Einge Leser fragen bemerken immer wieder kritisch, dass bei LowBeats die Tests oftmals sehr positiv ausfallen. Tatsächlich testen wir ausschließlich Komponenten, die wir nach einem Vortest für gut befunden haben. So kommen in der Regel nur gute oder sehr gute Ergebnisse zustande. Eine glatte Eins, also volle fünf Sterne, allerdings sind auch in unseren Bewertungen ausgesprochen selten. Doch die kompakte Q Acoustics 5020 begeisterte uns derart, dass wir quasi zwangsweise zur Höchstnote greifen mussten. Damit aber schloss sich die Frage an, ob die derzeit einzige Standbox der Serie, die Q Acoustics 5040, ähnlich gut klingt. Wir können darauf eine schlichte Antwort geben: ja.
Die Besonderheiten der Q Acoustics 5040
Das erwartbar gute Ergebnis liegt an der großen konstruktionellen Nähe zur 5020. Auch bei der 5040 ist das MDF-Gehäuse umlaufend 20 Millimeter stark, Front und Rücken kommen sogar auf 25 Millimeter. Das ist stattlich. Nun ist aber die QA 5040 eine Standbox und hat entsprechend mit hässlichen Längs-Resonanzen zu kämpfen. Dem begegnen die QA-Entwickler mit internen Resonatoren, Q Acoustics nennt sie HPEs (Helmholtz Pressure Equalizer™). Mit dieser eigentlich gar nicht so neuen (aber so gut wie nie eingesetzten) Technologie liegen die Briten in dieser Preisklasse ganz weit vorn, denn sie funktioniert prächtig.
Nun haben wir bei LowBeats das Schwingungsverhalten des Gehäuses nicht selbst nachgemessen. Aber wir haben ja Ohren zum Hören und Finger zum Fühlen. Und deshalb können festhalten, dass die 5040-Gehäuse ruhiger sind als andere Lautsprecher dieser Klasse. Die hier gezeigten Simulationen von Q Acoustics erscheinen deshalb als durchaus realistisch.
Die HPEs sind sicherlich ein besonderes Detail. Prinzipiell aber ist es egal, wo man hinschaut: Alles an diesem Lautsprecher ist hüsch gemacht und klug durchdacht. Die handwerkliche Perfektion ist hoch, alles fühlt sich gut an und Spaltmaße sind hier ein Fremdwort. OK: Die Oberflächen sind foliert, aber das ist selbst in höheren Preisklassen noch Standard.
Die 5040-Schallwand ist Serien-typisch mit einer Schicht aus Butylkautschuk und einer Acrylblende laminiert, was schick aussieht und zusätzlich die Resonanzen dimmt.
Auch die Treiber-Bestückung der 5040 ist der jener der kleinen Schwester sehr ähnlich: Es kam einfach nur ein zweiter Tiefmitteltöner (Umfang (12,5 Zentimeter) hinzu. Der zweite Zeiftöner erklärt auch den nochmals höheren Wirkungsgrad der QA 5040 – womit wir schon bei der Praxis sind…
Praxis
Das Messlabor ermittelte einen Wirkungsgrad von 91,5 Dezibel. Das ist, wenn ich mich recht entsinne, der höchste Wert, den wir je bei einer HiFi-Standbox dieser Preisklasse gemessen haben. Der zweite Tieftöner bringt tatsächlich einen Wirkungsgrad-Zugewinn von 3 Dezibel. Das ist mal richtig gut – zumal die QA 5040 mit einem (Dauer-) Maximalpegel von 102 Dezibel alles andere als ein Leisetreter ist. Bravo!
Natürlich können die QA-Entwickler die Physik nicht umgehen. Auch für sie gilt die Abwägung: hoher Pegel oder großer Tiefgang. Bei QA hat man sich für eine höhere Pegelfestigkeit entschieden. Dafür ist bei der QA 5040 unterhalb 60 Hertz nicht mehr so viel los. In kleineren Räumen ist so ein Verhalten eher ein Vorteil: Man kann die schlanke Standbox nämlich fast direkt an die Rückwand stellen – ohne, dass die Bässe ungebührlich aufdicken.
Bliebe noch die Frage, ob die Q Acoustics 5040 gewisse Verstärker ausschließt. Antwort: nein. Ihr elektrisches Verhalten ist so ausgelegt, dass auch günstige und schwächere Verstärker absolut problemlos mit der Britin harmonieren.
Auch den fast schon obligatrischen Durchlauf mit unserem Liebenlings-Röhren-Amp, der Fezz Audio Mira Ceti (etwa 2 x 10 Watt) absolvierte die kleine Standbox bravorös. Im Gesamtpaket aber ergab sich das schlüssigere Bild mit dem Vollverstärker Cambridge CX 61 (etwa 900 Euro). Es gibt sicherlich viele passende Angebote dieser Klasse. Aber diese Kombination spielte bei uns schon verdammt gut…
Hörtest
Was auch ein bisschen am Charakter des Cambridge liegt. Der ebenfalls britische Verstärker besticht durch seine höchst angenehme Ausgewogenheit. Die QA 5040 hat dagegen einen eigenen Klangcharakter: Sehr präsent und agil in den Mitten, leicht zurückgenommen in den oberen Höhen und im Bass wunderbar trocken und präzise – weshalb der eher “neutrale” Cambridge hier bestens harmoniert. Während ich in den letzten Jahren immer mal wieder einen breiten Hang Loudness-Sound (Anhebung im Bass und in den Höhen) ausmachen konnte, ist die QA 5040 ein erfrischend auf Lebendigkeit, Klarheit und Präzision getrimmter Gegenentwurf.
Ein Beispiel: Der leider schon 2011 verstorbene Gil Schott-Heron hat 1983 ein grandioses Konzert in der Bremer Schauburg gegeben. Seine Musik, dieser spezielle Sprachgesang, ist sowieso vom Feinsten. Aber auch die Aufnahme ist ungekünstelt “dicht” und nah. Die QA 5040 versetzt den Zuhöhrer direkt vor die Bühne. Ich wage mal zu behaupten, dass es nur ganz wenigen Lautsprechern der 1.500-Euro-Klasse gelingt, diese plastische Präsenz ähnlich kompetent darzustellen und all diese Mikro-Details in ihrer Genauigkeit genau so authentisch zu präsentieren.
Ein anderes Beispiel: Berlin Babylon beschenkt die TV-Gemeinde ja mit etlichen Staffeln klug gemachter Geschichten aus dem Berlin der frühen 30er Jahre. Und mit dem grandiosen, von Max Raabe komponierten “Ein Tag wie Gold”, das von Meret Becker und Meute brillant interpretiert wurde. Es ist wirklich verblüffend, mit welcher Energie und Akkuratesse die schmale Strandbox diese pulsierende Musik wiedergab: Die Stimme von Frau Becker enorm präsent und klar, die vielfältigen Schlagwerk-Komponenten mit kernigem Verve und hoher Präzision. Auch die unterschiedlichen Bläser klangen ungewöhnlich realistisch-dynamisch und so gut wie nie angestrengt.
Ich spielte die QA 5040 verschiedenen Gästen vor, die allesamt verblüfft waren, was heute an Klangqualität möglich ist. Dennoch holte ich zur sicheren Einstufung eine der besten Boxen der 1.500 Euro Klasse aus dem Referenz-Lager: die StrEight 1.8 FS vom Direktvermarkter Fishhead Audio. Die Fishhead schob unten mehr Bass aus dem Keller, wirkte in den Mitten dezenter und bot mehr Glanz in den Höhen. Aber auch sie hatte der enormen Mitten-Lebendigkeit nur wenig entgegenzusetzen. Die Q Acoustics 5040 zelebriert gute Aufnahmen mit einer Klarheit und einer Abbildungsschärfe, die schlicht mitreißend ist.
Normalerweise ziehen wir mehrere Lautsprecher der jeweiligen Preisklassen zum Vergleich heran. In diesem Falle wäre das sinnfrei gewesen: Die QA 5040 ist – das ließ sich schnell abschätzen – einfach besser.
Fazit Q Acoustics 5040
Wie auch die kompakte QA 5020 konnte die Standbox der Serie, die QA 5040, rundum überzeugen. So viel “Livehaftigkeit”, so viel Auflösung und Präzision in den Mitten, ist auch in deutlich höheren Preisklassen alles andere als selbstverständlich. Nach meinem Dafürhalten schiebt die 5040 damit das Qualitäts-Niveau dieser Klasse um einiges nach vorn.
In Bezug auf die Verarbeitung kann man ebenfalls nur Bestes attestieren, wobei hier andere Hersteller wie Canton, B&W oder Monitor Audio sicherlich ähnlich Gutes bieten. Einzigartig aber ist der hohe Wirkungsgrad der Q Acoustics. Mit 91,5 dB schießt sie mal locker den Vogel ab und ist nicht selten um 6 Dezibel lauter (also doppelt so laut) als etliche ihrer Preisklassen-Mitbewerber. Selbst mit kleinen Mittelklasse-Verstärkern (oder -Receivern) lassen sich mit ihr schon unanständig hohe Pegel erzielen…
Beim Test der 5020 kam ich zu dem Schluss, dass diese Kompaktbox derzeit der interessanteste Lautsprecher seiner Größen- und Preisklasse ist. Für die 5040 gilt genau das Gleiche.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Wunderbar griffig-präziser, dynamischer Klang |
| Sehr hoher Wirkungsgrad, hoher Maximalpegel |
| Exzellente Verarbeitung |
| Herausragend gutes Klang/Preis-Verhältnis |
Vertrieb:
IDC Klaassen oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen
www.qacoustics.de
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Q Acoustics 5040: 1.300 Euro
Technische Daten
Q Acoustics 5040 | |
---|---|
Konzept: | 2-Wege Passivbox (Bassreflex) |
Bestückung: | HT: 1 x 25 mm Kalotte, TT: 2 x 12,5 cm |
Wirkungsgrad: | 91,5 Dezibel |
Maximalpegel (Dauer / kurzfristig): | 102 / 114 Dezibel |
Min.-Leistung für Max. Dauer-Pegel: | >70 Watt |
Aufstellungs-Tipp | wandnah |
Farben: | Santos Rosewood, Holme Oak, Satin Black, Satin White |
Abmessungen (H x B x T): | 96,7 x 36,1 x 29,3 cm |
Gewicht : | 18,0 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
Test Standbox Fishhead-Audio StrEight 1.8 FS: genial gut & günstig
Doppeltest Vollverstärker: Cambridge Audio CX61 und CX81
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