ende
Final D8000 Pro Edition Aufmacher
Der Final D8000 Pro Edition ist mit 4.000 Euro ganz schön teuer. Aber LowBeats Autor Claus Dick meint, dass er viel Besseres auch noch nicht gehört habe... (Foto: H. Biermann)

Test magnetostatischer Over Ear Kopfhörer Final D8000 Pro Edition

Die japanische Kopfhörermanufaktur Final schickt mit der Final D8000 Pro Edition eine nochmals verbesserte Version seines Spitzenmodells auf die High-End-Bühne: Der offene Magnetostat zum Preis von rund 4.000 Euro soll der Weltelite das Fürchten lehren. Ein durchaus realistisches Vorhaben, wie unser Test zeigt.

Final D8000 Pro Edition Verpackung
Im Paket enthalten: In trendigem Grau und kurvig gestyltes Transportetui mit Reißverschluss; dazu ein Stoffbeutel für die Reise (Foto: C. Dick)

Nippon, das Land der aufgehenden Sonne steht seit Dekaden für innovative und feinste HiFi-Klangkultur: Aus Japan leuchten so wohlklingende Marken wie Accuphase, Luxman, Yamaha oder Stax herüber. Und Final. Final? In der Tat, denn die Manufaktur steht seit 1974 im Dienst des guten Tons, hat jedoch in unseren Ohren über die Jahre bislang kein großes Echo hinterlassen.

Dabei beeindruckte der verstorbene Firmengründer Kanemori Takai schon mit seinem ersten Produkt, einem Tonabnehmer mit achtförmiger Luftspule und einem Einkaräter-Diamanten als Nadel und Trägerkonstruktion, ohne Klebestoff und Eisenkern. So erzählt es die Firmenhistorie. Die Jahre danach machte sich Final einen Namen als „Ideen- und Teilelieferant“ für die HiFi-Branche.

Final D8000 Pro Edition Herstellungh
Der D8000 Pro und die Edition werden per Hand in Japan gefertigt. Auch deshalb dürfte der Preis so happig ausfallen (Foto: Final)

Die Besonderheiten des Final D8000 Pro Edition

Im Kopfhörerbereich brachte Final über die Jahre einige Modelle auf den Markt, darunter In-Ear- und Over-Ear-Exemplare. Der D8000 betrat vor rund vier Jahren die HighEnd-Bühne, dessen magnetostatisches Herz im Takt des hauseigenen Air Film Damping Systems (AFDS) schlägt: Als Bonus zum Planarwandler-System soll dank AFDS vor allem der Bassbereich in Richtung Natürlichkeit (…offen wirkende Bässe…) profitieren und den Einsatz von atmungsaktiven Ohrpolstern ermöglichen, die bekanntermaßen ja einen großen Einfluss auf die Klangqualität haben.

LowBeats Messung Final D8000 Pro Edition: Frequenzgang
Mit mehr Luft: Die Grafik des Herstellers gibt zumindest eine Idee davon, wie AFDS funktionieren könnte (Grafik: Final)

Ralf Engel, der Kopfhörer-Spezialist des hiesigen Final-Vertriebs (ATR – Audio Trade) erklärt AFDS folgendermaßen „Bei den ursprünglichen planar-magnetischen Modellen ist die Schwingungsamplitude zunehmend gering und die Membran kommt in Kontakt mit dem Magneten. Die Lösung des Problems: „Mithilfe von Berechnungen nach der Finite-Elemente-Methode sowie vielfachen Simulationen mit Laser-Doppler-Geräten hat Final quasi eine Bremstechnologie für die Membran entwickelt.”

AFDS soll also den Kontakt zwischen Membran und Magnet verhindern und so eine Klirrarmut auch im Bass erreichen, die sonst nur mit wirklich guten, dynamischen Modellen erreicht wird. Und hier finden wir auch einen der Unterschiede zum „normalen”  D8000 Pro: Angeblich auf Wunsch einiger Toningenieure, die den „herkömmlichen“ Final D8000 Pro verwenden, stimmten die Finalisten ihr Air Film Damping System (AFDS) noch einmal anders ab, sodass dem Strich „eine andere Treiberstruktur“ bei höheren Lautstärken Klirr dezimieren soll. Allerdings muss man hier anmerken, dass das LowBeats Messlabor dem Final D8000 Pro Edition ausgerechnet in Sachen Klirr nur ein mittelmäßiges Zeugnis ausstellen konnte. Doch dazu später mehr…

Final D8000 Pro Edition Kabel
Die Kabel des Final D8000 Pro Edition sind vergleichsweise fest – ein Hinweis darauf, dass es sich eher um einen Hörer für den stationären Gebrauch handelt. Die Festigkeit des Kabels verhindert die lästige (und so oft festzustellende) Berührungs-Sensibilität (Foto: C. Dick)

Auch in puncto Kabel gibt es Unterschiede: Dem 3-Meter-Kabel mit 6,3mm-Klinke des „Pro“ gönnten die Entwickler eine Silberbeschichtung, gefertigt vom japanischen Spezialisten Junkosha. Zur Erinnerung: Junkosha ist bekannt für seine Spezialkabel, genutzt in Supercomputern, die Daten mit extrem hoher Geschwindigkeit übertragen müssen.

Die Gehäuse der 8000er bestehen aus einer Alu-Magnesium-Legierung mit einer resonanzreduzierten Beschichtung. Final arbeitet dabei direkt mit den Herstellern und Verarbeitungsfirmen von Rohmaterialien zusammen. Das erlaubt eine optimale Qualitäts-Kontrolle.

Final D8000 Pro Edition Close up
Die Ohrmuschel besteht aus einer leichten Aluminium-Magnesium-Legierung. Und man kann an ihr die Editions-Variante erkennen: “Edition” glänzt mit mehr hellem Alu (Foto: Final)

Praxis

Der Final D8000 Pro Edition sieht schwerer aus, als er ist: Trotz seiner 523 Gramm Gesamtgewicht vermittelte der Hörer schnell ein Wohlgefühl, als ob er ganz selbstverständlich aufs Haupt gehören würde: Will heißen: Der Tragekomfort fällt dank eines sanften, druckarmen und wackelfreien Sitz prima aus, gemessen am Pfundsgewicht sowieso.

Die geringe Impedanz (59 Ohm) und der hohe Wirkungsgrad (1,5 mW für 94 dB) würden den D8000 Pro theoretisch auch für den Mobil-Einsatz am Smartphone befähigen. Aber als offener Over Ear Kopfhörer mit so viel Gewicht und mit so festem Kabel ist der D8000 Pro Edition eindeutig ein Instrument für den häuslichen oder Studio-Einsatz.

Die LowBeats Messungen stellen dem Final ein ordentliches Zeugnis aus. Allerdings nicht an dem Punkt, der durch AFDS angeblich nach vorn gebracht wird: Vom Klirrgrad her ist der Final nur Mittelmaß.

Vorwärts Zurück
LowBeats Messung Final D8000 Pro Edition: Frequenzgang
Der Frequenzgang des Final D8000 Pro Edition verläuft ungewöhnlich linear. Gemeinhin fällt die Anpassung an das Ohr, heißt: die Senke im Mittenbereich, deutlicher aus (Messung: J. Schröder)
LowBeats Messung Final D8000 Pro Edition: Impedanz /Phase
Wie bei einer magnetostatischen Planar-Membran nicht anders zu erwarten, verlaufen Impedanz (rote Kurve) und Phase (blaue Kurve) nahezu perfekt und sollten keinen Kopfhörer-Verstärker vor Probleme stellen (Messung: J. Schröder)
LowBeats Messung Final D8000 Pro Edition: Pegel
Gemessen an dem großen AFDS-Aufwand ist der Klirr des Final D8000 Pro Edition recht hoch. Das ändert nichts am guten Klang, schränkt aber guten Klang bei sehr hohem Pegel etwas ein (Messung: J. Schröder)
Vorwärts Zurück

Der Klang des Final D8000 Pro Edition

Gehen wir auf Klangreise. Zum Beispiel nach Kuba. Die Karibikperle ist eine wunderbare Insel mit ebensolchen Musikschätzen wie beispielsweise dem Buena Vista Social Club. Und der beeindruckte die beseelte Musikwelt mit der Jubiläumsausgabe zum 25. Geburtstag nochmals herzerwärmend als Box-Set, remastered von Grammy-Gewinner Bernie Grundman (Steely Dan, Michael Jackson) plus Bonustracks.

Die fantastische Aufnahme aus Havanna inszenierte der japanische Edel-Kopfschmuck schön aufgelöst-plastisch, äußerst detailreich mit famoser Stimmwiedergabe und authentischem Raumambiente. Eine audiophile Melange, an die weder der altbewährte Sennheiser HD800 S (dynamisch) noch der wirklich tolle Hifiman Edition X (magnetostatisch) herankamen – der Sennheiser machte seine Sache prima, konnte jedoch in seiner etwas helleren Abstimmung nicht die optimale Körperhaftigkeit rüberbringen.

Der Edition X wiederum gefiel mit einer äußerst ausgewogenen, homogenen Darbietung, jedoch ohne den sprühenden Esprit des Final. Das nicht einmal halb so teure HEDDphone mit seinem patentierten Air-Motion-Transformer (siehe Test) setzte sich in puncto Detailreichtum und Auflösung zwar einen Tick vom Final ab, konnte diesem aber in Sachen Raumambiente und Atmosphäre dann doch nicht ganz das Wasser reichen.

Von der Karibik hüpfen wir nach Westafrika, zu den filigranen Tönen des Koraspielers Ballaké Sissoko. Die Koryphäe der Lautenharfe begeistert auf dieser audiophilen Aufnahme mit einer atemberaubenden Fingerfertigkeit – über den Final gehört, schien man die Finger förmlich greifbar über die Saiten fliegen zu sehen. Raum, Auflösung, Klangfarben und Feindynamik – alles top. Das HEDDphone zog dem mit einer aberwitzigen Impulstreue und Auflösung mindestens nach, übersetzte das atmosphärische Raumgefüge jedoch etwas weniger beseelt.

Ballaké Sissoko Djourou Cover
Ballaké Sissoko ist einer der Könige an der Lauten-artigen Kora. Sein Album “Djourou” ist auf doppelte Weise faszinierend: als wunderbares Weltmusik-Werk und als klangliches Meisterstück (Cover: Amazon)

Auf dem Sampler „Tribute To A Legend – Thorens TD 124 DD“ (UHQ-CD-Sampler, Vertrieb in-akustik) konnte Charlie Rouse und Band ein feines Jazz-Happening zum Besten geben – über den Final mit all den vorhandenen prägenden und genussreichen Informationen und Schattierungen.

Das HEDDphone zog hier dank genialem Schmelz und Auflösung unterm Strich prima mit. Auch Stücke wie „Cool Struttin’“ vom Sonny Clark Memorial Quartet und „88 Basie Street“ von Count Basie & His Orchestra begeisterte über den Final mit toller Durchhörbarkeit, strahlender Körperhaftigkeit und schönem Raumgefühl.

Dabei wurde nebenbei auch klar, dass die eingangs erwähnten Wünsche der Toningenieure nach einer Modifizierung des „normalen“ 8000ers erhört wurden: Der „Edition Pro“ kann richtig laut und souverän aufspielen – auch, wenn die Ergebnisse aus dem Messlabor uns eine andere Wahrheit erzählen…

Fazit Final D8000 Pro Edition

Der D8000 Pro Edition zählt zu den besten Solo-Kopfhörern, die ich je hören durfte. Hier strahlt höchstes Niveau für einen Stand-Alone-Kopfhörer, der ohne passgenaues Speiseteil à la Stax die Bühne betritt – es sei dennoch empfohlen, ihn mit einem Kopfhörer-Amp zu betreiben, damit er seine fantastischen Fähigkeiten auch wirklich ausspielen kann. Was soll ich sagen? Ich bin begeistert, obwohl hier stattliche 4.000 Euro auf den Tisch zu legen sind. Doch so viel Performance ist selten.

Final D8000 Pro Edition
2022/02
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ungemein offenes, raumgreifendes, plastisches und farbechtes Klangbild
Erstklassige Verarbeitungsqualität
Trotz des Gewichts angenehmer Tragekomfort
Kein billiges Vergnügen

Vertrieb:
ATR – Audio Trade
Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr
www.audiotra.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Final D8000 Pro Edition: 3.999 Euro

Die technische Daten

Final D8000 Pro Edition
Konzept:Stationärer Over-Ear-Kopfhörer in akustisch offener Bauweise
Treiber:Magnetostat mit Strucktur-Riffelung
Besonderheiten:AFDS (Air Film Damping System)
Impedanz59 Ohm
Pegel
braucht für 94 dB 0,3 Volt (an 59 Ω) oder 1,5 mW (gemäß IEC 60268-5)
Ausstattung:2 Kabel: 1,5 Meter (OFC) mit 3,5mm-Klinke sowie 3 Meter silberbeschichtetes OFC-Kopfhörerkabel mit 6,3-mm-Klinkenstecker
Gewicht:523 Gramm
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test: Edel-Kopfhörer Sennheiser HD 800 S
HEDD HEDDphone: überlegen guter Klang dank AMT

 

Autor: Claus Dick

Avatar-Foto
Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.