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AperionAudio Bravus II 10D (699 Euro) und 12D (999 Euro) sind kompakte Downfirewoofer mit je zwei seitlichen Passiv-Membranen und daher vergleichsweise chic. (Foto: R. Vogt)
AperionAudio Bravus II 10D (699 Euro) und 12D (999 Euro) sind kompakte Downfirewoofer mit je zwei seitlichen Passiv-Membranen und daher vergleichsweise chic. (Foto: R. Vogt)

Test: AperionAudio Bravus II 12D und 10D Subwoofer

Die Firma AperionAudio ist hierzulande noch wenig bekannt, in den USA dagegen schon: Seit gut 20 Jahren entwickeln und verkaufen die Amerikaner erfolgreich Lautsprecher. Und seit neuestem sind diese Produkte auch in Deutschland zu bekommen – beim rührigen Direktvertrieb hifipilot.de, der ja auch XTZ oder Buchard Audio mitfliegen lässt. AperionAudio ist insbesondere für preisgünstige Aktiv-Subwoofer bekannt. Daher schnappte sich LowBeats zwei gerade eingeführte Modelle zum Test: den AperionAudio Bravus II 12D mit 30 cm Bass (Preis: 1.000 Euro) und den AperionAudio Bravus II 10D mit 25 cm Bass für 700 Euro.

Schon das Auspacken macht Lust auf mehr: Hier findet sich ein Samtanzug für die Hochglanz-Ausführung des AperionAudio Bravus II 12D. Der Samt kommt ja bei der Verpackung edlen HiFis mehr und mehr in Mode, war aber in diesen Preislagen bislang noch nicht angekommen. Und bei Subwoofern schon zweimal nicht…

AperionAudio Bravus II 12D (Foto: R. Vogt)
Weil die Amerikaner einen Sinn für Show haben, findet man in den riesig dimensionierten Schaumformteilen der Verpackung den Woofer mit dem hochglänzenden Nußbaum-Furnier in einem dicken satt-blauen Samtkleid vor, das mit einer fast fingerdicken, gelben Theaterkordel verzurrt ist. Das hat schon was (Foto: R. Vogt)

Die Bravus II Serie ist, man ahnt es, die Evolution der Bravus-Serie aus dem Jahr 2008. Die Nomenklatur ist schlicht, die Zahl steht für den Membrandurchmesser in Zoll, das „D“ deutet die hocheffiziente Schaltendstufe an. Als Testmodelle erhielten wir einen Bravus II 10D in Schwarz-Seidenmatt mit 25cm-Tieftönern und einen Bravus II 12D in hochglänzendem Kirschfurnier mit Chassis der 30 cm-Klasse.

AperionAudio Bravus II (Foto: R. Vogt)
Das nennt man pikfeine Verarbeitung: die Oberflächen wirken echt edel und sind – ob lackiert oder furniert – komplett nahtlos. Wie überhaupt die Gehäuse absolut passgenau sind und mit exakten Spaltmaßen glänzen  (Foto: R. Vogt)

Der Aufbau der AperionAudio Bravus II Subwoofer

Zunächst einmal sehen die beiden aus wie eineiige Zwillinge – wäre der AperionAudio Bravus II 12 D nicht halt dieses Stückchen voluminöser und seine Tieftöner knapp 5 cm im Durchmesser größer. Ihre Abmessungen liegen bei 38,0 x 34,5 x 34,5 cm (10D) beziehungsweise bei 43,5 x 39,5 x 39,5 cm, ihr Gewicht bei vertrauenserweckenden 17,8 beziehungsweise 22,8 Kilo (12D).

AperionAudio Bravus II (Foto: R. Vogt)
Der Blick von unten: AperionAudio Bravus II 10D und 12D  (Foto: R. Vogt)

Das technische Konzept der Aperions ist nicht ungewöhnlich, aber in dieser Preisklasse nur selten anzutreffen. Prinzipiell arbeiten die Bravus II als Downfire-Subwoofer mit einem klassisch angetriebenen Tieftöner senkrecht nach unten, am Boden des Gehäuses. Das verbirgt ihn zum einen optisch und bietet auf der anderen Seite eine gute akustische Raumankopplung.

AperionAudio Bravus II 10D unten
Das Bravus_II-Konzept: Der „aktive“ Tieftöner strahlt nach unten, zwei äußerlich gleiche Passiv-Membranen (hier ist natürlich nur eine sichtbar) zu den Seiten (Foto: AperionAudio)

Doch statt der üblichen (und vergleichsweise billigen) Tiefbass-Unterstützung durch Bassreflexöffnungen verwenden die Amerikaner hier gleich zwei Passivmembranen, die dezent nach innen versetzt an den Seiten integriert sind. Und das sind dieselben Tieftöner mit steifen Aluminium-Membranen und wulstiger Sicke für langen, linearen Hub wie jener , der nach unten abstrahlt. Es fehlt den Seiten-Bässen nur der „aktive“ Antrieb durch Magnet und Schwingspule. Die Idee hinter dieser seitlichen Platzierung: Durch die gegenläufige Bewegung der gegenüber platzierten Passiv-Membranen löscht sich deren Bewegungsmoment aus. Und tatsächlich: Da vibriert nur sehr wenig.

AperionAudio Bravus II 12D (Foto: R. Vogt)
Die passiven Chassis sind dezent nach innen versetzt, genau wie die Stoffabdeckung (Foto: R. Vogt)

Die seitlichen Abdeckungen der AperionAudio Bravus II Subwoofer sind mit Stoff bespannt und mit einem gleichförmigen Spalt eingelassen, was schön dezent wirkt. Diese Abdeckung lässt sich zwar theoretisch lösen, das gelang mir aber nicht, ohne eine Beschädigung zu riskieren.

AperionAudio Bravus II 12D (Foto: R. Vogt)
AperionAudio Bravus II Rückseite mit allen Anschlüssen (Foto: R. Vogt)

Die Rückseiten der Bravus II Modelle prägt die Elektronik, die als metallenes Modul bündig versenkt ist. Sie unterscheidet sich in den zwei Modellen nur durch die verbaute Verstärkerleistung mit 500 Watt für das kleine und 650 Watt Dauerleistung für das größere Modell. Die Amps sind derart effizient, dass sie ohne Kühlrippen auskommen. Trotzdem konnte ich auch mit Dauerlast die Metallplatte kaum auf handwarme Temperatur bringen. Im Standby verbraucht die Elektronik unter 1 Watt an Energie, im Leerlauf ohne Signal schwankt der Verbrauch um die 10 Watt. Das ist zeitgemäß.

AperionAudio Bravus II 12D (Foto: R. Vogt)
Regler für alle Basisparameter und ein ungefilterter LFE-Eingang (Foto: R. Vogt)

Das Bedienfeld beider Modelle ist identisch und wirkt aufgeräumt. Ein Kippschalter für automatische Einschaltung bei eintreffendem Signal oder Dauer-Power, ein stufenloser Phasenregler, obere Grenzfrequenz regelbar von 40-160Hz, Pegelsteller, gefilterte Cincheingänge, ein ungefilterter „LFE“ Eingang und Lautsprecher-Klemmen mit Spannungsteiler. Schnörkellos. Wer den Subwoofer mit einem externen Bassmanagement, etwa an einem AV-Receiver betreibt, sollte in jedem Falle den LFE Eingang verwenden, um doppeltes Filtern mit entsprechenden Konsequenzen im Phasengang zu vermeiden.

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AperionAudio Bravus II Phasengang LFE-Eingang ohne Filter (Messung: LowBeats)
AperionAudio Bravus II Phasengang LFE-Eingang ohne Filter (Messung: LowBeats)
AperionAudio Bravus II Phasengang mit 80Hz Filter (Messung: LowBeats)
AperionAudio Bravus II Phasengang mit „Crossover“ auf 80Hz eingestellt (Messung: LowBeats)
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Die Phasengang-Messungen sahen für beide Modell gleich aus, daher sei exemplarisch nur das große 12er Modell abgebildet. Wie die Messung zeigt, verhält sich der LFE-Eingang vorbildlich und bleibt bis gut 250 Hertz recht linear. Er bietet damit ein- bis anderthalb Oktaven homogene Überlappung. Damit lassen sich praktisch nahtlose Übergänge von Lautsprechern zum Subwoofer realisieren; der Subwoofer verschmilzt quasi mit dem angekoppelten Lautsprecher – vorausgesetzt, dieser verhält sich ähnlich neutral. Das integrierte analoge Tiefpassfilter hingegen – durchaus typisch – driftet. Er ist für 80Hz eingestellt und läuft bereits bei 130Hz gegenphasig.

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AperionAudio Bravus II 12D Frequenzgang (Messung: LowBeats)
AperionAudio Bravus II 12D Frequenzgang (Messung: LowBeats)
AperionAudio Bravus II 10D Frequenzgang (Messung: LowBeats)
AperionAudio Bravus II 10D Frequenzgang (Messung: LowBeats)
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Im Frequenzgang ähneln sich die zwei Geschwister ebenfalls beinahe wie Zwillinge. Nur im Tiefbass fällt der Bravus II 10D deutlich früher und unterhalb von 40 Hertz kontinuierlich ab. Den -10 dB Punkt erreicht der 10-Zöller in der Halbraum-Messung realistisch bei gut 30Hz. Das ist schon gut für die Größe. Das 12-Zoll-Modell treiben die Ingenieure bis gut 25 Hertz hinab – ohne dass die Energie darunter ins Bodenlose fällt. Zusammen mit dem Roomgain, dem klassischen Raumverhalten, das bei wandnaher Aufstellung stets eine entsprechende Tiefbass-Anhebung ergibt, erzielen beide einen satten, echten Tiefbass. Etwas eigenwilliger ist da schon die leichte Anhebung beider Modelle bei 45Hz. Ist eine gute, digitale Raumentzerrung vorhanden, würde ich hier zur „Glättung“ raten.

Praxis und Hörtest

Tester-Altlag: Musik von Roon (Foto: R. Vogt)
Tester-Alltag: AperionAudio Bravus II 12D mit Musik von Roon (Foto: R. Vogt)

Ich begann mit der gängigen 80-Hertz-Trennfrequenz zwischen meinen Passiv-Referenzen Heco Celan GT 302 und dem AperionAudio Bravus II 12D. Kurz eingepegelt, per Delay die Phase angepasst und los. Doch es klang nicht wie erwartet. Der Bass wirkte irgendwie polternd und unkontrolliert. Dafür wallte der Estrich an den Fußsohlen. Eine tastende Hand auf dem Woofer zeigte, dass der recht rege auf seinen Gummikegeln federte. Eine erste, schnelle Lösung war, den Bravus vorsichtig mit seiner glatten Front auf den Teppich zu drehen. Ah, das gab schon ein ganz anderes Bild. Deshalb also: Bitte die Metallspikes verwenden; die langen Gummifüße sind für die kinetischen Kräfte des leistungsstarken Bass-Chassis schlicht zu weich.

Zubehörschachtel: Spikes mit Parkettschonern und Gummifüße und ein Mikrofasertuch (Foto: R. Vogt)
Zubehörschachtel: Mikrofasertuch, Spikes mit Parkettschonern und Gummifüße. Obwohl wir bei LowBeats aus klanglicher Sicht prinzipiell eher zu Gummifüßen als zu Spikes raten, ist es in diesen beiden Fällen umgekehrt: Die AperionAudio Bravus II Subwoofer bringen so viel Energie Richtung Boden, dass die kleinen Würfelchen auf den Gummi-„Spikes ordentlich in Bewegung kamen – trotz ihres hohen Gewichts (Foto: R. Vogt)

Noch etwas fiel während des Testens ein/zweimal auf: Die Aperions schalten relativ früh in Standby, wenn keine Musik mehr kommt. Aber sie brauchen dann schon ordentlich Signal, um wieder aufzuwachen, wenn man – wie üblich – die automatische Einschaltung aktiviert hat. Wer gerne sehr leise hört, dem werden die Bravus II Subwoofer schon mal im Klangbild fehlen, weil sie sich in den Schlaf verabschiedet haben. Dagegen hilt: Mit eher hohem Pegel aus dem AV-Receiver gehen und entsprechend den Volume-Regler des Woofers herunter regeln. Oder noch besser, den Kippschalter auf „Allways On“ und mittels 12V-Triggerleitung und Antrax-Schaltdose ferneinschalten.

Alumembran und Sicke (Foto: R. Vogt)
AperionAudio Bravus II mit steifer Alumembran und riesiger Sicke für langen Hub (Foto: R. Vogt)

Mit seinem Tieftöner-Durchmesser von 30 cm liefert der AperionAudio Bravus II 12D genau das, was man erwartet: Er spielt von leise bis sehr laut recht homogen und ist damit dynamisch sehr breit aufgestellt. Weil er eben auch wirklich gut leise kann. Und echt laut. Der etwas gedämpfte Tiefbass steht ihm gut. So zeigen Stücke wie „With, Beside, Against“ von der neuen Memory Streams von Portico Quartet klar durchzeichnet den tiefen, satten und durchgängigen Tiefbass-Teppich, den man derart mit bezahlbaren Standlautsprechern nie produzieren kann. Genau wie beim guten alten „Reverence“ von Faithless aus den Neunzigern.

Gleichzeitig ließ sich der 12D auch nicht aus dem Tritt bringen, wenn in Filmen der LFE-Kanal zur Attacke bläst. So konnte ich mit der Docking-Szene aus Interstellar mit Hans Zimmers Riesenorgel plus London Symphony Orchester plus Raumschiff-Triebwerk ganz gut ausloten, wo denn der Ami in die Kompression fährt. Das tut er, bei Lautstärken, die gewiss nicht mehr für Mietwohnungen taugen. Und selbst das sehr unauffällig und ohne Stör- oder Nebengeräusche. So soll das sein.

Also Wechsel auf den AperionAudio Bravus II 10D. Neu eingepegelt, weiter geht’s. Im direkten Vergleich fällt bei rythmischer Musik mit natürlichen Instrumenten wie A Hundrum Star von GoGo Penguin schnell auf, dass das kleinere Modell konturierter spielt und damit zumindest in Kombination mit den flinken Heco Celan GT sogar besser harmonierte. Klar, weniger Tiefbass macht in dem Zusammenhang auch weniger Gruppenlaufzeit-Verzögerung, es klang kerniger. Durch den Verzicht auf viel Tiefbass spielt das 10-Zoll-Trio auch fast so laut wie der größere Bruder. Da fehlten vielleicht 2 Dezibel. Das ist auch locker kinotauglich. Und wenn man sich die Preisdifferenz anschaut: Vielleicht sind ja auch zwei AperionAudio Bravus II 10D im Budget drin, die können dann lauter als ein 12er. (2x Aktiv-Woofer = bis +6dB!)

Logo in Kirschfurnier eingelassen
AperionAudio Bravus II Logo in Kirschfurnier eingelassen (Foto: R. Vogt)

Fazit: AperionAudio Bravus II mit zwei Charakteren

Die Ausstattung der beiden ist schnörkellos schlicht. Das ist guter Standard plus separatem, ungefiltertem LFE-Eingang. Dennoch bieten etliche Subwoofer dieser Klasse – auch aus dem Hause HifiPilot – diesbezüglich einiges mehr. Für die meisten Anwendungsfälle sind die Einstellungsmöglichkeiten der beiden ausreichend. Aber diese Schlichtheit schlägt sich natürllich auf die LowBeats Praxisnote nieder: Sie kann deshalb nicht mehr als 4 Sterne betragen.

Die Verarbeitung dagegen zeigt, was heute in dieser Preisklasse schon geht: Obwohl die Oberflächen mit ihren Radien und Konturen für Furnierung wie Lackierung schwierig in den Griff zu bekommen sind, ist das alles absolut perfekt gemacht.

Das klangliche Ergebnis überrascht. Vermutet hätte ich, dass sich die beiden gleichen wie ein Ei dem anderen – nur eben, dass der Dicke mehr Wumms hat. Naja, ähnlich sind sie sich ja. Aber der AperionAudio Bravus II 12D spielt etwas weicher, voluminöser auf, der kleinere AperionAudio Bravus II 10D wirkt knackiger, vielleicht sogar eine Spur musikalischer. Dabei fehlt ihm aber die letzte halbe Oktave und die damit verbundene Wärme, die das größere Modell ausstrahlt. Dafür kombiniert sich der 10D gewiß mit präzisen, flinken Lautsprechern stimmiger. So oder so, beides ist gut: Lasst die Bassorgien beginnen.

Bewertung-AperionAudio-Bravus-II-10D-stars
Leise bis sehr laut homogen
Chic und sauber verarbeitet
Keine Störgeräusche im Grenzbereich
Spartanische Ausstattung

Preis (Hersteller-Empfehlung):
AperionAudio Bravus II 10D: 700 Euro
(Schwarz seidenmatt oder hochglanz,
Weiß seidenmatt)

 

AperionAudio Bravus II 12D
2020/03
Test-Ergebnis: 4,2
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Leise bis sehr laut homogen
Chic und sauber verarbeitet
Keine Störgeräusche im Grenzbereich
Spartanische Ausstattung

Vertrieb:
HifiPilot GmbH
Höhenstr. 7
75239 Eisingen
www.hifipilot.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
AperionAudio Bravus II 12D: 1.000 Euro
(Schwarz Seidenmatt oder Hochglanz,
Weiß Seidenmatt, Kirsche Hochglanz)

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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.