Bei Canton hat man einen gewaltigen Schritt in Richtung Zukunft gemacht und eine neue Elektronik-Plattform namens “Smart” entwickelt. “Smart “eröffnet den Hessen enorme Möglichkeiten in Richtung Connectivity, Sprachsteuerung und Mehrkanal. Und Smart ermöglicht auch die Umsetzung von Dolby Atmos. So erweitern die Lautsprecherspezialisten jetzt ihr Portfolio um ihren ersten Soundbar mit Dolby Atmos: den Canton Smart Soundbar 10. Die neue LowBeats Autorin Antonia Laier hatte den smarten Klangbalken gut eine Woche zum Test – fast zu wenig, um alle Smart-Funktionen auszuprobieren…
Heutzutage gibt es Soundbars am Markt fast wie Sand am Meer. Filtern wir nach „smart“ wird die Auswahl schon kleiner. Und würden wir in unserer imaginären Feature-Liste das Kreuzchen zusätzlich bei „3D-Sound“ setzen, reduziert sich das Ergebnis auf derzeit rund 15 Modelle. Darunter reiht sich Cantons Smart Soundbar 10 ein. Für einen UVP von 900 Euro packen die Hessen Dolby Atmos’ Upfiring-Technologie, Google Chromecast, ihr eigenes Smart-Modul und zahlreiche weitere Raffinessen in ein äußerst schickes, einteiliges TV-Soundsystem.
Das Konzept des Canton Smart Soundbar 10
Das Auge hört mit. Und im Fall des Smart Soundbar 10 dürfte der “visuelle Klangtest” sehr gut ausfallen. Denn am Design des in Schwarz oder Silber erhältlichen Balkens mit einem Gesamtgewicht von 5,3 Kilogramm gibt es rein gar nichts auszusetzen, im Gegenteil. Die massive, geschliffene Glasplatte an der Oberseite verleiht dem Soundbar eine edle Optik, das mittig platzierte Touchpanel fügt sich nahtlos ein. Rechts und links davon sind Metallgitter eingelassen, um die beiden nach oben abstrahlenden Treiber zu schützen. Das Gitter-Design zieht sich auch über die gesamte Front des MDF-Gehäuses. Aber was sitzt dahinter?
Canton erleichtert die Soundbarinstallation durch zahlreiche im Lieferumfang enthaltene Kabel. Von HDMI über Toslink (optisch) bis zum analogen Stereo-Kabel wurde hier an alles gedacht. Am einfachsten verbindet man Bar und TV via HDMI ARC. Die enhanced Funktion (eARC) für die Übertragung von auf Dolby True HD basierendem Atmos-Content über beispielsweise Streaming-Dienste wie maxdome unterstützt der Soundbar 10 dabei derzeit (noch) nicht.
Dank CEC-Funktion schaltet sich der Bar beim An- und Ausschalten des TV mit an beziehungsweise aus. Weitere drei HDMI-Buchsen stehen für Zuspieler wie UHD-Blu-ray Player bereit. An Mehrkanal-Tonformaten verarbeitet der smarte Canton neben Dolby Atmos auch DTS-HD Content. Laut Aussage von Canton Entwicklungsleiter Frank Göbl ist DTS:X, das dreidimensionale Pendant zu Atmos aus dem Hause DTS, „in Arbeit“.
Auch Video-seitig ist der Soundbar 10 bestens ausgerüstet: 4k UHD Signale bereiten ihm dank HDCP 2.2 Kopierschutz keinerlei Probleme. Wie es sich für einen HiFi-Hersteller gehört, prangen selbstverständlich auch sämtliche klassische Audioeingänge an der Anschlusssektion, ebenso eine Sub-Out Buchse zur verkabelten Verbindung mit einem Subwoofer.
Weiter geht´s in der Installation. Hier erweist sich das umfangreiche On-Screen Menü als äußerst praktisch. Wie man das von anderen Upfiring-Installationen kennt, stellt man für eine möglichst präzise dreidimensionale Effektwiedergabe die Entfernung zur Decke ein. Canton löst das hier mit „Raumhöhe“ und „Gerätehöhe“ im Menüpunkt „Lautsprechereinstellung“.
Über den Testpegel lässt sich exakt justieren, an welcher Stelle man den an der Decke reflektierten Klang auch genau über sich wahrnimmt. Wie schon von Upfiring-Modulen der Hessen gewohnt, meistert der Soundbar den Atmos-Effekt bravourös. Wie sich das im Praxisbetrieb auswirkt, dazu später mehr.
Auch die Entfernung zum Hörplatz wird eingestellt. Je nach Aufstellung des Soundbars (auf einem Sideboard, hängend an der Wand oder im Sideboard integriert) entscheidet man sich für Equalizer-Einstellung 1 bis 3. So kennt man das von Canton schon von früheren Modellen, jedoch ist von einer im Regal integrierten Einbindung abzuraten, um den Weg für die nach oben abstrahlenden Schallwellen nicht zu blockieren.
Signale empfängt der Bar dabei über die zugehörige Fernbedienung, die an Tasten-Vielfalt im Vergleich zu Vorgängern minimal dazugewonnen hat. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kamen wir gut zurecht. Die dreistellige, blaue LED-Anzeige an der Front des Smart Soundbar 10 gab dann Auskunft über etwaige Einstellungen; wir konnten sie gut ablesen, hätten uns aber gerne noch etwas mehr Display gewünscht.
Netzwerker Canton Smart Soundbar 10: Smart- & Multiroom-Features
Der Hessen neuester Klangriegel trägt das „Smart“-Kürzel. Alle Produkte mit diesem entsprechend ausgestatteten Funkmodul sind für den Multiroom-Einsatz und ein kabelloses An- sowie Zusammenspiel konstruiert. Man kann also entweder Musik, beispielsweise via Spotify Connect, im ganzen Haus verteilen oder aber auch einzelne Komponenten zu einem Wireless Heimkinoset zusammenfügen. Das klingt nicht nur super praktisch, das ist es auch!
Für unseren Test holten wir uns den aktiven Wireless Smart Sub 8 (UVP 600 Euro) als tatkräftigen Unterstützer für die tiefen Frequenzen dazu und testeten außerdem das kabellose Zusammenspiel im 4.1.2-Setup mit zwei Smart Soundbox 3 (UVP 350 Euro) als Rear-Speaker.
Kommuniziert wird über ein Canton-eigenes In-Room Mehrkanal Protokoll, das nicht nur die Einbindung von weiteren sieben Komponenten, sondern auch sehr gute Stabilität und Ton-Bild-Synchronität ermöglicht. Für die Verbindung zwischen Bar, Sub und Rears wählen wir im Menü zunächst die jeweiligen Geräte aus, bevor wir diese mit Strom versorgen und schließlich nach wenigen Sekunden Wartezeit erfolgreich zusammengefügt haben. Entfernungen lassen sich wie gewohnt ebenfalls einstellen.
Alternativ könnte man beispielsweise eine Smart Soundbox 3 genauso gut im Nebenraum postieren und als Solo-Lautsprecher einsetzen. Für dieses Szenario – und auch, um in den vollen Streaming-Genuss des Bar 10 kommen zu können – laden wir die Google Home App und verbinden schnell und einfach den Soundbar sowie unseren einzelnen Lautsprecher mit dem Heimnetz. Dank Chromecast built-in können wir dann munter drauf los-streamen. Das klappt ohne Verzögerung und auf Anhieb. Cool!
Äußerst praktisch ist dabei die Preset-Funktion. Insgesamt drei Favoriten-Einstellungen lassen sich abspeichern, um das Umswitchen zwischen Film schauen und Musik hören, beispielsweise der Lieblings-Spotify-Playlist, ungemein zu erleichtern. Dabei kann (neben individuellen Höhen, Mitten- und Bass-Einstellungen) zwischen drei verschiedenen Hörmodi gewählt werden: Stereo, Movie Surround und Music Surround. Ein sogenannter Hotel-Mode zur Maximal-Pegel Begrenzung und Bass-Reduzierung sowie auch eine Voice-Funktion zur besseren Sprachverständlichkeit stehen außerdem zur Verfügung. Der Anpassung an individuelle Hör-Geschmäcker sowie die Raumakustik sind so gut wie keine Grenzen gesetzt.
Hörtest: Mittendrin statt nur dabei
Los geht’s mit Mad Max Fury Road mit Dolby Atmos Tonspur. Und schon nach wenigen Sekunden wird klar: da haben die Entwickler aus dem Taunus ein kleines Soundbar-Wunder vollbracht. Das Duo aus Bar und Sub transportiert uns schon in den ersten Sekunden mitten ins Geschehen und begeistert mit einer Spielfreude und Dynamik, wie wir es nur äußerst selten mit vergleichbaren Systemen erleben durften. Das gilt auch für hohe Pegel. Unseren für ein Wohnzimmer sehr groß geratenen Wohn-Hörraum füllt das verhältnismäßig kleine Zweiergespann mit unbeschreiblich viel Sound.
Nicht nur einzelne Effekte, wie die Stimmen am Anfang von Mad Max oder auch beeindruckendes Heli-Kreisen auf der Atmos-Demo-Disc, platziert der Soundbar akkurat im dreidimensionalen Raum. Es ergibt sich auch insgesamt ein stimmiges Klangbild wie aus einem Guss. Am realistischsten wirkt das Mittendrin-Erlebnis sicherlich mit entsprechenden Dolby Atmos Tonspuren, die eine native Wiedergabe über die Höhenkanäle garantieren. Aber auch „einfache“ zweidimensionale Surround-Abmischungen meistert die Soundbar 10 gut.
Die beiden für die Höhen-Signale zuständigen Schallwandler sind dabei dauerhaft aktiv und nur im Stereo-Modus ausgeschaltet. Und das Upmixing gelingt dem schlanken Balken ungemein gut. Übertreibung Fehlanzeige. Konturen und Detailtreue bleiben erhalten. Abzüge gibt es allerhöchstens für die Rear-Effekte, deren Wiedergabe rein virtuell sehr schwierig authentisch umzusetzen ist. Doch hier lässt sich geschickt und kabellos aufrüsten, wie sich im späteren Hörtest klären wird.
Als Solokünstler weiß sich der Smart Soundbar 10 zwar auch im unteren Pegelbereich zu behaupten und dürfte für viele alltägliche Wohnzimmerinstallationen ausreichen. Doch in so großen Räumen wie dem LowBeats Wohn-Hörraum (70 qm) geht auch einem Soundbar 10 schnell die Puste aus – weshalb wir die meisten Hörtests mit Subwoofer-Unterstützung machten. Dieser ist schnell eingebunden und schon nach wenigen Sequenzen wird klar, warum Canton den Smart Sub 8 für diese Kombination empfiehlt: Bar und Sub 8 harmonieren perfekt. Es entsteht kein erkennbarer Bruch zwischen Subwoofer und Klangriegel. Der Smart Sub 8 erweitert das Tiefbass-Empfinden deutlich und lässt dann das Heimkino-Erlebnis auch körperlich werden. Nicht schlecht, für so ein kleines Würfelchen…
Auch wenn wir ordentlich aufdrehen, spielt der Sub 8 sauber und kommt ziemlich weit in den Pegelkeller hinunter. Und wenn Mad Max den Motor aufdreht, scheint der Wagen bedrohlich nah an uns vorbei zu fahren. Je nach Platzierung im Raum (etwa bei Eckaufstellung) empfiehlt sich allerdings eine Bass-Reduzierung auf -2 oder -3, um Sauberkeitsverlusten vorzubeugen.
Wie schlägt sich Cantons neuestes Soundbar-Flaggschiff mit Musik im Mehrkanalformat? Es beamt uns zu den Imagine Dragons (Blu-ray: Smoke + Mirrors) direkt in die Konzert-Arena. Die sich um uns herum dargebotene Klangkulisse ist beeindruckend und lässt uns abermals die physischen Ausmaße des Produkts vergessen. Doch wie es sich für einen Lautsprecher aus einer HiFi-Schmiede gehört, liegt ihm auch die klassische Stereo-Wiedergabe.
Anniversary von Tony! Toni! Toné verlangt Soundbars in punkto räumliche Abbildung von Chor und Frontsänger, Spielfreude und nicht zuletzt Punch und Sauberkeit im Bassbereich so einiges ab. Doch der Canton Smart Soundbar 10 besteht den Test mit Bravour. Wer übrigens, was Musik angeht, neben all den smarten Features noch auf das fast schon „altmodische“ Bluetooth zurückgreifen möchte, hat bei dem Soundbar 10 freie Wahl.
Im 4.1.2-Setup inklusive zweier Smart Soundbox 3 wird das Mittendrin-Feeling dann noch intensiviert. Dann hat man zumindest vier Kanäle diskret – was sich in einer deutlich stabileren Räumlichkeit nach hinten bemerkbar macht. Wir nehmen Effekte klar hinter uns wahr, ohne die kleinen Boxen als solche orten zu können – auch bei eher geringer Entfernung zum Hörplatz. Das Vierergespann überzeugt durch gutes Timing und einen lückenlosen Raum. Jetzt können wir übrigens auch einen weiteren Sound-Mode auswählen: Discrete. Ist dieser aktiviert, wird das Virtualizing ausgeschaltet und wir hören das entsprechende Surround-Geschehen auch exakt so, wie es abgemischt wurde. Dabei gefallen uns die detailgetreue Wiedergabe und der scharfe Bass besonders gut.
Apropos detailgetreue Wiedergabe: Trotz fehlendem Center-Kanal ertönen Stimmen klar und deutlich. Und auch das klassische TV-Erlebnis, für das diese Soundbar ja eigentlich fast schon unterqualifiziert ist, wird zum Vergnügen.
Fazit Canton Smart Soundbar 10
Canton hat mit dem Smart Soundbar 10 einen genialen Coup gelandet. Denn der Nutzer muss sich nicht mehr entscheiden zwischen Streaming-Box, Multiroom-Lautsprecher, AV-Zentrale, TV-Soundlösung oder kompaktem Heimkinosystem. Dieser Klangriegel bietet ein großes Komplettpaket und die Option auf vieles mehr – und das auch noch in fabelhafter Qualität inklusive Dolby Atmos. Zählt man alles zusammen, wird es schwer, für unter 1.000 Euro Vergleichbares zu finden. Der Soundbar 10 landet deshalb in der Benotung ganz weit oben.
Und das auch, weil er mit den Anforderungen wächst. Sollte der Soundbar 10 später einmal das Zentrum (und der Center) eines größeren Heimkino-Systems werden – auch kein Problem. Die neue Smart-Plattform macht es möglich, ihn völlig problemlos nicht nur mit Sub 8 und Soundbox 3, sondern mit allen neuen Smart HiFi-Boxen zu verbandeln. Große Klasse, dieser Ansatz.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Natürliche Wiedergabe, stabile Räumlichkeit, gute Atmos-Effekte |
| Für Heimkino wie HiFi geeignet |
| Smarte Features, zahlreiche Einsatz-Szenarien (TV-System, AV-Schaltzentrale, Multiroom-Lautsprecher…) |
| Erstaunlich hohe Pegelfestigkeit |
Vertrieb:
Canton Elektronik GmbH + Co. KG
Neugasse 21 – 23
61276 Weilrod
www.canton.de
Stückpreis (Hersteller-Empfehlung):
Canton Smart Soundbar 10: 900 Euro
Canton Smart Sub 8: 600 Euro
Canton Smart Soundbox 3: 350 Euro
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