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Klipsch Cinema 600 mit drei kleinen Hörnern und fettem Subwoofer macht maximalen Spaß mit Action und Rockmusik. 749 Euro (Foto: Klipsch)

Test Klipsch Cinema 600: Soundbar für Action und Rockkonzerte

Klipsch ist der größte Lautsprecherhersteller der Welt. Lange Zeit haben sich die Amerikaner ausschließlich auf klassische Stereoboxen konzentriert: mit möglichst großen Modellen, alle mit Hörnern und viel Wirkungsgrad bestückt. Nun aber erobert der Marktführer nach und nach auch die „smarten“ Zukunftsfelder im heimischen Wohnzimmer, dazu gehören auch Soundbars. Natürlich bleibt der US-Hersteller auch bei Soundbars seiner Philosophie treu, Hornlautsprecher im Hochton zu verbauen: In der Klipsch Cinema 600 finden sich gleich drei Hörner. Das sorgt für mächtig Kapelle…

Klipsch Cinema 600 beim Testen im Hörraum (Foto: R. Vogt)
Die Klipsch Cinema 600 beim Testen im Hörraum (Foto: R. Vogt)

Die Cinema 600 ist ein 3.1-System und besteht aus zwei Komponenten: Mit ihren Abmessungen von 114,3 x 7,3 x 8,6 cm ist die eigentliche Soundbar in etwa so breit wie ein typischer 55-Zoll-Fernseher. Hinzu kommt der Subwoofer in etwa der Größe eines Kastens Mineralwasser (Abmessungen: 36 x 47 x 37 cm). Der braucht dank Funkanbindung nur ein Stromkabel.

Ausstattung und Verarbeitung

Demonstrativ zeigt Klipsch die zwei äußeren Tractrix Hochton-Hörner mit 90° x 90° Abstrahlwinkel. Hörner stehen für hohen Wirkungsgrad und sollen in Kombination mit den vergleichsweise großen Oval-Lautsprechern (ausgestattet mit Glasfaser-Sandwich-Membran) die Bar auf einen maximalen Schalldruck von 99 dB bringen. Das liegt auch am cleveren Konzept: Der am stärksten belastete Kanal – abgesehen vom Subwoofer – ist der Center. Und der hat hinter der textilen Abdeckung neben dem Horn gleich zwei dieser Oval-Treiber als Mitteltöner. Das erhöht den Pegel und die Belastbarkeit.

Spielt Ton von HDMI-ARC, Toslink, Miniklinke. Anschluss für separaten Subwoofer (Foto: R. Vogt)
Spielt Ton von HDMI-ARC, Toslink, Miniklinke. Ein Anschluss für einen separaten Subwoofer ist ebenfalls vorhanden (Foto: R. Vogt)

Mit seinem beinahe quadratischen Querschnitt bietet sich die Wandmontage an; Befestigungswinkel liegen bei. Die Anschlussfelder für Strom und Signal sitzen in einer von unten und hinten zugänglichen Aussparung. Außer über HDMI-ARC kann der Fernsehton auch optisch digital angeschlossen werden. Zudem gibt es einen Eingang für analoge Quellen (per Miniklinke) und einen für externe Infrarotsteuerung. Die Cinchbuchse erlaubt auch den Anschluss eines kabelgebundenen Subwoofers. Normalerweise aber dürfte man die drahtlose Verbindung nutzen.

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Die Verarbeitung des Subwoofers ist nicht wirklich passgenau (Foto: R. Vogt)

In Sachen Verarbeitung erfüllt Klipsch leider alle Klischees, die im Netz so kursieren. Auch bei LowBeats haben wir ja schon verschieden Klipsch-Modelle getestet, die nicht alle den gestrengen Anforderungen des deutschen Ingenieurs genügt hätten. So auch beim Cinema 600: Die Spaltmaße waren großzügig dimensioniert und die Elektronik des Subwoofers saß schief, weil die Vertiefung schief gefräst war.

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Potenter 10-Zoll-Woofer mit strömungsgünstigem Bassreflex-Schacht (Foto: R. Vogt)

Das ist zwar alles kosmetisch nicht auf europäischem Niveau, rein mechanisch und funktional aber in Ordnung. So arbeitet ein ausgewachsener 25cm-Tieftöner im Boden des Subwoofers, dessen Holzgehäuse erstaunlich leicht ist. Die vier nach innen versetzten Standfüße mit dicken Gummidämpfern scheinen das Gehäuse schweben zu lassen. Schick.

Simple, klare Bedienung auf der Bar-Oberseite (Foto: R. Vogt)
Simple, klare Bedienung auf der Bar-Oberseite (Foto: R. Vogt)

Angenehm und mittlerweile eher selten: Man kann die wichtigsten Funktionen auch direkt an der Soundbar bedienen. Dazu gibt es oben rechts ein Tastenquartett für den Betrieb, Eingänge und Lautstärke. Hinter dem Stoff auf der Front befindet sich eine LED-Kette, die die Lautstärke und weitere Funktionen minimalistisch anzeigt.

Durchdachte Klipsch Fernbedienung mit Tastenbeleuchtung (Foto: R. Vogt)
Durchdachte Klipsch Fernbedienung mit Tastenbeleuchtung (Foto: R. Vogt)

Im Testfeld fand ich die Klipsch Infrarot-Fernbedienung am praktikabelsten. Sie ist vergleichsweise groß, beleuchtet und bietet gut ertastbar alle relevanten Funktionen für den Alltag. Das macht die Klipsch Connect App fast überflüssig. Allerdings lässt sich die Klangregelung in der App feiner einstellen.

Die Frequenzgang-Messungen fielen erwartungsgemäß nicht sonderlich linear aus. Da schlug sich aber auch die JBL Bar 1300 nicht viel besser. Herausragend aber ist die Pegelfestigkeit: Dank des separaten Subwoofers spielt das Klipsch-Set sehr breitbandig und auch im Tiefton souverän. Sein maximaler Schalldruck von 99 Dezibel ist vor dem Hintergrund des Preises rekordverdächtig…

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Klipsch Cinema 600 Verzerrungen bei Zimmerlautstärke: Nur im Bass und Grundton etwas Klirr, sonst sauberer Sound (Messung: J. Schröder)
Klipsch Cinema 600 Verzerrungen bei Zimmerlautstärke: Nur im Bass und Grundton etwas Klirr, sonst sauberer Sound (Messung: J. Schröder)
Klipsch Cinema 600 Maximalpegel: Hier erreichen Subwoofer und Mitteltöner etwa gemeinsam die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bei rund 100 Dezibel. Klipsch gibt (als einziger Hersteller) 104dB im Prospekt an - verdammt nahe dran (Messung: J. Schröder)
Klipsch Cinema 600 Maximalpegel: Hier erreichen Subwoofer und Mitteltöner etwa gemeinsam die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bei rund 100 Dezibel. Klipsch gibt (als einziger Hersteller) 103dB im Prospekt an – verdammt nahe dran (Messung: J. Schröder)
Klipsch Cinema 600: Die tonale Balance, nach Anpassung des vorlauten Subwoofers, etwas zurückhaltend im Präsenzbereich. Der Woofer spielt bis 30 Hertz hinab. Satt (Messung: J. Schröder)
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Klang: Das ist Rock’n’Roll!

„Wow, die geht aber vorwärts“ war einer der ersten Kommentare, als wir die Klipsch Cinema 600 im Hörraum anschlossen. Allerdings ging auch gleich der Finger auf der Fernbedienung zur Minus-Taste des Subwoofers. Der polterte in Werkseinstellung doch schon sehr vorlaut…

Dennoch ist es erstaunlich, wie es die Amerikaner schaffen, selbst dieser schmalen Soundbar den typischen, sehr direkten, straffen Klipsch-Sound anzuhexen, der eigentlich großen Hornsystemen zu eigen ist. Also starteten wir mal Mavericks Jet in „Top Gun“. Und das klang schon beim Vorspann mit der fetten Musik von Harold Faltermeyer und den Sounds der Maschinen packend, satt und verführte zum sehr lauten Abspielen.

Klipsch Cinema 600 (Foto: R. Vogt)
Die Klipsch Cinema 600 eines ihrer typischen Hörner (Foto: R. Vogt)

Ehrlich gesagt vergisst man bei den dynamischen Fähigkeiten dieser schlanken Soundbar, dass nur drei Frontkanäle spielen. Das Klangbild blieb auch bei hoher Lautstärke fein differenziert, der Subwoofer machte klaglos alles mit und brachte das Laminat in spürbare Vibration.

Bei Musik machte die Klipsch ebenfalls eine souveräne Figur und animierte uns, nach der imposanten Filmperformance, die frisch remasterte „Highway to Hell“ von AC/DC aufzulegen. Ja, genau sowas kann diese Soundbar wie eine ausgewachsene Heimkino-Anlage. Und auch mit fetter Lautstärke. Allerdings sind feinere Klänge oder erdige Klangfarben nicht so ihr Ding. Sagen wir wie es ist: Ein Violinkonzert würde ich damit nicht so gern hören wollen, Pop und Rock oder eine Bigband kommen verblüffend authentisch. Diese Direktheit kommt bei TV und Film aber durchaus auch der Dialogverständlichkeit zugute.

Die hifidelen Hörer werden monieren, dass die Klipsch Soundbar im Vergleich zur Bose Smart Soundbar 600 und zur Bluesound Pulse Soundbar+ klanglich weniger ausdrucksstark spielt. Geschenkt. Denn dafür bläst die Amerikanerin den Filmton mit derartigem Verve in den Raum, dass es nur so eine Freude ist. Insofern liegt die amerikanische Klipsch klanglich eher bei der ebenfalls amerikanischen JBL Bar 1300, die ja ebenfalls mit Subwoofer im Set aufwartet. Nur, dass das Klipsch-Set gerade einmal die Hälfte kostet…

Um Ihnen, liebe Leser, einen Klangeindruck zu vermitteln, haben wir alle fünf Soundbars in unserem neuen Hörraum in Worms aufgenommen. Einen guten Kopfhörer (beispielsweise Apple Airpods) vorausgesetzt, können Sie hier die tonalen Unterschiede sehr gut heraushören:

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Soundcloud zu laden.

Inhalt laden

Ein Mausklick auf das Soundcloud-Symbol bringt Sie umgehend auf die Seite, auf der wir die fünf Soundbars miteinander vergleichbar gemacht haben. Das, was aussieht wie die Skyline einer Stadt, ist eine Aneinanderreihung verschiedener Musiken aus allen möglichen Musikrichtungen. Man muss es nicht von vorn hören, sondern kann per Maus auch mittendrin starten. Dort, wo wenig Pegel ist, starten die einzelnen Musikstücke. Viel Spaß beim Hören…

Fazit: Klipsch Cinema 600

Wer für einen guten dreistelligen Eurobetrag eine Rock’n’Roll- und Action-taugliche Soundbar mit ordentlich Dampf sucht, findet hier seinen Volltreffer zum echt günstigen Preis. Die Direktschall-betonte Wiedergabe wirkt straff, aber stressfrei, verblüffend dynamisch mit überraschend hohen Pegelreserven.

Dass sie kein Dolby Atmos beherrscht, finde ich in Anbetracht der gegebenen Qualitäten überhaupt nicht schlimm. Die Performance macht auch die schlichte Verarbeitung schnell vergessen. Die Klipsch Cinema 600 klingt viel größer als sie ist – und teurer als ihr Preisschild suggeriert.

Klipsch Cinema 600
2023/04
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Sehr direkter, straffer Klang
Kann laut! Potenter Subwoofer
Exzellentes Preis-/Leitungsverhältnis
Mäßige Verarbeitung, leichtes Surren im Subwoofer

Vertrieb:
PREMIUM AUDIO COMPANY GERMANY GmbH
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
https://de.klipsch.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Klipsch Cinema 600: 749 Euro

Die technischen Daten und Messungen

Klipsch Cinema 600
Technisches Konzept:Aktiv-Soundbar mit Funk-Subwoofer
Bestückung:Soundbar: 4 Ovaltreiber (76 mm), 3 Hochtöner (25 mm) mit Tracrix-Horn
Subwoofer: 1 Tieftöner (25cm)
max. empf. Raumgröße
30 Quadratmeter
max. empf. Hörabstand:4 Meter
Pegelfestigkeit:99 Dezibel
Eingänge:ARC mit CEC, Toslink, Bluetooth, Miniklinke analog
Ausgänge:
HDMI (ARC), Subwoofer (Cinch)
Decoding:PCM bis 48kHz, Dolby Audio
Abmessungen (B x H x T):Soundbar: 114,3 x 7,3 x 8,6 cm
Subwoofer: 36,0 x 47,0 x 37,0 cm
Alle technischen Daten
Hier die Links zu weiteren Infos und zu den anderen Soundbar-Tests:

Einleitung und Grundsätzliches zum Thema Soundbar.

Bose Smart Soundbar 600 – 545 Euro
Winzig und schlank, spielt erstaunlich erwachsen. Musik auf dem Niveau eines guten Bluetooth-Speakers.

Bluesound Pulse Soundbar+  – 1.099 Euro
Die feinfühligste Soundbar im Test, vollwertige HiFi-Anlage. Emotional fesselnd, weniger fürs Spektakuläre.

JBL BAR 1300 – 1.500 Euro
Der Alleskönner im Test mit echter Atmos-Wiedergabe mit separaten Surrounds, echten Atmos-Enabled Lautsprechern (Reflexion über Decke). Kann Musik und Film auf hohem Niveau gleichwertig.

Nubert nuPro XS8500 RC – 1.969 Euro
Im Grunde eine Smart-HiFi-Anlage in Soundbar-Form. Sehr groß und schwer. Gute Raumeinmessung. Differenzierte Film- und Musikwiedergabe, riesige Pegelreserven.

Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.