Yamaha ist einer jener Hersteller, der die Möglichkeiten von Soundbars schon früh erkannt hat und spätestens mit der 3D-fähigen YSP 5600 echte Maßstäbe setzte. Doch Technik wird verfeinert und die Soundbars immer kleiner. Bestes Beispiel ist das aktuelle Soundbar-Top-Modell der Japaner: Mit der Soundbar/Subwoofer-Kombination Yamaha True X-Bar 50A bieten die Japaner auch in der gehobenen Mittelklasse erfreulich zupackenden Heimkinoton für deutlich unter 1.000 Euro.
Aufbau und Besonderheiten der Yamaha True X-Bar 50A
Zunächst einmal waren wir irritiert: Die Soundbar True X-Bar 50A wird ebenfalls unter dem Namen SR-X50A geführt. Warum ein- und dasselbe Produkt zwei Bezeichnungen trägt, wissen wohl nur die Marketing-Experten im Land der aufgehenden Sonne. Yamaha selbst schreibt meistens von der Yamaha True X-Bar 50A. Nennen wir das Produkt ab jetzt also auch so.
Die Soundbar selbst ist 101,5 × 6,3 × 11,2 cm groß und passt daher perfekt zu den in Deutschland so beliebten 55-Zoll-Fernsehern. Der Korpus ist fast vollständig in Textil gefasst – also eher mit einem Staubsauger als mit dem Lappen zu reinigen. Hoffen wir mal, dass sich mit Katzen im Haushalt da keine Laufmaschen bilden… Die Verkleidung sieht auf jeden Fall wertig aus und fühlt sich gut an. Mittig eingelassen sitzt das minimalistische Bedienfeld mit einer physischen Power-Taste und ein fünf hinterleuchteten Sensortasten für die grundlegenden Funktionen wie Eingangswahl und Lautstärke.
Hinzu kommen die Kontroll-LEDs, die dezent hinter dem Stoff in der Front leuchten: Das war es mit Bedienelementen. Den Rest regelt man mit der Fernbedienung oder der App auf dem Smartphone.
Der Yamaha True X-Bar 50A liegt gedämpft auf Gummifüßen vor oder unter dem TV und kann direkt und ohne großen Montageaufwand rücklings mittels der vorhandenen Schlüsselloch-Hänger an der Wand positioniert werden.
Damit die Aufhängung nicht mit den Kabeln kollidiert, hat Yamaha das Anschlussfeld nach innen versetzt und zudem auch noch angewinkelt. Darin steckt mehr Gehirnschmalz als man ahnt: Je nachdem, wie unhandlich und steif sich die typischen Stecker und Kabel verhalten, sind die Buchsen angeordnet. Entsprechend bekommen die HDMI-Buchsen am meisten Platz, gefolgt vom Netzwerkanschluss, dann optische Kabel (Toslink) und zuletzt die USB-Buchse für Firmware-Updates. Das Netzteil hat eine eigene Aussparung.
Der dazu gehörende Subwoofer gibt sich mit seinen Dimensionen von 40,7 × 40,9 x 18,7 cm vergleichsweise flach und bekommt sein Signal grundsätzlich per Funkstrecke. Damit kann er unauffällig in Nischen untergebracht werden oder eben unauffällig an der Wand. Nur Netzstrom braucht er in der Nähe.
Zum Einrichten muss man die entsprechende Taste drücken, um die Verbindung zur Soundbar zu etablieren. Danach blieb die Verbindung dank 5 Gigahertz Funktechnik im Test dauerhaft stabil und unterbrechungsfrei – inklusive des automatischen Ein- und Ausschaltens des Woofers.
Den 16-Zentimeter-Tieftöner treibt eine Endstufe mit immerhin 100 Watt an, der Frequenzbereich soll von 35 bis 100 Hertz reichen. Das ist durchaus glaubwürdig, wenn man sich das System anhört: Irgendwie klingt das kompakte, halbierte Würfelchen erstaunlich erwachsen.
Im Alltag werden die meisten Musikhörer die True X-Bar 50A wohl gar nicht bedienen, weil sie sich – wie fast alle modernen Soundbars – in Sachen Einschalten und Laustärke dank HDMI-Steuerung nahtlos mit der Fernbedienung des Fernsehers kontrollieren lässt. Dennoch ist die eigene Fernbedienung zur Einrichtung und Anpassung zunächst wichtig. So lässt sich hier der Subwoofer einstellen, die Surroundpegel dosieren, die Helligkeit der Anzeigen dimmen und natürlich der gewünschte Surroundmodus wählen. Zu guter Letzt braucht man die Fernbedienung um die Quellen umzuschalten, die direkt mit der Soundbar verknüpft sind – etwa Bluetooth, Netzwerkstreaming oder HDMI.
Wer die zum True X-Bar 50A gehörende App auf das Smartphone lädt, wird sich vielleicht wundern, dass diese Soundbar nicht zum Kreis der MusicCast Streaming-Familie gehört und sich damit nicht nahtlos in größere Installationen mit anderen Yamaha-Komponenten einbinden lässt. Wer MusicCast nicht verwendet, dem kann das egal sein: Zum Füttern mit Musik sind die Marktführer Spotify, Tidal und Sprachsteuerung via Amazon Alexa an Bord. Für alle anderen Fälle kann man per Bluetooth die Musik zuspielen. Es sollte also in Sachen Musik an nichts mangeln.
Hör-Eindruck
Erwartungsgemäß erlaubte sich Yamaha keinen Lapsus: HDMI-Steuerung vom TV, Subwoofer-Funkstrecke, alles funktionierte zuverlässig. Und beim Hören stellte Yamaha klar, dass die Japaner ganz offensichtlich wissen, wie man solche Speziallautsprecher baut. Im Modus “Stereo” klang das wie eine kleine HiFi-Anlage und dank Subwoofer recht erwachsen. Im Modus “Standard” erweiterte sich augenblicklich auch mit klassischer Stereo-Musik die Abbildung auf weit jenseits der physischen Dimensionen der Soundbar hinaus. Diese Abbildung blieb selbst dann stabil, wenn wir nicht exakt in der Mitte saßen. Das klang zwar einen Hauch diffuser als der Stereo-Modus, aber weder verfärbt noch luftleer – wie das solche virtuellen Basisverbreiterungen gern mit sich bringen.
Mit Surround von Blu-ray und Streaming zeigen sich dann weitere Qualitäten. Klingen virtualisierte Surround-Kanäle und Höhen-Informationen von Atmos-Aufnahmen oft gar nicht gut (oder sie sind nur aus perfekter Sitzposition gut wahrnehmbar) schlägt sich auch diesbezüglich der Yamaha ganz hervorragend: Surround-Kanäle schweben irgendwo neben dem Hörer im Raum und vermitteln so eine sehr reale Idee von Räumlichkeit. Selbst Höhenkanäle habe ich selten aus einer vor mir positionierten Soundbar so klar „als von oben“ erlebt. Wohl bemerkt: Das ist immer noch weit entfernt von einem diskreten Setup mit Lautsprechern an der Decke oder hinter dem Sofa, aber die Yamaha vermittelt bereits ein sehr gutes Gefühl davon. Und in Sachen Surroundkanäle kann man nachrüsten. Dazu bietet Yamaha die Akku-Bluetooth-Boxen TRUE X-LAUTSPRECHER 1A (auch WS-X1A genannt). Die kann man dann auch als “normale” Bluetooth-Box verwenden oder eben als Surroundlautsprecher.
Noch etwas verblüffte mich: Ich hätte schwören können, die True X-Bar 50A hätte einen Centerkanal. Hat sie aber nicht. In der linken und rechten Seite arbeiten je ein Hoch/Mitteltöner (oval 4,6 x 6,6 cm unterstützt von 100 bis 220 Hertz durch einen Tieftöner mit Bassreflex mit 7,5cm. Für Atmos strahlen zwei 5,2 cm Breitbänder nach schräg oben. Jeder Lautsprecher wird durch eine separate Endstufe angetrieben. Aber Center? Nix. Trotzdem klingt es spätestens ab 2 Meter Abstand, als wäre einer eingebaut. Echt toll gemacht!
Bleiben noch zwei Funktionen mit prominenten Tasten auf der Fernbedienung zu probieren. „Bass Extension“ verlängert den Frequenzgang des Subwoofers und das klang – insbesondere mit Musik – besser als ohne. Lobenswert: Der Bass reicht tatsächlich tiefer und wird nicht einfach lauter. Das kostet aber etwas von der erreichbaren Lautstärke. Wer es also mit “Top Gun” richtig krachen lassen möchte, sollte die Funktionbesser ausschalten. “Clear Voice” hebt Stimmen aus komplexen Surroundmischungen spürbar heraus. Sie werden lauter, aber auch prägnanter. Was bei einem Filmdialog förderlich sein kann, wirkt bei der Musikwiedergabe allerdings befremdlich verfärbt. Wenn Musik als etwas seltsam nasal klingt, lohnt ein Blick auf die “Clear Voice” Kontrollleuchte.
Der Vergleich mit der kürzlich getesteten (und preislich in etwa vergleichbaren) Nubert nuPro AS-2500 drängt sich auf. Da klang die Nubert-Kombi mit normalem Musikmaterial vom TV oder von Platte, CD oder Streaming fast schon wie ein Pärchen feine Hifi-Böxchen: also ausgewogen, fein differenziert und tonal sehr ehrlich. Das Yamaha-Set dagegen lag in Sachen Surroundwiedergabe in jeder Hinsicht vorn: mit mehr Raum, Umhüllung. Doch selbst in Stereo klang das Yamaha-Duo im Modus “Standard” raumgreifender und plastischer. Wer ein geübtes Ohr hat, bemerkt beim Japaner sicherlich die leichten Artefakte der DSP-Filterung und die etwas oberflächlichere Wiedergabe der Details. Trotzdem: Irgendwie groovte der Yamaha mit Musik noch ein bisschen besser.
Fazit Yamaha True X-Bar 50A
Yamaha gehört mit der True X-Bar 50A zu den dienstältesten Herstellern seriöser Soundbars und diese Erfahrung spürt man hier – insbesondere der Centerkanal, aber eben auch die Umhüllung bei Surround und die gute Höhendarstellung bei Atmos überraschen. Auch der Subwoofer ist dank Funkanbindung universell und unauffällig zu platzieren.
Praktisch ist der zweite HDMI-Eingang. Der kompensiert jenen, den die Yamaha True X-Bar 50A am TV belegt. Schade aber, dass die Japaner MusicCast nicht integriert haben. So bleiben lediglich Spotify, Tidal und Bluetooth und AirPlay 2.
Gleichwohl klingt die Kombination Soundbar + Subwoofer angenehm musikalisch und erstaunlich ausgewachsen. Damit kann man auch Musik genießen und hat keineswegs nur etwas besseren TV-Ton. Und auch die Textiloberfläche die Soundbar wirkt wertiger als manch ein Plastik von Mitbewerbern.
Yamaha True X-Bar 50A | 2024/02 |
überragend |
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Angenehm musikalischer, raumgreifender Klang |
| Sehr flacher, drahtloser Subwoofer |
| Zusätzlicher HDMI-Eingang |
| Kein MusicCast |
Vertrieb:
Yamaha Music Europe GmbH
Siemensstraße 22-34
25462 Rellingen
de.yamaha.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Yamaha True X-Bar 50A: 899 Euro
Optional: drahtlose BT-Speaker als Surround
Yamaha WS-X1A: 2x 169 Euro
Die technischen Daten und Messungen
Yamaha True X-Bar 50A | |
---|---|
Technisches Konzept: | Aktiv-Soundbar mit Funk-Subwoofer |
Bestückung: | Soundbar: 2 HT/MT (46x66mm) + 2 TT 75mm + 2 Atmos (52mm) Subwoofer: 1 Tieftöner (16cm), 100 Watt Leistung |
Eingänge: | ARC mit CEC, Toslink, HDMI, Bluetooth, AirPlay 2 |
Decoding: | Dolby Atmos, PCM |
Abmessungen (B x H x T): | Soundbar: 101,5 × 6,3 × 11,2 cm Subwoofer: 18,7 × 40,7 × 40,9 cm |
Alle technischen Daten |
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Links zu weiteren Soundbar-Tests:
Test Nubert nuPro AS-2500 mit nuSub XW-800 Slim – 1.150 Euro
Ausgewogen-natürlicher Klang mit sattem Bass. In der virtuellen Surround-Wiedergabe nur Durchschnitt.
Bose Smart Soundbar 600 – 545 Euro
Winzig und schlank, spielt erstaunlich erwachsen. Musik auf dem Niveau eines guten Bluetooth-Speakers.
Klipsch Cinema 600 – 749 Euro
Sehr schlank, gute Dialog-Separation, kann unglaublich laut (über 100dB!). Gute, rockige Musikwiedergabe
Bluesound Pulse Soundbar+ – 1.099 Euro
Die feinfühligste Soundbar im Test, vollwertige HiFi-Anlage. Emotional fesselnd, weniger fürs Spektakuläre.
JBL BAR 1300 – 1.500 Euro
Der Alleskönner im Test mit echter Atmos-Wiedergabe mit separaten Surrounds, echten Atmos-Enabled Lautsprechern (Reflexion über Decke). Kann Musik und Film auf hohem Niveau gleichwertig.
Nubert nuPro XS8500 RC – 1.969 Euro
Smart-HiFi-Soundbar im XXL-Form. Sehr groß und schwer. Gute Raumeinmessung. Differenzierte Film- und Musikwiedergabe, riesige Pegelreserven, füllt auch große Räume.