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B&W Px8
Der Px8 ist das Flaggschiff der Lautsprecher-Spezialisten und unterstreicht seinen Anspruch nicht nur mit seiner überragenden Verarbeitung... (Foto: B&W)

Test Bowers & Wilkins Px8: Over-Ear-Kopfhörer mit exzellentem ANC

Der rund zwei Jahre junge B&W Px8 ging zum Modellstart für knapp 700 über die Ladentheke – nun ist er aber in sehr vielen Läden zum Kampfpreis um 500 Euro zu haben. Ein Schnäppchen? Wir haben den britischen Bluetooth-Hörer nun ausgiebig getestet und meinen: in jedem Fall!

Das britische Traditionshaus Bowers & Wilkins beschert die HighEnd- und Hifi-Welt immer wieder aufs Neue mit herausragenden Schöpfungen im Lautsprecherbereich und längst auch im umkämpften Kopfhörersegment – was etliche LowBeats-Tests unterstreichen. So lieferte auch der Vorgänger, das Bluetooth-Modell Px7 S2, bereits eine extrem starke Performance.

Die Besonderheiten des B&W Px8

Im Vergleich zum preislich günstigeren Altvorderen gönnten ihm die Ingenieure von der Insel beispielsweise Karbonfaser-Membranen, die unter anderem auch im Hochtöner der 700er-Lautsprecherreihe ihren Dienst verrichten. Noch spürbar besser als beim Vorgänger: Die wertige Haptik und Optik, die – beinah klischeehaft – jene Noblesse ausstrahlt, die hochwertigen Produkten von der Insel oft anhaftet. Nach Abnehmen des Verpackungskartons tut sich ein edel wirkendes, cremefarbenes gerundetes Oval-Case auf, an dem ein kleiner hellbraune Lederzipper baumelt. Darunter liegen das Garantieheftchen und eine Quick Start Guide.

B&W Px8
Außergewöhnliche Haptik: Der Px8 ist exzellent verarbeitet (Foto: C. Dick)

Dann liegen die Testmuster da: Aufgefaltete Prachtexemplare aus einer hellbraun-/zimtfarbenem Alu-/Lederkomposition mit ästhetischen Rundungen und Erhebungen. Stabile, gebogen geformte Bügel stemmen sich ins lederne Kopfband.

Also sehr gerne erstmal aufgesetzt: Das Gewicht von 320 Gramm ist klug verteilt und so fühlt sich der Px8 auf meinen Ohren recht angenehm an; die Bügel aus Aluminium und Lederbezug lassen sich bequem stufenlos verstellen. Seitlich schmiegt sich der Brite sanft aber doch mit vernehmbarem Nachdruck aufs Haupt – was mich nach einer Hör-Session von 2,5 Stunden dazu brachte, ein kleine Pause zu machen. Aber damit hier kein falscher Zungenschlag reinkommt: Dies hängt aber auch von der individuellen Kopfform und dem subjektiven Empfinden ab. Ich habe viel andere Over Ear Hörer in meinem Fundus und unter ihnen ist der Px8 nicht nur einer der leichtesten, sondern auch mit der bequemste.

B&W Px8
Gut unterwegs: Der Px8 schmiegt sich auf Reisen gut geschützt in sein smartes, cremefarbenes Case (Foto: C. Dick)

Die Alu-/Leder-Applikation birgt an den Hörmuscheln diverse Minitasten: Lautstärke, Telefonie oder Bluetooth-Pairing lassen sich so fingergerecht einstellen. Wobei das Unterfangen auf so kleinem Raum grundsätzlich etwas gewöhnungsbedürftig ausfällt. Das Bluetooth-Pairing mit Laptop und Smartphone ging reibungslos vonstatten – nach einer systembedingten Tastendruckzeit von gut fünf Sekunden.

B&W Px8
Der B&W Px8 signalisiert auffällig, wenn Bluetooth aktiv ist (Foto: B&W)

Auch der Download der „Music“-App von Bowers & Wilkins flutschte. Mit dem smarten digitalen Regisseur lassen sich immerhin einfache Klanganpassungen vornehmen (Höhen, Bässe) oder das ANC variieren, zum Beispiel in den Transparenzmodus schalten. Ebenfalls schön: Der Tragesensor wacht über die Position des Headsets – die Musik startet mit dem Aufsetzen und stoppt wieder beim Ablegen des Px8. Ebenso an Bord: Die Multipoint-Option – sie erlaubt einen nahtlosen Wechsel von einem zum anderen gekoppelten Bluetooth-Gerät.

Für den guten Ton im Inneren des Px8 sorgen 40-Millimeter-Treiber aus Kohlefaser. Dieser Werkstoff steht im Prinzip für wenig Gewicht bei gleichzeitiger Steifigkeit. Die Wandler setzen das Musikgeschehen dabei leicht angeschrägt in Richtung Ohrmuscheln.

B&W Px8 Aufbau
Das Innenleben des Px8 dominieren Membranen aus Kohlefaser, schön zu sehen: Die Wandler sind dabei schräg angeordnet (Foto: B&W)

Da der Px8 im Prinzip für den Outdoorbetrieb entwickelt wurde, spielt auch das implantierte aktive Noise Cancelling (ANC) eine Rolle für den Wohlklang draußen, will heißen: Wie souverän kann der Brite lästige Umgebungsgeräusche vorhalten, ohne den Musikgenuss zu beeinträchtigen? In der Zwischenwelt agiert der Transparenzmodus: Wichtige Umgebungsgeräusche wie Durchsagen im Zug oder Flugzeug sollen dadurch leicht gedämpft, aber immerhin noch gut vernehmbar ans Ohr gelangen. Die Technik dahinter wird von vier Mikrofonen gespeist – die natürlich auch zum Telefonieren genutzt werden können.

Praxis

Das ANC funktioniert sehr gut, Umgebungsgeräusche wie Straßenlärm bleiben so gut wie komplett außen vor. Der Transparenzmodus hinkt da leicht hinterher – Stimmen könnten etwas klarer verständlich durchdringen. Für Home-Sessions kann man sich übrigens locker 15 Meter vom Smartphone oder Laptop wegbewegen und so die angenehme kabellose Freiheit genießen.Telefonieren geht auch prima: Für eine gute Sprachverständlichkeit sorgen zwei Mikrofone, das Sprachmanagement übernehmen wiederum die kleinen Tasten an den Hörmuscheln. Was lange währt: Mit aktiviertem ANC kann der Brite fast 30 Stunden Musikgenuss erleben. Da habe ich schon deutlich kürzere Akku-Laufzeiten erlebt.

Und natürlich gibt es eine passende B&W-App. Ich kenne die „Music“ schon länger und finde sie angenehm praxisgerecht. Sie führt über die Streamingdienste Regie und sorgt für komfortablen Bedien-Service – so lassen sich zum Beispiel ANC-Modi aktivieren oder Klanganpassungen via Equalizer vornehmen.

B&W Px8
Einstellungssache: Die B&W-App namens „Music“ erlaubt Zugang zu den wesentlichen Funktionen (Screenshot: C. Dick)

Neben der (wahrscheinlich) meist verwendeten Bluetooth-Ankopplung kann der Px8 noch in zwei weiteren Varianten an die Musikquelle andocken: Via beigelegtem Kabel (3,5-Millimeter Klinke auf USB-C) für direkten Kontakt zu PC oder Laptop an die Kopfhörerbuchse. Oder per Direktverkabelung via USB-C-Kabel an den USB-Port, beispielsweise eines MacBooks. Weil diese USB-Verkabelung eine Klangqualität bis 24Bit erlaubt, würde ich diesen Weg eindeutig vorziehen. Denn damit klang der Px8 absolut überzeugend. Gleichwohl nutzten wir für den Hörtest überwiegend den Bluetooth-Weg.

Px8
Blaues Wunder: Via Bluetooth überzeugte der Bowers & Wilkins Px8 ebenso wie mit USB-C am Laptop (Foto: C. Dick)

Hörtest

Und dabei gleich eines vorneweg: Der Klangvergleich zwischen aktiviertem ANC und ausgeschalteten ANC fiel eindeutig zugunsten der aktiven Variante aus. Mehr Farbe und Fülle waren die primären positiven Aspekte. Deshalb blieben wir beim Hörtest in dieser Einstellung.

Der Grundcharakter des Px8 ist gefällig, die Klangfarben sind ausgewogen ohne Ausprägungen ins Helle oder im Bass. Die Ingeneure verzichteten in diesem Falle dankenswerter Weise auf den häufig (bei Kopfhöreren aus dem angelsächsischen Raum) zugegebenen Schuss Wärme. Die Räumlichkeit (soweit das bei einem Kopfhörer machbar ist) ist erfreulich gut strukturiert, Instrumente und Stimmen bildete er sehr exakt ortbar ab. Die Mitten sind fein und unaufdringlich, doch im Vergleich zu anderen Over-Ears-Höreren der Oberliga kam bei mir ab und zu der Wunsch nach etwas mehr filigraner Finesse und zartem Schmelz auf. Absolut erfreulich allerdings: Dort, wo es erforderlich ist, lässt es der Px8 impulsiv-dynamisch ordentlich krachen. Vom Pegel her habe ich bislang nur wenige Kopfhörer so laut und so unanstrengend hören können.

Aber konkret: Check-In beim Hotel Rimini, die mit „Fassaden“ oder „Arbeit und Struktur“ aus ihrem superben Album-Debüt „Allein unter Möbeln“ charmant dem Deutschpop-Chanson frönen. Die Textzeilen von „Gespenster“ mit „Jetzt merkst du erst, wie müd’ du bist …“ oder „der letzte Nachtbus setzt den Blinker…“ der Leipziger Band polterten mit trockenen Drums zu der sich die sonore Stimme von Julian Forster erhebt. Das Stereopanorama und die Ortbarkeit von Stimmen und Instrumenten ist auf dieser Aufnahmen ungewöhnlich gut eingefangen – was der Px8 passgenau in Szene setzte.

Hotel Rimini „Allein Unter Möbeln“ Cover
Hotel Rimini mit „Allein unter Möbeln“ erscheint bei Listen Collective als CD oder LP sowie als Stream oder Download, z.B. auf amazon.de

Die Klassikabteilung besetzten diesmal die Bamberger Symphoniker mit Smetana unter Jakub Hrůša, seines Zeichens auch Gastdirigent des London Philharmonic Orchestra. „My Country“ intonierte der Px8 mit strukturierten Harfenklängen am Anfang in beinahe dreidimensional wirkendem Raumambiente, vor der dynamischen Aufwallung von Bläsern und Streichern, denen eine angenehme Strahlkraft innewohnte. Den letzten vorenthaltenen zärtlich-filigranen Schmelz vermisste ich angesichts dieser starken Gesamt-Performance nicht.

Fazit B&W Px8

Great, Britain! Bowers & Wilkins schuf mit dem Px8 einen doppelten Ästheten für mobile Musikgenießer: Zum einen punktet der Brite mit mit hohem Klangniveau und toller Alltags-Tauglichkeit, zum anderen mit außergewöhnlicher Haptik und Verarbeitungsqualität – besser kann man es kaum machen. Würde der Edelhörer noch 700 Euro kosten, wäre es beim Ergebnis vielleicht nur beim „sehr gut“ geblieben. Für 500 Euro allerdings kann es nur ein Urteil geben: „Überragend“.

 

B&W Px8
2024/03
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klares, räumlich gut strukturiertes, dynamisches, pegelfestes Klangbild
Exzellente Verarbeitungsqualität mit Oberflächen aus diamantgeschliffenem Alu und Leder
Exzellente Geräusch-Unterdrückung
Erfreulich hohe Akku-Laufzeit mit ANC

Vertrieb:
B&W Group Germany GmbH
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
www.bowerswilkins.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
B&W Px8: 700 Euro
aktueller Marktpreis: um 500 Euro

Die technischen Daten

B&W Px8
Konzept:Kabelloser Over-Ear-Kopfhörer in akustisch geschlossener Bauweise
Bestückung:Dynamische 40-Millimeter-Treiber mit Karbonmembran, angewinkelt
Bluetooth:Bluetooth 5.2 (aptX HD, aptX Adaptive 24Bit, AAC, SBC)
Ausstattung:2 Kabel, 1,2m: Klinke /3,5mm) auf USB-C + USB-C auf USB-C
Transportbox
Geräusch-Unterdrückung:
ANC, Transparenzmodus, App
Laufzeit:Akkuleistung mit ANC: bis zu 30 Stunden
Ausstattung:

650 x 210 x 194 mm

Gewicht:320 Gramm
Alle technischen Daten
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Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.