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Genelec 8351B Sydney's JMC
Der Genelec 8351B ist ein überlegener Studio-Monitor. Und noch mehr: der clever aufgebaute Koax-Speaker (Preis: 7.800 Euro) besticht auch mit dem hoher Musikalität und präzise anpassbaren Raum-EQs (Foto: Genelec)

Test Aktiv-Studio-Monitor Genelec 8351B: „The Ones and only“

Der Weltmarktführer in Sachen Studio-Monitore hat mich schon immer fasziniert. Bei LowBeats bin ich mit der Genelec One (siehe Test) in die Klangwelten der Finnen eingestiegen, kürzlich bin ich der Faszination der 6040R erlegen. Und doch sticht beim Blick in das Portfolio der Finnen die Serie namens „The Ones“ aus technischer Sicht besonders hervor, weil sie technisch die weitest-entwickelten Koaxial-Lautsprecher sind. Das zweitgrößte Modell der Baureihe, die Genelec 8351B, steht schon seit einigen Wochen in meinen Hörraum – und hoffentlich auch noch länger.

Prinzipiell ist die Punktschallquelle das erklärte Optimum für die Musikwiedergabe von Tonkonserven in Wohn- oder Hörräumen und ein Koaxial-Lautsprecher schon dicht daran. Warum? Hierzu kleiner Exkurs: Im Vergleich zu Mehrwege-Boxen mit örtlich auseinanderliegenden Schallquellen von Tief-, Mittel- und Hochtöner passiert die Schallentstehung beim Koax für alle beteiligten Chassis quasi in einem „Punkt“ – idealerweise zeitgleich. Damit liefert diese Chassis-Gattung eine radialsymmetrische Abstrahlung und mithin zeigen alle Frühreflexionen einen ähnlichen Frequenzverlauf wie der auf Achse gemessene Frequenzgang – sofern die Bündelung nicht zu stark ist und die Raumakustik dies zulässt.

Da wir den Klang einer Box eben nicht nur durch den Direktschall wahrnehmen, sondern auch durch alle Reflexionen im Raum, trägt diese ausgewogene Eigenschaft zum guten Klang bei. Die klassischen Mehr-Wege-Boxen zeigen dagegen aufgrund der unterschiedlichen Schallentstehungsorte je nach Raumwinkel vor allem vertikal starke Interferenzen also Auslöschungen und Anhebungen im Frequenzgang und mithin ganz unterschiedliche Übertragungsfunktionen über die Raumreflexionen zum Hörplatz. Hier haben eben die Reflexionen einen anderen „Klang“. „Constant Directivity“ ist das Stichwort. Ein Maß für gute Constant Directivity ist die Messung der Schallleistung, also gewissermaßen ein Frequenzgang, der eine Mittelung aller in Raumwinkeln gemessenen Frequenzgänge darstellt.

Ein Trend geht in den letzten Jahren dahin, bei traditionellen Mehrwege-Lautsprechern durch eine kurze Schallführung vor dem Hochtöner eben diese „Constant Directivity“ zu verbessern. Das funktioniert schon recht gut, doch bleibt das Problem der Interferenzen im Übergangsbereich zwischen den örtlich auseinanderliegenden Chassis bestehen.

Es gibt nicht viele Entwickler/Hersteller, die Lautsprecher mit Koaxialchassis bauen. Vielleicht deswegen, weil sie teurer und diffiziler in der Fertigung sind. Vor allem setzt das eine gewisse Fertigungstiefe in der Firma voraus, wenn man es richtig machen möchte. KEF zum Beispiel hat sich dem Koax verschrieben und hat im Laufe der Jahre das Prinzip immer weiter verbessert. Denn wie so oft steckt die Tücke im Detail.

Eine große Schwierigkeit besteht darin der Ausreitung der zarten Schallwellen des Hochtöners keine Stolperstellen in den Weg zu legen. Denn jegliche kleine Kante zeigt im Frequenzgang Unregelmäßigkeiten vor allem auch außerhalb der Achse gemessen. Auch stellt der schwingende Mitteltöner gewissermaßen  eine modulierende Schallwand für den Hochtöner dar. Des Weiteren muss gewährleistet sein, dass die Kontur des Mitteltöners – also die Membranform – einerseits eine ausreichende Stabilität aufweist, andererseits aber nicht zu trichterförmig ist, was wiederum die Bündelung des Hochtöners stark erhöhen würde. Man sieht, hier gibt es teils gegenläufige Anforderungen, was die Konstruktion sehr komplex gestaltet.

Genelec 8351B: das Konzept

Genelec hat sich all diesen Problemzonen gewidmet und im Detail perfektioniert.
Das Bild ersetzt hier tausend Worte: Die Sicken der 25 Millimeter Kalotte und des 13er Mitteltöners sind flach ausgeführt, was eine nahtlose Kontur zeigt mit Fortsetzung in der Schallwandausformung – perfekt.

Genelec-8351B Front
So muss eine Lautsprecher-Front aussehen, dann klappt´s auch mit dem Klang. Das aus Aluminium-Druckguss geformte Gehäuse zeigt keinerlei Stolperstellen für den Schall (Foto: Genelec) (Foto: M. Jansen)

Durch den Einsatz des Mitteltöners bis nur 320 Hertz hinunter und dem damit verbundenen geringen Hub, „sieht“ der Hochtöner keine nennenswert modulierende Schallwand.
Der Clou der kompakten 8351B ist zudem die Anordnung zweier Tieftöner hinter der Schallwand. Zusammen ergeben die beiden ovalen Tieftonmembranen eine Fläche vergleichbar mit der eines 25er Basses. Die Abstrahlung der tiefen Töne wird durch Schlitze ober- und unterhalb der Schallwand gewährleistet. Damit erweitert sich die Punktschallquelle auch auf den Tieftonbereich, ja sogar die Constant Directivity setzt sich in gewissen Grenzen nach unten hin fort.

Genelec-8351B mit abgeschraubter Rückwand
Ein Blick in Innere der 8351B (hier die vordere Gehäusehälfte) zeigt die beiden Tieftöner mit dem Koaxialtreiber in einem eigenen kleinen Gehäuse in der Mitte. Die Rippen an den Gehäusewänden verleihen der Behausung die nötige Stabilität. (Foto: M. Jansen)

Dank Aluminiumguss als Gehäusematerial kann überhaupt erst diese optimierte Formgebung bewerkstelligt werden. Nebenbei wird trotz geringer Wandstärke eine hohe Steifigkeit der Behausung erreicht und zugleich das Bruttovolumen geringgehalten.

Wie bei Genelec üblich ist auch die 8351B aktiv ausgeführt. Soll heißen, jeder Treiber hat eine eigene Endstufe im Rücken und die Aufteilung der Arbeitsbereiche wird von einer digitalen Frequenzweiche übernommen. Satte 250 Watt Class D stehen den Bässen und 150 Watt Class D jeweils für Mittel- und Hochtöner zur Verfügung. Die Übergangsfrequenzen liegen bei 320 und 2.800 Hertz. Damit erreicht ein Pärchen 8351B kurzfristig enorme 123 dB Spitzenpegel. 32 Hertz und 43 Kilohertz sind die Grenzfrequenzen. So viel zu den Prospektdaten der Vollständigkeit halber.

Die etwas über 14 Kilogramm schweren Lautsprecher stehen auf sogenannten Iso-Pods. Das sind weichgummiartige Füße, die den Lautsprecher vom Untergrund entkoppeln und außerdem die Möglichkeit geben die Genelec in der Vertikalen auszurichten. Nebenbei lassen sich die Füße auch seitlich anbringen, so dass die 8351b ohne klangliche Einschränkung – siehe symmetrische Abstrahlcharakteristik weiter oben – in der Horizontalen betrieben werden kann. Der Iso-Pod passt sowohl an den Seiten, als auch unterhalb der Box – dank der nahezu punktsymmetrischen Abstrahlung des Koax-Chassis sind somit keine nennenswerten klanglichen Unterschiede zu erwarten. Cool gelöst. Für alle erdenklichen Aufstellungsvarianten gibt es zudem als Zubehör unzählige Ständer und Adapter für Wand- oder Deckenmontage. Nicht selbstverständlich für solche Profi-Werkzeuge: Die 8351B ist sowohl in Anthrazit als auch in Schwarz oder Weiß erhältlich.

Genelec-8351B Anschluss
Vom Mäuseklavier über die Stromversorgung, einem Einschalttaster, einem digitalen AES/EBU sowie einem symmetrischen Analogeingang, einem DigitalThru (Ausgang) und zwei Netzwerkbuchsen ist alles auf der Rückseite untergebracht. Letztere kommen bei der Einmessung via GLM zum Einsatz. Sie garantieren die Kommunikation zwischen der GLM Software und den beiden Lautsprechern (Foto: M. Jansen)

Einmal eingemessen können die Korrekturkurven in den Lautsprechern gespeichert werden.

Genelec-8351B Koax Aufbau
Prinzipieller Aufbau des Koaxial-Treibers: Der Hochtöner sitzt im Zentrum des Mitteltöners. Mehr verrät Genelec mit diesem Bild nicht… (Grafik: Genelec)

Genelec 8351B in der Praxis

Geht es in den Hörraum und zur Aufstellung bietet Genelec respektive die 8351B noch ein Schmankerl: „SAM“ steht für Smart Active Monitor. Und das bedeutet nichts anderes als die Möglichkeit die Lautsprecher auf den Raum beziehungsweise den Hörplatz einzumessen. Dazu ist das optional erhältliche GLM-Set zu erwerben (390 Euro). Im Set sind alle nötigen Kabel, der GLM-Adapter (GLM = Genelec Loudspeaker Manager) sowie ein Messmikrofon enthalten.

Um Kontakt mit den Lautsprechern aufzunehmen, werden die Netzwerkkabel von einer Box zur anderen und weiter zum GLM-Adapter verbunden. Nach Download der kostenlosen GLM-Software und Verbindung des Rechners via USB-Kabel mit dem Adapter sowie der Mikrofonaufstellung am Hörplatz auf Ohrhöhe darf die Einmessung losgehen.

Genelec-8351B im Hörraum
Für die Einmessung wird das mitgelieferte Mikrofon am Hörplatz aufgestellt. (Foto: M. Jansen)

In der Software wird zunächst per Drag and Drop definiert, welche der Boxen links und welche rechts steht. Werden etwaige Genelec-Subwoofer von der Software erkannt dürfen sie ebenfalls in dem virtuellen Raum platziert werden. Man hat die Wahl zwischen einer oder mehreren Messpositionen um den Hörplatz herum. Wählt man letztere Option, dann fällt der Grad der Entzerrung aufgrund einer Mittelung der Messungen weniger extrem aus, was meistens zu bevorzugen ist.

Das gleichschenklige Dreieck von Hör- zu Boxenpositionen wähle ich grundsätzlich nicht sehr ausgedehnt, um das Verhältnis von Direkt- zu reflektiertem Schallanteil groß zu halten und mithin den Raumeinfluss im Hörtest zu verringern. Die 8351B standen auf massiven, sandgefüllten Ständern und wurden dank Iso-Pods auf Mikrofon- respektive Ohrhöhe ausgerichtet. Startet man die Messung, dann erscheint nach wenigen Sekunden ein Diagramm mit der gemessenen Übertragungsfunktion, der von der Software berechneten Korrekturkurve sowie die korrigierte Übertragungsfunktion. Nach Klicken auf „Confirm“ können die Anpassungen schließlich in den Lautsprechern abgespeichert werden, so dass man unabhängig von Rechner und der GLM-Software ist.

Will man im Hörcheck jedoch zwischen unkorrigiert und korrigiert umschalten, muss die Software aktiv sein. Stellt man dabei fest, dass es hier und da noch Handlungsbedarf gibt, kann man über den „Sound Charakter Profiler“ noch Feinschliff etwa mit zusätzlichen Shelving Filtern betreiben oder aber die vorhandenen Korrekturfilter in ihrer Ausprägung variieren.

Als Streamingquelle nutze ich den Roon Nucleus bzw. einen Tidal Account. Die digitalen Tondaten finden schließlich ihren Weg über einen Mutec MC3+USB zum Digitaleingang eines 8351B. Der zweite Lautsprecher bekommt die Daten via digitaler Tonleitung zugespielt. Die analoge Variante also über einen Vorverstärker D/A-gewandelt und dann analog in die Genelecs habe ich ebenfalls ausprobiert. Um es vorwegzunehmen: Ich habe keinen nennenswerten Unterschied gehört.

Genelec-8351B Frequenzgang
Wer nicht das optional erhältliche GLM-Kit (390 Euro) zur Einmessung verwendet, kann bei Bedarf auch manuell Einstellungen via Mäuseklavier in der tonalen Balance vornehmen (Demo: Genelec)

Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein möglichst konstantes oder zumindest mit der Frequenz konstant steigendes Bündelungsmaß für guten Klang verantwortlich zeichnet. Im Idealfall sollte die dunkelgrüne Fläche – also der Winkelbereich, in dem sich der Schalldruck um nicht mehr als drei Dezibel vom axial gemessenen Frequenzgang abweicht – als gerader „Schlauch“ von links nach rechts verlaufen. Das heißt, der Lautsprecher würde über den gesamten Frequenzbereich gleich stark bündeln respektive gleich breit abstrahlen. Durch die Platzierung der beiden Tieftöner ist in der Vertikalen eine leichte Bündelung bis etwa 200 Hertz zu sehen.

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Genelec-8351B Abstrahlcharakteristik1
Vertikale Abtstrahlcharakteristik: In der sogenannten Isobarendarstellung lässt sich sehr gut das Abstrahlverhalten ablesen (Messung: Genelec)
Genelec-8351B Abstrahlcharakteristik2
Horizontale Abtstrahlcharakteristik zeigt einen recht konstanten Verlauf bis etwa 700 Hertz hinunter. Typischerweise erkennt man bei der Übernahmefrequenz von Mittel- zu Hochtöner (hier bei ca. 2,8 kHz) einen Sprung in der Abstrahlcharakteristik. Hier ist dank Feinarbeit der Entwickler nichts zu sehen. Klasse! (Messung: Genelec)
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Gehen wir also ans Eingemachte: Diagramm 1 zeigt die Messung am Hörplatz rechte Box (rot), die errechnete Entzerrung (blau) via GLM und der Frequenzgang (grün) nach Entzerrung. Selbst in einem Hörraum mit ungünstig verteilten Raummoden (siehe rote Kurve unterhalb 150 Hertz) zeigt die automatische Einmessung eine wohldosierte Korrektur. Es werden überwiegend die Resonanzspitzen eingedämmt, Schalldrucksenken werden nicht ohne Grund nur leicht angehoben – siehe Korrekturkurve blau. Hintergrund: Die Senken im Bassbereich sind Schalldruckminima aufgrund der Position im Raum. Versucht man diese Minima aufzufüllen, dann bleibt der Schalldruck an dieser Position weitestgehend unverändert, aber an anderen Stellen im Raum würde man deutliche Pegelüberhöhungen messen und hören sowie die Chassis schnell überfordern.

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Genelec-8351B EQ1
Diagramm 1 (Messung: M. Jansen)
Genelec-8351B EQ1
Diagramm 2: Messung am Hörplatz an der linken Box (rot), der errechneten Entzerrung (blau) via GLM und der Frequenzgang (grün) nach Entzerrung (Messung: M. Jansen
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Hörtest

Als erstes prüfe ich, ob alles korrekt gepolt angeschlossen wurde – was sich bei der aktiven 8351B allerdings erübrigt. Stehen also Sängerin oder Sänger korrekt in der Mitte oder schweben sie diffus im Raum? Sodann steht die Tonalität im wichtigen Mitteltonbereich zur Begutachtung an. Klingen Stimmen vielleicht nasal oder etwa grummelig im unteren Bereich? Sind sie eher vordergründig präsent oder weiter hinten wahrnehmbar?

„Big in Japan“ von Ane Brun ist für einen ersten Check immer gut. Ad hoc fällt auf wie präzise Stimme und Instrumente platziert werden. Dies sollte sich bei entsprechend guten Aufnahmen im weiteren Hörtest fortsetzen. Die S-Laute sind leicht betont, die E-Gitarre hat Glanz und Biss – vielleicht etwas zu viel dachte ich. Die 8351B war schließlich relativ stark auf den Hörplatz eingewinkelt. Also drehte ich die Lautsprecher ein paar Grad weiter nach außen. Und siehe da, nun war die Tonalität vollends im Lot. Sogleich interessierte mich, wie die Genelec eingemessen klingt. Die Sängerin tritt einen Schritt nach vorne und die Bühne wird noch aufgeräumter präsentiert. Vor allem aber klingt das Dargebotene modenbereinigt hörbar strukturierter in Bass.

Zum Beispiel bei „The Bones” der Fairfield Four. Ohne Korrektur ist vielleicht die Tiefenstaffelung etwas besser. Der Vergleich mit und ohne Korrektur brachte gemischte Gefühle: Bei Ain´t No Sunshine mit Buddy Guy und Tracy Chapman zum Beispiel wirkten der Bass und das Schlagzeug mit Korrektur zwar deutlich differenzierbarer, aber gleichzeitig auch irgendwie etwas eingebremst. Die sehr schön eingefangene Stimme von Ariana Savalas bei „One Man Show“ klingt mit Entzerrung zwar schön präsent und klar aber auch etwas zweidimensionaler, ohne dagegen ein wenig plastischer jedoch mit leichter Betonung im mittleren Stimmenbereich. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass man die messtechnisch teils starke Betonung im Bassbereich subjektiv nicht zwingend als immens störend empfindet.

Ob Sie die Korrekturfunktion nutzen oder nicht hängt davon ab, wie gut Ihre Hörraumakustik ist und wie lange Sie sich Zeit lassen mit dem Boxen zurechtrücken, um die beste Hörposition zu finden. Denn eines ist sicher: Die Genelec 8351B für sich betrachtet ist ein bestens abgestimmter Lautsprecher, doch leider bestimmt die Raumakustik darüber was davon ankommt. Eine schlechte Hörraumakustik degradiert auch den besten Lautsprecher. Eine Modenbereinigung mit steilflankigen Filtern ist immer nur die zweitbeste Lösung.

Brad Mehldau „Henri´s Lament“
Brad Mehldaus „Henri´s Lament“ (eignet sich bestens zum Nachvollziehen präziser Basslinien (Cover: Amazon)

Dennoch, nach längerem Hören gefiel mir die korrigierte Wiedergabe unterm Strich letztendlich besser. In jedem Fall ist mit Korrektur zum Beispiel bei Brad Mehldau und „Henri´s Lament“ der Bass modenbereinigt Ton für Ton besser differenzierbar und es fehlt der Druck auf den Ohren, sobald eine Bass-Mode angeregt wird.
Sehr schön auch der „Resurrection Blues“ von Otis Taylor — mit der Gitarre ganz klar umrissen etwas links der Mitte und Otis rauchiger Stimme genau in der Mitte. Auch Hans Theessink mit St. James Infirmary vermittelt eine phänomenale Plastizität mit der Stimme wieder klar in der Mitte. Wer „Blue Bossa“ von Brian Bromberg über die Genelec 8351B gehört hat dürfte vollends von den Qualitäten der finnischen Schallwandler überzeugt sein – bisher habe ich noch keinen anderen Lautsprecher gehört, der das Zupfen des akustischen Basses und das Nachschwingen des hölzernen Korpus derart realistisch wiedergibt. Grandios!

Sehr cool ist die Fähigkeit des Genelec Ausnahme-Monitors jedwede Akustik der Aufnahmeräume zu präsentieren. Bei den ersten Sekunden Demian Dorelli´s „Pink Moon“ bin ich wahrhaftig zusammengezuckt, weil ich glaubte jemand ginge durch meinen Hörraum – so real klangen die Schritte der Ledersohlen auf Dielenboden. Auch das klasse „eingefangene“ Klavier in dieser Aufnahme ließ keinen Zweifel daran: hier spielen exzellente Lautsprecher. Dominique Fils-Aime´ mit „Birds“ war abschließend für mich ein Muss. Hier wurden seinerzeit vom Toningenieur Bass, Percussion und Stimme bestens in digitale Daten gepresst. Wahnsinn wie lässig und gleichzeitig hoch aufgelöst das Musikgeschehen präsentiert wird.

Apropos Bass: Wie sieht es mit dem Tiefgang und in dem Zusammenhang mit der Pegelfestigkeit aus? Am Tiefgang gibt es nichts zu mäkeln. Etwa 30 Hertz untere Grenzfrequenz sind ein Statement, erst recht für eine Box dieser Größe. Bei einer Abhörsituation wie in meinem Fall, mit etwa zwei Metern Seitenlänge des Hördreiecks – also tendenziell eher einer Nahfeld-Situation – gab es zu keinem Zeitpunkt Einschränkungen in Sachen Pegelfestigkeit geschweige denn ein Einschreiten des Limiters. Wer in großen Räumen und großen Hörabständen mit übergebührlichen Pegeln auch tiefstfrequente Musik goutieren möchte, dem sei ein Subwoofer ans Herz gelegt. Natürlich gibt es dafür von Genelec passende Komponenten und selbstverständlich auch technisch ausgefuchste und dank GLM bestens zu integrierende Bassisten. Ich denke da nur an den W371A, einem mächtigen Subwoofer dessen Abstrahlverhalten mit zwei Bässen und DSP-Steuerung auf die Problemzone Tiefbass der jeweiligen Raumakustik eingestellt werden kann…

Genelec 8351B: das Fazit

Was bleibt noch zu sagen: Die Genelec ist zwar für das Studio erdacht worden, macht aber auch für den audiophilen Musikhörer absolut Sinn. Ich habe jedenfalls in meinem Hörraum noch nicht ergreifender Musik gehört. Das gelingt der 8351B durch eine überlegene Konstruktion und der Vielzahl von Anpassungs-Möglichkeiten. Oder anders gesagt: The Ones – Note Eins setzen und genießen. Ich jedenfalls werde mit dem deutschen Genelec-Vertrieb reden müssen, ob die Monitore als Referenz noch eine Zeit lang im Hörraum bleiben dürfen …

Genelec 8351B
2022/02
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ungemein präzise räumliche Darstellung des Musikgeschehens
Beste Tonalität
Erstaunlich tiefreichend und pegelfest
Klasse Einmessfunktion mit optionalem GLM-Adapter

Vertrieb:
Audio Pro Heilbronn Elektroakustik GmbH
Pfaffenstraße 25
74078 Heilbronn / Deutschland
Telefon: +49 7131 2636 400

www.audiopro.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Genelec 8351B: 7.800 Euro

Die technischen Daten

Genelec 8351B
Technisches Konzept:Aktivbox mit cleverem Koax
Leistung der Endstufen:1 x 250 Watt, 2 x 150 Watt
Besonderheiten:2 x ovale Bässe (21,5 x 10,0 cm)
Besonderheiten:Ortsfilter
Eingänge analog/digital:
Analog In: 1 x XLR, 1 x XLR; Digital In: 1x XLR Out digital, 2x RJ45
Farben:
Schwarz + Weiß
Abmessungen (H x B x T):45,2 x 28,7 x 27,8 cm
Gewicht:14,3 Kilo
Alle technischen Daten
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Autor: Michael Jansen

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Der begeisterte Oldtimer-Fan ist von Berufswegen Lautsprecher- und Messtechnik-Spezialist. Seine Beiträge fallen meist norddeutsch-trocken aus, haben aber technisch immer großen Tiefgang...