Im AV-Receiver-Segment suchen Hersteller und Kunden stets nach der besten Relation aus Ausstattung und Preis. Dabei kann es natürlich kein absolutes Ergebnis geben. Mit dem Onkyo TX-RZ820 versuchen die Japaner, eine maximale Ausstattung in Sachen Multiroom-, Streaming- und Video-Fähigkeiten mit einer soliden Verstärkerausstattung mit neun Endstufen zu kreuzen und kommen dabei auf einen empfohlenen Preis von knapp 1.200 Euro. Ein Schnäppchen? Schauen wir mal.

Entsprechend seiner Abstammung aus der RZ-Serie gibt sich dieser Receiver äußerlich klar und fast Bauhaus-artig strukturiert mit kubistischer Linienführung, garniert mit runden Knöpfen. Fast empfinde ich es als Stilbruch, dafür nicht ein weißes Matrix-Display zu verwenden, selbst wenn das Satt-Grüne Onkyo-Tradition ist.
Bedienelemente und Anschlüsse, die der gemeine Anwender im Alltagsgebrauch eher seltener benötigt, wie den Anschluss für das Messmikrofon zur Einmessung oder für Kopfhörer verbergen sich unter der wuchtigen Klappe. Hier sind auch alle Menüfunktionen erreichbar, für die man sonst die Fernbedienung benötigt.
Das rückseitige Anschlussfeld ist reich bestückt, von heute Selbstverständlichem wie HDMI-Ein- und doppelten Ausgängen mit ARC für Ton vom TV ohne Zusatzstrippe bis zu einer ganzen Batterie analoger Eingänge inklusive je zwei analoger Video-Eingänge als FBAS und Component. Wichtig als Option für weitere Ausbauten: Alle Kanäle werden auch als Vorverstärkersignal ausgegeben was den Anschluss von besseren Endstufen, aktiver Lautsprecher oder gar Funkmodulen erlaubt.

Onkyo TX-RZ820: Ein Receiver mit inneren Werten
Ähnlich aufgeräumt und dennoch prall bestückt gibt er sich beim Blick unter die Blechhaube. Gut gemacht: Die gesamte Elektronik der Frontseite sitzt ausgesperrt hinter einem faradayschem Käfig und kann so keine störenden Wechselfelder in die Endstufen induzieren, welche innerhalb des Käfigs die Kraft liefern.
Um diese auch vollgasfest zu machen, werden deren massige Kühlrippen im Hitzefall durch einen in superweichen Gummipuffern fast schwebend gelagerten Ventilator klimatisiert. Störende Windgeräusche oder gar brummige Vibrationen konnte ich denn auch unter Volllast nicht provozieren. Simpel, aber gut gelöst.

Sehr vielfältig bietet Onkyo digitale Programmquellen an, alle wichtigen Streamingdienste sind direkt mit der App zu steuern. Digitales Internetradio oder auch “normales” Streaming per DLNA/UPnP lassen sich mit dem On-Screen-Menü und der Infrarot-Fernbedienung gut handhaben.
Gleiches gilt für klassische Mehrzonen-Musik, die der Receiver selbst ansteuert. Will man per Fireconnect weitere Streaming-Geräte im gleichen Haus steuern, ist die App wieder an der Reihe. Der etwas verrauschte UKW-Empfang wirkt dagegen schon etwas lieblos und angestaubt.

Beim Anschließen und Einrichten der Anlage hilft ein gut gemachter Schritt-für-Schritt-Assistent mit vielen klaren Texten und Grafiken. Auch auf dem Anschlussfeld sind Kennzeichnungen und Grafiken dem Laien hilfreich.
Die Möglichkeiten der Zuweisung der Endstufen sind mannigfaltig. Nur für Höhenkanäle zur Wiedergabe von Dolby Atmos und DTS:X gibt er sich mit nur einem Pärchen etwas sperrig.
Ganz ehrlich: Bei einer Surround-Anlage in dieser Preisklasse ist in der Regel das klangliche Ergebnis deutlich besser, wenn man sein Budget in weniger und dafür bessere Lautsprecher investiert, also eher 5.1 oder 7.1 verwendet. Das gilt auch für die beschränkten Energiereserven des Netzteils, das eben bei weniger belasteten Kanälen pro Endstufe mehr Schub bieten kann.
So war es dann auch im praktischen Test im LowBeats Testkino. Die bewährten Heco Celan GT Lautsprecher machten dem kräftigen Onkyo wenig Mühe und spielten ausgewogen mit plastischer Raumabbildung ohne Auffälligkeiten. Das HDMI-Board schaltete alle Signale bis UltraHD mit allen Optionen wie HDR klaglos durch.
Angenehm: Die ergonomisch kompakte Fernbedienung. Für diese hätte ich mir allenfalls eine Heimkino-freundliche Tastenbeleuchtung gewünscht. Die hauseigene Einmessfunktion namens AccuEQ haben die Japaner mittlerweile im Griff, die Ergebnisse der automatischen Messung und Konfiguration bedurften keiner nennenswerten Nachbearbeitung mehr.
Der integrierte Streamingplayer scheint einen recht potenten Prozessor zu verwenden, das jedenfalls suggeriert die zackig flotte Navigation selbst in sehr großen Dateimengen.
Fazit Onkyo TX-RZ820: Der Streaming und Multiroom-Profi
Der Onkyo TX-RZ820 ist ganz klar auf moderne Streaming-Integration hin und für Multiroom-Anwender optimiert. Seine Möglichkeiten als Surround-Maschine sind klanglich super, aber eher für Anwender mit klassischer 5.1 oder 7.1 Lautsprecheranordnung ohne Ambitionen in Richtung Immersive Audio angelegt.
Das zeitlose Industriedesign und die vorbildlich aufgeräumte Fernbedienung sprechen für einen langen Gebrauch, zumal die Streaming- und Video-Fähigkeiten auf dem allerneuesten Stand sind. Von daher: Vielleicht kein Knaller-Schnäppchen, aber eine solide Wahl.
Onkyo TX-RZ820 | 2017/12 |
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sehr gut |
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Ausgewogener, kräftiger Klang |
| Vielfältiges Streaming/Multiroom |
| flotte Navigation |
| UKW-Empfang rauscht merklich |
Vertrieb:
Pioneer & Onkyo Europe GmbH
Gutenbergstr. 3
D-82178 Puchheim
Telefon: +49 8142 4208-10
www.eu.onkyo.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Onkyo TX-RZ820: 1.199 Euro
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