Bei Canton, Deutschlands größtem Lautsprecherhersteller, ändert sich die Haltung zu Surround. Noch vor einigen Jahren hatte man mehr Center-Lautsprecher als alle anderen Anbieter und damit sehr viele Surroundsets beziehungsweise Kombinationsmöglichkeiten im Programm. Das ist im Grunde noch immer so. Doch der Wandel in der Käufergunst hin zu Soundbars- und -Decks ließ bei Canton auch die Zahl dieser Einbox-Systeme sprunghaft ansteigen. Mittlerweile gibt es sechs Bars und Decks – alle natürlich mit dem gehobenen HiFi-Anspruch, der Canton seit 40 Jahren über auszeichnet. Der Canton DM 90.3 ist der größte und mit Abstand leistungsfähigste Soundbar der Hessen.
Der Name kommt nicht von ungefähr: Der DM 90.3 ist 90 Zentimeter breit und 14,5 Zentimeter hoch. Im Vergleich zu vielen anderen Soundbars am Markt wirkt der Canton noch wie ein richtiger Lautsprecher: viel Holz, viel Gewicht (16,5 Kilo), exzellentes Finish.
Darin steckt ein Surround-fähiges 2.1-System mit vier 10-Zentimeter-Subwoofer-Treibern und jeweils einem koaxialen Mittelhochtöner ganz links und ganz rechts auf der Front. Ausstattungsmäßig lässt der DM 90.3 wenig Wünsche offen: drei HDMI-Eingänge mit 3D- und 4K-Unterstützung.
Hinzu kommt ein HDMI-Ausgang mit Audio-Rückkanal, ein optischer und ein koaxialer Digital- sowie ein analoger Cincheingang. Ein Subwoofer-Ausgang sowie die Bluetooth-Schnittstelle mit aptX-Codierung runden das Bild ab.
Stereo, Dolby Digital oder DTS Digital Surround im Canton DM 90?
Surroundklang ist natürlich immer die größte Herausforderung für einen Soundbar, der in der Regel ja nur ein Stereo-System eingebaut hat und bei dem Surround-Effekte durch virtuelle Verfahren erzeugt werden.
Der Nubert nuPro AS-450 ist da besonders konsequent und lässt Surround einfach links liegen; häufig reicht ja auch Stereo. Die Canton-Entwickler indes machten den DM 90.3 vielseitiger und gaben ihm Decoder von Dolby Digital, DTS Digital Surround und DTS TrueSound für die Entschlüsselung der Raumeffekte mit auf den Weg.
Die Frequenzgang-Messung des DM 90.3 zeigt, wie dicht die Surround- an der Stereo-Abstimmung liegt. Das ist ungewöhnlich. Überhaupt ist die Abstimmung für einen Soundbar sehr linear.
Der Canton bietet für die Aufstellung im Raum drei voreingestellte Entzerrungen für verschiedene Positionen. Bei uns stand er auf dem Sideboard – mit dem entsprechender Voreinstellung.
Wir hatten den Canton DM 90.3 sechs Wochen lang als Allround-Musikbox in der Redaktion stehen und jeder, der kam und wollte, spielte seine Musik vom Handy per Bluetooth. Das funktionierte absolut reibungslos und war auch klanglich absolut überzeugend.
Das Gleiche bei unserem Referenzfilm “Days Of Thunder” im Surround-Modus. Es war ein deutliches Mehr an Raumbreite und -Tiefe.
Die Sprachverständlichkeit in den Dialogen war exzellent, jedes auch noch so genuschelte Wort war bestens zu verstehen. Dynamische Vorgänge wie das Anschwellen des Motorlärms brachte der Canton mit erstaunlicher Authentizität.
Wir haben den Maximalpegel des DM 90.3 nicht gemessen, aber gefühlt machte der Riegel locker mehr als 105 Dezibel – was für so eine All-in-One-Lösung ein fantastischer Wert wäre. Letztendlich war es vollkommen egal, welchen Film wir einlegten: War der Sound beeindruckend, kam er beeindruckend.
Einzig der Teufel Cinebar 52 THX hat bei uns den Wohn-Hörraum noch mehr zum Kinosaal gemacht. Doch der Teufel besteht aus zwei Komponenten – ihm verhilft der zusätzliche Subwoofer zu mehr Tiefgang und Pegel.
Spielten wir dagegen klassische Stereo-Aufnahmen – wir nehmen als Beispiel ja gern die Dvorak-Einspielung mit Fricsay in der Pure-Audio-Version – klang der DM 90.3 bisweilen etwas kantig.
Auch hier die volle Dynamik, die schiere Kraft, aber in den Mitten sehr präsent. Vor allem im Vergleich zu dem eher audiophil abgestimmten Focal Dimension klangen die Streicher über den Canton härter und weniger angenehm.
Bluetooth, Filmton, Musikgenuss: ein Gerät, viele Anforderungen
Aber ich meine, Canton-Entwickler Frank Göbl hat sich hier bei der Gradwanderung richtig entschieden. Denn das zeigte ja auch das Teufel-System: Wer in Surround gut klingt, wird Stereo wahrscheinlich nicht in gleicher Form leisten können. Auch bei uns im Wohn-Hörraum nutzen wir den DM 90.3 vor allem für Bluetooth- oder Surround-Filmwiedergabe.
Beide Wiedergabe-Formen verschleifen das Signal (gegenüber dem “reinen Stereo-Signal) durchaus hörbar, sodass die sehr präsente Abstimmung auch hier für viel Lebendigkeit und Spaß sorgt.
Allen, die sich einen ersten Eindruck über die sofort hörbaren, dynamischen Vorzüge des DM 90.3 im Vergleich zu allen bislang getesteten Soundbars verschaffen wollen, möchte ich auf unser Klang Orakel verweisen.
Das LowBeats Klang-Orakel…
…ist ein Ton-Archiv, in dem wir Tonaufnahmen von den meisten, bei LowBeats getesteten Kopfhörer, Lautsprecher, Soundbars und Tonabnehmer – also alle Schallwandler – zum Vergleich archivieren, damit unsere Leser sofort eine Idee bekommen, wie was klingt.
Dieses Archiv wächst ständig und soll – so das Ziel – zum einem bedeutenden Instrument zur Beurteilung verschiedener Komponenten am Rechner werden.
Fazit: Unter den One-Box-Systemen ist der Canton DM 90.3 am vielseitigsten
Auch wenn es für das reine Stereo-Hören feiner klingende Alternativen gibt, so glänzt der große Canton Bar durch seine überragende Vielseitigkeit.
Mehr Dynamik und Kino-Spaß dürfte es aus einem Einbox-System der 1.000-Euro-Klasse kaum geben.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Extrem lebendiger, druckvoller Klang |
| Gute Verarbeitung |
| Ausstattung satt, viele Surround-Decoder |
| Härten im Klangbild bei Stereo-Wiedergabe |
Vertrieb:
Canton Elektronik GmbH + Co. KG
Neugasse 21 – 23
61276 Weilrod
www.canton.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Canton DM 90.3: 1.200 Euro
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