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Mit dem Rhein Z1 Plus (ab 2.999 Euro) hat Silent Angel es tatsächlich geschafft, seinen schon hervorragenden Z1 Musik-Server noch mal deutlich zu verbessern (Montage: F. Borowski)

Test Silent Angel Rhein Z1 Plus: viel mehr als nur ein genialer Roon Core

Roon, die Server-basierte Lösung zur Musikverwaltung und Wiedergabe, wird immer beliebter. Nicht nur die Auswahl an sogenannten Roon-Ready-Geräten ist inzwischen riesig. Auch bei den dafür benötigten Servern, dem sogenannten Roon Core, gibt es immer bessere und anspruchsvollere Lösungen. Der Hersteller Silent Angel hat jetzt eine neue Version seines beliebten Modells Rhein Z1 im Programm. Der Rhein Z1 Plus bietet neben höherer Systemleistung vor allem eine noch aufwändigere Signalverarbeitung, bessere Abschirmungsmaßnahmen, und einen Anschluss für eine externe Clock. LowBeats hat ausprobiert, ob sich der Aufwand und die Mehrkosten dafür lohnen.

Silent Angel Rhein Z1 Plus: ein Server nur für Musik

Die Aufgabe scheint mit heutiger Technik sehr banal zu sein: Ein mit dem Netzwerk verbundener Computer, genauer gesagt ein Server, soll digitale Musikdaten aus lokalen Quellen und Online für die Wiedergabe im Heimnetz und weltweit via Roon ARC zur Verfügung stellen. Also an Endgeräte übertragen.

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Die gegenüber dem Z1 verbreiterte und dezent in die Fräsungen integrierte Status-LED in Blau sticht nun nicht mehr so sehr ins Auge und die Gerätefront ist noch cleaner (Foto: F. Borowski)

Aus technischer Sicht ist das wirklich keine große Sache, denn Musikdaten sind, selbst wenn es sich um hochauflösende PCM, DXD, oder DSD-Daten handelt, mit aktueller Computer-Hardware und Netzwerk-Infrastruktur vergleichsweise einfach zu beherrschen. Videodaten, wie etwa beim Online-Streaming von 4K-Filmen/Serien, erzeugen viel größere Datenströme und auch die lassen sich mit schnellem Internet und Heimnetzwerk heute problemlos abspielen. Selbst günstige Computer, wie ein Intel NUC oder ein Mac mini, haben genug CPU-Leistung und Bandbreiten zur Datenübertragung, um diese Aufgabe zu erledigen. 

Da stellt sich zurecht die Frage, warum man für einen kleinen Server wie den Silent Angel Rhein Z1 oder Z1 Plus, die in Sachen Computer-Performance auch keine Bäume ausreißen können, 1.800 (Z1) bis 3.000 Euro (Z1 Plus) oder mehr bezahlen sollte. Für so viel Geld könnte man schließlich auch einen Mac Studio oder einen dicken Gaming-PC kaufen, die um ein Vielfaches performanter sind.

Darauf gibt es zwei Antworten, die sich beide um die besonderen Anforderungen und Bedürfnisse von hochwertigen HiFi-Anwendungen drehen.

Erstens: Nutzungskomfort. Ein Musikserver sollte so einfach und intuitiv wie möglich in Betrieb genommen und genutzt werden können, ohne irgendwelche besonderen Fachkenntnisse in Computer- und Netzwerktechnik vorauszusetzen. Er sollte vollkommen unauffällig im Hintergrund seinen Dienst verrichten, ohne das, was man im Computerbereich Administration nennt. Gleichzeitig sollte er dabei nicht unnötig viel Energie verbrauchen. So sind vor allem leistungsstarke PCs mit teils mehreren hundert Watt Leistungsaufnahme völlig überdimensioniert für die hier gestellte Aufgabe.

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Bei mir steht der Rhein Z1 Plus unter dem Audio-Switch Melco S100 (Foto: F. Borowski)

Zweitens: Klangliche Gründe. Auch wenn viele es noch immer für Voodoo halten: Selbst in einer digitalen Wiedergabekette hat jedes Glied einen Einfluss auf das Endergebnis. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie verblüffend, wenn man die teils erstaunlich großen Unterschiede selbst hört und sich näher mit den Ursachen beschäftigt.

Geräte wie der seit ein paar Jahren erhältliche Silent Angel Rhein Z1, der mir seit seinem Test als unverzichtbares Arbeitsgerät dient, oder der neue Z1 Plus, sind genau auf diese beiden Kern-Aspekte optimiert: Komfort und Klang. Und nicht zuletzt eine ordentliche Prise Luxus.

Roon und noch viel mehr

Auch wenn ich mich in meiner Beschreibung primär auf Roon beziehe, möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen, dass Rhein Z1 und Z1 Plus beileibe nicht nur mit Roon genutzt werden können. Wer mag, kann auch Applikationen wie HQPlayer, Ready Media, DLNA-Renderer, AirPlay oder Spotify Connect installieren.

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Im VitOS Manager können auch andere Server-Anwendungen als Roon installiert werden (Foto: F. Borowski)

Silent Angel bietet selbst auch eine Wiedergabe-Lösung namens VitOS Orbiter für seine hauseigenen Streamer an, wofür auf dem Z1 ein Plug-In installiert werden kann. Vom Werk aus ist aber nur Roon Server vorinstalliert. Damit ist der Z1 Plus sofort einsatzbereit.

Die Installation ist so einfach, wie das Anschließen eines normalen HiFi-Geräts. Zum Betrieb muss lediglich ein Netzwerkkabel mit dem heimischen Router oder Switch verbunden (WLAN hat der Z1 absichtlich nicht) und das mitgelieferte Netzteil angeschlossen werden. Letzteres können Perfektionisten auch gegen bessere Netzteile austauschen, wie etwa das hier getestete iFi Audio iPower Elite.

In den Roon Einstellungen unter Allgemein muss nun noch der Z1 Plus als Core aktiviert werden. Einmal eingerichtet, ist der Z1 Plus dann ein vollkommen unauffälliger und zuverlässiger Mitarbeiter im Hintergrund. Wer mag, kann das Gerät bei längerer Nichtbenutzung oder auch nur über Nacht mit einem einfachen Tastendruck aus- und am nächsten Tag wieder einschalten. Nach einer kurzen Wartezeit für den Bootvorgang ist der Z1 dann wieder voll einsatzbereit und der Musikgenuss kann sogar an exakt der zuletzt gehörten Stelle fortgesetzt werden.

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Liefert einfach nur Musik. Aber das richtig gut (Foto: F. Borowski)

Worauf Sie bei einem Wechsel des Core achten sollten

Für diejenigen, die bereits Roon nutzen und von einem vorhandenen Core auf den Z1 oder Z1 Plus umsteigen wollen, hier ein paar Tipps. 

Grundsätzlich ist der Wechsel von einem auf einen anderen Roon Core schnell erledigt. Insbesondere, wenn Sie über den Aufstieg von Z1 zum Z1 Plus nachdenken und wenn Sie ihre eigene Musik auf einem externen USB-Laufwerk gespeichert haben. Der prinzipielle Ablauf ist wie folgt: Alten Core in Roon > Einstellungen > Allgemein abmelden, dann den neuen Core (den Sie schon mit dem Netzwerkkabel verbunden haben) als neuen Core auswählen und anmelden – easy. Aber es gibt ein paar Stolperfallen.

So gehen beispielsweise bei diesem „unkoordinierten“ Wechsel ihre Roon Playlists und eventuell gespeicherte DSP-Kurven etc. verloren. Die sind nämlich auf dem alten Core hinterlegt. Zudem ist damit die Verbindung mit Roon ARC hinfällig. Daher empfehle ich folgende Vorgehensweise:

1. Machen Sie zunächst mit ihrem alten Core ein Roon-Backup. Dazu benötigen Sie ein externes USB-Speichermedium (Stick, HDD, SSD), welches Sie an den Core anschließen. (Das Backup kann auch auf derselben Festplatte/SSD erfolgen, auf der Sie Ihre Musik gespeichert haben.) In Roon > Einstellungen > Backups  wählen Sie dann den Punkt „Backup jetzt anlegen“. In dem Fenster, das daraufhin erscheint, klicken Sie auf „Ort wählen…“ und klicken danach auf das USB-Laufwerk, welches Sie am Core angeschlossen haben. Dort können Sie bei Bedarf einen Extra-Ordner „Backups“ anlegen. Anschließend „Start“ klicken. Die Musikwiedergabe wird dabei kurz unterbrochen, kann aber nach wenigen Augenblicken fortgesetzt werden, noch während das Backup läuft.

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Ein Backup der Roon-Bibliothek und der Einstellungen sollte vor einem Wechsel des Core angelegt werden (Foto: F. Borowski)

2. Ist das Backup abgeschlossen, trennen Sie das USB-Laufwerk vom Core. Anschließend melden Sie den Core unter dem Punkt Einstellungen > Allgemein ab und trennen das Netzwerkkabel. Die Roon App wird nun meckern, dass kein Core gefunden wurde. Logisch. Habe Geduld!

3. Jetzt schließen Sie den neuen Core an und stöpseln auch gleich den USB-Speicher mit dem Backup an. Nach dessen Start und kurzer Wartezeit klicken Sie in der Roon App auf „Anderen Core verbinden“. Ihr neuer Z1 Plus sollte dort auftauchen. Verbinden Sie ihn und melden sich mit ihren Roon Zugangsdaten an.

4. Als nächstes gehen Sie in Einstellungen > Backups und klicken bei „Backups finden“ auf den Button „Durchsuchen“ und wählen auf dem USB-Medium das zuvor erstellte Backup zur Wiederherstellung aus. Nachdem das in den Z1 Plus eingespielt wurde, sind alle Ihre Playlisten und DSP-Presets wieder vorhanden.

5. Ein kleines Problem hierbei: Mit dem Einspielen des Backups erhält der neue Core denselben Namen im Netzwerk, wie der Core, von dem das Backup gemacht wurde. Also steht da jetzt möglicherweise im Router und in der Roon App „Rhein Z1 V2“ als Roon Core, obwohl es doch der Z1 Plus ist. Um das zu ändern, gehen Sie in der Roon App zu Einstellungen > System. Dort können Sie im zweiten Punkt von oben den Namen des Cores ändern, also beispielsweise in „Rhein Z1 Plus“.

6. Aber auch im Heimnetzwerk ist der falsche Name zu finden. Wenn Sie eine FritzBox als Router nutzen, klicken Sie in der Übersicht auf „Heimnetzgeräte“, wählen dort den „Rhein Z1 V2“ aus und ändern dessen Netzwerknamen in exakt den selben Namen, wie in der Roon App. In unserem Beispiel also „Rhein Z1 Plus“.

7. Die letzte kleine Hürde: Durch den Wechsel des Core ist auch Roon ARC lahmgelegt. Entfernen Sie in der FritzBox unter Internet > Freigaben die Freigabe für den alten Core. Anschließend richten Sie dort eine neue Freigabe für den Z1 Plus ein, wie von Roon beschrieben. Also einfach das Gerät auswählen und „Selbstständige Portfreigabe für dieses Gerät erlauben“ auswählen, anschließend „Übernehmen“. In Roon sollte jetzt unter Allgemein > Roon ARC Bereitschaft angezeigt werden.

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So sieht es aus, wenn Roon ARC betriebsbereit ist (Screenshot: F. Borowski)

Und das war’s dann auch. Das war zwar jetzt doch etwas „Administration“, aber es klingt aufwändiger, als es tatsächlich ist. Und einen Wechsel des Core nimmt man ja auch nicht jeden Tag vor.

Blick auf die Hardware: Feinschliff mit Liebe zum Detail

Rhein Z1 und der neue Z1 Plus sehen oberflächlich betrachtet weitgehend gleich aus. Bis auf das offensichtliche Fehlen der „Nase“ (Powertaste) an der Front, sowie der erweiterten Anschlussmöglichkeiten des Plus. Doch eine genauere Begutachtung fördert weitere Details an dem herrlichen Musik-Tresor zutage. 

    • Die Powertaste ist von der Front auf die Rückseite gewandert und ist jetzt eine solide, runde Taste mit Klingelknopf-Charakter. Sehr angenehm und gut zu ertasten.
    • Die blaue Betriebs-LED an der Front ist jetzt ein breiter, dezent in die Fräsungen eingelassener Streifen.
    • Statt sechs gefräster Querstreifen hat der Z1 Plus nun sieben.
    • An der Rückseite enden die Querstreifen jetzt mit sanften Rundungen statt scharf abgeschnitten.
    • Die Oberkante ist leicht gefast und damit etwas entschärft.
    • Das Logo an der Oberseite ist jetzt gefräst statt aufgedruckt.
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Links der Z1, rechts der Z1 Plus. Die Änderungen sind dezent, aber wirkungsvoll. – Siehe Text (Foto: F. Borowski)

Das mögen kleine Änderungen sein, aber sie sind wohl-überlegt und verleihen dem Plus einen noch etwas edleren und harmonischeren Look, sowie noch bessere Haptik. Ein echtes Streicheltier. Fotos werden dem Eindruck in Natura nur schwer gerecht.

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Die obere Gehäusekante ist jetzt leicht angeschrägt und fühlt sich damit etwas sanfter an (Foto: F. Borowski)

Zuerst hielt ich es für einen Nachteil, dass die Power-Taste auf die Rückseite gewandert ist, aber solange der Z1 Plus nicht in einem schlecht zugänglichen Regal steckt, ist sie sehr gut zu erreichen und zu erfühlen, wirkt dabei verbindlicher und ist stabiler als der etwas wacklige Alu-Taster an der Front des Z1. Der neue, breite Leuchtstreifen sticht weniger ins Auge und sieht ehrlich gesagt einfach cooler aus. Irgendwie Sci-fi-mäßig.

Der Blick auf die Rückseite verrät einige der wichtigsten Änderungen, die der Z1 Plus gegenüber dem Z1 erfahren hat.

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Die Rückseiten. Links der Z1, rechts der neue Z1 Plus (Foto: F. Borowski)
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Und hier noch mal etwas rangezoomt die Anschlüsse des Z1 … (Foto: F. Borowski)
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… und die des Z1 Plus. Achten Sie auch auf die gerundeten Enden der Querstreifen, verglichen mit den harten Kanten am Vorgänger (Foto: F. Borowski)
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Zunächst wäre da links oben der schon angesprochene neue On/Off-Schalter. Kein fitzeliger Mikro-Schalter oder wackeliger Knopf, sondern eine richtig solide Taste. Rechts davon sehen wir jetzt zwei statt zuvor nur eine RJ45-Buchse für LAN. Der Z1 Plus kann über die zusätzliche Buchse einen Netzwerk-Streamer direkt per LAN versorgen. Wer nur einen Netzwerk-Player nutzt – und das werden die meisten Endanwender sein – kann, je nach Art und Aufstellung der Installation, gegebenenfalls auf einen Netzwerk-Switch verzichten.

Rechts von den Netzwerkanschlüssen, sowie rechts unten, finden sich einige USB-A-Buchsen. Bei den blauen Buchsen handelt es sich um USB 3.1-Anschlüsse. Die mit „USB Storage“ bezeichnete weiße USB-Buchse ist USB 2. Zusätzlich ist jetzt auch eine USB-C-Buchse vorhanden. An allen Buchsen können Massenspeicher angeschlossen werden, aber die USB-2-Buchse reicht dafür völlig aus und ist aus klanglicher Sicht sogar zu bevorzugen.

Die Buchse „USB Audio“ dient zum Anschluss an einen USB-DAC. Das Endgerät muss also nicht zwingend ein Netzwerk-Streamer sein. Ein USB-DAC, wie beispielsweise der Questyle CMA fifteen (Test), kann darüber ebenfalls mit Roon angesprochen werden. Der Z1 Plus unterstützt darüber PCM, Native DSD (bis zu DSD512) und Roon-transcodiertes DSD (bis zu DSD256) oder DoP (bis zu DSD512). Silent Angel hat die USB-Ausgänge zur klanglichen Optimierung mit speziellen Hochfrequenzfiltern versehen. – Eines von vielen Details, die Sie in keinem Computer von der Stange finden werden. Außerdem gibt es in der zugehörigen App VitOS Manager weitere Einstellungen zur Klangoptimierung für den USB-Audio-Port.

Und dann gibt es da noch die Coax-Buchse und einen Schalter links unten auf der Rückseite. Dabei handelt es sich um einen Eingang für eine externe Word Clock, wie Silent Angel sie mit der Genesis GX anbietet. Eigentlich verspricht der Hersteller in seiner Beschreibung, dass der Z1 Plus selbst mit einer hochpräzisen TCXO-Clock ausgestattet ist. Die Anschaffung einer externen Clock könnte sich aber für den Fall lohnen, wenn auch andere Digitalkomponenten der Kette über einen Word-Clock-Eingang verfügen, um diese alle gemeinsam über eine besonders hochwertige Clock zu betreiben. Mit diesem Thema werde ich mich zu einem anderen Zeitpunkt noch ausführlicher beschäftigen. Hier belasse ich es zunächst bei der internen Clock des Z1 Plus.

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Die On/Off-Taste und darunter der Word-Clock-Anschluss mit Schalter (Foto: F. Borowski)

Selbst aufschrauben kann ich den Z1 Plus nicht. Dafür müsste ich den umlaufend an der Unterseite aufgeklebten Gummiring entfernen. Aber Silent Angel macht aus dem Innenleben keineswegs ein Geheimnis. Im Gegenteil. Auf der Produktseite werden alle Besonderheiten des internen Aufbaus detailliert beschrieben, weshalb ich auf eine Wiederholung an dieser Stelle verzichte. Es lohnt sich aber zu erwähnen, dass es sich eben nicht einfach um einen in ein schönes Gehäuse verpflanzten Standard-NUC handelt, sondern um eine massiv modifizierte und optimierte Variante eines solchen Mini-Computers mit eigens entwickeltem Betriebssystem.

Der Rhein Z1 Plus in der Praxis

Mehr CPU-Leistung ist eigentlich immer eine gute Sache, oder? Nun, für die Verarbeitung digitaler Audiosignale ist das leider ein zweischneidiges Schwert. Ja, für den Komfort bei der Musikbedienung und das Handling von multiplen Streams ist ordentlich Computer-Power klar von Vorteil.

Tatsächlich stelle ich im Vergleich zu meinem Z1 mit dem Plus eine deutliche Verbesserung in der Musikverwaltung fest. So werden Alben-Cover schneller geladen, Roon Daily Mixes werden flotter generiert und auch die Steuerung, bzw. die Reaktion der Endgeräte ist spürbar zügiger. Auch wer niemals multiple Streams gleichzeitig in unterschiedliche Zonen streamt, spürt den Performance-Gewinn.

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Mit seinem recht kleinen Fußabdruck (etwa wie ein Mac mini) lässt sich der Z1 Plus überall dezent unterbringen (Foto: F. Borowski)

Doch mehr CPU-Leistung bedeutet auch mehr Hochfrequenzmüll und andere Probleme. Silent Angel hat sich beim Z1 Plus mit verschiedenen Maßnahmen darum bemüht, dass sich das Leistungsplus zum Vorgänger nicht in schlechterem Klang niederschlägt. Unter anderem mit der Entscheidung für einen Intel Celeron (Mobil-) Prozessor, der mit 10 W eine deutlich geringere Leistungsaufnahme (TDP, Thermal Design Power) als die in vielen anderen Roon Cores eingesetzten i5 oder i7 Desktop-CPUs hat. Wie beispielsweise im kürzlich getesteten Mytek Brooklyn Bridge II, dessen i5 eine TDP von 35 Watt hat und nicht ohne Lüfter auskommt, sich dafür aber noch minimal schneller anfühlt.

Der Silent Angel Rhein Z1 Plus ist vollkommen passiv gekühlt. Kein lästiger Lüfter stört das Hörvergnügen mit permanentem Rauschen oder Zischen. Auch kein Brummen oder Zwitschern ist aus dem Gerät oder dem beiliegenden Netzteil zu vernehmen. Absolut geräuschlos verrichtet er seinen Dienst. Genau so muss das sein. Das von mir eingesetzte iFi iPower Elite Netzteil ist übrigens ebenfalls mucksmäuschenstill.

Neben der bereits erwähnten TCXO-Clock mit 25 MHz gehört zu den Optimierungsmaßnahmen auch eine Hochfrequenz-Rauschfilterschaltung für den Stromeingang, Rauschunterdrückung für den USB-Audioausgang, verbesserte Abschirmung und optimierte Kühlung.

Die Startzeit des Z1 Plus hat sich gegenüber dem Vorgänger ebenfalls merklich verkürzt. Das Gerät selbst ist über das Netzwerk schon etwa 20 Sekunden nach dem Einschalten erreichbar. Es dauert aber einige Augenblicker, bis Roon den Z1 Plus erkennt und die Musikwiedergabe gestartet werden kann. Für diejenigen, die den Z1 Plus als Server im 24/7-Betrieb laufen lassen, ist das irrelevant. Aber wenn jemand wie ich den Server über Nacht abschaltet, wird er oder sie mit etwa anderthalb Minuten Wartezeit sicher auch leben können.

Wer den Z1 Plus mit internem 4-TB-Speicher bestellt und seine Musik darauf ablegen will, hat über den VitOS Manager noch die Möglichkeit, ein Backup der Musik auf externe Speichermedien zu schreiben.

Zum eigentlichen Betrieb habe ich damit eigentlich alles gesagt. Der Z1 Plus ist einfach ein zuverlässiger Musiklieferant, der im Alltag keiner weiteren Aufmerksamkeit bedarf. – Außer im Rack schön auszusehen.

Der Rhein Z1 Plus im Klangtest

Schon nach den ersten Takten über den Z1 Plus hatte ich den Eindruck, dass meine Kette damit noch ein Stück feiner, funkelnder und kontrastreicher klingt. Kann das sein? Einbildung? Ich bin selbst unsicher. Ein derart eindeutiger Unterschied?

Also schließe ich den „alten“ Z1 wieder an und verbinde ihn ebenfalls mit dem Netzwerk. Eine bruchlose A/B-Umschaltung ist zwar nicht möglich, aber der Wechsel des Cores in Roon ist dennoch recht schnell erledigt. Die gleichen Tracks wie zuvor mit dem Z1 Plus klingen tatsächlich einen Hauch nervöser und irgendwie … verwaschener. In Ermangelung einer exakten Sprache für subjektive Klangeindrücke bleibt leider nichts anderes übrig, als solche Umschreibungen benutzen. Natürlich ist der Unterschied nicht riesig. Aber auch nicht unerheblich.

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Noch mal die Querfräsungen des massiven Aluminium-Gehäuses in der Makro-Ansicht (Foto: F. Borowski)

Wieder zurück auf den Z1 Plus gewechselt bestätigt sich der Eindruck. Plötzlich klingen feine Transienten wieder etwas klarer umrissen, Bässe ertönen eine Spur zupackender, Stimmen natürlicher und insgesamt scheint mehr frische Luft durch die Klangbühne zu wehen.

Für einen weiteren Test mache ich kurzzeitig meinen Mac Studio zum Roon Core. Yep, das geht auch. Aber diesen Versuch breche ich schon nach einigen Stücken wieder ab. Kaum zu glauben, wie viel an Spannung und innerem Zusammenhalt die Musik damit gegenüber dem Z1 und erst recht dem Z1 Plus verliert. Belanglos ist vielleicht die beste Zusammenfassung für die Klangperfomance über Mac als Core. Na klar geht das auch, und die Welt bricht damit sicher nicht zusammen. Doch hier zeigt sich, was den Unterschied zwischen „just HiFi“ und echtem High End ausmacht. Schnell wieder den Z1 Plus aktivieren…  

Die beschriebenen Effekte sind typisch für Optimierungen digitaler Audiosysteme im Hinblick auf Signalreinheit. Ähnliche Auswirkungen sind auch bei Verbesserungen in der Stromversorgung zu vernehmen, oder beim Wechsel auf einen hochwertigen Switch. So marginal die Unterschiede beim kurzen Reinhören und direkten Vergleichen auch erscheinen mögen, wirken sie sich doch substanziell auf das Langzeit-Hörvergnügen aus. Der Rhein Z1 Plus schafft in dieser Hinsicht gegenüber seinem Vorgänger einen deutlichen Schritt nach vorn. – Beeindruckend!

Fazit Silent Angel Rhein Z1 Plus: my Choice!

Der Silent Angel Rhein Z1 Plus hat nicht viel Konkurrenz. Die Ähnlichkeiten mit den Roon Nucleus-Lösungen (auch im Preis) mögen das Nahelegen, aber nach meinen Erfahrungen mit diesen Geräten geht Silent Angel vor allem mit dem Z1 Plus einen entscheidenden Schritt weiter in der Optimierung.

Doch wo viel Licht, da ist auch Schatten: Während der Basispreis von 2.999 Euro mit 16 GB RAM und 250 GB interner SSD angemessen ist und diese Ausstattung für die meisten Nutzer ausreicht, wenn eine externe Platte für die Musik genutzt wird, halte ich die geforderten 5.799 Euro (2.800 Euro Aufpreis) für die Version mit 32GB / 4 TB für überzogen.

Dennoch ist der Z1 Plus ist ein echtes Juwel. Nicht nur dank seiner klanglichen und praktischen Eigenschaften – und nicht ausschließlich für Roon-User. Auch mit seinem luxuriösen, schweren Alu-Case steht Silent Angel momentan ziemlich allein auf weiter Flur. Der Preis, bzw. sein Aufpreis gegenüber dem Z1, geht meiner Meinung nach voll in Ordnung, denn neben dem eindeutig verbesserten Klang und höherer Performance sind auch die Anschlussmöglichkeiten auf der Höhe der Zeit. Ich bin gespannt, ob sich mit einer externen Clock noch weitere Klangsteigerungen erzielen lassen.

SILENT ANGEL Rhein Z1 Plus
2023/06
Test-Ergebnis: 4,7
REFERENZ
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
merkliche Klangsteigerung gegenüber Z1
extra LAN-Ausgang für Streamer
Eingang für externe Clock
exzellente Verarbeitung, lüfterlos
hohe Aufpreise für RAM/SSD

 

Vertrieb:
IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Str.11
41352 Korschenbroich
Telefon: 02161 / 617830
www.silent-angel.audio

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Silent Angel Rhein Z1 Plus: ab 2.999 Euro (256 GB)
Mit 32 GB RAM und interner 4-TB-SSD: 5.799 Euro

Technische Daten

SILENT ANGEL RHEIN Z1 PLUS
Konzept:Musik-Server für Roon und weitere Anwendungen
CPU-Bestückung:Intel Celeron J6413 Quad Core
Speicher:RAM: 16 oder 32 GB
NVMe SSD: 250GB oder 4TB
Netzwerkanschluss:2x GbE LAN, RJ45
USB:2x USB 3.1, 1x USB-C, 1x USB 2.0, 1x USB-Audio
Stromversorgung:Externes Netzteil 12V / 3A (5,5mm x 2,5mm Anschluss)
Besonderheiten:25 MHz Word-Clock-Anschluss
Farben:
Silber, Schwarz
Abmessungen
(B x H x T):
200 x 65 x 200 mm
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Questyle CMA Fifteen DAC und Kopfhörerverstärker – Flaggschiff mit Current-Mode-Technologie
Test Music-Server Silent Angel Rhein Z1 – sichere Bank für Roon-Musik

Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.