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Beyerdynamic Xelento Ambiente
Beyerdynamic hat zwei exzellente Spitzen-In-Ears im Programm. Der Name: Xelento. Die Kabelversion "Remote" kostet 1.000 und die kabellose Version "Wireless" kostet 1.200 Euro (Foto: Beyerdynamic)

Doppeltest In-Ear-Hörer: Beyerdynamic Xelento Wireless und Xelento Remote

Vor rund fünf Jahren ließ der Studio- und Kopfhörerspezialist Beyerdynamic mit einem 1000-Euro-InEar-Kopfhörer aufhorchen: Dem Xelento Remote, bald gefolgt von einer „Wireless“-Variante, der der LowBeats Autor Andreas Günther in seinem Test bescheinigte, das Maß der Dinge zu sein. Kürzlich betrat die Generation 2.0 dieser Ausnahme-Hörer die HiFi-Bühne. Überarbeitet, in neuem Design und wieder mit dem Anspruch, zu den besten der 1.000-Euro-Klasse zu gehören. Wir habendie neuen Beyerdynamic Xelento Wireless und Xelento Remote intensiv getestet und kommen abermals zu dem Schluss, dass es klanglich viel besser wohl kaum geht…

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Xelento remote
Erkennen Sie den Unterschied? Der Xelento Remote ist mit einem Kabel am Abspielgerät verbunden …
Xelento wireless
… während die Wireless-Variante naturgemäß ohne Kabel auskommt und die ganze Empfänger-Mimik im schmalen Halsband versteckt (Foto: Beyerdynamic)
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Ein Blick zurück: Beyerdyamic ist über 100 Jahre alt und hatte bis kurz nach dem Krieg seinen Sitz in Berlin, seit 1948 in Heilbronn. In den 1920er Jahren bauten die Gebrüder Beyer Kinolautsprecher. Es folgten Mikrofone – und erste Kopfhörer Ende der 1930er Jahre. Profimusiker arbeiten seit vielen Jahren mit dem Equipment von Beyer, respektive Beyerdynamic. Die Beatles sollen auf ihrer Deutschlandtour 1966 das Mikrofon E 1000 benutzt haben.

Kopfhörer gibt es also schon lange. Vielleicht ja bereits seit den Zeiten von Nathaniel Baldwin, Macher der „Baldwin Radio Company“ in Salt Lake City und seinen „Baldy Phones“. Das war 1910. Doch so einig sind sich die Quellen da nicht. Mobile Mini-In-Ears gab es hierzulande immerhin schon vor der Ära des Sony-Walkman: Oft aus einfachem Plastik, bliesen sie angedockt am Kofferradio als Solo-Knopf dürftigen Mono-Sound dezent scheppernd in einen Gehörgang. Doch die Kunst wirklich hifidelen Klang auf solch extrem kleinem Raum zu realisieren, sollte noch Jahrzehnte dauern.

Was mich betrifft, schmückte mein kindliches Haupt anfangs ein Spaceage-silbernes, kugelförmiges Headset der Marke Grundig. Damit ließ sich schon was anfangen, dank DIN-Stecker sogar am Fernseher in mono. Allerdings drückte und kniff das klobige Teil bereits nach einer Viertelstunde. An solche Dinge erinnert man sich. Oder an den offenen HD 414 von Sennheiser mit quietschgelben Schaumstoff-Ohrpolstern. Dazu gab es Mitte der 1970er Jahre eine Vinyl-Single der Firma mit Kunstkopfaufnahmen, die einen jungen Menschen, der gerade mal normales Stereo entdeckt hat, absolut vom Sockel haute. Der Roadmovie-Soundtrack-Kick kam dann 1982 mit dem Sony Walkman. Der beigepackte Kopfhörer war zwar klanglich ein Rückschritt, aber die Möglichkeit auf dem Gehweg, in der U-Bahn oder im Zug – und überhaupt sonst wo die Lieblingssongs genießen zu können: der Hammer.

Und hier schließt sich der Kreis: In-Ear Kopfhörer sind natürlich für das mobile Hören ideal. Vor mir liegen absolute Kopfhörer-Winzlinge: der Xelento Remote und Xelento Wireless. Eigentlich ein Modell in zwei Varianten. Der eine konsequent verkabelt bis zum symmetrischen Klanggenuss, der andere mit mobilem Fokus dank seines Bluetooth-Nackenbands mit integriertem Kopfhörer-Amp und Digital-/Analog-Wandler plus USB-C-Kabeloption. In-Ears mit einem Hauch Gold im Beyerdynamic-Logo verziert, die zu einem Preis von rund 1.000, respektive 1.200 Euro (Wireless) als Akustik-Davids den Goliaths ihrer Gattung die Performance stehlen möchten.

Beyerdynamic Xelento
Auch optisch federleicht: Die Xelento-In-Ears bringen nur acht Gramm Gewicht je Kapsel auf die Waage – trotz aufwändiger Technik im Innern (Foto: C. Dick)

Beyerdynamic Xelento: 8 Gramm für ein mobiles Halleluja

Wir sprechen hier von acht Gramm pro Hörkapsel. Für das mobile Hören ein kaum zu schlagendes, gewichtiges Argument. „Normale“ Alternativ-Kopfhörer mit Bügel und On- oder Over-Ear-Muscheln bringen locker das 20-fache auf die Küchenwaage. Wir haben die Frage nach dem Sinn somit beantwortet. Zum Teil wenigstens. Mehr gute Gründe für die großartige Winzigkeit später.

Die identischen Verpackungen des Xelento Remote und des Xelento Wireless machen schon mal Eindruck. Die kleinen Schmuckstücke thronen in ihrer stabilen, schwarzen Karton-Garage auf einem extra Tableau wie Brillanten beim Schmuckhändler. Nice. Die Xelentos werden übrigens in Deutschland von Hand hergestellt, darauf sind die Heilbronner stolz. Die Materialauswahl und Verarbeitung erklimmen durchaus Premiumliga, Haptik und Form gehen sehr angenehm und ästhetisch voll in Ordnung. Damit werden die beiden schon einmal ihrem 1.000-Euro-Anspruch gerecht.

Der Feind des Guten ist das Bessere. Und genau letzteres wollten die Schöpfer der zweiten Generation aus den Xelentos herauskitzeln. Für die neue Klangabstimmung verfeinerte Beyerdynamic-Akustiker Oliver Schaal den Hochtonbereich – mit einem zusätzlichen, mechanischen Filter vor den hauseigenen „Tesla“-Treibern. Der Filter ist so bemessen, dass er den Hochtonbereich effizient glättet. Dieser Kunstgriff soll dem Xelento zu noch mehr Filigranität und Leichtigkeit verhelfen. Der erprobte Hochtonresonator blieb, im Bassbereich setzt Schaal auf elektronische Filter aus der Hörgerätetechnik. Zudem wurde eine Vielzahl von Probanden zu Messungen mit einer speziellen Sonde eingeladen, um das Ganze auf eine breite, empirische Basis zu stellen.

Beyerdynamic Xelento Explosion
Aufwändige Konstruktion: In die Winzlinge packten die Ingenieure jede Menge Know-how, das dann per Hand zusammengebaut wird (Rendering: Beyerdynamic)

Schaals Kollegin Larissa Gräther zeichnet als Konstruktions-Ingenieurin für die optimale Nutzung des kleinen Bauraums im Sinne des guten Klangs verantwortlich. Sie sprach unter anderem von einem neuen Fertigungsverfahren von Gewebematerial und von besonders kratzfesten Legierungen. Was ich hier nur andeuten will: Je länger man sich mit den Beyerdynamic Xelento beschäftigt, um so stärker wird der Eindruck, dass die Heilbronner hier wirklich miniaturisierte Meisterwerke geschaffen haben.

Was man am Ende auch sehen kann: In der Endkontrolle werden die Earbuds dann unter einer Lupenleuchte auf Hochglanz poliert, nachdem die Treiber einen elektrischen Prüfdurchgang absolviert haben. Schließlich erhält jedes Xelento-Pärchen noch eine individuelle Seriennummer. Und dann ab in die Box, hinaus in die Welt.

Beyerdynamic Xelento Verpackung
Auch die Verpackung strahlt Noblesse aus (Foto: C. Dick)

Silikon-Valley in der Box

In der hübschen, mehrfach aufklappbaren Box liegt beiden Modellen ein anthrazitfarbenes Aufbewahrungs-Etui bei, ebenso wie eine große Auswahl an Ohrpass-Stücken: Die Xelentos verfügen so über ein kleines Silikon-Valley, mit denen sich die schmucken Knubbel sehr individuell ins Ohr setzen lassen: sieben verschiedene Exemplare aus Silikon von XS bis 3XL sorgen für höchste Passgenauigkeit. Hinzu kommen noch einmal drei Exemplare aus Schaumstoff/Microfoam, welche die Gehörgänge noch vehementer abdichten und theoretisch den Bassbereich leicht stärken – aber auch lästige Umweltgeräusche stärker fernhalten. Damit bieten die beiden Xelentos sozusagen auf analogem Weg eine rudimentäre Art von Noise Cancelling. Ein aktives NC ist bei beiden Varianten leider nicht vorhanden.

Beyerdynamic Xelento Earbuds
Große Auswahl: Für die persönliche Passgenauigkeit gibt es zehn Paar Stöpsel aus Silikon und Schaumstoff (Foto: Beyerdynamic)

Um das Potenzial beider Modelle voll auszuschöpfen ist ein Ausprobieren der beigelegten Passstücke unabdinglich. Schon der nicht ganz so richtige Stöpsel in den Ohren – und man verschenkt wertvolles Klangpotenzial. Die Anprobe geht dank der zügig auf- und ansteckbaren Muscheln fix. Ohne dem Hörtest vorwegzugreifen, generieren die schwarzen Schaumstoff-Varianten wie vermutet einen etwas voluminöseren Bass und halten Umgebungsgeräusche besser stärker fern als ihre Silikon-Kollegen. Wer im audiophilen Sinne unterwegs ist, für den dürften letztere jedoch die etwas bessere Wahl sein. Die Kabel sollten beim Hören übrigens unbedingt über die Ohrmuschel von oben hinten ins Ohr eingepasst werden – so, wie es auch die Profi mit ihren In-Ears während der Live-Konzerte halten. Dann ist der Sitz sicher und angenehm.

Beyerdynamic Xelento Anschluss
Gut bestückt: Dem Case des Xelento Remote liegt ein symmetrisches 4,4mm-Pentaconn-Kabel bei. (Foto: C. Dick)

Die Kabel docken dank MMCX-Anschlüssen an den Kapseln mit einem dezenten Klick&Go an oder wieder ab. Und sollte es mal etwas feuchter werden, ist auch dies kein Problem: zumindest vor Spritzwasser sind beide geschützt (Norm IPX 4).

Praxis

In den beiden Schatullen befinden sich je nach Modell noch weitere Beigaben: Der Remote kommt mit zwei versilberten Kupferkabeln. Einem 3,5mm unsymmetrischen Klinkenanschluss mit Fernbedienung zum Steuern und Telefonieren. Zudem gibt’s eine Strippe mit symmetrischem 4,4mm-Pentaconn-Stecker. Damit werden die In-Ears zum Spielpartner von entsprechenden Kopfhörer-Verstärkern, die den theoretischen Klangvorteil dieses Studio-Prinzips in klingende Tatsachen umwandeln sollen.

Trotz der Idee des Kabellosen können auch am Xelento Wireless Kabel andocken: Einmal, wie beim Remote, mit der versilberten Kupferstrippe mit 3,5mm-Klinke. Zum anderen liegt ein USB-C/A-Kabel zum Laden und zur optionalen drahtgebundenen Übertragung von Musik mit bis zu 24Bit/96kHz bei. Umgekehrt lässt sich das Bluetooth-Neckband für den Remote als Extra ordern. Mit der Fernbedienung am Kabel des Bluetooth-Nackenbands lassen sich Telefonate managen, die Musiksessions dirigieren und virtuelle AssistentInnen wie Siri oder Alexa aufrufen.

Das Nackenband des Wireless wartet mit geballter Elektronik-Power auf: Bluetooth 5.2, Qualcomm aptX HD (bis zu 24Bit/48kHz), Qualcomm aptX Adaptive sowie der integrierte Digital- und Analogwandler mit Verstärker vom Spezialisten AKM (Modell AK4377A) sorgen dafür, dass kabelloses Klangvergnügen an allen Endgeräten möglich ist – egal ob Android, iOS, Windows oder Mac. Das gute Stück ist „HiRes“-zertifiziert. „Low Latency High Definition Audio Codec“ („LHDC“) will für feinen Streaming-Klang sorgen. Ein pralles, modernes Paket, das leider – ich habe es oben schon abgeführt – ohne Noise Cancelling auskommen muss. Weil Platz wäre im Nackenband des „Wireless“ gegeben.

Smarte Sache: die MIY-App

Neben den Ohrpassstücken gibt’s noch ein Goodie für individuelles Hörvergnügen: Die MIY-App. Dabei analysiert die App-Elektronik in einem mehrstufigen Hörtest mit Piep- und Rauschsignalen das Gehör. Ein kleiner Aufwand von rund zwei Minuten, der etwas Konzentration erfordert aber auch irgendwie Spaß macht. Die App hält neben dem persönlichen Soundprofil zudem weitere Extras wie Hörstatistiken oder Equalizer parat.

Beyerdynamic Xelento App
Hörtest per App: Mit Hilfe von „MIY“ lässt sich der Xelento auf die eigene Ohr-Übertragungskurve einmessen (Screenshot: C. Dick)

Neulich im IC Karlsruhe – Leipzig. Ein Blick auf das mobile Entertainment-Equipment lässt den Buchhalter in mir kurz nervös werden: Mit dem Xelento Wireless, dem Smartphone und dem Laptop mit Apfellogo summieren sich die elektronischen Reisetools schnell mal auf ein paar Riesen. Eigentlich irre.

Aber klasse in puncto Performance. Schon gar mit dem Xelento wireless. Man muss nur das Bluetooth-Nackenband anlegen und die organisch geformten Knubbel in die Gehörgänge einschmiegen – und los geht’s mit dem Hörtest auf Reisen. Wobei „Wireless“ natürlich nicht ganz richtig ist. Schließlich ist das Neckband mit zwei zarten versilberten Kabeln verbandelt, die die Hörmuscheln an die Leine legen. „True Wireless“ Modelle verlegen die Sende-/Empfangseinheit direkt in ihre Winz-Gehäuse, was jedoch wiederum die elektronischen Möglichkeiten wegen beengter Platzverhältnisse einschränken kann.

Die Bluetooth-Kopplung (Pairing) geht in Windeseile vonstatten, ebenso wie die Landschaft im Zug schnell vorbeifliegt. Ein sanfter Druck auf die Ein-/Austaste der Fernbedienung von sechs Sekunden reicht. Andrew Bird besingt die Durchfahrt kleinerer Bahnhöfe schonmal mit seinem zackigen „Atomized“. Und das klang bereits umwerfend gut…

Beyerdynamic Xelento BrowneWireless
Mobiler Partner: Der Xelento Wireless gibt zuhause und unterwegs den mobilen Entertainer per Bluetooth – oder USB-C/USB-A-Kabel (Foto: C. Dick)

Der Klang von Xelento Remote & Xelento Wireless

Für die verschiedenen Hör-Check-Sessions lieferten Quellen wie Amazon Music, Qobuz sowie CDs und SACDs „Normal“- und HiRes-Futter. Die meisten Durchläufe absolvierten die Xelentos wie erwähnt mit den beigen Silikon-Ohrpassstücken.

Ich starte „losgelöst“ mit dem Xelento Wireless und seinem smarten Bluetooth-/DAC-Nackenband. Schon einmal vorneweg: Egal, ob Smartphone oder Laptop Musikstoff lieferte, der Xelento Wireless spielte in den Disziplinen Pop/ Rock, Jazz und Klassik gleichermaßen souverän und agil auf: Wie der bereits erwähnte US-Singer-Songwriter Andrew Bird – alles war prima da, der Körper der Drums, die packende Dynamik, die Durchhörbarkeit des Raums und die sonore Stimmpracht.

Kirscnereit
Klassik-Weisen: Die Haydn-Einspielung von Pianist Matthias Kirschnereit absolvierten die Xelento-Modelle mit ziemlicher Bravour (Foto: C. Dick)

Die überzeugende Performance galt auch für das jüngste Cover-Album der Singer-Songwriterin Heather Nova: Eine sehr nahe, prägnante Stimme, luftiger Raum und feine Auflösung machten via Xelento Wireless an. Fleetwood Macs Klassiker „Dreams“ ging, obwohl Hunderte Male vorher gehört, ebenso unter die Haut mit zackigem Drive und ausgewogener Gesamtperformance. Mächtig laut ohne Verzerrungen ging auch. Überhaupt kann der Xelento schön druckvoll zupacken.

Anne Clark bezauberte auf ihrem Stockfisch-Label-Album „Borderland“ mit filigranen Harfentönen, Violine und ihrer prächtigen Stimme. Alles zelebrierte der Xelento mit stabilem Raumgefüge, mit stimmiger und sprühender Instrumentierung. Hier und da hätte man sich während der Bluetooth-Vorstellung unterm Strich minimal mehr Seidigkeit und Auflösung gewünscht. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau – zumal sich der Wireless ja an die mitgelieferte Leine seiner USB-C-/USB-A-Verbindung zwischen Nackenband-Amp/DAC (24Bit/96kHz) und Laptop & Co legen lässt. Dann lebt das Klangbild nochmals leicht auf, mit etwas höherer Präzision und etwas feinerer Auflösung. Ergebnis mobile Klangperformance des Wireless ohne Kabel: Klasse! Via USB-Kabel: Extraklasse!

Beyerdynamic Xelento Grimeaud
Piano pur: Die französische Pianistin Helene Grimaud bereicherte die Hörsessions mit bravourösem Anschlags-Flow (Foto: C. Dick)

Wechsel auf den Xelento Remote, also verkabelt. Zunächst unsymmetrisch, direkt am 3,5mm-Klinken-Port des Laptops verbandelt. Die Xelento-Grundcharakteristik mit großer Spielfreude und Ausgewogenheit war sofort wieder präsent, das Klangbild reich an Information und natürlichen Klangfarben. Doch die Unterschiede fielen kleiner aus, als ich dachte. Beide Varianten spielten brutal gut, offen, präzise und fein. Aber dass der verkabelte „Remote“ so viel besser sei als der kabellose „Wireless“, wollte auch das später in den Test mit einbezogene Redaktionsteam nicht unterstreichen.

Das Bild drehte sich erst in die erwartete Richtung, als wir zur symmetrischen Verkabelung des „Remote“ griffen. Die Klavierläufe der wunderbaren Pianistin Hèléne Grimaud auf dem Album „Essentials“ perlten nun noch etwas geschmeidiger, klarer und aussdrucksstärker. Doch wer sich auskennt, weiß, dass symmetrische Ausgänge eher die Seltenheit darstellen; an klassischen Laptops oder gar Smartphones sind sie nicht zu finden. Man braucht also einen entsprechenden Kopfhörer-Amp.

Bei uns kam dafür der ifi Audio Zen Kopfhörerverstärker/DAC zum Zuge. Der ZEN-Buddhist ist ein ausgeschlafenes Kerlchen für 200 Euro, das deutlich über seinem Preisniveau aufspielt. Mit ihm blühte das Klanggeschehen noch einmal spürbar auf: Es wurde feiner, luftiger, leichter. Die Investition in einen Zusatz-Amp/DAC lohnt sich also. Dann allerdings ist man auch bei den 1.200 Euro, mit denen die „Wireless-Version zu Buche schlägt. Und die hat ihren passenden, potenten Amp/DAC-Spielpartner mit dem Nackenband und via USB-Kabel-Modus bereits an Bord.

Sennheiser HD 800 mit iFi
Check-Entertainer: Xelento Wireless, Apple-Notebook, ifi Zen DAC, Sennheiser HD800 (Foto: C. Dick)

Gleichwohl klingen beide exzellent und so geriet der Vergleich zu Apples AirPods2, Bose Quiet Comfort Earbuds II oder Cambridge Melomania recht kurz: Die drei Megaseller reichen an die Xelentos nicht heran. Also griff ich gleich mehrere Etagen im Referenzregal höher und verglich die beiden (allerdings im verkabelten Modus) mit erprobten Home-Kopfhörern aus dem Premiumbereich: mit den dynamischen Modellen Sennheiser HD800 und dem Denon AH-D7200 sowie dem Magnetostaten HiFiman X.

Und auch hier wurden wir voll überrascht. Denn die Vergleiche mit dem großen Sennheiser (am Premium-Kopfhörer-Amp Lehmann Audio Linear SE) zeigten, dass dieser zwar etwas mehr Schattierungen und Raum-Durchhörbarkeit bot. Aber in Sachen Plastizität und Feindynamik punktete der HD 800 – wenn überhaupt – nur in Nuancen. Auch ein Durchgang im Verbund einer HiFi-Kette mit SACD-Player von T+A und Lehmann Audio zeigte den Xelento als wunderbaren Klang-Entfalter. Eines meiner Lieblings-Alben der Eagles, das „One Of These Nights“ hatte ich bewusst noch nie so gut gehört.

Beyerdynamic Xelento auf T+A CD-Player
Alte Schule: Auch an konventioneller Musikkost via CD und SACD musste sich der Xelento Remote messen lassen (Foto: C. Dick)

Was ich damit sagen will? Als Kopfhörer-Fan habe ich natürlich etliche Modelle zu Hause. Sollte ich mich aber auf einen beschränken müsssen, wäre das nach diesem Test eindeutig der Xelento Wireless. Denn der klingt wie einer der ganz großen, ist ja aber so bezaubernd klein und sogar ohne Kabel ein Wucht.

Fazit Beyerdynamic Xelento

Erneut hat Beyerdynamic mit Xelento die Messlatte ziemlich hochgelegt: Prinzipiell wird es schwer sein – auch in diesem Preisbereich – einen wirklich klangstärkeren In-Ear Hörer zu finden. Der Xelento klingt in beiden Varianten „groß“. Als „Remote“ klingt er zwar (dank symmetrischem 4,4mm-Pentaconn-Anschluss) noch einen Hauch besser. Doch für unterwegs dürfte die symmetrische Ansteuerung etwas sehr aufwändig ausfallen, da ein entsprechender Amp mit ins Reisegepäck muss. Deshalb punktet die Wireless-Variante der Xelento-Geschwister als der letztendlich patentere und flexiblere Partner – zumal beide auf extrem hohem Niveau spielen.

Dass beide kein Noise-Cancelling im Gepäck haben, ist ein kleines Malus, aber vor diesem Hintergrund erklärbar: Wahrscheinlich ist so guter Klang mit komplexem Noise-Cancelling-Prozessing gar nicht möglich.

Gut auflösendes, präzises, sehr natürliches Klangbild
Individuell an die Eigenheiten des eigenen Gehörs anpassbar
Geringes Gewicht, tolle Verarbeitung
Kein Noise Cancelling

Technische Daten

Beyerdynamic Xelento Remote
KonzeptIn-Ear Kopfhörer. dynamischer Breitband-Treiber
Wandler:11 mm dynamischer Tesla-Treiber
Ausstattung:2 x 1,3 Meter langes Kabel: asymm. 3,5 mm Klinke + symm. 4,4 mm Klinke
Impedanz:
16 Ohm
Effizienz:114 dB bei 1 mW
Gewicht:8 Gramm pro Kapsel, ohne Kabel
Alle technischen Daten

 

Beyerdynamic Xelento
Das Nackenband des „Wireless“ steckt voller Hightech (Foto: C. Dick)
beyerdynamic Xelento Wireless
2023/01
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Gut auflösendes, präzises, sehr natürliches Klangbild
Individuell an die Eigenheiten des eigenen Gehörs anpassbar
Geringes Gewicht, tolle Verarbeitung
Kein Noise Cancelling

Vertrieb:
beyerdynamic GmbH & Co. KG
Theresienstr. 8
74072 Heilbronn
www.beyerdynamic.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
beyerdynamic Xelento Remote: 999 Euro
beyerdynamic Xelento Wireless: 1.199 Euro

Technische Daten

Beyerdynamic Xelento Wireless
KonzeptBluetooth In-Ear Kopfhörer.
Wandler:11 mm dynamischer Tesla-Treiber
Ausstattung:1,3 Meter langes Kabel (asymm. 3,5 mm Klinke), USB-C/A-Kabel
Akkulaufzeit:
bis zu 14 Stunden
Übertragungsart:Kabellos über Bluetooth® und kabelgebunden
Gewicht:8 Gramm pro Kapsel, ohne Kabel
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Apple AirPods Pro 2: Aufschlag, Satz und Sieg
Vergleich True Wireless In Ear: Apple, Cambridge Audio, Sennheiser, Sony

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Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.