Kein HDMI, kein USB, keine Surround-Modi, dafür aber top-moderne BMR-Treiber sowie Bluetooth 4.0 und aptX. Ist der Q Acoustics Media 4 die britische Variante des Soundbars?
Aber nur vom Konzept her. Äußerlich ist der Media 4 tiptop. Das Holzgehäuse ist sauber foliiert, den Abschluss vorn bildet ein Gitter, das exakt in den Rahmen passt und über eine Falz nicht nur an Stabilität gewinnt, sondern auch an Eleganz.
Im Q Acoustics Media 4 arbeitet je ein 6,5 x 6,5 Zentimeter BMR pro Kanal, unterstützt von einem ovalen Subwoofer an der Unterseite. Das akustische Konzept stammt aus der Feder von Karl Heinz Fink, der weltweit als Vorreiter der Balanced Mode Radiatoren (BMR) gilt, die auch in den Lautsprechern von Naim-Audio zum Einsatz kommen.
Im Gegensatz zu üblichen Hoch- und Mitteltönern schwingt bei einem BMR eine plane Fläche bei unterschiedlichen Frequenzen in unterschiedlichen Teilbereichen. Bei diesen Treibern ist die klassische Schallbündelung deutlich weniger ausgeprägt, was zu einer besseren akustischen Ausleuchtung der Räume führt: man muss nicht wie angenagelt in der Mitte des Stereo-Dreiecks sitzen, um besten Stereo-Klang zu haben.
Kein Dolby Digital, kein DTS, aber bestes Stereo: Auch der Q Acoustics Media 4 ist also ein klassisches 2.1-System. Um den Stereo-Effekt groß zu halten, sind beide BMRs auf dem einen Meter breiten Riegel möglichst weit voneinander entfernt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Soundbars versucht der Media 4 gar nicht erst, via DSP die Stereo-Breite zu erweitern oder gar eine Surround-Wiedergabe zu erzeugen; die Wiedergabe erfolgt also immer „nur“ in Stereo.
Kein HDMI, kein USB, aber bestes Bluetooth
Wesentliche Anschlussformen wie HDMI oder USB sucht man vergebens. So wenig Anschlussmöglichkeiten und keinerlei Surround-Angebote führen natürlich in der Praxis-Note zu Abwertungen. Aber die Reduzierung auf Weniges scheint das Credo bei Q Acoustics zu sein; das verringert die Komplexität. Denn auf der anderen Seite sollten der optische und der Koax-Eingang in der Regel genug sein – zumal ja auch noch Bluetooth beziehungsweise aptX zur Verfügung stehen.
Die Bedienung und Einstellung jedenfalls klappte so einfach und schnell wie das simple Konzept versprach. Die Einrichtung des Media 4 war innerhalb einer Viertelstunde erledigt. Auch die Ankopplung meines Handys erfolgte ruck-zuck.
Ich hatte vorab Ferenc Fricsays legendäre Einspielung der 9. Symphonie von Dvorak (Deutsche Grammophon) auf mein Handy geladen und konnte nur kleinste Unterschiede bei der Dynamik und dem letzten Druck bei den Pauken feststellen. Ansonsten: Alle Achtung!
Wer dennoch viel mehr Anschlüsse braucht, muss halt woanders schauen: Selbst das noch günstigere Magnat Sounddeck 150 bietet da einiges mehr. Aber letztendlich ist der Media 4 ja eine Lösung für kleinere Anwendungen und Räume.
Aufstellung und Soundperformance des Q Acoustics Media 4
Die Positionierung ist gänzlich problemlos. Man hängt ihn mit den eingebauten Wandhaltern an die Wand oder stellt ihn auf den gummigepufferten Füßchen auf das Sideboard. Wichtig ist: Der Media 4 braucht eine Wand in der Nähe, die den Bass unterstützt. Frei aufgestellt klingt er zu dünn – doch wer macht das auch schon …? Auf dem Sideboard im LowBeats Wohnhörraum klang der kleine Engländer überwältigend frei, offen, luftig und fein. Die Streicher aus der Dvorak-Symphonie
waren reich an Klangfarben, hatten Biss und – bis zu einer erstaunlich hohen Lautstärke – Kraft und Tiefe. Trotz des vergleichsweise günstigen Preises ist das, was der Media 4 bietet, richtig gutes HiFi. Mit tollem Panorama und – im Falle der Dvorak-Aufnahme – erstaunlicher Tiefenstaffelung.
Mit Film bot sich ein ähnliches Bild. Kunststück: Surround-Modi hat der Media 4 ja keine eingebaut. Gemessen an klassischen TV-Speakern ist er natürlich um Längen überlegen. Aber der Filmton stellt bisweilen schon andere Anforderungen als gutes HiFi. Bei einigen Passagen unseres Test-Films “Days Of Thunder” schien der Ton etwas zu schwachbrüstig.
Es bleibt diese fantastische Detailfülle. Wie der Q Acoustics Media 4 im praktischen Einsatz klingt, können Sie sich im LowBeats Klang-Orakel im Vergleich zu seinen Mitbewerbern direkt anhören.
Das LowBeats Klang-Orakel…
…ist ein Ton-Archiv, in dem wir Tonaufnahmen von den meisten, bei LowBeats getesteten Kopfhörern, Lautsprechern, Soundbars und Tonabnehmern – also alle Schallwandler – zum Vergleich archivieren, damit unsere Leser sofort eine Idee bekommen, wie was klingt. Dieses Archiv wächst stetig und soll – so das Ziel – zum einem bedeutenden Instrument zur Beurteilung verschiedener Komponenten am Rechner werden.
Fazit: Mehr HiFi geht in einem solch günstigen Soundbar nicht
Wie gesagt: Für Leute, die vornehmlich Filme schauen und eine Top-Verbesserung für ihren TV-Ton suchen, ist der Media 4 nur zweite Wahl. Für jene aber, die eine möglichst gute Stereo-Allzweck-Alternative für kleine Zimmer oder das Büro suchen, ist er absolut top.
Ich lege mich fest: Es gibt in dieser Preisklasse weder Soundbar noch Stereo-Anlage, die ernsthaft besser klingen. Wir haben Dvoraks 9. Symphonie fast komplett durchgehört – einfach, weil es so gut geklungen hat. Der Q Acoustics Media 4 hat natürlich Pegelgrenzen, die nicht allzu hoch liegen. Aber das System kann ja noch wachsen – mit einem zusätzlichen Subwoofer …
Q Acoustics Media 4 | 2015/12 |
SEHR GUT |
KlangPraxisVerarbeitung |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Fantastischer Stereo-Klang |
| Ebenso guter Bluetooth-Sound |
| Keine Surround-Modi |
| Kein HDMI, kein USB |
Vertrieb:
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen
idc-klaassen.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Q Acoustics Media 4: 499 Euro
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