Was muss man für einen AV-Receiver mit wirklich guter Qualität und Ausstattung heute ausgeben? Denons Antwort lautet klar: 1.499 Euro. Dafür erhält man den Denon AVR-X4200W und trifft recht sicher ins Schwarze. Gerade ist auch noch das schon länger angekündigte Upgrade für Auro-3D verfügbar geworden, das man für 149 Euro online direkt beim Hersteller erwerben kann.

Gegenüber dem direkten Vorgängermodell scheinen auf den ersten Blick nur wenige Veränderungen vorgenommen worden zu sein, doch die sind teils recht entscheidend für die Performance und vor allem für den künftigen Betrieb.
So wurde die HDMI-Signalverarbeitung auf den neuesten Stand gebracht und beherrscht vor allem auch die aktuelle Verschlüsselung HDCP2.2 (die praktisch alle Ultra-HD-/4K-Quellen verlangen) und auch das Durchleiten aller Auflösungen mit voller Bandbreite (4:4:4) bei bis zu 60 Bildern pro Sekunde, was für das Abspielen von Ultra-HD Blu-ray Discs relevant wird.
Auch ist neben Dolby Atmos und Dolby Surround nun DTS:X samt DTS Neural:X mit an Bord, das voraussichtlich künftig auf Blu-ray Discs und Ultra-HD Blu-ray Discs große Verbreitung finden wird.
Vergleichsweise exotisch werden Aufnahmen mit Auro-3D bleiben, welches Denon gegen 149 Euro optional für das Gerät lizenziert. Besonders attraktiv ist der dazu gehörende Upmixer Auro-Matic, der bei Musikwiedergabe unstrittig besser klingt und zu gewöhnlichen CDs kompatibler ist als seine zwei Geschwister aus dem Massenregal.

Weitere Verbesserungen erscheinen erst auf den zweiten Blick oder eben beim genaueren Hinhören. So arbeiten die neuen Digital-/Analog-Wandler mit 32 Bit Genauigkeit und der integrierte Signalprozessor kann mit seinen vier Prozessorkernen in Summe elf Audiokanäle handhaben.
Es sind weiterhin nur sieben Endstufen integriert, aber der Denon AVR-X4200W stellt sämtliche Kanäle an Vorverstärkerausgängen parat, sodass man sie mittels zusätzlichen Verstärkern oder Aktivlautsprechern verwenden kann.
Das Konfigurationsmenü zeigt dies auch anschaulich und kennzeichnet die extern zu verstärkenden Lautsprecher mit “PRE” (Pre-Amplifier = engl.: Vorverstärker). Daraus ergibt sich für den, der will, eine riesige Flexibilität, die sonst eher Highend-Receiver zu einem beschaulichen Preis bieten.


Dieses flexible Routing nutzen die Japaner pfiffig auch für ein paar audiophile Tricks. So kann man für die Stereo-Wiedergabe ein ganz anderes Lautsprecher-Paar als Hauptlautsprecher ansteuern, den Subwoofer frei und unabhängig vom Surround-Setup verwenden oder nicht, oder ein Bi-Amping realisieren.
Das ist perfekt für den, der für reine, klassische Musikwiedergabe noch etwas mehr Qualität herauskitzeln möchte. Auch wer in Sachen HDMI-Wiedergabe klanglich eins draufsetzen möchte, erhält hier die Gelegenheit.
HDMI ist audiophil unterprivilegiert, weil das Audiosignal huckepack und in aller Regel nicht mit einem ganzzahligen Takt auf dem Videosignal mitreist. Dadurch ergibt sich ein starker Jitter, der das Klangbild verschlechtert: es verliert an Musikalität, Feindynamik und räumlicher Abbildung.
Denon hilft hier mit einer externen Taktsynchronisation zwischen Receiver und den Denon eigenen Blu-ray-Playern nach. “Denon Link HD” heißt der entsprechende Anschluss, der per Cinch parallel zum HDMI-Kabel verwendet wird.
Player und Receiver erkennen diese Taktleitung dann automatisch. Und das klangliche Ergebnis ist stets verblüffend. Steckt man die Denon Link HD Strippe versuchshalber ein und aus, ist das, als ob man die Lebendigkeit und Musikalität der Tonwiedergabe ein- und ausschaltet.
Auch wenn andere Player wie der Oppo mit tolleren Features locken, in diesem Zusammenspiel ist ein Player von Denon für Musikliebhaber klar die beste Wahl.

In Sachen Handhabung geben sich die Denon-Receiver in den vergangenen Jahren sehr vorbildlich – im Rahmen dessen, wie man dem Anwender eine solch komplexe Maschine eben nahe bringen kann.
Dazu gehören, in der Packung liegend, das pfiffige Pappstativ für das Audyssey-Messmikrofon und die Bögen mit Aufklebern zur Kennzeichnung der zu verlegenden Kabel genauso wie die gut aufgeräumte Systemfernbedienung.
Durch die Erstinbetriebnahme führt ein erstaunlich ausführlicher und flexibler Assistent auf dem Bildschirmmenü, mit klaren deutschen Texten, Grafiken und sogar Animationen.
Der Assistent lässt sich in Kapiteln jederzeit wieder aufrufen und führt den Nutzer beispielsweise durch das Anschließen und Einrichten eines neu einzubindenden Geräts. Toll gemacht. Auch die komplett neu gestaltete App für iOS und Android, Smartphones und Tablets ist sehr gelungen – siehe Galerie am Ende des Tests.
Weiter gibt es ein sehr vollständiges und extrem universell einsetzbares Webmenü, das Betriebssystem-unabhängig auf jedem Browser im lokalen Netzwerk aufrufbar ist.
Hervorzuheben hierbei ist die – leider viel zu selten anzutreffende – Funktion, sämtliche Einstellungen und Konfigurationen als Sicherungsdatei auf dem Computer speichern und gegebenenfalls wieder einspielen zu können.
Spätestens per App oder Webmenü löst sich auch die Handhabung einer zweiten oder dritten Zone ganz leicht.
Denons AV-Receiver: Surround All Around

Diese neueste Generation von Denons AV-Receivern erlaubt eine so flexible Konfiguration der Lautsprecher-Aufstellungen wie niemals zuvor und das eben auch für verschiedene Codecs gemeinsam.
In der Version der Testgeräte-Firmware gab es nur noch die Einschränkung, dass Dolby-Soundtracks mit ausschließlich Dolby Surround und DTS-Tonspuren nur mit DTS Neural:X auf volle Kanalzahl aufgeblasen werden konnten.
Alle anderen Tonsysteme sind mit allen Codecs kombinierbar und, so versprach es das Produktmanagement telefonisch, ab der kommenden Firmware fällt nach einer Einigung mit Dolby und DTS auch diese lästige Vorgabe weg.
Im praktischen Test im LowBeats Kino benahm sich der Denon AVR-X4200W wie man das erwartet. Alle Konfigurations-Varianten arbeiteten stressfrei und auch das Audyssey-Messmikrofon lieferte zuverlässige Ergebnisse ohne die Überbetonungen, die manche Mitbewerber präferieren.
Wiederholbar kam eine ausgewogene Kanal-Balance mit synchronen Laufzeiten (Delay) dabei heraus. Die automatisch gewählten Übergangsfrequenzen des Bassmanagements lieferten in Bezug auf Frequenzgang und erreichbare Dynamik einen guten Kompromiss bei der Arbeitsteilung zwischen verschieden potenten Lautsprechern und dem Subwoofer. Die doppelte Antenne für WLAN und Bluetooth sicherte eine

stabile, unterbrechungsfreie Audioübertragung auch bei hohen Datenraten von gestreamter hochauflösender Musik via DLNA. Der integrierte Player spielte ebenfalls lückenlos (Gapless) bei jenen Formaten, die das offerieren.
Einzig die App vom iPad des Hörraums spielte noch nicht als Hintergrundservice. Sobald das iPad einschlief, spielte trotz Playlist der aktuelle Titel noch fertig und dann verstummte die Musik. Hier soll die nächste Version der App kontinuierlich weiterspielen, verspricht Denon.
Tonal spielte der Receiver angenehm neutral und vergleichsweise leichtfüßig, ohne das übertrieben auf Transparenz getrimmte Klangbild früherer Denon-Geräte. Dass “neutral” nicht langweilig klingen muss, zeigte der Denon AVR-X4200W immer wieder, wenn man bemerkte, dass die Füße im Takt wippten.
Ein schöner musikalischer Fluss hält die Spannung und wenn es drauf ankam, vermochten die Endstufen auf mächtig Schub ordentlich Staub von den Membranen zu schütteln. Die Abbildung wirkte angenehm lückenlos bei Instrumenten oder Effekten, die sich zwischen Lautsprechern positionierten oder bewegten.
Fazit: Ein ausgewogenes Paket
Die Japaner liefern mit dem Denon AVR-X4200w eine gelungene Balance aus Verarbeitung mit Alu-Front und Vollausstattung bei durchdachtem Bedienkonzept.
Die neue App ist toll gelöst und das bewährte Webinterface mit Backup-Funktion vorbildlich. Die neuesten Decoder sind an Bord und Auro-3D lässt sich für faires Geld nachrüsten.
In Sachen HDMI ist man auf dem Stand der Dinge. Es sind zwar nur sieben Endstufen integriert, Vorverstärkerausgänge erlauben aber eine flexible Erweiterung.
Klanglich wirkt der Receiver im besten Sinne des Wortes ausgewogen und angenehm musikalisch. Dabei mangelt es nicht an Dynamik und Kraft. Was will man mehr?
Denon AVR-X4200W | 2016/04 |
![]() | |
überragend |
Bewertungen:
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Angenehm ausgewogener Klang |
| Vollausstattung für Surround und HDMI |
| Tolle App und Webinterface mit Backup |
| Auro-3D Upgrade 149 Euro |
Vertrieb:
Denon Deutschland
Division of D&M Germany GmbH
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
www.denon.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Denon AVR-X4200W: 1.499 Euro
Auro-3D-Upgrade optional: 149 Euro
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Galerie Denon AVR-X4200W
Die Hardware
Konfiguration per Bildschirmmenü, On-Screen-Display (OSD)
Denon Remote App (iPad-Version)