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Denon AVC-X3800H (Foto: R. Vogt)
Mit dem AVC-X3800H hat Denon fast schon traditionell die Latte hochgeschoben: Eine aktuell sinnvoll-machbare Vollausstattung für 1.700 Euro (Foto: R. Vogt)

Test AV-Receiver Denon AVC-X3800H – der goldene Schnitt

Wenn man derzeit im Heimkino und Mehrkanalbereich nach der idealen Relation von Preis und Ausstattung sucht, wird man zwangsweise beim neuen Denon AVC-X3800H landen. Die Japaner schaffen das kleine Kunststück, für rund 1.700 Euro bereits die Vollausstattung mit allen Decodern inklusive Auro-3D und die größte Ausbaustufe des Audyssey-Einmessystems anzubieten. Und seit dem jüngsten Firmware-Update im März 2023 gibt es sogar die Option, den Klang per edlem Dirac Einmessung zu optimieren. Mehr ist kaum denkbar.

Schnäppchen Denon AVC-X3800H

Schauen wir zunächst auf den größeren Bruder. Beim Denon AVC-X4800H sind nochmal 900 Euro zusätzlich draufzulegen, dafür bietet er die gleiche Ausstattung, allerdings mit edlerer Front (mit Klappe) und vor allem mit leistungskräftigeren Endstufen. Bedeutet also: Wer beim Leistungsbedarf nicht maximale Ansprüche stellt oder ohnehin mit separaten Endstufen und/oder Aktivlautsprechern den Denon als Vorverstärker nutzt, ist mit dem AVC-X3800H genauso gut bedient.  Das Ausstattungspaket – ich wiederhole mich – ist ja das gleiche.

Denon AVC-X3800H (Foto: R. Vogt)
Die Rückseite des AVC-X3800H: mehr Anschlüsse gehen fast nicht (Foto: R. Vogt)

Die neun Endstufen des AVC-X3800H liefern immerhin (je nach angeschlossenen Lautsprechern) bis zu 180 Watt, was für 99 Prozent aller Fälle mehr als ausreicht. Die 11 Lautsprecher-Terminals können flexibel im Menü abhängig vom Anwendungsfall beschaltet werden.

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Denon AVC-X3800H (Foto: R. Vogt)
Bis zu vier Subwoofer oder drei zusätzliche Bässe plus einem Körperschallwandler lassen sich ansteuern (Foto: R. Vogt)
Denon On-Screen-Display: Körperschallwandler Konfiguration (Foto: R. Vogt)
Denon On-Screen-Display: Körperschallwandler Konfiguration (Foto: R. Vogt)
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Größeres Spielfeld: Subwoofer

Neu in dieser AV-Verstärker-Generation ist die Ansteuerung von bis zu vier Subwoofern. Aber auch dieses geniale Ausstattungs-Feature: Der AVC-X3800H kann direkt Körperschallwandler, gern auch Body-Shaker, Bass-Shaker oder korrekt „Tactile Transducer“ genannt, ansteuern. Dafür mussten Fans vibrierender Sitzmöbel bisher umständlich improvisieren.

Im neuen Denon-Receiver wird nun die Elektronik dazu am Subwoofer-Ausgang 4 angeschlossen. Intensität und Filterung lassen sich im Menü flexibel anpassen. Netterweise findet man diese Parameter auch im Option-Menü für gelegentliches Ein/Ausschalten und Nachstimmen. Vor allem aber ist die Ansteuerung des Body-Shakers unabhängig von der Einstellung der klassischen Subwoofer. Ein gut integrierter Körperschallwandler ist gerade auch für Musikwiedergabe interessant, weil er – ohne die Nachbarn oder die eigenen Ohren zu belasten – eine wesentlich höhere Lautstärke vorgaukelt. Rockkonzert-Feeling in Zimmerlautstärke. Prächtig!

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Denon On-Screen-Display: separat einstellbarer Subwoofer-Filter (Foto: R. Vogt)
Denon On-Screen-Display: separat einstellbarer Subwoofer-Filter (Foto: R. Vogt)
Denon On-Screen-Display: parallele Ausgabe auf Frontlautsprechern und Subwoofer (Foto: R. Vogt)
Denon On-Screen-Display: parallele Ausgabe auf Frontlautsprecher und Subwoofer (Foto: R. Vogt)
Denon On-Screen-Display: LFE klassisch im Subwoofer (Foto: R. Vogt)
Denon On-Screen-Display: LFE klassisch im Subwoofer (Foto: R. Vogt)
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Zurück zu den Subwoofern: Bis zu vier Subwoofer lassen sich mit dem Denon AVC-X3800H komplett separat entzerren – also nicht nur einpegeln und verzögern. Es ist nun möglich, den Bass stereofon links/rechts oder vorne/hinten zu separieren. Neu ist ebenfalls, dass sich die Übergangsfrequenzen für die Lautsprecher und die Subwoofer (Tiefpassfilter) separat definieren lassen. Auch kann man den LFE-Kanal (der mit dem Extra-Bass für Effekte) wie gewohnt auf die Subwoofer geben, aber wahlweise auch mit auf (hoffentlich ausreichend potente) die Hauptlautsprecher verteilen. Im Bass ist mit dieser Receiver-Generation eine viel größere Spielwiese entstanden. Das kannte der AV-Freund bisher nur von sehr viel teureren Highend-Maschinen.

Aber natürlich lassen sich im neuen Menü alle gängigen Lautsprecher-Konfigurationen (auch Subwoofer-Kombis) direkt und ohne viele Umstände fertig auswählen. Oder man wählt das passendste Set und ändert nur noch die Details für die eigenen Lautsprecher. Zu erwähnen ist, dass nun sowohl für Auro-3D und sogar Dolby Atmos einige Aufstellungsvarianten dazu gekommen sind. Die erlauben es, mit einem Atmos-Setup Auro-3D zu lauschen – und umgekehrt.

Die Einmessung …

… geschieht am einfachsten mittels Beipack-Mikro und dem integrierten Audyssey MultEQ XT 32. Flexibler und in den Ergebnissen viel genauer gelingt das jedoch wie bereits mehrfach auf LowBeats besprochen mit der Audyssey App auf dem Tablet oder Smartphone. Die App kostet zwar rund 25 Euro, das klangliche Ergebnis aber ein Mehrfaches wert.

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Denon On-Screen-Display: Dirac Einmessung per Update (Foto: R. Vogt)
Denon On-Screen-Display: Dirac Einmessung per Update (Foto: R. Vogt)
Denon On-Screen-Display: Dirac Einmessung per Update (Foto: R. Vogt)
Denon On-Screen-Display: Dirac Einmessung per Update (Foto: R. Vogt)
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Zudem ist nach langer Ankündigung nun auch die Integration von Dirac Live vollzogen. Das einst in Schweden entwickelte Verfahren bietet eine nochmals genauere und flexiblere Einmessung: Neben einer exzellenten Raumanalyse ist Dirac auch in der Lage, auf die klangrelevante Impulswiedergabe mit Phasenkorrekturen einzuwirken.

Um Dirac Live zu nutzen, sind ein Windows- oder Apple Computer und ein kalibriertes Messmikrofon auf einem ordentlichen Stativ von Nöten. Mit den Daten des Receivers ist es dann möglich, online eine von zwei Versionen der Dirac Live Software erwerben. Die kleinste Version dient primär Raumkorrekturen und arbeitet nur bis 500 Hertz. Diese Lizenz kostet 249 US-Dollar. Die größere Variante für 349 USD arbeitet über den gesamten Frequenzbereich und lohnt sich vor allem beim Einsatz sehr unterschiedlicher Lautsprecher im Heimkino. Hat man die kleine Version und möchte auf die große Version umsteigen, sind 99 USD für das Upgrade fällig. Ich konnte Dirac mit dem AVC-X3800H in der Kürze der Zeit noch nicht testen, aber das holen wir nach.

Denon On-Screen-Display: Kontrolle über was mit Quickselect gespeichert wird und was nicht (Foto: R. Vogt)
Denon On-Screen-Display: Kontrolle über die mit Quickselect gespeicherten Werte (Foto: R. Vogt)

Und es gibt eine schier endlose Liste weiterer Detailverbesserungen für praktisch alle vom neuerlichen Firmware-Update betroffenen Geräte von Denon und Marantz. So bildet das Bildschirmmenü einige Parameter detaillierter ab, andere sind verschoben, um bei Cinemascope-Projektion sichtbar zu bleiben. Auch Coverbilder von Musik via HEOS sind nun größer und vieles mehr. Außerdem erfreulich: Die vier Tasten Quickselect (=Smartselect bei Marantz) speichern jetzt nicht mehr pauschal die aktuelle Gerätekonfiguration, sondern man kann frei wählen, welche Parameter gespeichert und abgerufen werden sollen. Die Liste möglicher Einstellungen füllt zwei Menüseiten, wie oben zu sehen. Coole Idee, sehr universell einsetzbar.

Die Fernbedienung des Denon AVC-X3800H (Foto: R. Vogt)
Die Fernbedienung des Denon AVC-X3800H (Foto: R. Vogt)

Auch die Handhabung ist flexibel. Die bewährte Infrarotfernbedienung wirkt aufgeräumt und handlich, die Apps für Receiver und HEOS integrieren einander nahtlos. Angenehm: In der Receiver-App ist es nun auch möglich, das direkt Webmenü aufrufen, mit dem sich bei der Konfiguration manches übersichtlicher gestaltet. Wer keine App verwenden möchte (oder kann), der darf jeden Internetbrowser für das Webmenü verwenden.

HEOS: Musik von überall für jeden

Apropos HEOS: Hier bleibt prinzipiell alles beim Alten. Das Streaming der diversen Dienste läuft anstandslos, aber Tidal spielt bislang nur in CD-Auflösung, Qobuz fehlt leider immer noch. Und alles spielt 2.0-Stereo.  Echtes Highres bis 192kHz und DSD128 funktioniert ebenfalls – in Form von DLNA-Streaming vom eigenen Server oder direkt angeschlossener Festplatte. Suchlauf oder Springen innerhalb eines Titels ist dabei leider nicht möglich. Bei Streamingdiensten funktioniert das schon … Airplay2 dient auch als Zugang via Roon Tested Protokoll. Bluetooth funktioniert zum Abspielen von einem Smartphone, kann aber auch zum Ansteuern eines Kopfhörers verwendet werden.

In der Praxis im Testkino bot der Denon AVC-X3800H erwartungsgemäß keine Überraschungen – was erst einmal ein gutes Zeichen war. Denn je nach Lautsprecher-Konfiguration eröffnet der Denon viele Möglichkeiten, die den einen oder anderen Anwender überfordern könnten. Dagegen hilft prinzipiell der in dieser Konsequenz einzigartige Einrichtungsassistent, der eben nicht nur Standardaufbauten behandelt. Wirklich vorbildlich.

Bei Kompatibilitätsproblemen lässt sich die (e)ARC-Funktion bei HDMI nun abschalten (Foto: R. Vogt)
Bei Kompatibilitätsproblemen lässt sich die (e)ARC-Funktion bei HDMI nun abschalten (Foto: R. Vogt)

Einmal konfiguriert und eingemessen lässt sich mit dem AVC-X3800H komfortabel genießen. Alle Quellen liegen klanglich auf fast demselben Niveau. Selbst klanglich eher eingeschränkte Signalwege wie Bluetooth (Datenreduktion) oder HDMI (Jitter) fallen nicht aus dem Rahmen. Tonal lag die Klangbalance auf der hellen Seite mit einer schönen Transparenz und konturscharfer Ortung. Die Endstufen dürften hier das entscheidende Element sein.

Die neun Leistungsstufen boten zwar – wenn es drauf ankam – eine Menge Schmackes, aber da kann der große Bruder AVC-X4800H sicher noch etwas mehr. Mein Tipp für fast alle Receiver dieser Klasse: Wenigstens die Hauptkanäle mit einer guten, gebrauchten, highendigen, separaten Endstufe an den Vorverstärkerausgängen ergänzen. Das kostet nicht mehr als der Aufpreis zum nächstgrößeren Modell, bringt aber mit Sicherheit einen viel größeren klanglichen Fortschritt. Denn auf der digitalen Seite mangelt es dieser Maschine qualitativ an überhaupt nichts.

Fazit: Der Denon AVC-X3800H kann fast alles!

Das oft bemühte Bild der Eierlegenden Wollmilchsau trifft es beim Denon AVC-X3800H schon ziemlich genau. Es gibt in Sachen Audio, Video, Gaming, Akustik, Streaming, Multiroom, Kontrolle und Steuerung kaum etwas, das er nicht kann oder bietet. Wir finden 9 integrierte Endstufen und einen 11.4 Vorverstärker plus Zone 2. Audyssey plus optionalem Dirac Live sowie die Einbindung in den HEOS-Kosmos vervollständigen das absolut positive Bild.

Das sind gewaltige Weiterentwicklungen gegenüber allen Vorgängern und es bleibt bewundernswert, dass alles noch bedienbar bleibt und in seiner Komplexität praktisch fehlerfrei funktioniert. Meine Hochachtung für die Entwickler und Programmierer. Hinzu kommt, dass Denon und Marantz zu jenen Herstellern gehören, die knackige Firmwareupdates (Stichwort Dirac Live) nicht nur versprechen, sondern auch zuverlässig liefern. Das alles mündet fast schon zwangsläufig in einem dicken Kauftipp für den AVC-X3800H.

Denon AVC-X3800H
2023/03
Test-Ergebnis: 4,5
überragend
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klingt angenehm transparent
HEOS Streaming/Multiroom
Dirac Live optional
Hervorragende Vorverstärkerausgänge

Vertrieb:
Denon Deutschland
D&M Germany GmbH
A division of Sound United
An der Kleinbahn 18
D-41334 Nettetal
www.denon.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Denon AVC-X3800H: 1.699 Euro
Dirac Live Limited: 259 USD
Dirac Live Full Bandw.: 349 USD

Technische Daten

Technische Daten

Denon AVC-X3800H
Konzept:11.4 AV-Receiver mit Dolby Atmos, DTS:X, Auro-3D, 9-Endstufen
Ausgangsleistung (8 Ohm, 2 Kanäle):
105 Watt
Stromverbrauch im Leerlauf (ECO an/aus):45/80 Watt
Netzwerk-Standby-Stromverbrauch:kleiner 2 Watt
Standby-Stromverbrauch:0,1-0,2 Watt
Streaming-Plattform:HEOS
Abmessungen:44,2 x 38,4 x 17,8 cm
Gewicht:12,5 kg
Alle technischen Daten
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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.