de
Q Acoustics 5020 Ambiente
Die Q Acoustics 5020 hat uns begeistert wie schon lange keine Kompaktbox unter 1000 Euro pro Paar (Foto: Q Acoustics)

Test Kompaktbox Q Acoustics 5020

Als Q Acoustics seine Serie namens 3000i auf den Markt brachte, hatten wir die beiden kleinen Modelle 3010i und 3020i im Test. Beide waren so günstig, dass ich wenig erwartete und vor diesem Hintergrund extrem viel bekam: Die 3020 steht noch immer im Referenzregal als unverschämt billige Art & Weise, wie man für echt wenig Geld ziemlich authentisches HiFi bekommt. Die Macher der 3020i haben jetzt die Serie 5000 nachgelegt und wir hatten (als eine der ersten Redaktionen weltweit) die kompakte Q Acoustics 5020 im Test.  Mein Erstaunen war das gleiche wie damals mit der 3020i – nur auf einem ganz anderen Niveau…

Die Besonderheiten der Q Acoustics 5020

Die erste Überraschung erlebt der geneigte Nutzer bereits beim Auspacken: Das Gewicht von sieben Kilo wirkt bei der sehr kompakten Größe ungewöhnlich schwer. Die Erklärung: Die MDF-Gehäuse sind umlaufend 20 Millimeter stark, Front und Rücken kommen sogar auf stolze 25 Millimeter. Ich wage mal zu behaupten: Das ist in dieser Klasse einzigartig. Zudem haben die Q Acousticer zuvor viel zum Thema Gehäuse-Resonanzen bei Karl-Heinz Fink gelernt, der bei etlichen Serien der Briten zuvor Pate stand und die Gehäuse dank viel neuer Forschung weiterstgehend ruhiggestellt hat. Viel Masse ist da eine Möglichkeit, die kluge Versteifung eine andere.

Q Acoustics 5020 innen
Die 5020 von innen: Weil die Gehäuse so kompakt und die Wände so fest sind, reicht eine einzige Verstrebung (grün) an exakt dem Punkt, an dem die Seitenwände am stärksten schwingen (Grafik: Q Acoustics)

So hat Fink herausgefunden, dass Verstrebungen, die gleichzeitig Seiten- wie Rückwände verstärken – viele Hersteller nutzen dazu eingeleimte, gelochte Bretter – akustisch gar nicht immer von Vorteil sind, weil sich mit dieser Rundum-Versteifung viele Resonanzen auf die anderen Wände übertragen. Q Acoustics hat daraus seine Lehren gezogen und lediglich eine Strebe an die Stelle gesetzt, an der die Seitenwände am stärksten resonierten. Die Schallwand ist mit einer Schicht aus Butylkautschuk und einer Acrylblende laminiert beziehungsweise verklebt, was die Resonanzen zusätzlich dimmt und auch noch ziemlich schick aussieht.

Q Acoustics 5020 Tweeter
Die Schallwand glänzt dank Acrylblende, der Hochtöner ist einfach der größeren Concept-Serie entliehen (Foto: H. Biermann)

Und weil auch die Abdeckungen mit verdeckten Magneten gehalten werden, sieht man auf dieser Front keinerlei Befestigungen – was mich vor gewisse Probleme stellte. Gemeinhin schauen wir ja immer auch in die Lautsprecher hinein. Doch hier? Ohne größere Beschädigungen hätte das nicht geklappt, die 5020 hielt all meinen Versuchen stand. Nun gut: Dann betrachten wir die Gute halt von außen:

Vorwärts Zurück
Q Acoustics 5020 Gehäuse
Die seitlichen Gehäusekanten sind großzügig gerundet. Das setzt üppige Wandstärken voraus. Das Vinyl-Finish (hier Santos Rosewood) ist perfekt und hat nur auf der Unterseite eine Naht (Foto: H. Biermann)
Q Acoustics 5020 Anschluss
Die Anschlüsse sind angenehm flach. So kann man die Q Acoustics 5020 dicht an die Rückwand stellen – was ihre trockene Bassabstimmung erlauben würde (Foto: H. Biermann)
Q Acoustics 5020 Rückwand
Unter dem Anschlussfeld zeigt sich der überlegene Aufbau: Die Rückwand ist 25 (!) Millimeter stark und wo andere Lautsprecher Anschlussfelder mit teils riesigen (Resonanz-behafteten) Kunststoff-Wannen verwenden, agiert Q Acoustics maximal konsequent und setzt nur kleine Löcher für die Kabel (Foto: H. Biermann)

Bleibt noch die Frage nach der Anzahl der Farben. Es sind derer vier:

Q Acoustics 5020 farben
Die Farben der neuen 5000er Serie: Santos Rosewood, Holme Oak, Satin Black, Satin White (Grafik: Q Acoustics)
Vorwärts Zurück

Die Treiber….

…stammen in weiten Teilen von den Modellen der feinen (und teureren) Concept-Linie. Warum auch das Rad neu erfinden, wenn es woanders schon absolut rund läuft?

Vorwärts Zurück
Q Acoustics 5020 Tweeter
Hochtöner: Das Gewebe-Material, der kompakte Antrieb mit Neodym-Magneten und die invertierte Rollsicke sind der größeren Linie entliehen. Besonders gelungen ist das 2-Kammer-System hinter dem Hochtöner, wo die nach hinten abgestrahlte Energie verpufft (Grafik: Q Acoustics)
Q Acoustics 5020 Bass
Tieftöner: Die Membran ist komplett durchgezogen – ohne die üblichen Dust-Caps in der Mitte. Das Magnetsystem ist ungewöhnlich kräftig für diese Klasse – ebenso die Größe der immerhin 30,5 mm durchmessenden Schwingspule (Grafik: Q Acoustics)
Vorwärts Zurück

Die Bilder und Beschreibungen erwecken den Eindruck, als ob hier doch einiges an Gehirnschmalz eingeflossen ist, um auch in dieser Klasse unter 1.000 Euro erstaunlich viel Hightech und damit Klang zu bieten.

Praxis

Zunächst ein Blick auf das elektrische Verhalten. Hier ist alles weitgehend im grünen Bereich: Die Impedanz (rote Kurve) rutscht nie unter 3,3 Ohm, bleibt also im Rahmen der Deutschen Industrie Norm 45500. Das erwarte ich von Lautsprechern dieser Preisklasse.

LowBeats Messungen Q Acoustics 5020: Impedanz, Phase, EPDR
Eigentlich alles in Ordnung. Einzig der sehr niedrige EPDR-Wert (graue Kurve) bei 160 Hertz verlangt nach Verstärkern mit stabilen Netzteilen (Messung: J. Schröder)

Absolut erfreulich ist der hohe Wirkungsgrad. Das Messlabor ermittelte einen Wert von 88 Dezibel. Das ist richtig gut und liegt mindestens 3 Dezibel über dem Durchschnitt vergleichbarer Kompaktboxen. Und ebenso erfreulich ist der maximale Pegel. Ich konnte meinen Augen kaum glauben, als ich das Endergebnis von 99 Dezibel (mit dynamischem Musiksignal sogar 111 dB!) sah. Das ist sehr viel lauter als das Gros der Mitbewerber. Hier haben die Briten ein echtes Ausrufezeichen gesetzt.

Vorwärts Zurück
LowBeats Pegelmessung @85dB: Q Acoustics 5020
Die Schalldruck-Messung bei 85 dB zeigt wenig Verzerrungs-Artefakte und einen zum Bass hin abfallenden Frequenzgang (Messung: J. Schröder)
LowBeats Pegelmessung @99dB: Q Acoustics 5020
Die Max-Pegelmessungen kamn auf hohe 99 dB. Das ist für eine HiFi-Box dieser Größe extrem ungewöhnlich (Messung: J. Schröder)
Vorwärts Zurück

Einer der Tricks, wie man hohe Pegel erreicht: Man verlangt den Böxchen nicht allzu viel Energie-zehrenden Tiefton ab. Bei der 5020 ist unterhalb 60 Hertz nicht mehr viel los – eine bewusste Entscheidung gegen Tiefstbass und für höhere Pegelfestigkeit.

Der schlank abgestimmte Bass lenkt den Blick auf die beste Aufstellung: Die 5020 ist tatsächlich für die wandnahe Aufstellung auf dem Sideboard gezüchtet. Womöglich klingt sie bei freier Aufstellung auf passenden Ständern noch einen Hauch räumlicher – geschenkt. Denn mehr Substanz im Bass kommt nur durch die Bass-verstärkende Nähe angrenzender Flächen.

Q Acoustics 5010
Keineswegs nur ein gelungenes Katalogbild: Genau so sollten die 5020 aufgestellt sein (Foto: Q Acoustics)

Hörtest

Die 5020 ist einer jener Lautsprecher, die aus dem Stand (nach einem Wochenende Einrauschen natürlich) Dinge besser machen, als ich es bislang in dieser Klasse gewohnt war. Auffällig war diese enorme Klarheit – vor allem in den Mitten.

Bei einem der vielen Hörabende kramte ich mal wieder die großartige „Unorthodox Behaviour“ von Brand X aus dem Speicher. Das Album ist von 1976, aber aufnahmetechnisch gar nicht übel. Und wie virtuos Phil Collins auf „Nuclear Burn“ seine Drums bearbeitet, ist schon aller Ehren wert; hier konnte er sich jenseits der schweren Progrock-Klänge von Genesis mal richtig austoben.

Die Q Acoustics 5020 versetzt den Zuhörer in seine direkte Nähe: Die atemberaubende Schnelligkeit und Präzision, wie die Sticks hier auf die Felle der Snaredrums niedergehen, die jederzeit knochige Präzision und die kaum begrenzte Dynamik, lassen die 5020 sehr, sehr „echt“ und viel teurer klingen als die avisierten 800 Euro. Und dieser bestechende Eindruck bleibt auch bei erschreckend hoher Lautstärke…

Das letzte Werk von Anne Clarke ist ein Gegenentwurf: ganz ruhig und wegen der Harfe von Ulla van Daelen fast schon keltisch-mystisch. Geiger Justin Ciuche legt immer schwebende Teppiche und Anne Clarke vermittelt ihre Botschaften in einer Art Sprechgesang. Das ist schwermütig, aber großartig. Die 5020 zelebriert diese Musik: Die Stimme von Anne Clarke steht kurz vor dem Hörplatz, das Spiel der Harfenistin ist nicht unendlich fein, aber wunderbar präsent und anspringend.

Q Acoustics 5020 Hörraum
Die Q Acoustics 5020 im kleinen LowBeats Hörraum – hier im Vergleich mit der B&W 607 aus der Anniversary Edition. Im Vordergrund der Atoll IN 50 Signature, der von seinem tonalen Auftritt hervorragend zur Q Acoustics passt (Foto: H. Biermann)

Seit geraumer Zeit haben wir auch die B&W 607 aus der Anniversary Edition als Dauergast im Hörraum. Auch sie wurde in Groß Britannien erdacht und in China gemacht, klanglich aber liegen die beiden erstaunlich weit auseinander. Die B&W schiebt viel mehr Tiefbass in den Raum, bleibt dabei aber auch immer etwas sehr mollig. Auch im Hochton macht die B&W mehr, klingt dadurch minimal feiner.

Aber nicht richtiger. Die Authentizität der 5020 gerade bei der Stimm- oder Harfenwiedergabe (auch, wenn es mal in die tiefen Register geht) ist deutlich viel besser, als das, was die B&W bietet. Auch weil die dynamisch kaum Reserven hat, während die Q Acoustics in vielen Stücken über die 6067 AE einfach drüberfuhr.

Ein ähnliches Bild ergab sich mit der Dynaudio Emit 10, auch eine LowBeats Referenz dieser Klasse. Man kann sich darüber streiten, ob die Stimme von Anne Clarke mit der Dynaudio nicht doch eine Spur wohliger und schöner kam und ob die Dänin das Geigenspiel von Justin Ciuche nicht doch noch ein kleines Stückchen weiter nach hinten verlegte. Aber auch die Emit 10 spielte gegen diese unbändige Mitten-Energie und diese herrlich knochig-Präzise im Bass schlicht zu harmlos. Die Entscheidung fiel dann schnell: Mit der Q Acoustics erlebt man einfach viel mehr. Das ist ein richtig großer Lautsprecher-Wurf und macht Appetit auf die anderen Modelle der Familie.

Fazit Q Acoustics 5020

Manch ein Leser moniert ja, dass es bei uns nur gute und noch bessere Noten gibt. Das ist richtig, aber dem Umstand geschuldet, dass wir für die schlechten Geräte weder Zeit noch Energie noch Platz aufwenden wollen und sie deshalb einfach draußenlassen.

Die Q Acoustics 5020 aber mussten wir vorstellen. Sie hat in allen Betrachtungsebenen (Klang, Praxis, Verarbeitung) die volle Punktzahl. Das ist bei LowBeats eine echte Ausnahme, war aber in diesem Fall unumgänglich. Klanglich eher „englisch“, also nicht unbedingt übertrieben hell und im Bass recht knochig abgestimmt, überrascht sie mit einer in dieser Klasse bislang nicht gekannten Präzision und Authentizität.

Aber auch ihr Wirkungsgrad und ihr Maximalpegel liegen weit jenseits dessen, was in dieser Klasse normalerweise geboten wird. Und weil auch die Verarbeitung ohne jeden Makel ist, bleibt uns nur die ganz tiefe Verbeugung: Die Q Acoustics 5020 ist im Moment der interessanteste Lautsprecher seiner Größen- und Preisklasse.

Q Acoustics 5020
2023/05
Test-Ergebnis: 5,0
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Wunderbar griffig-präziser, audiophiler Klang
Hoher Wirkungsgrad, hoher Maximalpegel
Exzellente Verarbeitung
Herausragend gutes Klang/Preis-Verhältnis

Vertrieb:
IDC Klaassen oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen
www.qacoustics.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Q Acoustics 5020: 800 Euro

Technische Daten

Q Acoustics 5020
Konzept:2-Wege Passivbox (Bassreflex)
Bestückung:HT: 1 x 25 mm Kalotte, TT: 1 x 12,5 cm
Wirkungsgrad:88 Dezibel
Maximalpegel (Dauer / kurzfristig):99 / 110 Dezibel
Min.-Leistung für Max-Pegel:
>80 Watt
Aufstellungs-Tippwandnah
Farben:Santos Rosewood, Holme Oak, Satin Black, Satin White
Abmessungen (H x B x T):28,4 x 18,0 x 29,3 cm
Gewicht :7,0 Kilo
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Vollverstärker Atoll IN 50 Signature: volle Klangpracht für 750 Euro
Erster Test: Kompaktbox B&W 607 S2 Anniversary Edition
Erster Test Kompatkbox Dynaudio Emit 10: der tonale Massstab

Mehr von Q Acoustics:

Test Q Acoustics Q Active 200: Streaming Lautsprecher mal anders
Q Acoustics C300: Kompaktbox mit perfekter Entkopplung
Test Kompaktboxen Q Acoustics 3010i und 3020i
Test Q Acoustics C 500 – beste Standbox unter 5.000 Euro

Autor: Holger Biermann

Avatar-Foto
Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.