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Test Transrotor Max: das Ausbau-Laufwerk

Abschließend noch ein Paar Worte zum Lager. Transrotor hat auch dieses Bauteil standardisiert – es kommt in mehreren Modellen des Hauses zum Einsatz. In die Messingbuchse wird ein Stahlbolzen eingeführt, der wiederum auf einer Kugel aus Keramik ruht. Diese Konstruktion ist hochstabil und garantiert über Jahrzehnte perfekten Gleichlauf.

Transrotor Max Lager
Standardisiert und deshalb trotz höchsten Aufwands noch erschwinglich: das Lager des Max (Foto: H. Biermann)

Um aus den Tonabnehmern eine angemessene Spannung zu erzielen, addierten wir die exzellente Phonostufe Musical Fidelity M6 Vinyl zur LowBeats Referenzkette (Vollverstärker Octave V80 SE, Dipol-Lautsprecher Wolf von Langa Chicago). Das gute Stück kann MM- wie MC-Tonabnehmer gleichermaßen bedienen und ist fein anpassbar.

Der Transrotor Max im Messlabor

Wie gut passen überhaupt das Uccello zum 800S? Oder das Merlot Reference zum SME 2M 9R Tonarm? Zufällige Kombinationen? Keineswegs. Beide Kombinationen passen auch nach den Rahmendaten. Die folgenden Messungen zeigen das Uccello im 800S…

Transrotor Max Uccello
Die Tonarm/System-Kombination Transrotor Uccello/800S passt bestens: keine Resonanzen (Messung: P.Schüller)

…und das Merlot Reference im SME-Arm:

Transrotor Max Merlot Reference
Ebenfalls fast keine Resonanzen (Messung: P.Schüller)

Die Hörtests

Wie oben schon angedautet, ermöglicht der ausgebaute Transrotor Max ein solche Fülle an Kombinationen, dass selbst dem geneigten Redakteur ein bisschen schwindelig wurde und der mitfühlende Chefredakteur Holger Biermann nicht wenige Stunden beim Mithören verbrachte. Folgende Kombinationen haben wir durchgehört:

♦ Transrotor Max mit TR 800S, Ucello und Konstant 1

♦ Transrotor Max mit TR 800S, Ucello und Konstant M1 Reference

♦ Transrotor Max mit TR 800S, Merlot Reference und Konstant 1

♦ Transrotor Max mit TR 800S, Merlot Reference und Konstant M1 Reference

♦ Transrotor Max mit SME 2M 9R, Ucello und Konstant 1

♦ Transrotor Max mit SME 2M 9R, Ucello und Konstant M1 Reference

♦ Transrotor Max mit SME 2M 9R, Merlot Reference und Konstant 1

♦ Transrotor Max mit SME 2M 9R, Merlot Reference und Konstant M1 Reference

Schon an der Auflistung kann man erahnen, wie viel Gefummel das war und wie viele Hörstunden hier einflossen. Etliche. Aber spannend war’s! Und LowBeats Mess-Koryphäe Peter Schüller hat anschließend alle Kombinationen durchgemessen und aufgenommen – eine Heidenarbeit.

Die Vielfalt der Optionen erfordert eine wichtige Entscheidung – wie beginnen? Wir haben uns zuerst für den günstigeren der beiden Tonarme entschieden. Schon mit dem Uccello spielte er bereits mit den ersten Takten wunderbar geschlossen und stressfrei.

Transrotor Max Einsatz
Ein guter Tonabnehmer und ein exzellenter Tonarm: MM-Abtaster Transrotor Uccello am 800S (Foto: H. Biermann)
Bartoks Klavierkonzerte 1&2 mit Maurizio Pollini
Bartoks Klavierkonzerte mit souveräner Dynamik: Pollini und Abbado (Cover: Amazon)

Wir wählten als Musik eine der letzten Luxuspressungen des analogen Zeitalters: Bartoks Klavierkonzerte mit Maurizio Pollini an den Tasten, es spielt das Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung von Claudio Abbado. Die Deutsche Grammophon hat diese Einspielung mit unglaublicher Dynamikbereitschaft in die Rillen gepresst. Da bebt die Nadel, und so mancher Tonarm kommt ins Taumeln. Nicht so am Max. Man spürte schnell, welch enorme Souveränität allein das Laufwerk ausstrahlte. Die brachialen Anschläge von Pollini hatten hier Kontur und Prägnanz. Eine klar strukturierte Wucht drang aus den Lautsprechern. Abermals: Diese Musik kann nerven, soll die Neven berühren – aber nicht stressen. Herrlich, wie der Max auch im wildesten Orchestertosen die Ruhe behielt. Dann Tom Waits und sein Album Rain Dogs. Der Transrotor-Arm und das Uccello-System stellten die Reibeisenstimme des Meisters wunderbar präsent vor die Lautsprecher. Konturstark dazu die Bassläufe.

Aber wie gut ist das Uccello? Zum Vergleich montierten wir eines unserer Referenzsysteme dieser Preisklasse, das Ortofon 2M Blue (Straßenpreis: 200 Euro). Das Uccello brachte noch eine Winzigkeit mehr an Bass und an Ausgewogenheit in die Wiedergabe, das Blue spielte etwas offener, minimal feiner. Unterm Strich ein Gleichstand.

Dann schwenkten wir auf die „große“ Transrotor-Lösung um: Also saß diesmal das Merlot Reference im Arm – und eine größere und schönere Welt tat sich auf. War die kleine Lösung schon verlockend, so wirkte die Edel-Alternativ überragend. Da war ein regelrechter Schub an neuen Informationen. Pollinis Klavier erschien deutlich dynamischer und räumlich besser eingebettet in das Orchester. Tom Waits Stimme rückte um einige Zentimeter mehr in Richtung Hörplatz, zudem war sie genauer ortbar. Wie haushoch überlegen eine gute Vinyl-Wiedergabe gegenüber der CD sein kann – hier wurde es Erlebnis.

Dann wechselten beide Abtaster in den SME-Arm. Hoppla: dass man den Unterschied zwischen Tonarmen derart deutlich ausmachen kann… Der SME zeigt deutlich mehr Feinzeichnung, Dynamik und kraftvollere Klangfarben. Die einzelnen Instrumente standen auf einen Schlag viel plastischer im Hörraum, Hörner kamen viel zupackender, dramatischer. Schien der 800S im Vergleich so eine Art von Grauschleier über die Feinzeichnung zu legen, so war die mit dem SME wie weggeblasen. Von allen Hörtests, die wir gemacht haben, bot dieser Durchgang den größten Unterschied. Oder anders herum: Das geht ins Ultimative: Jede, wirklich jede noch so feine Information in der Rille wird hier zum Erlebnis. Der Max mit SME und Merlot Reference spielte uns in einen regelrechten Klangrausch.

Der Vergleich mit einer weiteren Tonabnehmer-Referenz musste her: Würde das Excalibur Black, eines der besten bei LowBeats getesteten MC unter 1.000 Euro, eine ähnliche Klangexplosion in diesem offensichtlich überragenden Tonarm bringen? Nicht ganz. Tatsächlich waren die Klangfarben mit dem Merlot Reference noch klarer, Hörner kamen mit noch mehr Schmiss – einfach authentischer.

Blieb noch der Vergleich der beiden Netzteile: Hört man den Unterschied zwischen mittlerem oder großem Netzteil überhaupt? Aber natürlich. Nicht ganz so drastisch wie den Unterschied zwischen den Tonabnehmern oder den Tonarmen, doch aber vernehmlich. Das größere Konstant M1 Reference übertraf das kleinere Konstant 1 mit mehr Dynamik, mehr Stabilität und  – man kann es kaum glauben – mit frischeren Klangfarben. Im Vergleich klingt das kleinere Konstant 1 irgendwie “ flacher“. Das stattliche Konstant M1 Reference bringt zusätzliche Informationen in das audiophile Spiel ein.

Sie halten das für Unfug? Glücklicherweise haben wir ja alles aufgenommen und auch diesen Unterschied können Sie sich – ausgestattet mit einem ordentlichen Kopfhörerverstärker und einem ebenso guten Kopfhörer – problemlos nachprüfen. Im LowBeats Klang Orakel haben wir eigens einen Platz für die diversen Hörtests rund um die Transrotor Max angelegt. Zu den Aufnahmen kommen Sie hier…

Übersicht über die Hörtestes mit den Varianten des Transrotor Max
Die Übersicht über die Hörtestes mit den Varianten des Transrotor Max. Alle Aufnahmen sind mit dem gleichen Stück und mit dem gleichen Pegel gemacht. Sie müssen nicht das ganze Stück anhören, sondern können mit dem Cursor auch an eine bestimmte Stelle fahren und dann diese Passage gegen die gleiche Passage in einer anderen Konfiguration vergleichen.

Stellt sich die Frage, wo der Transrotor Max insgesamt steht. Zum großen Gesamtvergleich stellten wir dem Max das großartige Laufwerk von Elac zur Seite, den Miracord 90. Der ist in seiner Preisklasse (2.500 Euro) herausragend gut. An den Meriten des Transrotor Max konnte er aber nicht kratzen – selbst nicht in der „kleinen“ Variante mit 800S Arm, Transrotor Uccello und Netzteil Konstant 1. Allerdings schlug sich der Elac verdammt wacker und spielte nicht selten etwas energischer und auch feinsinniger auf. Der Max zeigte etwas mehr Substanz und klang insgesamt etwas ausgewogener.

Aber es gibt ja auch in diesem „aufgebohrten“ Max unsere Favoriten-Variante, die mit SME M2 9R, Merlot Reference und Konstsnt M1 Reference. Das sind dann schon Welten: In allen Punkten, die unser Wertesystem ausmachen, klang diese Max-Variante reicher. Allein schon, wie sie uns mit dieser unaufgeregten Art von präzisem Detailreichtum in die Aufnahmen zog… Zugegeben: Sie ist auch weit mehr als doppelt so teuer wie der Elac und doch ist sie es wert. Wer die ganz große Kunst der Vinyl-Auslese erleben will, bekommt mit dieser Version des Transrotor Max ein höchst audiophiles Werkzeug an die Hand.

Fazit

Der legendäre Fat Bob stand Pate: Der Transrotor Max folgt den gleichen Prinzipien. Dabei bleibt es dem interessierten Kunden überlassen, welche Ausbaustufe er möchte. Der Max ist sinnig modular aufgebaut. Man darf wählen zwischen unterschiedlichen Tonarmen, Abnehmern, Netzteilen. Die Möglichkeiten sind außergewöhnlich vielfältig. Hierüber bestimmt sich der Wert und nicht zuletzt auch der Preis.

Aber auch das zeichnet den Transrotor Max aus: jeder Schritt ist hörbar. Schon der Ausbaustufe mit 800S Tonarm und dem günstigeren Uccello MM-System (die bei 3.000 Euro liegt) gelingt ihm ein überzeugender Auftritt. Aber der SME M2 9R, das Merlot Reference und nicht zuletzt das Konstant M1 Reference bieten jedes für sich klanglich noch einmal so viel mehr, dass sie in unseren Ohren die Preisunterschiede rechtfertigen. Wir sind deshalb elitär und sprechen uns für den Maximalausbau mit SME Tonarm und Merlot Reference aus. Sollte ich gefragt werden, auf was ich zur Not verzichten könnte – es wäre wohl das große Netzteil. Auf das Merlot Reference und der SME M2 9R aber auf keinen Fall!

Transrotor Max
2018/05
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klingt mit SME + Merlot REF hoch-dynamisch und stressfrei
Modularer Aufbau
Grandiose Verarbeitung
Keine Haube

Vertrieb:
Räke HiFi Vertrieb GmbH
Irlenfelder Weg 43H
51467 Bergisch Gladbach
www.transrotor.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Transrotor Max: 7.450 Euro

Die Gegen- und Mitspieler im LowBeats Hörraum:

Test Ortofon 2M Blue – der MM-Preisknüller
Test Excalibur Black – die ganz feine Klinge
Test Elac Miracord 90 – das genaile Komplettpaket
Test: der Referenz-Vollverstärker Octave V80 SE
Test Dipol-Lautsprecher Wolf von Langa Chicago

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Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.