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All-In-One einmal anders: Der Mytek Brooklyn Bridge II (3.995 Euro) ist Roon Core, Streamer, DAC, Vor- und Kopfhörerverstärker in einem. Fotos und Montage: F. Borowski)

Test Mytek Brooklyn Bridge II mit integriertem Roon Core : der Erste einer neuen Art

Streaming Bridges und Streaming DACs gibt es von zahlreichen Herstellern und in allen Preisklassen. Und immer mehr davon sind auch für die Benutzung mit Roon vorbereitet (Roon Ready). Was aber noch eine echte Seltenheit ist, sind Streamer und Vorverstärker, die gleichzeitig auch als Multi-Room Musikserver für Roon und damit als so genannter Core dienen können. Mytek hat jetzt eine solche Lösung vorgestellt. LowBeats hatte den Mytek Brooklyn Bridge II Roon Core als erstes Online-Magazin in Europa zum Test.

Was ist so besonders am Mytek Brooklyn Bridge II?

Auf den ersten Blick handelt es sich bei dem jetzt neu vorgestellten Mytek Brooklyn Bridge II nur um ein Update des seit 2019 verkauften Streaming-DAC mit Vorverstärker und Kopfhörerverstärker gleichen Namens. Äußerlich hat sich nicht sehr viel verändert, aber das Innenleben ist praktisch komplett neu und die Funktionalität wuchs deutlich…

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Viel mehr als nur ein DAC mit Kopfhörerverstärker: Der neue Mytek Brooklyn Bridge II (Foto: F. Borowski)

Das wesentliche Highlight habe ich schon verraten. Der Brooklyn Bridge II kann als einer von nur ganz wenigen Streamern am Markt gleichzeitig die Aufgabe eines Roon Core übernehmen und somit als Server für das ganze Haus und alle Roon-kompatiblen Geräte dienen.

Spontan fallen mir nur drei Lösungen von anderen Herstellern mit zumindest annähernd ähnlicher Funktionalität ein: Der Innuos Statement und Antipodes (Test des K50). Beide sind jedoch erheblich teurer als der Mytek und keines dieser Geräte ist auch mit einem analogen Vorverstärker oder gar Kopfhörerverstärker ausgestattet. Und der Grimm MU1, den wir hier getestet haben, ist mit seiner i3-CPU deutlich schwächer motorisiert. Der Brooklyn Bridge II ist aufgrund seiner Kombination verschiedener Komponenten, seiner Größe, Performance und seines Preises derzeit absolut einzigartig.

Die Idee hatte bei Mytek ihren Ursprung in der Entwicklung des Referenz-Streamers Empire. Doch Mytek-Chefentwickler Michal Jurewicz entschied sich noch während des Entwicklungsprozesses, die Kombination aus Streamer und Core zunächst in der (deutlich günstigeren) Brooklyn-Serie auf den Markt zu bringen.

Brooklyn Bridge II vorgestellt

Mytek hat seinen Hauptsitz in New York. Genau wie Roon. Auch wenn die beiden keine unmittelbaren Nachbarn sind, half die räumliche Nähe Mytek womöglich dabei, den Kontakt zu vertiefen und den ersten Streaming-DAC-Vorverstärker mit integriertem und sofort einsatzbereitem Roon Core verwirklichen zu können.

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Das Display zeigt alle wichtigen Wiedergabeinformationen an (Foto: F. Borowski)

Im Gehäuse des Brooklyn Bridge II Roon Core (im Folgenden BB-2 abgekürzt) sitzt ein kompletter Linux PC mit aktueller Intel Core i5 CPU. Das Gerät kann wahlweise mit integrierter 4-TB-SSD geordert werden. Standardmäßig sind 64 GB Massenspeicher an Bord, auch der Anschluss von Festplatten und SSDs per USB ist möglich. Im Prinzip ähnelt der Core im BB-2 weitgehend dem Roon Nucleus Plus (rund 1.800 Euro).

Aber da ist natürlich noch mehr. So ist der BB-2 eben auch ein Streamer, DAC, Vor- und Kopfhörerverstärker höchster Güte, mit einer Schaltung namens „Reference High Current, high transient“, die Mytek selbst entwickelt hat. Zwei 6,35-mm-Klinkenbuchsen erlauben den Anschluss von zwei unsymmetrischen Kopfhörern gleichzeitig, oder es kann mittels Y-Adapter (auch von Mytek erhältlich) ein Kopfhörer symmetrisch verbunden werden.

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Adapter für symmetrischen Kopfhöreranschluss (Foto: Mytek)

Um sowohl dem Zeitgeist als auch seinen neuen Fähigkeiten in puncto Bedienung gerecht zu werden, verfügt der BB-2 über ein berührungsempfindliches Farb-LC-Display im Smartphone-Stil. Die Tasten an der Front des originalen Brooklyn Bridge entfallen damit. Die Steuerung kann außerdem mittels einer beiliegenden Apple Remote IR-Fernbedienung und natürlich per Roon App auf Smart-Devices oder Computern erfolgen.

Zusätzlich gibt es eine Web-basierte App, die im Wesentlichen die Funktionen des Touch-Displays widerspiegelt. Zusätzlich soll darin eine Wake-On-LAN-Funktion implementiert werden, um den Core aus dem Netzwerk-Standby aufwecken zu können. Dieses Web-Interface kann auch von jedem Browser durch Eingabe der IP-Adresse in die URL-Zeile aufgerufen werden. Hier ein paar Screenshots:

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Screenshots aus dem Web-Interface. Damit kann der BB-2 von jedem Web-Browser aus gesteuert werden. Die beste Steuerung erfolgt natürlich über Roon. Später sollen übrigens weitere Server-Protokolle unterstützt werden (Screenshot: F. Borowski)
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Natürlich unterstützt der BB-2 auch Multi-Zone-Setups (Screenshot: F. Borowski)
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Wiedergabeliste (Screenshot: F. Borowski)
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Now Playing (Screenshot: F. Borowski)
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Im DAC- und Vorstufenteil gibt es ebenfalls eine ganze Reihe von Veränderungen und Optimierungen gegenüber dem Vorgänger. So ist beispielsweise der Phono-Eingang (MM und MC) jetzt separat vorhanden und nicht mehr als umschaltbarer Line/Phono-Input ausgeführt. Der DAC-Chip (ein ESS Sabre 9028Pro) und die Vorstufe werden jetzt statt von einem Schaltnetzteil durch einen kräftigen linearen Ringkerntrafo gespeist. Der besitzt getrennte Wicklungen für den Computer (Core) und den DAC. Allein das verbesserte Netzteil soll eine deutliche Klangsteigerung gegenüber dem Vorgänger bewirken.

Der Preis für den Mytek Brooklyn II mit Namenszusatz ROON CORE liegt bei knapp 4.000 Euro (4.795 Euro mit 4 TB interner SSD). 

Brooklyn Bridge II auf dem Prüfstand

Ich hatte das große Glück, eines der ersten in Europa verfügbaren Geräte vor dem Marktstart zum Test zu bekommen. Ein Vorseriengerät, bei dem noch ein paar kleine Details und die Software nicht ganz fertig waren, aber das sich doch schon sehr seriennah gab.

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Mit den Maßen 216 x 225 x 44 mm ist der BB-2 sehr kompakt und voll Desktop-tauglich (Foto: F. Borowski)
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Außer über den Dreh-/Drück-Regler erfolgt die Bedienung mittels Touch-Display im Smartphone-Stil (Foto: F. Borowski)
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Volle Hütte: Neben den digitalen stehen auch analoge Ein- und Ausgänge zur Verfügung, einschließlich Phono MM/MC (Foto: F. Borowski)
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Wie beim Deckel ist auch die Unterseite mit dem gelochten Mytek-Logo zur Belüftung versehen (Foto: F. Borowski)
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Das sehr kompakte und damit auch desktoptaugliche Gerät (21,6 x 22,5 x 4,4 cm) fällt zunächst mit seinem ordentlichen Gewicht von immerhin 3 Kilo auf. Neben dem Ringkern-Trafo trägt auch das sehr stabile Metallgehäuse mit der Mytek-typisch strukturierten Alu-Frontplatte zum Gewicht einiges bei. Das Innere ist proppenvoll, wie Sie auf dem nachfolgenden Bild sehen können. Die Intel i5 CPU des Core der neuesten Generation verleiht dem BB-2 in etwa die Performance des Core i7 im Roon Nucleus Plus (bei besserer Energie-Effizienz) und befähigt ihn, bis zu zehn Zonen gleichzeitig mit unterschiedlicher Musik zu beschicken. Und natürlich kann er mittels Roon ARC die eigene Musik vom Core auch in die weite Welt streamen, zum Beispiel ins Auto.

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Das Innere ist bis in den letzten Winkel ausgefüllt. Auffällig ist der recht dicke Ringkerntrafo. Der Computer für den Roon Core ist im Bild im rechten unteren Viertel zu sehen (Foto: F. Borowski)
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Ein Lüfter war leider unumgänglich. Zum Glück arbeitet der die meiste Zeit mit sehr geringer Drehzahl (Foto: F. Borowski)
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Links neben dem Trafo ist die Ausgangsstufe des Kopfhörerverstärkers zu sehen (Foto: F. Borowski)
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Im Gegensatz zu einem Nur-DAC benötigt der BB-2 etwas mehr Zeit bis zur Betriebsbereitschaft. Sobald er mit dem Stromnetz verbunden ist, wird das Gerät gebootet und ist dann für Netzwerk-Standby ausgelegt. Einen echten Off-Modus oder einen harten Netzschalter besitzt er nicht. Nach dem „Aufwecken“ (Drehregler oder mittlere Taste auf der Remote kurz gedrückt halten) brauchte der BB-2 bei mir ungefähr 30 Sekunden, bis er in der Roon-App ansprechbar war. Eine erträgliche Wartezeit.

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Das Logo in der Frontplatte besteht aus vielen kleinen gelaserten Löchern und wird von einer LED illuminiert. Im Standby pulsiert diese langsam (Foto: F. Borowski)
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Die kunstvoll gefräste Frontplatte ist optisch nicht jedermanns Geschmack, hat aber definitiv eine Eye-Catcher-Wirkung (Foto: F. Borowski)
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Hier noch mal das Mytek-Logo an der Frontplatte (Foto: F. Borowski)
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Maximal 4 W im Ruhezustand zeigte mein Messgerät an, was für eine Komponente mit Netzwerk-Standby besser als der Durchschnitt der mir bekannten Geräte ist. Im Betrieb ohne große Last an der CPU wurden, je nach Betriebsart, zwischen etwa 25 und maximal 40 Watt verbraucht. Der Trafo hat Reserven für bis zu 90 W.

Quasi Plug-and-Play 

Der Mytek Brooklyn Bridge II mit Roon Core ist sehr einfach einzurichten. Großartige Computerkenntnisse sind nicht erforderlich. Eine Roon-Lizenz vorausgesetzt ist die Installation und Einrichtung in wenigen Minuten erledigt.

Die Netzwerkverbindung erfolgt idealerweise per LAN-Kabel. Damit müssen dank DHCP keine weiteren Einstellungen gemacht werden. Soll die Verbindung zum heimischen Router per WLAN erfolgen, geht das natürlich auch. Sogar besser als bei den meisten anderen aktuellen Streamern, denn der BB-2 beherrscht Wi-Fi 6 (WLAN AX), was allerdings einen Router erfordert, der den schnelleren und zuverlässigeren Standard ebenfalls unterstützt. Das WLAN-Passwort kann einfach über das Touch-Display eingegeben werden. Bluetooth-Kopplung für eine Direktverbindung ist ebenfalls kein Hexenwerk. Anschließend muss der BB-2 in der Roon-App unter Einstellungen > Allgemein nur noch als Roon Core ausgewählt und mit den Zugangsdaten aktiviert werden.

Digitale Musikdaten können entweder auf einer extern angeschlossenen Festplatte/SSD genutzt, oder auf die interne SSD des BB-2 kopiert werden. Wer einen Mac oder PC nutzt, kann Musik auch per Netzwerkfreigabe vom Computer in den BB-2 verfrachten, was allerdings nur sehr langsam geht. Zum gelegentlichen Hinzufügen eines neu erworbenes Albums ist das aber völlig ausreichend und sehr bequem. 

Die Bedienung ist vollkommen intuitiv. Wer auch nur ein klein wenig Erfahrung mit Audiogeräten und deren Verkabelung hat und schon mal ein Smartphone bedient hat – das dürften die meisten potenziellen Kunden des Mytek sein – wird sich sofort zurechtfinden. Bei meinem Vorserien-Testgerät lag keine Bedienungsanleitung bei – und ich brauchte auch keine. 

Im Hauptmenü wird die Betriebsart gewählt: Roon-Modus, Nutzung als reiner DAC/Vorverstärker (Preamp) mit Eingangsumschaltung, oder Bluetooth-Wiedergabe. Über das kleine Zahnradsymbol gelangt man in die System- und Klangeinstellungen. Dort kann unter anderem die Bildschirmhelligkeit eingestellt werden, oder verschiedene Filtermöglichkeiten des DAC gewählt werden. Alles selbsterklärend, aber derzeit nur in Englisch.

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Die GIF-Animation zeigt einige der Anzeigeoptionen des Displays (Fotos/Animation: F. Borowski)

Ein paar Wünsche sind mir während der Testphase noch eingefallen, die sich vielleicht mit einer der nächsten Firmware-Versionen realisieren lassen. So ist beispielsweise die im Ruhezustand langsam pulsierende LED hinter dem Mytek-Logo kurzzeitig zwar ganz nett, aber irgendwie ein Relikt aus alten Mac-Tagen und auf Dauer eher lästig. Eine Option zum Abschalten der „Standby“-Anzeige wäre nett. (Im Gerät selbst leuchten übrigens auch einige LEDs, die im Ruhezustand durch den gelochten Deckel schimmern.)

Auch schön wäre es, wenn sich der BB-2 die zuletzt gewählte Lautstärkeeinstellung von Kopfhörer- und Pre-Out getrennt merken würde.

Darauf angesprochen erklärte mir der Mytek-Gründer und Chefentwickler Michal Jurewicz, dass genau diese und andere Punkte dank der flexiblen Software-Plattform entweder bereits in Arbeit sind oder nach Kundenfeedback wenn möglich mit auf die To-Do-Liste kommen. Ein paar Dinge, die schon bald umgesetzt werden, verriet Jurewicz bereits. So wird es eine Funktion zum Rippen von CDs geben, eine Auto-Backup-Funktion und auch die Einstellbarkeit der Standby-Leuchte ist schon in Arbeit. Auch soll es möglich sein, den DAC/Vorverstärkerteil separat abschalten zu können, ohne den Core zu deaktivieren. Beispielsweise, wenn in einem anderen Raum oder unterwegs mittels Roon ARC Musik gespielt wird. Dann brauchen die DAC-Vorstufe und das Display nicht aktiv zu sein.

Wie jedes komplexe, software-basierte System ist auch beim BB-2 nicht jedes denkbare Feature von Anfang an dabei. Wichtig ist vor allem, dass der Kunde nicht als Beta-Tester missbraucht wird. Das System muss stabil und zuverlässig laufen. Und genau das war mit dem BB-2 im Testzeitraum von rund zwei Wochen der Fall.

BB-2 in der Praxis

Eine Kernfrage ist natürlich, wie sich der integrierte Roon Core in der Praxis schlägt. Ganz einfach hervorragend unauffällig! Die Performance ist mit einem Roon Nucleus Plus auf Augenhöhe. Gegenüber meinem CPU-mäßig schwächer ausgestatteten Silent Angel Rhein Z1 (Test) ist er sogar raketenmäßig schnell. Das äußert sich in geringeren Latenzen bei der Musiksteuerung (Play, Skip, Pause etc. sind annähernd verzögerungsfrei), ebenso wie in einigen Interface-Optionen in der Roon App. So geht es beispielsweise mit dem BB-2 deutlich schneller, bis nach dem Aufrufen der Übersichtsseite neue Daily Mixes erscheinen. Auch das Scrollen und Nachladen der Cover ist erheblich flotter.

Während des Tests des BB-2 kam noch ein anderer heißer Kandidat rein: Der neue Silent Angel Rhein Z1 Plus (Vorstellung; Testbericht demnächst). Im Performance-Test bewegen sich BB-2 und Z1 Plus in etwa auf Augenhöhe. Das heißt auch: Trotz seiner kompakten Abmessungen und Integration in einen kompakten Streaming-DAC macht der Core des BB-2 in Sachen Performance keine Kompromisse – Respekt!

Nur ein kleiner Wermutstropfen: Ohne einen kleinen Lüfter kommt das Mytek-Wunderkind nicht aus. Der ist zwar nicht wirklich lästig, aber zumindest in unmittelbarer Nähe (z. B. am Desktop) durchaus vernehmbar. Schon leise Musik übertönt ihn jedoch.

Hörtest

Hin und wieder ein kleines „Wow!“ konnte ich mir bei den verschiedenen Hörsessions mit dem BB-2 nicht verkneifen. Der einzigartige Streamer-DAC-Vor-/Kopfhörverstärker-Server klingt in jeder Hinsicht überzeugend. Egal, ob über den internen Roon Core, oder als DAC an einer lokalen digitalen Quelle. Als Maßstab musste einmal mehr meine Referenz Questyle CMA fifteen (rund 2.500 Euro; Testbericht) herhalten, der „nur“ DAC, Vor- und Kopfhörerverstärker ist. Also weder Streamer noch Roon Core. Aber als DAC-Vorstufe und Kopfhörerverstärker hat der „fifteen“ schon so manchen Konkurrenten in die Schranken verwiesen.

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Der Mytek BB-2 ist nach wie vor auch ein hervorragender Kopfhörerverstärker und macht sich auf dem Desktop richtig gut (Foto: F. Borowski)

Nun sind verschiedene Zuspielwege möglich. Den Questyle betreibe ich normalweise als USB-DAC am Mac mit Musik via Roon. Der Direktanschluss per USB ist auch beim BB-2 möglich. Also war dies die beste Vergleichsmöglichkeit, ohne zu viele andere Variablen im Spiel zu haben. Der Core des BB-2 blieb dabei erst mal außen vor.

Um es auf den Punkt zu bringen: Als DAC und Vorverstärker agiert der BB-2 sehr nahe an der Klang-Performance des Questyle. Auch sein Kopfhörerausgang (gehört wurde u. a. mit dem überragend guten Focal Utopia 2022; Test) klingt fantastisch, wird vom Questyle nur hauchdünn mit etwas konturierteren Bässen und einer Spur mehr Luftigkeit in die Schranken verwiesen. Aber ganz ehrlich: ich spreche da von winzigen Geschmacksnuancen. In Sachen Dynamik, Feinauflösung, und auch Reinheit der Wiedergabe ist der BB-2 ebenso einsame Klasse.

Ich hatte befürchtet, der direkt „neben“ dem DAC integrierte Computer mit seinem unvermeidlichen Hochfrequenzmüll könnte den Klang nachhaltig beeinträchtigen oder im schlimmsten Fall sogar zu direkten Störgeräuschen führen. Aber nichts dergleichen. Zwar erreicht der BB-2 nicht ganz die überzeugende Hintergrundschwärze der Kombination aus Rhein Z1 und CMA fifteen, aber meine Ängste blieben unbegründet. Sowohl über Lautsprecher als auch mit Kopfhörer ist der BB-2 extrem rauscharm und frei von Störungen.

Übrigens: Wird ein Kopfhörer an eine der beiden 6,35-mm-Klinkenbuchsen des BB-2 angeschlossen, schaltet sich der Vorstufenausgang automatisch ab. Wer den Pre-Out gleichzeitig nutzen möchte, kann das in den Einstellungen festlegen.

Fazit Mytek Brooklyn Bridge II – One of a kind

Der neue Mytek mit Roon Core verdient allein schon für seine gelungene Kombination aus Musikserver und Streamer in einem kompakten Gehäuse ein Extra-Sternchen. Dabei macht er weder klanglich noch leistungstechnisch Kompromisse. Und auch der geforderte Preis ist angesichts der Praxisergebnisse voll angemessen, ja sogar als günstig anzusehen. Ähnlich gut klingende und performante Kombinationen aus separatem Roon Core und Streamer kosten mindestens genau so viel, wenn nicht noch mehr.

Wer sich bislang nicht zu einer Roon-Lizenz durchringen konnte, weil damit die Aufstellung eines zusätzlichen Musikservers in Form eines Roon Core einher geht, findet im Brooklyn Bridge II die ideale Lösung. Das zierliche und mit seiner auffällig gefrästen Frontplatte auch optisch äußerst attraktive Gerät passt auf den Desktop und natürlich auch in jedes Media-Rack. Kombiniert mit Aktivlautsprechern oder dem optisch wie technisch perfekt passenden Endverstärker Brooklyn AMP+, gibt es derzeit keine besser integrierte Alternative für ein vollständiges Roon-Setup. Nicht zuletzt überzeugt auch das Bedienkonzept des BB-2 mit seinem Touch-Display, der IR-Fernbedienung und App-Steuerung.

Kritik? Eigentlich nichts. Kleine Kompromisse, wie der integrierte Lüfter und die Tatsache, dass manche Funktionen erst später per Software-Update nachgereicht werden, liegen in der Natur der Sache. Mit den heute verfügbaren Mitteln hat Mytek den von vielen schon länger gehegten Wunsch nach einem Streaming-DAC mit integriertem Roon Core beeindruckend gut erfüllt.

Mytek hat hier auch Pionierarbeit geleistet. Es ist anzunehmen, dass andere Hersteller künftig darum bemüht sein werden, einen spielfertigen Roon Core in ihre Streaming-Konzepte zu integrieren. Für viele Nutzer ist diese Kombination ohne Extra-Server sicherlich sehr attraktiv. 

MYTEK Brooklyn Bridge II
2023/05
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Streamer, DAC, Vor-/Kopfhörerverstärken UND Roon Core in Einem
Ausgezeichneter Klang sowohl als Vorstufe, wie als Kopfhörerverstärker
sehr performanter Roon Core
gelungenes Bedienkonzept
Lüfter

 

Vertrieb:
Mytek Europe Corporation Sp.
Tel.: +48 22 869 29 06

E-Mail: [email protected]
Web: https://eu.mytek.audio

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Mytek Brooklyn Bridge II Roon Core: ab 3.995 Euro

Technische Daten

MYTEK BROOKLYN BRIDGE II ROON CORE
Konzept:Streamer/DAC/Pre/KHV mit Roon Core
Wandler-Bestückung:ESS Sabre 9028Pro
Eingänge digital:WLAN/LAN, USB-Media, Bluetooth, 2x Coax, Toslink, USB-Audio
Eingänge analog:Phono MM/MC, Line
Ausgänge:Line-Out Cinch/XLR, Kopfhörer
App / Fernbedienung:für iOS und Android / ja
Besonderheiten:Integrierter Roon Core
Farben:
Silber, Schwarz
Abmessungen (B x H x T):21,6 x 22,5 x 4,4 cm
Gewicht:3,0 Kilogramm
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.