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B&W 707 SE Ambiente
Der Auftritt ist dezent und doch wunderbar musikalisch-souverän: die B&W 707 S2 für 1.260 Euro (Foto: B&W)

Test Kompaktbox B&W 707 S2: die Königin der leisen Töne

Die B&W 707 S2 ist das kleinste Modell der wichtigen 700er Serie der Briten. Und womöglich haben viele HiFi-Fans die Kleine nicht so auf dem Schirm: Ist die nicht ein bisschen zu klein für „richtiges“ HiFi? Keineswegs! Im Test überraschte uns die 707 SE mit einem erstaunlich souveränen Auftritt. Auch sie war Teil unseres bislang umfangreichsten Vergleichstests…

Das ist bei B&W immer so: Da freut man sich schon beim Auspacken. Im Falle der 707 S2 weil sie so klasse gemacht ist, weil das kleine Kästchen einfach keine Schwächen bei der Verarbeitung erkennen lässt. Damit meine ich nicht nur den Lack, sondern auch die Schallwandgestaltung, bei der a.) die Treiber penibel sauber eingefräst sind und b.) alle Schrauben mit Zierringen verdeckt deckt. Und dann ist die 707 S2 für ihre Größe mit 6,0 Kilo auch ganz schön schwer. Man erahnt die Qualität und wird bestätigt, wenn man auf die Gehäuse klopft: sie sind sehr gut bedämpft.

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B&W 707 SE Schallwand
Zierringe verdecken die Schrauben, die den Tiefmitteltöner in der Schallwand arretieren (Foto: H. Biermann)
B&W 707 SE Gehäuse
Das Gehäuse ist Bauhaus-mäßig schlicht, mit sehr geraden Linien. Die Kanten sind nur im Ansatz gerundet, die Lackierung perfekt (Foto: H. Biermann)
B&W 707 SE Anschluss
B&W ist eine der wenigen Marken, die in dieser Klasse noch auf ein Bi-Wiring-Terminal setzt. Das Terminal selbst ist aus Kunststoff, die Klemmen aber hochsolide. Bezüglich der Blechbrücken ist man sicherlich gut beraten, kurze Stücke des LS-Kabels zu verwenden (Foto: H. Biermann)
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Die Technik der B&W 707 S2

Die Bestückung der kleinen Engländerin ähnelt in weiten Teilen der günstigeren 607 SE Anniversary Edition. Wir finden auch hier den gleichen 13 Zentimeter Tiefmitteltöner mit der silbergrauen (und sehr gut bedämpften) Continuum-Membran, der mit Gewindeschrauben fest in der Schallwand versenkt ist. Wir finden auch in der 707 S2 die Frequenzweiche mit sehr simplen, „flachen“ und impulsgenauen 6-dB-Filtern.

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B&W 707 SE Tweeter
Hinter dem Gitter steckt eine 25 mm große Kalotte mit Carbon-beschichtetem Aluminium. Dieser Hochtöner läuft bis 47.000 Hertz und wird bislang in der 700er Serie exklusiv verwendet (Foto: H. Biermann)
B&W 707 SE Continuum-Bass
Der 13-Zentimeter Tiefmitteltöner hat einen kräftigen Magneten und einen sehr robusten Korb aus Druckguss (Foto: H. Biermann)
B&W 707 SE Frequenzche
Nur wenige Bauteile, die aber von sehr guter Qualität: die Frequenzweiche der 707 SE ist mit Bauteilen des Kölner Spezialisten Mundorf bestückt (Foto: H. Biermann)
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Der wesentliche Unterschied zwischen 607 und 707 liegt – neben der deutlich besseren Gehäuse-Qualität – im Hochtonbereich. Von außen nicht zu erkennen, arbeitet in der B&W 707 SE ein Tweeter mit sogenanntem Carbon-Dome. Dahinter steckt eine karbonbeschichtete Aluminium-Kalotte mit einem zusätzlichen Karbon-Versteifungsring. Dieser Materialmix ist deutlich besser bedämpft als die „einfache“ Alu-Kalotte der günstigeren 607 S2 AE.

Praxis

Unter dem Namen FS-700 S2 gibt’s bei B&W für die 707 S2 einen passenden Ständer. Der kleine Lautsprecher sieht auf dem massigen FS-700 S2 ziemlich gut aus. Außerdem ist es für die etwas füllige Bass-Abstimmung der 707 S2 ganz gut, wenn man sie freier aufstellt. Optimal wäre eine Aufstellung mit etwa 50 Zentimeter Abstand zur Rückwand – auch, wenn die meisten 707 S2-Käufer die Kleinboxen sicher eher im Regal oder auf dem Sideboard unterbringen.

BW707 S2 Stand
Die 707 S2 sieht auf dem FS-700 S2 Ständer klasse aus (Foto: B&W)

Zunächst die erfreuliche Botschaft: Elektrisch ist die B&W 707 SE nicht sonderlich anspruchsvoll: Die Impedanz liegt immer über 5 Ohm, die Phasendrehungen sind noch verträglich. Da kann man so gut wie jeden Verstärker anschließen. Selbst mit Röhren-Verstärkern (wie dem 8-Watt-Amp Fezz Audio Mira Ceti) harmoniert sie prächtig.

LowBeats Pegel-Messung B&W 707 SE @90 dB
Verstärker-freundlich: Die Phasendrehungen der B&W 707 S2 sind verträglich, die Impedanz liegt immer über 5 Ohm (Messung: J. Schröder)

Das liegt daran, dass die B&W kein Pegelwunder und – erwartungsgemäß – nicht übermäßig hoch belastbar ist – siehe LowBeats Messung. Mehr als 90 dB spuckt die Kleine dauerhaft unverzerrt nicht aus. Das ist ein ordentlicher Wert für diese Größe. Mehr nicht.

LowBeats Pegel-Messung B&W 707 SE @90 dB
Bei 90 dB schlugen die Sensoren der LowBeats Mess-Systeme Alarm. Aber das ist für einen Lautsprecher dieser Größe durchaus in Ordnung (Messung: J. Schröder)

Daraus folgt, dass die 707 S2 für größere Räume beziehungsweise für Pegel weit oberhalb Wohnzimmer-Laustärke nicht geeignet ist. Dafür aber entwickelt sie mit moderatem Pegel einen wunderbaren Klangzauber…

Hörtest

Die B&W-Entwickler haben der 707 S2 eine Art Loudness-Kurve mit in die Wiege gelegt. Das heißt: Etwas mehr Oberbass und Grundton, eine leichte Mittensenke und eine dezente Überhöhung im Hochtonbereich. Dadurch klingt alles wunderbar voll, reif und – dank der höheren Energie im Hochtonbereich – prächtig glitzernd und fein. Die 707 S2 gehört zu jenen Lautsprechern, die sofort verzücken.

Eine gut aufgenommene Stimme wie die von Hannes Wader (Album: Poetenweg – Live) kommt wunderbar sonor und ebenso detailreich-fein. Überhaupt: Wer auf Musik à la Stockfisch hört, also überwiegend Singersong-Writer mit akustischer Instrumentenbegleitung, der ist mit der 707 S2 hundertprozentig bedient. Die Gitarren-Obertöne klingen so fein aus… vorausgesetzt der Pegel bleibt einigermaßen moderat. Dann bleibt alles wunderbar luftig, dann kommen die Bässe souverän und satt. Bei einem zu kräftigen Rechtsdreh am Lautstärke-Steller des Verstärkers wird es etwas stählern. Aber bitte schön: Wir hören eine echt kleine Box.

Zunächst musste sich die 707 S2 gegen die kleinere Schwester 607 S2 Anniversary Edition beweisen. Dsa gelang ihr recht gut, obwohl das Gehäuse in etwa gleichgroß und der Bass sogar sehr ähnlich ist. Doch die Abstimmung der 707 S2 geht eher in Richtung fülliger-wärmer. Aber der Hochtöner der 707 ist – ebenfalls gut hörbar – doch noch etwas feiner und natürlicher.

BW 707 S2 vs 607 S2 AE
Vom Gehäuse her kaum größer (Tiefe) und bei der Bestückung sehr ähnlich, klang die B&W 707 S2 (links) doch um einiges souveräner und gefälliger als die 607 S2 AE (Foto: H. Biermann)

Am Ende war der Unterschied größer als gedacht. Die 607 S2 AE, für die wir im Test ja auch ein wandnahe Aufstellung empfohlen hatten, klang deutlich schlanker und flacher, insgesamt weniger prächtig. Die 707 S2 bot dabei nicht nur die schöneren und natürlicheren Klangfarben, sondern auch die noch feinere Detailarbeit.

Aber die 707 S2 war auch Teil unseres großen Kompaktboxen-Vergleichs der 1.000 Euro-Klasse. Auch dort schlug sich die kleine B&W sehr ordentlich. Vor allem bei geringen Pegeln war sie fast allen Mitstreitern überlegen.

Vergleichstest 1000 Euro Klasse
Auch die B&W nahm teil an dem großen LowBeats Vergleichstest der Kompaktboxen um 1.000 Euro. Bei dieser Momentaufnahme trat sie gegen die fast gleichgroße Canton Vento 20 an (Foto: H. Biermann)

Was aber zum Beispiel im Vergleich zur Canton ebenfalls gut deutlich wurde: Die B&W agiert dezenter, nicht ganz so livehaftig und drückend präzise im Bass. Wenn die (auf ihre Art keineswegs schlechtere) Canton Bläsersätze in den Raum drückt, konnte man schon die Illusion bekommen, man säße direkt vor der Bühne.

Mit der B&W sitzt man einige Stuhlreihen weiter hinten. Sie ist eben kein Dynamikwunder, sondern zeichnet ihre Klangbilder kultiviert mit sattem, gleichwohl feinem Strich und einer schönen Seidigkeit. Diese Abstimmung sorgt – solange der Pegel nicht über Wohnzimmer-Niveau steigt – immer für eine schöne Behaglichkeit. Das hat was und ist für Menschen gedacht, die auch sehr lange Musikabende zu schätzen wissen.

Fazit B&W 707 S2

Hier stimmt fast alles: Die Verarbeitungsqualität ist hoch, die elektrischen Parameter so ausgelegt, dass die 707 S2 mit fast jedem Verstärker harmoniert. Hinzu kommt die dezente Loudness-Abstimmung und die hohe Qualität von Treibern und Gehäuse. Das alles ergibt ein hoch-audiophiles Ganzes, das eigentlich nur Pegelgrenzen kennt. Wer nicht laut hören will (oder kann) wird sich schwertun, in dieser Preis- und Größenklasse eine wirklich bessere Box zu finden.

B&W 707 S2
2022/01
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Wunderbar sonorer, dennoch transparent-feiner Klang
Klang löst sich komplett von den Boxen
Harmoniert mit vielen Verstärkern
Gute Verarbeitung

Vertrieb:
B&W Group Germany GmbH
Kleine Heide 12
33790 Halle / Westfalen
www.bowers-wilkins.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
B&W 707 S2: 1.260 Euro

Technische Daten

B&W 707 S2
Konzept:2-Wege Bassreflex
Bestückung:1 x 25 mm Hochton, 1 x 13 cm Tiefmittelton
Maximalpegel (Dauer, 1 m Abstand):90 Dezibel
Aufstellungs-Empfehlung:relativ frei, am besten auf Ständer
Max. empf. Raumgröße:16 Quadratmeter
Min. empf. Verstärkerleistung
2 x 20 Watt
Abmessungen (H x B x T):28,0 x 16,5 x 26,0 cm
Gewicht:6,0 Kilo
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Vergleichstest: die besten Kompaktboxen um 1.000 Euro
Erster Test: Kompaktbox B&W 607 S2 Anniversary Edition
Test Kompaktbox Canton Vento 20
Test 300B-Röhrenverstärker Fezz Audio Mira Ceti

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.