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Denon Pearl Pro Outdoor
Leinen los: Denon schickt mit seinem PerL Pro True Wireless ambitionierte InEar-Knopfhörer mit personalisiertem Klang auf die Outdoor-Bühne. Dessen Preis: 350 Euro (Foto: C. Dick)

Test Denon PerL Pro True Wireless InEar-Kopfhörer

Jetzt also auch Denon: Kaum ein Hersteller konnte sich bislang der mobilen Welt von Bluetooth-InEar-Kopfhörern entziehen. Nach vielen Top-Modellen im Home-Bereich steigen die Japaner nun losgelöst von Kabeln auch auf die gehobene „True Wireless“-Bühne im Preissegment von rund 350 Euro. Wobei die Japaner hier das Rad nicht neu erfunden haben, sondern offenkundig das ausgereifte Produkt eines Startups (Nura) verfeinert haben. Was die Sache eigentlich nur besser machen  kann: Die smarten Denon PerL Pro punkten jedenfalls schon einmal mit klasse Ausstattung und erfreulichen Möglichkeiten zur Klanganpassung.

Denon. Ein großer Name in Sachen hochwertiger Musikwiedergabe – seit 1910. Auf der Pionierliste stehen Innovationen wie die PCM-Technik in den 1970er Jahren, Teil-Basis für die Compact Disc. Hinzu kamen und kommen diverse Heimkino-Highlights mit Dolby in AV-Receivern. Mein erster Denon-Test verortet sich in die Zeit als Jungredakteur bei der „HifiVision“ mit dem einst 1500 Mark schweren CD-Player DCD-1520 mit seinem „Echtzeit-20-Bit-Super-Linearkonverter“. Damals ein Traum von einem Player.

Denon kann aber nicht nur auf seine Erfahrung und Kompetenz im Verstärker- und CD-Bereich zurückblicken und -greifen. Die Japaner launchten über die Jahre auch immer wieder exzellente HighEnd-Home-Kopfhörer wie den AH-D7200 oder AH-D9200. Und außerdem gehört Denon mittlerweile zum australischen Medizintechnik-Hersteller Masimo. Und auch der hat einiges, auch für Kopfhörer, an sinnvollem Knowhow im Portfolio…

Der Denon PerL Pro in der Praxis

Beste Voraussetzungen also, um auch ihren neuen Minis potentes Rüstzeug mit auf den Weg zu geben. Und die haben schon einmal dank ihrer Abmessungen und Gewichte im Vergleich zu den größeren On- und Over-Ear-Modellen Vorteile für unterwegs. Das Pärchen PerL Pro bringt es auf luftige 8,6 Gramm Leichtgewicht je Stöpsel. Und als „True-Wireless“-Modelle kappen sie jegliche Art von Leinen, sprich Kabel.

Denon Pearl Pro Outdoor
Open Air Concert: Die Denon-InEars empfehlen sich smart als potente Reisebegleiter (Foto: C. Dick)

Eine matt designte Kunststoffbox bildet den Ruhe- und Ladeplatz der kleinen Knöpfe. Für die Stromzufuhr liegt ein USB-C auf USB-A Kabel bei, um sich mit Energiespendern wie Laptop oder Desktop zu Verbandeln. Für die ohrgerechte, individuelle Passgenauigkeit liegen vier Silikon-Passknubbel in XS, S, M und L bei. Zum Vergleich: Beim jüngst getesteten Konkurrenten Technics EAH-AZ80 sind es sieben, zudem gibts dort noch ein kleines, schwarzes Softcase mit Klickverschluss als Schutz für die Aufbewahrungs-/Ladebox unterwegs. Doch wir wollen nicht meckern, schon gar nicht voreilig. Zumal die vier Passstückchen für jede Art von Ohren geeignet sein dürften. Außer für ET.

Bei mir waren zwei Anproben angesagt, das Abstreifen der Knubbel ging leicht, das Draufsetzen war ok.
By the way: Das Herausnehmen der beiden InEars aus der Box geriet leider etwas zur Fingerfummelei, die Knöpfe sitzen sehr tief in ihrer Behausung …

Los geht’s mit dem Laden. Das geht sehr fix, rund eine kurze Stunde via Ladebox langt. Eine Mikro-LED signalisiert mit Grün, wenn der Akku-Tank voll ist. Für bis zu acht Stunden Spielbetrieb soll das reichen, die Ladebox hält den Saft für maximal 32 Stunden parat.

Denon Pearl Pro Ladezustand
Lade-Rampe: Die InEars von Denon saugen Energie in ihrer schwarzen Kunststoffbox. Eine Mikro-LED signalisiert den Case-Ladezustand (Foto: C. Dick)

Währenddessen habe ich die Denon Headphone App gratis aus dem Apple Store geladen – das ging schnell und reibungslos. Die App ist schlau und service-orientiert: Als erstes steht das Einmessen des individuellen Gehörs auf dem Programm per „Masimo Adaptive Acoustic Technology“ (MAAT). Drei personalisierte Profile lassen sich anlegen – also entweder für verschiedene Hörsituationen oder auch für die Partnerin oder den Partner. Rund zwei Minuten und das Profil steht.

Von dieser Technologie versprechen sich die Denon-Leute einiges. Ähnlich wie MIMI bei Beyerdynamic-Kopfhörern passt MAAT den Klang auf die individuelle Frequenzgangkurve des Hörers an. Das Prozedere ist dank App-Menüführung einfach, der Einmessvorgang dauerte aber nicht (wie im Manual angegeben) eine, sondern eher zwei, drei Minuten. Und man sollte sich (wie beim Ohrenarzt) wirklich in eine ruhige, geschützte Zone zurückziehen. Sonst sind die Ergebnisse für die Katz’…

Denon Pearl Pro Hoerprofil
Einstellungssache: Via App lassen sich die Denon InEars auf das Gehör einmessen (Screenshot: C. Dick)

Zwischen der angepassten Hörkurve und der normalen Wiedergabe „ohne“ war in meinem Fall ein deutlicher Sprung nach vorn zu attestieren: mehr Transparenz, mehr Präzision. Ein Kollege dagegen maulte über zu dicke Bässe; es funktioniert also nicht für jeden. Dennoch glaube ich, dass es für die meisten Menschen eine äußerst hilfreiche Verbesserung ist.

In der App lässt sich auch die adaptive aktive Geräuschunterdrückung für unerwünschte oder lästige Umweltgeräusche an- oder abschalten. Zudem lockt ein Equalizer für Sound al gusto sowie der „Immersion Mode“ für variable Basspegel.

„Denon Headphones“ hält verschiedene Tools parat, darunter Einstellungen zum Noise Cancelling (ANC), Klangjustierung per Equalizer, „Spatial Audio“ sowie zu Beginn der Sessions der Einmessung aufs eigene Gehör via „Masimo Adaptive Acoustic Technology“ (Screenshot: C. Dick)

Die aufgeladenen InEars haben leider keine Links-/Rechtskennzeichnung, deshalb nimmt man am besten die linke Muschel mit links, den rechten Zwilling mit der rechten Hand aus dem Case und dreht sie dann nach hinten leicht ins Ohr. Dann sitzen sie recht angenehm und druckfrei in den Gehörgängen, Kopfdreher bringen sie nicht ins Wackeln. Ein Argument für Langzeittauglichkeit und leichte Bewegungen draußen.

Denon Pearl Pro
Klang-Ästhet: Das Outfit designten die Japaner recht ansprechend und wertig (Foto: Denon)

Erfreulich ist die Vielzahl der zu empfangenden Bluetooth-Codecs: der Prozesseor versteht aptX Lossless ebenso wie aptX Adaptive, aptX Classic, AAC und SBC.

Die Anfass- und Verarbeitungsqualität ist prima, mit einem wertigen Mix aus Metall und Kunststoff. Das fühlt sich angenehm gut an. Im Inneren sollen dynamische, dreilagige 10-mm-Titan-Treiber für Wohlklang sorgen. Bluetooth 5.3 ist als Drahtlos-Funkstandard an Bord und von außen schützt die Minis die Norm „IPX4“ vor Feuchtigkeit.

Hinzu kommen vier Mikrofone je Stöpsel, für die Analyse von Eigen- und Umgebungsgeräuschen für klaren Sprech bei Telefonaten. Im Praxischeck klangen AnruferInnen recht deutlich, die eigene Stimme kam im Gegenzug ebenso gut artikuliert beim Anrufer an. Man sollte allerdings die Pause-Taste am Smartphone während des Calls aktivieren, sonst pulst Musik und Sprache etwas hin und her.

Das Pairing mit Musiklieferanten wie dem Smartphone ging flugs vonstatten. Bis zu zwei Bluetooth-Geräte lassen sich verbinden. Die Bluetooth-Funkreichweite selbst endete erst nach rund 15 Metern – bei einem dazwischen liegendem Raum. Sehr fein. Gut: Nimmt man die InEars aus den Ohren pausiert die Musik automatisch – und startet wieder beim Einstöpseln, sobald dies innerhalb von 60 Sekunden geschieht.

InEar-bedingt fällt die Bedienung aus – die kleinen Außenflächen der Hörkapseln bieten naturgemäß keine großzügig gehaltene Tablet-Fläche. Das bedarf einiger Übung.

Der Klang

Wie oben erwähnt, sind beim Denon PerL Pro normales Stereo, personalisiertes Stereo, aktive Geräuschunterdrückung (ANC), einen Equalizer, die Bassregelung „Immersion Mode“ sowie „Spatial Audio“ für künstlich erzeugte Raumempfinden von Bluetooth-Quellen im Angebot. Der Raumklangmodus (ohne Headtracking-Möglichkeit) erweiterte subjektiv die Bühne etwas auf angenehme Weise, ließ jedoch hier und da Details verblassen. An oder Aus ist insofern je nach Song Geschmackssache. Ebenso wie der Einsatz von Equalizer oder des Bass-„Immersion Mode“. Wir sind hier schließlich nicht im sensiblen HighEnd-Home-Bereich, sondern auf der Straße. Wichtig jedoch: Das Einmessen aufs individuelle Gehör via App.

Und noch eines: Wie schon beim Technics EAH-AZ80 lag das Klangniveau mit aktiviertem Noice Cancelling etwas höher als ohne. Allerdings rauschte es minimal in extrem leisen Passagen. Schlimm? Nein, nicht wirklich.

Für die Klanganalyse diente Digitalfutter aus dem Netz sowie vom Datenspeicher: This Is The Kit, ein mittlerweile Standard-Online-Gast, gerne auch für Tests, machten den Anfang. Sehr prägnant, gut durchhörbar, bassimpulsiv und mit klarer Stimmartikulation legten Kate Stables & Co live in den Old Granada Studios in Manchester los. Aber: Die „Immersion“-Einstellung des Basses im Grundmodus erschien anfangs zu tieftonlastig. Also: einfach etwas zurücknehmen in der App. Die Personalisierung per Einmessen hob das Klangniveau dafür unterm Strich in der Tat hörbar ins Angenehmere, Selbstverständlichere – den eigenen zwei Lauschern smarter auf die Anatomie geschneidert.

„Live From The Labs“ mit Leslie Mendelson, inszenierten die kleinen Denons mit viel Feindynamikgespür in puncto akustischem Gitarrenklang. Auch die Klangfarben stimmten. Die Auflösung hätte jedoch einen Tick höher ausfallen können, auch der Lautstärkepegel wirkte zuweilen nicht ins Uferlose ausdehnbar – vielleicht ähnlich wie die Geschwindigkeitsabregelung von Premium-Volvo-Automodellen bei 180 Km/h. Das verbuchen wir mal unter aktiven Gehörschutz.

Leslie Mendelson
Fantastische Musik von Leslie Medenlson umsonst im Netz

Fit vom Datenspeicher waren Trompeter Mathias Eick mit seinem ECM-Album „Skala“ oder das neue Album von Nick Cave & Warren Ellis „Australian Carnage – Live At The Sydney Opera House“ unterwegs. Beides akustisch eine recht runde Sache – gut: Auflösung, Durchhörbarkeit, Farbauthentizität, der obere Bassbereich wirkte teils etwas zu vehement – was sich ja wie gesagt regeln lässt. Insgesamt eine sehr anständige Performance.

Beim Vergleich mit anderen In Ear-Hörern dieser Klasse wird es persönlich. Ist die Masimo-Anpassung ausgeschaltet, liegt der Denon in Bezug auf Offenheit einen Tick hinter dem kürzlich getesteten Technics EAH-AZ80 und im Bass ein noch etwas größeres Stückchen hinter dem Bose Quit Comfort Earbuds II. Mit eingeschalteter Individual-Entzerrung neigt sich das Pendel in Bezug auf Klarheit eindeutig zugunsten des Denon und für den Bass gibt es ja den Equalizer…

Fazit Denon PerL Pro

Das Denon-InEar-Pärchen spielte seine Klangtrümpfe ohne zu gravierende Schwächen aus. Die individuelle Anpassungs-Funktion ist ein klarer Vorteil, der in den meisten Fällen zu einer angenehmen Präsenz und Auflösung führt. Die Spatial-Funktion der App sorgt für ein schönes Raumgefühl und vehementen Tieftondruck und das intelligente ANC bringt nicht nur den besseren Klang, sondern auch eine effiziente Umgebungsgeräusch-Unterdrückung. Ich finde, der PerL ist richtig gut gelungen.

Denon PerL Pro
2023/09
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Geamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klar-transparentes, bassstarkes, auch langzeittaugliches Klangbild
Vielfältige Einstell- und Individualisierungs-Möglichkeiten, Einmessung per Masimo AAT
Prima Telefon-Sprachqualität, tolle Verarbeitungsqualität
Angenehmer Tragekomfort

Vertrieb:
Denon Deutschland
D&M Germany GmbH
A division of Sound United
An der Kleinbahn 18
D-41334 Nettetal
www.denon.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Denon PerL Pro: 349 Euro

Technische Daten

Technische Daten

Denon PerL Pro
Konzept:True Wireless In Ear Hörer mit ANC
Treibergröße:
10 MIllimeter
Akku-Laufzeit (In Ear /Case)
8 / 32 Stunden
Bluetooth Codecs:aptX Lossless, aptX Adaptive, aptX Classic, AAC, SBC
Active Noise Cancelling:in drei Stufen anpassbar
Besonderheit:Gehöreinmessung („Masimo AAT“), Spatial Audio
Ausstattung:Aufbewahrungs-/Ladebox, 1 Anschlusskabel USB-A zu USB-C (z.B. für Aufbewahrungs-/Ladebox zum Laptop)
Gewicht:8,6 Gramm pro Kapsel
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Technics EAH-AZ80 True Wireless In-Ear-Kopfhörer

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Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.