Denon und Marantz führten zum Jahreswechsel 2015 neue Produktserien ein, deren Topmodelle gleich auch für ein HDMI-Upgrade im Laufe des Jahres vorbereitet waren. Das HDMI Upgrade wird zum Selbstkostenpreis angeboten. Der Hintergrund: Für die kommenden ultra-hochauflösenden Videos und TV-Sendungen wurden die Normen und Standards erst kurz vor Jahresende 2014 festgelegt, insbesondere die Verschlüsselungs-Mechanismen der HDCP-Norm (High-bandwidth Digital Content Protection). Bei der Entwicklung der Hauptplatine der AV-Receiver und -Vorverstärker standen den D&M-Ingenieuren schlicht noch keine Chips zur Verfügung, die sowohl alle Videosignalarten in voller Bandbreite und Frequenz als auch die neue Verschlüsselung HDCP2.2 beherrschten. Daher traf man die Entscheidung zu Gunsten der Chips mit alter Verschlüsselung, aber besseren Video-Eigenschaften. So konnte man die Produkte zur Saison fertigen und verkaufen, muss nun aber – wenn es der Kunde will – nachrüsten.
So erging es auch dem Marantz AV8802, der seit seinem Test als Arbeitsgerät seinen Dienst im LowBeats Testkino verrichtet. Da er noch aus der ersten Serie stammt, erhielt die Redaktion im Juli die Möglichkeit des Upgrades. Das kostet den Kunden genau 200 Euro, was wirklich ein Schnäppchen ist, wenn man genauer betrachtet, was man dafür bekommt. Geräte späterer Produktionschargen erhalten gleich die neue Platine, man erkennt sie bei Denon und Marantz am ergänzten „A” am Ende der Typenbezeichnung. Die „A”-Geräte sind exakt um 200 Euro teurer als ein Ur-Gerät plus Upgrade — ein fairer Deal.
Der Beginn: Ein Karton
Mit dem HDMI-Upgrade erhält man einen eigens für den Transport zum Service konzipierten Karton. Damit verschickt man seinen Receiver oder, wie in unserem Falle, den AV-Vorverstärker zum Service-Unternehmen Krickhaus im Norden Kölns, das für Denon und Marantz diese Umrüstungen vornimmt. Kurz entschlossen schauten wir mit unserem AV8802 persönlich vorbei, um zu erfahren, was da eigentlich alles gemacht wird. Andreas Filipek, bei Krickhaus ELektronik der Upgrader für Geräte dieser Kategorie, erklärt uns den gar nicht so einfachen Vorgang. Der beeindruckende Stapel an Kartons mit bereits getauschten Platinen neben seinem Arbeitsplatz festigt mein Vertrauen in seine Routine. Offenkundig sind wir nicht die Einzigen, die das Upgrade jetzt durchführen lassen – zwei weitere mannshoch beladene Transportwagen stehen auf dem Flur: Filipeks restliches Tagwerk, wenn er mit unserem Marantz fertig ist.
Fürs HDMI-Upgrade einmal nackig machen, bitte.
Nach einem ersten Check auf Funktion des AV8802 und Vollständigkeit des Upgrade-Kits beginnt Filipek, das mehrteilige Gehäuse mit seinen drei Deckeln und Versteifungen mit Marantz-typischen, mechanisch sensiblen Kupferschrauben zu entblättern. Streng nach Checkliste werden dann zunächst alle Kabel zur Hauptplatine und dem WLAN-Modul gelöst. Danach sind die mehreren Dutzend mechanischen und elektrischen Verbindungen an der Reihe. Darunter sind auch Schrauben, die mit normalem Hobby-Werkzeug gar nicht erreichbar wären. Filipeks Handgriffe laufen so geschmeidig und flink, dass ich ihn öfter bitten muss, inne zu halten, damit ich überhaupt Fotos schießen kann.
Dann liegen alte und neue Bauteile nebeneinander auf dem Werktisch. Kaum zu fassen, immerhin sechs rechenstarke SHARC-DSP-Chips arbeiten auf der Hauptplatine zur Verarbeitung aller Audioformate. Das reicht bis zu 13.2 Kanäle in hoher Auflösung (24 Bit bei 192 Kilohertz). Der entscheidende Grund für die ganze Upgrade-Aktion aber sind die Receiver-Chips für das HDMI-Signal, deren neue Version eben auch HDCP2.2 in allen Auflösungen verarbeitet. Ebenfalls getauscht wird die Funk-Tochterplatine, die WLAN und Bluetooth im Gegensatz zum ursprünglich getrennten Empfang gemeinsam verwaltet.
Prüfen und wieder prüfen
Kaum fotografiert, verpflanzt Herr Filipek die jungfräuliche Mutterplatine in den geöffneten Brustkorb des Marantz-Korpus. Ruck, zuck sind alle Brücken, Kabel und Befestigungen wieder am Platz und auch die neue Funkplatine eingebaut und angenabelt. Sogleich macht sich Filipek an eine lange Checkliste, die die verschiedenen Anschlüsse und Funktionen prüft. Dann der spannende Moment des ersten Einschaltens: Ein kleiner Schreckmoment entsteht, als sich der Verstärker nicht im WLAN anmelden will. Nach dem Tausch der Antenne aber ist alles okay – die Checkliste wird fortgeführt. Und weil Filipek ein wirklich sorgfältiger Profi ist, putzt er den Marantz am Ende noch einmal mit Reiniger und Mikrofasertuch, bevor er ihn in Polsterfolie verpackt wieder in den Karton bettet. Fertig. Unser Marantz zumindest. Bei Herrn Filipek wartet jedoch schon das nächste Gerät auf sein HDMI-Upgrade …
Zurück im LowBeats Testkino, macht der AV-Vorverstärker nun wieder seine Arbeit. Alles läuft wie gewohnt und die neue Verschlüsselung mit Ultra-HD-Auflösung funktioniert problemlos, wie wir mit dem Sonys Ultra-HD-Mediaplayer FMP-X5 und dem Projektor VPL-VW300ES mit nativer 4K-Auflösung feststellen konnten. Genau so war das gedacht. Perfekter Service.
Galerie HDMI-Upgrade
Die Vorbereitungen
Alt gegen Neu
Der Endspurt
Mehr zu Denon und Marantz:
Test Denon AVR-X4200W: Top 3D-Klang für 1500 Euro
Test Denon AVR-X2300W: Dolby Atmos unter 700 Euro
Test AV-Vorverstärker Marantz AV8802
Test Marantz SR6010: Luxus mit Augenmaß