Als die damals noch blutjunge Firma Cambridge Audio im Jahre 1968 ihren ersten Vollverstärker P40 auf den Markt brachte, gab sie schon einmal die Richtung vor, wo sie dauerhaft hinwollte: zu seriöser HiFi-Elektronik ohne Schnickschnack und zu angenehm niedrigen Preisen. Diese Idee zieht sich wie ein roter Faden durch die Produkt-Historie. Die aktuellen Erben des P40 heißen Cambridge Audio CX61 und CX81 und sind – wen wundert’s? – erneut mit die attraktivsten Verstärker ihrer Klasse. LowBeats hatte beide im Test. Und weil wir gerade so in Fahrt waren, haben wir das passende CD-Laufwerk CXC gleich mitgetestet…
Mit der Edel-Linie “Edge” (Einführung 2018) hat sich Cambridge Audio viel getraut und das eigentliche Terrain beherzt nach oben erweitert. Aber Edge war mehr als einfach nur deutlich teurer. Edge wurde zum Technologieträger und zur Inspiration für die nachfolgenden Geräte-Generationen: für Modelle der günstigen Cambridge AX-Serie, die im Sommer in die Läden kam, und nun für die Modelle der CX1er-Linie.
Die CX-Serie gibt es bereits seit fünf Jahren und die beiden Vollverstärker CX60 und CX80 galten seit ihrer Einführung 2014 immer als rundum zufrieden-machende Vollverstärker-Angebote in der 1.000 Euro Klasse: klanglich wunderbar ausgewogen, durchaus kräftig und digital auf der Höhe der Zeit.
Aber fünf Jahre sind im Digitalbereich eine lange Zeit; so musste Cambridge seine Oberklasse diesbezüglich nachrüsten – und tat das auch: In den neuen Vollverstärkern sorgt jetzt ein potenter ESS Sabre SE9010K2M Chipsatz für besten Klang und eine Digitalverarbeitung von bis zu 32bit/384kHz und DSD256. Der betagte Wolfson Chip WM8740 aus CX60 und CX80 schaffte gerade einmal die Hälfte.
Ansonsten zeigt der Blick auf die technischen Daten und der Vergleich der Gehäuse nur wenig Veränderung. Die Optik ist weitgehend gleich geblieben, auch wenn einige kosmetische Korrekturen auf der Front die Serie 01 einen schönen Tick eleganter machen. Doch die Anschlüsse blieben gleich, ebenso die Signalführung (kanalgetrennter Aufbau) und selbst die Platzierung der Bauteile ähneln sich bei CX60/80 und CX61 und CX81 doch sehr…
Der argwöhnische Tester unterstellt sofort, CX61 und CX81 seien lediglich ein neuer Aufguss der ersten CX-Serie – nur halt mit neuem Digitalboard. Von Cambridge Audio kommt vehementer Widerspruch. Neben dem Digitalboard wurden alle Bauteile auf den Prüfstand gestellt und gegebenenfalls ausgewechselt, heißt es. Beispielsweise wurde die alten OPs durch neue Typen ersetzt. Und auch das Platinenlayout sei einem neuen mit noch kürzeren Signalwegen gewichen. Glücklicherweise hat LowBeats seit mehr als vier Jahren einen CX80 als Vollverstärker-Dauerbrenner im Referenzregal und konnte so feststellen, dass zwischen den Generationen durchaus Klangunterschiede bestehen. Doch dazu später mehr.
Der Aufbau von Cambridge Audio CX61 und CX81
Auch die neuen Cambridge Vollverstärker CX61 und CX81 können ihre P40-Wurzeln nicht verleugnen. Sie sind Transistor-Vollverstärker reinsten Wassers – arbeiten also im klassischen A/B-Betrieb. Diese Schaltung erzielt in analogen Verstärkerzügen noch immer die höchste Leistung. Beide Verstärker sind weitgehend kanalgetrennt aufgebaut; der CX81 ist sogar komplett symmetrisch konzipiert, um die Vorzüge einer symmetrischen Ansteuerung (dafür hat er die XLR-Eingangsbuchsen auf der Rückseite) optimal nutzen zu können. Die wesentlichen Details der beiden Verstärker-Brüder hier auf einen Blick:
Modell | CA CX61 | CA CX81 |
Digital-Eingänge | 1 x S/PDIF, 2 x opt., 1 x USB, Bluetooth | 1 x S/PDIF, 2 x opt., 1 x USB, Bluetooth |
Besonderheiten | 1 x 3.5 mm MP3 input (vorn) | symmetrischer Aufbau, 1 x XLR-Eingang |
Leistung an 8/4 Ohm | 60/80 Watt | 80/120 Watt |
Abmessungen (H x B x T), Gewicht (Kilo) | 115, x 43,0 x 34,1 cm 8,3 Kilo | 11,5 x 43,0 x 34,1 cm 8,7 Kilo |
Preis | 900 Euro | 1.200 Euro |
Die Unterschiede zwischen CX61 und CX81 sind also nicht sehr groß. Die Front ist aus einem hübsch gemachten Kunststoff, die Metallgehäuse sind sauber gemacht und beide wiegen knapp über 8 Kilo. Auch unter der Haube wirkt der Aufbau der beiden erst einmal zwillingshaft gleich. Die Gehäuse sind für heutige Verhältnisse ungewöhnlich voll, der Trafo sitzt in der Mitte, der Aufbau ist kanalgetrennt und jeweils zwei Transistoren pro Kanal sorgen für die letztendliche Leistung.
Selbst auf der Rückseite der neuen CX-Verstärker herrscht in Bezug auf die Anschlüsse fast Gleichheit – wären da nicht die XLR-Eingänge rechts unten am CX81:
Doch auf den zweiten Blick erkennt man den größeren Trafo des CX81 und dessen höhere Netzteil-Potenz – sichtbar an den größeren Kondensatoren: Kommt der CX61 auf knapp 19.000 Mikrofarad, sind es beim CX81 immerhin 27.000 Mikrofarad. Mehr macht an dieser Stelle meist auch mehr.
Das stärkere Netzteil beschert dem CX81 – wie auch schon seinem Vorgänger – einen gut 40 Watt (an 4 Ohm) starken Vorteil und mehr Stabilität vor dem kleineren CX61. Das kann im Alltag seine Vorteile haben…
CX61 und CX81 in der Praxis
Beide sind klassische Vollverstärker und dementsprechend einfach zu bedienen. Die System-Fernbedienung ist selbsterklärend, Bluetooth pairt sich in Sekundenschnelle. Beide werden auch bei hohen Lautstärken nicht sehr heiß, passen also zur Not auch ins enge Regal – was aber natürlich nicht optimal wäre.
Der kleinere CX61 ist kräftig genug, die meisten Kompaktboxen und kleinere Standboxen zu treiben. Doch wir haben ihn auch an wahre Lautsprecher-Herausforderungen wir Cantons A55, A45 oder die Monitor Audio Silver 500 gehängt. An ihnen wurde schnell deutlich, dass bei größeren Lautsprechern der CX81 die bessere Wahl sein kann. Er brachte im Vergleich jeweils mehr Punch, mehr Kontrolle über die Bässe und letztendlich auch mehr Pegel.
Der größere CX81 hatte mit “normalen” Lautsprechern kaum Mühe und schlägt sich selbst an anspruchsvollen Boxen wie den oben genannten erstaunlich gut. Sein Netzteil ist kräftig genug. Das klingt jetzt sehr allgemein, wir haben es aber auch konkreter: Der CX81 gefiel uns besonders gut an den Canton A35, an den Fyne Audio F502 und an der Monitor Audio Silver 6G 500.
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