Über Jahrzehnte hat Cabasse neben herkömmlichen Gehäuseformen Lautsprecher in Kugelform perfektioniert. Mit den aktiven Streaming-Lautsprechern Cabasse Rialto bringt der französische Hersteller jetzt eine gelungene Verschmelzung verschiedener Bauarten an den Start. Warum die Rialto, die LowBeats exklusiv als erstes Magazin in Deutschland zum Test hatte, trotz eckigen Gehäuses viele Qualitäten von Kugellautsprechern hat, erfahren Sie hier. Natürlich sind wir auch der Frage nachgegangen, wie sich die Rialto als All-In-One Musiksystem gegen die Konkurrenz schlägt.
Frage: Wieso sollte man einen Lautsprecher kugelförmig bauen? Kurze Antwort: Die Kugelform ist in sich extrem stabil und resonanzarm, stehende Wellen im Inneren sind kein Thema und Kantenreflexionen außen ebenso wenig. Zusammen mit einem guten Koax-Treiber stellt eine Kugel die bestmögliche Annäherung an das Ideal der Punktschallquelle dar.
Frage: Und warum bauen nicht viel mehr Hersteller kugelförmige Lautsprecher? Wieder eine kurze Antwort: Weil es technisch äußerst anspruchsvoll ist und gewisse Kompromisse bzw. Speziallösungen erfordert. Vor allem im Bass, weil die Kugelform im Vergleich zu quaderförmigen Gehäusen ein kleineres Volumen bietet.
Cabasse, das wissen die meisten von Ihnen, hat sich von solchen Schwierigkeiten nicht abhalten lassen und neben Lautsprechern herkömmlicher Gehäuse-Bauart das wohl umfangreichste Sortiment an kugelförmigen HiFi- und High-End-Lautsprechern am Markt. Und zwar bis hin zur exorbitant kompromisslosen und teuren La Sphère, die unzweifelhaft zu den besten Lautsprechern des Planeten gehört. Der erste kugelförmige Cabasse-Lautsprecher mit Koaxial-Treiber war 1993 die Atlantis für schlappe 200.000 D-Mark. Und mit Koax-Treibern haben die Franzosen schon seit 1952 Erfahrung.
Nun bringt Cabasse mit der Rialto eine Art Quadratur des Kreises in den Handel. Sie ist nicht nur ein komplettes, aktives Musiksystem mit allen modernen Streaming-Features, sondern auch eine Art Hybrid, welcher Technologien der Cabasse Kugellautsprecher mit denen herkömmlicher Gehäuseformen verbindet. So sollen auch diejenigen Kunden bedient werden, denen sphärische Lautsprecher irgendwie zu avantgardistisch sind und die auch ohne Subwoofer eine ordentliche Bassperformance aus möglichst kompakten Lautsprechern erleben wollen.
Cabasse Rialto: der etwas andere Ansatz
Stefan Harms vom deutschen Cabasse-Vertrieb ATR (audiotra.de) erklärte mir, dass die Rialto technisch in weiten Teilen auf dem Kugellautsprecher The Pearl Akoya basiert. Der nach außen gewölbte Koax-Treiber mit nach hinten abstrahlendem Basschassis sowie die Elektronik sind weitgehend identisch. Und doch ist hier vieles anders.
Die seitlich geschwungenen, nach vorne zulaufenden Gehäuseseiten lassen die Rialto frontal gesehen noch ein wenig kleiner erscheinen, als sie ohnehin sind. Zum Vergleich: Sie sind etwas größer als die KEF LSX II (Testbericht), aber kleiner als die KEF LS50 Wireless II (Testbericht), die wohl als Hauptkonkurrent angesehen werden können. Hier wie dort kommen koaxial aufgebaute Treiber für Mitten und Höhen zum Einsatz, wobei beide Hersteller vom langjährigen Know-How bei der Entwicklung eigener Schallwandler profitieren. Und beides sind All-In-One Streaming-Lautsprecher als Stereopaar. Nicht zuletzt liegen die KEF LS50 Wireless II und die Cabasse Rialto auch preislich nicht allzu weit auseinander. – Rund 2.800 zu knapp 3.000 Euro. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten.
In vielen Details geht Cabasse ganz eigene Wege bei der Realisierung seiner Vorstellung eines solchen Systems. Hier die Wichtigsten:
- Die LS50 WII besitzt nur einen Koax-Tiefmittel/Hochton-Treiber an der Front und ist zur Erzeugung substanzieller Bassleistung auf einen optionalen Subwoofer angewiesen. Die Rialto besitzen einen integrierten 17 cm HELD (High Excursion Low Distortion) Langhub-Tieftöner mit ca. 14 cm durchmessender Carbonfasermembran an der Rückseite. Dafür wird auf einen Subwoofer-Ausgang verzichtet.
- Während die KEF lediglich ein paar einfache Bedientasten am Master hat, bietet die Rialto ein grafikfähiges Farb-Touchdisplay und einen soliden, großen Drehring für die Lautstärke.
- Dafür wird die KEF mit einer IR-Fernbedienung geliefert. Die Rialto kann nur am Master oder per App gesteuert werden.
- Die KEF ist eine Bassreflex-Konstruktion, die Cabasse ist geschlossen.
- Die Rialto verfügen über eine integrierte Funktion zur Raumeinmessung. Die KEF nicht (nur „Soundprofile“)
- Die Rialto werden mit magnetischen Gitter-Abdeckungen geliefert. Für die KEF gibt es keine Frontabdeckung bzw. keinen Chassis-Schutz.
Der nach vorne fast halbkugelförmige hervorstehende Koax-Treiber liegt auf einer gemeinsamen Achse mit dem phasenangepassten Tieftöner hinten, um über den gesamten Frequenzbereich wie eine Quasi-Punktschallquelle zu arbeiten. Die nach vorne schmaler werdende Front der Boxen minimiert die bei kantigen Gehäusen nur schwer zu vermeidenden Einflüsse der Schallwand, die bei reinen Kugellautsprechern nicht vorhanden sind. Man könnte also sagen, dass Cabasse hier einen Kugellautsprecher in ein eckiges Gehäuse verpflanzt hat. Damit wird mehr Platz für die Elektronik und vor allem Resonanzvolumen gewonnen.
Die Verbindungsoptionen der Rialto
Sehr eigen ist die Art der Verkabelung bzw. die Kommunikation zwischen den beiden Rialto-Lautsprechern. Das System kann per WLAN oder LAN-Kabel mit dem Netzwerk verbunden werden. In beiden Fällen melden sich auch tatsächlich beide Lautsprecher am Netzwerk an, nicht nur der Master. Der Hauptlautsprecher teilt mit seinem Partner lediglich Informationen zur Synchronisation aus, auf welche Position der jeweilige Speaker eingestellt ist (links/rechts) und welche DSP-Einstellungen gewählt sind. Die Musikdaten holt sich der sekundäre Speaker offenbar direkt aus dem Netzwerk. In der Praxis funktionierte die WLAN-Verbindung übrigens sehr zuverlässig und ohne lästige Aussetzer – was aber auch von der Qualität der Funkverbindung im jeweiligen Netzwerk abhängt.
Die Rialto verfügen über eine automatische Erkennung der Anschlüsse. Das führt zu teils interessanten Anschluss-Varianten. Beispiel: Beide Lautsprecher sind per WLAN eingeloggt. Wird nun am Master ein LAN-Kabel vom Router/Switch angeschlossen, dauert es ein paar Sekunden, dann verkündet eine Stimme aus dem Speaker, dass die Netzwerkverbindung hergestellt wurde. Im Router sieht man nun, dass der Hauptlautsprecher per LAN angemeldet ist, der sekundäre Speaker aber weiterhin seine Daten über das WLAN von Router bezieht.
Wird nun auch der zweite Lautsprecher per LAN verbunden, erkennt das System das ebenfalls, deaktiviert die WLAN-Verbindung und bezieht die Daten nun auch für diesen Kanal per LAN-Kabel. Falls WLAN aus irgendeinem Grund nicht genutzt werden soll, empfiehlt sich ggf. eine Lösung mit Powerline-Adapter (Netzwerk über die Stromleitung). Damit kann auch der zusätzlich erforderliche Verkabelungsaufwand überschaubar gehalten werden, da sowieso für jeden Speaker ein Stromanschluss erforderlich ist.
Ebenfalls ungewöhnlich ist die Option, die Lautsprecher untereinander mit einem Toslink-Kabel verbinden zu können. Auch das erkennt das System automatisch. Dieser Weg ist vor allem dann sinnvoll, wenn TV-Ton über Toslink wiedergegeben werden soll, wobei in der App noch Einstellungsmöglichkeiten für die Latenz zu finden sind.
Auch per HDMI eARC kann Ton vom TV wiedergegeben werden. Aber so oft ich es auch mit unterschiedlichsten Testgeräten probiert habe, ich werde mit HDMI einfach nicht warm. Vor allem deswegen nicht, weil es keineswegs so gut und einfach funktioniert, wie das Marketing für HDMI eARC verspricht. So musste ich beispielsweise bei meinem nagelneuen High End TV Samsung QN900B zusätzlich die HDMI-CEC-Funktion (Consumer Electronics Control) aktivieren, damit überhaupt ein Ton aus den Speakern kam. Und das, obwohl eARC eigentlich die Notwendigkeit zur Aktivierung von HDMI-CEC aufheben soll.
Die Steuerung der Rialto-Lautstärke über die TV-Fernbedienung gelang mir überhaupt nicht, was aber wahrscheinlich den Eigenarten meines Samsung TV geschuldet ist. Der kennt nämlich an „Heimkino“-Systemen nur eine Handvoll kompatibler Marken wie Harman, Yamaha, Denon etc. Aber kein Cabasse und auch keine KEF. Dabei dachte ich eigentlich, die Lautstärkesteuerung sollte per HDMI eARC (respektive mit aktivierter HDMI-CEC-Funktion) universell funktionieren… Lange Rede kurzer Sinn: Meine Empfehlung zum Anschluss der Rialto an einen TV heißt Toslink.
Das Setup
Die Einrichtung ist kein Hexenwerk, auch wenn zumindest die WLAN-Verbindung mit dem Heimnetzwerk nach heutigen Standards einfacher ginge. Die Rialto müssen erst einmal in den WLAN-Einstellungen am Computer oder iDevice als WLAN-Hotspot ausgewählt und dann das WLAN-Passwort manuell eingegeben werden. Es reicht aber, das für den Hauptlautsprecher zu tun. Die Verbindung per LAN erfolgt mittels DHCP automatisch und ohne Passworteingabe.
Thema Stromverbrauch. Cabasse nennt für die Rialto in den technischen Daten einen Verbrauch von 2,9 Watt im „Eco-Standby“. Ich konnte aber keine Unterscheidung zwischen normalem und Eco-Standby in den Systemeinstellungen finden. Es gibt nur einen normalen Netzwerk-Standby und in dem verbraucht der Hauptlautsprecher rund 4 Watt, der sekundäre Lautsprecher rund 3 Watt. Gemeinschaftlicher 7 Watt Netzwerk-Standby-Verbrauch entspricht den meisten heute gängigen Streamingverstärkern und liegt im EU-konformen Bereich. Einen Low-Power-Standby mit unter 1 Watt ohne Netzwerkbereitschaft gibt es offenbar nicht. Über die Hauptschalter an der Rückseite können die Speaker natürlich jederzeit komplett vom Strom getrennt werden, was nach dem Wiedereinschalten aber etwas längere Wartezeit bis zur Spielbereitschaft bedeutet.
Aus praktischer Sicht macht Cabasse mit der Funktionsbereitschaft der Rialto alles richtig. Um den On/Off-Zustand braucht man sich in aller Regel überhaupt nicht zu kümmern. Nach einigen Minuten ohne Signal schalten sich die Lautsprecher selbst in den Netzwerk-Standby. Damit sind sie jederzeit über die App und auch mit dem Display am Hauptlautsprecher ansprechbar. Es dauert dann zwar ein paar Sekunden, begleitet von klickenden Relais, aber dann spielen die Speaker wieder los – bei Streaming ab Anfang des zuletzt gespielten Titels. Solange sich das System nicht in Standby schaltet, kann die Wiedergabe auch an exakt der letzten Abspielposition fortgesetzt werden.
Kritik gibt es für die Tatsache, dass Cabasse der Rialto keine normale Fernbedienung spendiert hat. Steuerung ist nur am Hauptlautsprecher oder über die App möglich. So muss für jede kleine Lautstärkeänderung, Mute, Pause oder Titelsprung immer die App aufgerufen oder zum Lautsprecher spaziert werden.
Besondere Erwähnung verdient natürlich noch die automatische Einmessfunktion der Rialto. Diese funktioniert mit in den Lautsprechern eingebauten Mikrofonen. Das heißt, die Messung erfasst nur die Situation am Aufstellungsort der beiden Lautsprecher und nicht die am Hörplatz. Mit der von Cabasse patentierten Methode kann vor allem bei sehr unsymmetrischer Aufstellung der Boxen eine linearere Abbildung erzielt werden. In meinem Test war sie aber auch bei lehrbuchmäßiger Aufstellung im Stereo-Dreieck (und mit einigem Abstand zur Rückwand) durchaus wirkungsvoll und sorgte im Bass für eine bessere Ausgewogenheit.
Bei ordentlicher Aufstellung auf Standfüßen im Stereo-Dreieck und nach automatischer Einmessung waren die im System verfügbaren DSP-Funktionen zur Klangregelung hier weitgehend überflüssig. Ich beließ es später aber bei einer Anhebung des Mittel-Hochton-Bereichs. Den „Dynamic Fidelity Enhancer“ (eine Loudness-Korrektur) fand ich eher kontraproduktiv, sodass er deaktiviert blieb. Aber das ist auch ein wenig Geschmacksache.
Für die Aufstellung empfiehlt sich der Einsatz von speziellen Entkopplungsfüßen. Insbesondere, wenn die Rialto direkt auf ein Lowboard oder Regal gestellt werden, reichen die kleinen angeklebten Gummifüße bei der Power der Speaker vielleicht nicht aus. Hierfür infrage kämen beispielsweise die IsoAcoustics Iso-Puck Mini (ca. 105 Euro für 8 Stück), oder IsoAcoustics Orea Pucks, die allerdings deutlich kostspieliger sind.
Viel Leistung und zahlreiche Quellen
Die Rialto sind wie ihre kugeligen Verwandten, echte Kraftpakete. Pro Lautsprecher steht die atemberaubende RMS-Gesamtleistung von 1.050 W zur Verfügung. Diese verteilt sich auf je 300 W für den Hoch- und Mitteltöner plus 450 W für den Tieftöner. Die Impulsleistung beziffert Cabasse sogar mit 600/600/900 W. Wie gesagt: pro Lautsprecher. Das erscheint schon ein wenig wie Overkill, zumal ab einem gewissen Pegel die Verzerrungen zu stark werden oder im Extremfall die Schutzschaltung der Pegelorgie ein Ende bereitet. In der Praxis dienen die Leistungsreserven aber auf jeden Fall der Dynamik.
Damit wären wir bei den Wiedergabemöglichkeiten. Als modernes Streaming-Device beherrscht das Rialto-System die Wiedergabe von wichtigen Musikdiensten wie Qobuz, Tidal, Deezer, Napster, sowie Spotify Connect. Auch Webradio ist eine unerschöpfliche Quelle. Apple Music wird, wie bei fast allen Wettbewerbern (außer Sonos und HiFi Rose), auch von Cabasse leider nicht unterstützt – blame it on Apple! Unter den großen Namen fehlt allerdings derzeit auch noch Amazon Music.
Für die lokale Wiedergabe besitzen die Rialto neben dem schon erwähnten HDMI und Toslink eine USB-Buchse zum Anschluss einer Festplatte oder SSD, sowie einen analogen Cinch-Eingang. Darüber hinaus ist Bluetooth an Bord, um Musik von Smartphones oder Tablets drahtlos wiedergeben zu können. AirPlay-Unterstützung fehlte zum Testzeitpunkt noch, soll aber noch in diesem Jahr per Update nachgereicht werden. Darüber sind die Speaker dann auch via Roon ansprechbar (Roon Tested). Vollwertiges Roon Ready ist für nächstes Jahr geplant.
Nachtrag 19.12.22: Bereits wenige Tage nach Veröffentlichung des Artikels ist das versprochene Update nun verfügbar. Die Rialto sind damit ab sofort auch AirPlay-2-fähig und darüber auch via Roon ansprechbar.
Als Mitglied der Cabasse Classic-Connected-Serie sind die Rialto Multiroom-fähig. Der in beiden Speakern integrierte Wandler ist in der Lage, HiRes mit bis zu 768 kHz / 32 Bit zu verarbeiten. Real ist bei 192 kHz bit-perfekt die Obergrenze erreicht, wofür LAN-Verbindung erforderlich ist. Über WLAN liegt das Limit bei 96 kHz.
Die Rialto in der Praxis
Hinweis: Meine praktischen Erfahrungen mit den Rialto basieren auf einem frühen Serienexemplar und noch nicht komplett angepasster Software. Die Bedienungsanleitung hatte zum Testzeitpunkt noch einige Schwachstellen, aber der deutsche Vertrieb ATR arbeitet daran. Die zugehörige App namens Cabasse Streamcontrol (iOS und Android), die es schon etwas länger auch für die anderen Cabasse-Modelle gibt, hat an manchen Stellen Übersetzungsfehler – mit teils kuriosen Ergebnissen. Auch hier ist ATR am Ball.
Die App ist insgesamt gut verständlich und gehört zu den intuitiveren und übersichtlicheren Vertretern ihrer Art. Die Verbindung zu den Lautsprechern ist mit unter einer Sekunde sehr flott. Die App bietet über den Button „Einstellungen“ auch Zugriff auf die oben genannten DSP-Features und die Einmessfunktion.
Auf den Werbebildern des Herstellers, wie dem zuvor gezeigten, sieht man die Rialto teilweise fast bündig an die Rückwand gestellt. Das ist aufgrund des sehr weit ausschwingenden Tieftöners auf der Rückseite so natürlich nicht ratsam. Ein kleines bisschen Abstand muss schon sein. Die automatische Einmessung hilft in dem Fall dabei, dass die Bass-Performance entsprechend angepasst wird. Dennoch ist eine eher freie Aufstellung auf Standfüßen die empfehlenswerteste Alternative für eine möglichst authentische Stereobühne.
An der Rückseite beider Speaker befinden sich Status-LEDs, die mit unterschiedlichen Farben verschiedene Betriebszustände signalisieren. Leider sind diese LEDs sehr hell. Bei meiner Aufstellung der Boxen auf Standfüßen links und rechts vom Fernseher spiegelten sich diese störend auf dem Bildschirm, weshalb ich sie abgeklebt habe. Auch an einer hellen Rückwand könnten die LEDs für nicht bestelltes „Ambilight“ sorgen. Vielleicht lässt sich da per Firmware noch eine Lösung mit individuellen Einstellungen realisieren.
Einmal gut aufgestellt, eingerichtet und eingemessen ist die Nutzung der Rialto erfreulich unkompliziert und alles funktioniert zuverlässig. Am Hauptlautsprecher erweist sich der große Drehregler für die Lautstärke als äußerst angenehm. Viel besser als irgendwelche Sensortasten oder wackelige Knöpfe. Auch das Touch-Display ist sehr gut zu bedienen. Die Annäherung mit der Hand aktiviert das Display (es kann auch auf „Dauer-an“ eingestellt werden). Falls es nicht sofort reagiert, reicht spätestens eine leichte Berührung des Display oder der Chromringe, um die Anzeige zu aktivieren und darüber die wichtigsten Funktionen zu steuern und die Eingänge umzuschalten.
Eine Sache fiel mir noch auf. Bei Titelwechseln sind aus den Boxen stets leichte Knackgeräusche wahrnehmbar. Nicht schlimm, aber sollte nicht so sein. Das ist ebenfalls ein Fall für Firmware-Feintuning. Während der Wiedergabe war aber alles gut.
Klangtest – ein neuer Platzhirsch?
Der Hauptgegner für die Rialto sind zweifellos die bereits mehrfach erwähnten KEF LS50 Wireless II. Die habe ich für einen direkten Vergleich zwar nicht hier, aber ich kenne den Charakter der KEFs aus unzähligen Hörsessions so gut, dass ich sie auch ohne ihre Anwesenheit als Maßstab ansetzen kann.
Zunächst einmal brauchten die Rialto nach dem Auspacken aber etliche Stunden Spielzeit, um sich den Schlaf von den Membranen zu schütteln. Zuerst klangen sie recht kantig und unwillig. Nach mehreren Tagen des Einspielens, mal mit Hintergrundpegel, mal mit ordentlich Zunder, änderte sich der Charakter von Morgenmuffel hin zu tatendurstig. Zeit, genauer hinzuhören.
Zwei Dinge waren sofort auffällig: Erstens überzeugen die Rialto mit einer Bassfülle, die für echtes Staunen sorgt. Aber nicht auf die Weise, die an mit Steroiden aufgepumpte Bodybuilder erinnert. Das Geschehen ist durchweg sehr ausgewogen und im Bass mit ordentlich Kontur und Finesse versehen – sofern der “Dynamic Fidelity Enhancer” aus oder nur auf kleiner Stufe eingestellt ist. Die LS50 WII (ohne Sub) lassen sie in dieser Disziplin schon mal hinter sich.
Die zweite Auffälligkeit: Irgendwie fehlte mir anfangs mit den Rialto eine saubere Bühnenabbildung mit präzise ortbaren Instrumenten bzw. Stimmen zwischen den Boxen und einer exakten Mitte. Mit der LAN-Verbindung war die Abbildungspräzision kurioserweise deutlich besser. Wie ich später erfuhr, liegt das offenbar an der speziellen Art der Synchronisation, die über einen Server bei Cabasse mittels eines Netzwerk-Ping stattfindet. Erst nach einigen Minuten rastete das auf einmal auch mit WLAN ein. Fortan passte alles.
Zwar können die Rialto den KEF in Sachen absoluter Transparenz und Offenheit nicht ganz das Wasser reichen (und auch eine minimale Restverfärbung blieb weiterhin wahrnehmbar), aber das machten die Franzosen mit Dynamik, mehr Wärme und vor allem Körperhaftigkeit dank ihrer fantastischen Bassleistung wieder wett. Das muss man einfach mal gehört haben, wie die Rialto auch anspruchsvolle Tiefton-Passagen á la Yello und satte Basstrommeln aus dem Ärmel schütteln. Aus diesen kleinen Gehäusen? Fantastisch! Unter dem Strich liegen die Rialto damit mindestens auf Augenhöhe mit der Konkurrenz, nur halt mit einem etwas anderes Grundcharakter und größerem internen Basspotenzial.
Fazit Cabasse Rialto: charmante Kraftzwerge
Mit dem letzten Absatz aus dem Klangtest wird eigentlich schon klar, wo sich die Cabasse Rialto im Konkurrenz-Umfeld einordnen lassen. So kleine und doch erwachsen klingende Streaming-Lautsprecher sind rar gesät.
Nicht nur im Vergleich zum Wettbewerb, auch für sich allein betrachtet sind die Rialto ein äußerst reizvolles Gespann. Verpackt in ein schickes kleines Gehäuse – nicht kugelförmig – beherrschen die Rialto alle wichtigen Streaming-Spielarten und stechen dabei auch mit ihren Verbindungsoptionen aus der Masse hervor. Besonders gut gefällt das Touch-Display mit Drehregler für Lautstärke am Hauptlautsprecher. Auch die App ist intuitiv nutzbar. Nur eine normale Fernbedienung für schnelle Steuerung vom Hörplatz vermisse ich.
Auf jeden Fall ist Cabasse mit den Rialto ein großer Wurf gelungen, mit dem der Markt an Streaming-Lautsprechern um eine tolle Alternative bereichert wird. Wer in dieser Preisklasse nach kleinen Alleskönnern sucht, die auch ohne extra Subwoofer äußerst erwachsene Bassleistung bieten, kommt an den Rialto kaum vorbei.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| mächtige Bassleistung für die Größe |
| sehr dynamisch und spielfreudig |
| gute Bedienung per Touch-Display oder App; Einmessfunktion |
| keine IR-Fernbedienung mitgeliefert |
Vertrieb:
AUDIO-TRADE Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Schenkendorfstraße 29
D-45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208-882 66 0
Telefax: 0208-882 66 66
Email: [email protected]
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Cabasse Rialto: 2.990.Euro
Die technischen Daten
Cabasse Rialto | |
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Technisches Konzept: | 3-Wege Koax-Aktivbox |
Treiber: | 13cm BCI-Koaxiallautsprecher 17cm HELD-Tieftöner |
Endstufenleistung (PWM): | 300/300/450 Watt (RMS) |
Eingänge: | Ethernet, WiFi, Bluetooth, Toslink, Analog RCA/Cinch, USB, HDMI (eARC) |
Ausgänge: | 1 x Toslink (zum 2. Lautsprecher) |
Steuerung: | Touch-Display, Lautstärke-Drehring, App |
Besonderheiten: | automatische Einmessung |
Maße (H x B x T): | 26 x 20,6 x 23,9cm |
Gewicht: | 15,2 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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