem Netzwerkkabel am Switch kommunizieren und mit audiophilem LAB12 Knack Stromkabel im HiFi-Rack Platz nehmen, dessen Komponenten alle am LAB12 Gordian Netzfilter hängen. Da man pro Roon App nur einen Core ansprechen kann, steuerte zum Vergleich das iPad den Antipodes und das Android-Smartphone den NUC.
Wie soll ich sagen? Der Unterschied war reproduzierbar, aber wenig sensationell. Klar, die Navigation ging mit der großen Maschine flotter, aber unbedeutend. Klanglich waren die Differenzen beim Roon Ready Renderer des Trinnov noch am größten. Ein Hauch mehr Ruhe und Plastizität konnte man ausmachen. Aber gut 7.000 Euro Preisdifferenz waren da sicher nicht gerechtfertigt. Versuche mit DLNA (Antipodes CX contra Synology Medienserver) brachten da keine anderen Ergebnisse.
Der Klang blüht mit USB-Audio auf
Aber die Stärke und Spezialität des Antipode CX ist ja die direkte Ausgabe per USB-Audio. Wie immer, wenn ich mir beim Ergebnis nicht ganz sicher bin (so viel Geld für einen Server?), suche ich Rat und Bestand bei den Kollegen. Also habe ich den Antipodes CX Music Server eingepackt und bin mit ihm zum LowBeats Datenbank-Spezialisten Gunther Geissler gefahren. Gunther ist ambitionierter Highender, hat eine bei vielen Hörsessions bewiesen gute Anlage und hört auch verdammt gut…
Die Geissler’sche Kette besteht aus einem Elac Discovery Musicserver, auf dem Roon Essentials als abgespeckte Variante der Roon Software läuft. Als Ausgabegerät dient ein Exogal Comet, der als Wandlervorstufe direkt mit den Backes & Müller BM10 D Aktivlautsprechern verbunden ist. Der Elac Server wird von einem SBoooster Linearnetzteil versorgt, der Exogal Comet von einem Keces P3. Die komplette Zuspieler-Elektronik wird vom Isotek Sigmas G2 Powerconditioner mit Strom versorgt. Die Aktivlautsprecher beziehen ihre Energie von einem Isotek Titan G2.
Auch hier kam wieder der Tablet-plus-Smartphone-Trick zum Wechsel zwischen den Servern zum Einsatz. Auch in dieser Komponenten-Konstellation gab es einen reproduzierbaren aber kleinen Klangunterschied über den Bluesound Node 2i als Roon Renderer zwischen den beiden Servern. leicht zu Gunsten der Highend-Maschine.
Das Bild änderte sich aber schlagartig, wenn man den Antipodes via USB-Audio direkt als Player seines eigenen Roon Cores am Exogal mit dem Bluesound via Netzwerk verglich. Als hätte jemand ein verschmutztes Fenster geöffnet: Plötzlich zeigten sich signifikant klarere Texturen, Instrumente setzten sich strukturierter voneinander ab, der Raum öffnete sich in alle Richtungen. Ich hatte zuvor schon etwas Zweifel, wie man den Preis-/Hardware-Aufwand rechtfertigen könnte, aber nun war es klar. Genau so war die Anwendung des CX also gedacht. Mit dem Hören über die eigene USB Schnittstelle des Antipodes CX wurde alles besser. Sofort fiel die farbenfrohe und texturreiche Spielweise auf. Die vielen Perkussionsinstrumente des Titels “Color Sprinkle” des Albums Celestial Circle von Marilyn Mazur hatten alle einen ungemein realistischen Körper. Und Gunther beteuert, das feine Ausschwingen der Trommelfelle bisher in seiner Kette noch nie so gut gehört zu haben…
Überhaupt die fließende, organische Spielweise und die akkurate Räumlichkeit waren herausragend gut. Nur beim schlanken, aber trotzdem detailreichen Bass hätte es ein wenig mehr sein dürfen.
Zum Vergleich nutzten wir nun der Bluesound Node 2i als Roon Client. In dieser Kombination fehlten die fein aufgelösten Texturen der einzelnen Instrumente, die schöne fließende Darstellung der Musik ging ihr ab. Auch die Räumlichkeit wirkte hörbar flacher, dafür punktete der Bluesound mit einer etwas packenderen Spielweise und mehr Bassvolumen. Aber insgesamt kam er nicht an den Antipodes CX mit seiner schönen, farbenfrohen Spielweise heran.
Im nächsten Schritt nutzen wir den Elac Musicserver als Roon Core und den Antipodes CX sowie den Bluesound Node 2i als Roon Client. Das Gespann Elac und Antipodes hatte einen wirklich schönen Drive, aber insgesamt nahm die Qualität der Darstellung etwas ab. Die Texturen wirkten irgendwie gröber und die Farben ein wenig blasser. Die Kombination von Elac und Bluesound spielte dagegen fast schon hemdsärmelig auf: Die hohen Töne klangen spitzer und die Texturen waren nochmals ein wenig gröber.
Im Direktvergleich der (ja fraglos schon hochklassigen) Kombination von Elac Musikserver und Bluesound Node 2i versus Antipodes CX erinnert das musikalische Geschehen der Elac/Bluesound Kombi an ein körniges verblasstes Foto aus einem alten Album. Geissler meinte dazu: “Der Antipodes CX als Server und Renderer genutzt, ist ein echter Gewinn. Ihn aber nur als Server zu nutzen, hieße, sein Potenzial bei weitem nicht auszuschöpfen.”
Fazit Antipodes CX: feinster Klang per USB-Audio
Manchmal bekommt man Testgeräte auf den Tisch, mit denen man meint, nicht wirklich glücklich werden zu können. Ein in Rechenpower ausgebremster Roon Server für fast 8.000 Euro? Da war ich zunächst skeptisch. Aber es war wie oft: Richtig ausgereizt, blüht die Komponente auf – wie auch in diesem, schon recht extremen Fall. Als reines NAS mit Roon Core als Musikserver ist der Antipodes CX toll und wirklich leistungsfähig. Die makellose, edle Verarbeitung und das so zeitlos wie schnörkellos gehaltene Design wirken wertig. Die Software lief im Test superstabil und die Bedienung gestaltete sich leicht und übersichtlich. Das technische Konzept der konsequenten Minimierung von hochfrequenten Störungen und Streufeldern lieferte in jeder Situation beste Ergebnisse.
Seine wirklichen Qualitäten aber spielt der Antipodes CX erst aus, wenn man ihn (wie auch vom Hersteller propagiert) als Server und Renderer einsetzt und mit einem möglichst audiophilen USB-Wandler verbindet. Wer den nicht hat, ist vermutlich mit der Antipodes P2 (1.790 Euro) Gerätebasis gut beraten, die eine Femto-Clock-Synchronisation mit AES/EBU oder SPDIF ausgeben kann.
Löblich: Das gute CD-Ripping mit perfekt eingetragenen Metadaten und Coverbildern. Das habe ich mit Pop-Scheiben und Exoten-Jazz-CDs probiert und es gelang jedesmal auf den Punkt. Topp. Tja, und Squeezebox, HQPlayer, Minimserver, BubbleUPnP, Shairport, Spotify Connect, SONOS und Plex Media kann er ja gegebenenfalls auch noch. In Summe ergibt das Paket, zumal als Grundbaustein eines ganzen Digital-Audio-Ökosystems, doch Sinn. Wir behalten die ergänzenden Komponenten mal im Auge.
Bleibt noch zu erwähnen, dass der Vertrieb CM-Audio ein sinnvoll zusammengestelltes Testpaket des CX für das Testen zuhause bereit stellt. Da lohnt es sich bei Interesse durchaus, einmal die Verfügbarkeit anzufragen…
Antipodes CX | 2020/03 |
ÜBERRAGEND |
Bewertungen
Klang*PraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. *Klang als reiner Server oder Renderer 4,0 Sterne |
| Sensationeller Klang via USB-Audio |
| Top-Design und Top-Verarbeitung |
| Bedienung und Software durchdacht |
| Potente Prozessorleistung nicht abrufbar |
Vertrieb:
CM-Audio – Flöter Technology Service
Am Schwarzbach 78
41066 Mönchengladbach
www.cm-audio.net
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Antipodes CX: 7.790 Euro
Antipodes EX: 4.990 Euro
Antipodes P1: 890 Euro
Antipodes P2: 1.790 Euro