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KEF LS50 Wireless II Ambiente
Auch die 2. Generation der LS50 Wireless ist so etwas wie die Messlatte der Streaming-Speaker unter 5.000 Euro. Zusammen mit dem Ultrakompakt-Subwoofer KC62 bildet sie ein kongeniales Team (Foto: KEF)

Test KEF LS50 Wireless II: die klassenbesten Streaming-Speaker + Subwoofer KC62

Über wenige HiFi-Lautsprecher wurde in den letzten zehn, zwölf Jahren so viel berichtet, wie über die KEF LS50 und die daraus abgeleitete Familie der KEF Wireless-Lautsprecher. Mit der aktuellen zweiten Generation der LS50 Wireless hat KEF einen hohen Reifegrad und ein beeindruckendes Klangniveau erreicht. Auch darüber wurde schon viel gesagt und geschrieben. LowBeats hat sich nun aber die KEF LS50 Wireless II in Kombination mit dem brandneuen Mini-Subwoofer KC62 angehört. Das Ergebnis begeistert. Aber zwei Kleinigkeiten sollten noch verbessert werden…

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Ernst gemeinte Frage: Welcher HiFi-Fan und LowBeats Leser kennt die KEF LS50 Lautsprecherserie noch nicht? … Keiner hebt die Hand? Wundert mich nicht. Lassen Sie mich dennoch kurz rekapitulieren. Der Siegeszug der kleinen Boxen mit kräftig gerundeter Front und KEFs koaxialem „Uni-Q“-Treiber begann im Jahr 2012. KEF präsentierte die Speaker als Jubiläumsmodell zum 50-jährigen Firmenbestehen, konnte zu dem Zeitpunkt aber noch nicht ahnen, damit einen der populärsten Passivlautsprecher und Megaseller der hifidelen Neuzeit geschaffen zu haben. Das Konzept: Kompakte Maße, äußerst resonanzarmes Gehäuse und ein einzelner Koax-Treiber pro Box als Quasi-Punktschallquelle. Und das alles zu einem vernünftigen Preis um 1.000 Euro pro Paar. Mit ihrem äußerst präzisen, räumlichen und höchst audiophilen Klang avancierten die LS50 schnell zum Liebling des HiFi-Feuilleton. Es sprach sich herum und die LS50 wurden zum Hit.

Logisch, dass KEF dieses Erfolgsrezept irgendwann weiter verfeinern musste, was sie in Form der aktiven LS50 Wireless-Version allerdings erst im Jahr 2017 verwirklichten. Ein Jahr später kam noch die KEF LSX dazu, die zwar nicht den gleichen Namen trägt, aber als geschrumpfte Version der LS50 angesehen werden kann.

Eine technisch weiterentwickelte passive Version der LS50 ist erst im September 2020 mit der „Meta“ erschienen. Zusammen mit der LS50 Wireless II führte KEF damit unter anderem ein ingeniöses Bauteil ein, das auch in der hier beschriebenen Aktivversion steckt. Später mehr dazu.

KEF LS50 Wireless II Ambiente
Die kompakten und wohnraumfreundlichen KEF LS50 Wireless II, hier auf den optionalen Standfüßen KEF S2 (449 Euro/Paar) und mit dem Mini-Subwoofer KC62 (Foto: KEF)

Auch mit der ersten LS50 Wireless feierte KEF große Publikumserfolge. Diese Lautsprecher könnte man als den Archetypus für bezahlbare All-In-One Streaming-Lautsprecher bezeichnen, die auch höheren Klangansprüchen gerecht werden. Ganz anders, als die bis dato meist verbreiteten One-Box-Lösungen mit Streaming-Funktion.

Doch die LS50 Wireless der ersten Generation hatten auch so ihre Tücken. Aussetzer durch Verbindungsprobleme, eine etwas träge und teils umständliche Bedienung, die rudimentäre App, begrenzte Unterstützung für Streamingdienste und andere Kleinigkeiten gehörten zu den Unstimmigkeiten, mit denen sich die Nutzer arrangieren mussten.

Umso spannender ist da natürlich die Frage, ob KEF diese Stolpersteine in den LS50 Wireless II beseitigen konnte. Darüber hinaus befassen wir uns im Folgenden mit der Frage, wie gut der kürzlich vorgestellte Mini-Subwoofer KEF KC62 zu den LS50 Wireless II passt.

KEF LS50 Wireless II im Hörraum
Auf zum Test! (Foto: F. Borowski)

LS50 Wireless II: gut gereift und in frischen (Matt-) Farben

Das Grundkonzept der LS50 WII bleibt unverändert. Zwei vollaktive Lautsprecher mit digitaler Signalverarbeitung bilden ein Stereo-System bestehend aus „Master“ und „Slave“. Als Quellen werden Online-Streamingdienste unterstützt, ebenso wie Streaming im lokalen Netzwerk und lokal angeschlossene Komponenten wie TV, CD-Player etc. Jeder der beiden Lautsprecher verfügt über zwei Verstärker (getrennt für Tief-/Mittel- und Hochton) mit einer Gesamtleistung von 380 Watt pro Box.

KEF LS50 Wireless II im Hörraum
Und hier noch mal in Gänze auf (markenfremden) Standfüßen und mit noch nicht endgültiger Verkabelung und neben den Standlautsprechern Børresen 02 (Foto: F. Borowski)

Die zahlreichen Unterschiede zum Vorgänger hat KEF auf seiner Produktseite sehr detailliert aufgelistet, weshalb ich hier nur auf einige der wesentlichsten Punkte eingehen möchte. So gibt es nun endlich eine einheitliche App – KEF Connect – für Verbindung und Bedienung. Das Angebot an Online-Streamingdiensten wurde massiv erweitert. Gab es für die Vorgänger nur Tidal, Spotify und QQ Music, stehen für die Neuen innerhalb der App inzwischen zehn Dienste zur Auswahl. Darunter auch Podcasts und – erstaunlicherweise – auch Apple Music. Dazu sind die Wireless II seit kurzem Roon Ready. Weitere Streamingmöglichkeiten bestehen über UPnP, Chromecast und Apple AirPlay 2, sowie mittels Bluetooth-Direktverbindung. Auch Multiroom-Support ist jetzt gegeben.

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KEF LS50 Wireless II BR-Port
Blick auf die Rückseite des Masterlautsprechers (Foto: F. Borowski)
KEF LS50 Wireless II von hinten
Die Rückseite des Slave enthält entsprechend weniger Anschlüsse (Foto: F. Borowski)
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Weitere wichtige Neuerungen sind die Unterstützung für PCM-Samplingraten bis 384kHz/24bit, sowie DSD256. Nativ nutzbar sind aber maximal 192kHz PCM. Dazu ist eine Kabelverbindung zwischen Master und Slave erforderlich. Wird die Musik drahtlos zum Slave übertragen (ebenfalls neu), liegt die Grenze bei 96kHz. Auch das „Ende-zu-Ende-Protokoll“ MQA beherrschen die Speaker.

Als Treiber kommen jetzt Uni-Q der 12. Generation zum Einsatz. Die zeichnen sich hauptsächlich durch den Einsatz einer Technik namens MAT (Metamaterial Absorption Technology) aus. Dabei kommt eine relativ flache, runde Scheibe hinter dem Treiber zum Einsatz, auf deren nach innen gerichteter Seite eine Art Labyrinth eingefräst ist. Die darauf zu sehenden mathematisch errechneten Gänge des Labyrinths haben alle unterschiedliche Längen und Abzweigungen, deren Zweck es ist, unterschiedliche Frequenzbereiche bestmöglich zu absorbieren und damit die rückseitig abgestrahlten Schallanteile des Hochtöners zu eliminieren. Ein von KEF dazu gedrehter Film versucht, das Konzept zu erklären.

Äußerlich hat sich auf den ersten Blick nicht viel getan – außer den neu angebotenen Farbvarianten mit matter Lackierung. Am ehesten findet die Evolution auf der Rückseite sichtbaren Ausdruck. So entfällt beispielsweise der USB-Anschluss. Der ist insofern redundant, weil netzwerkfähige Lautsprecher wie die KEF LS50 WII auch per LAN oder WLAN von jedem Computer mit Musik beschickt werden können.

Stattdessen spendiert KEF einen HDMI eARC Port für den Anschluss an den Fernseher. Hierüber wird nicht nur der Ton übertragen, sondern auch Ein- und Ausschaltbefehle vom TV. Die Lautstärke kann damit auch über die Fernbedienung des Fernsehers geregelt werden. Vorausgesetzt, der TV beherrscht HDMI CEC (Consumer Electronics Control), das Kabel ist dafür geeignet und der HDMI-Eingang ist gewählt. Bei Nutzung der anderen Eingänge muss die Pegelregelung und On/Off über die IR-Remote oder die App der KEF erfolgen.

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KEF LS50 Wireless II Uni-Q
Uni Q der 12. Generation. Äußerlich ist kein Unterschied zu erkennen (Foto: F. Borowski)
KEF Meta-Material

MAT: Die genau berechnete Labyrinth-Struktur soll rückseitig abgestrahlte Schallanteile absorbieren (Foto: KEF)
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Subwoofer KEF KC62: So klein und schon bei den Sturmtruppen?

Subwoofer, sind ja nun beileibe keine neue Erfindung. Die ersten aktiven Basswürfel dieser Art stammten übrigens vom dänischen – damals noch US-amerikanischen – Hersteller M&K (Miller & Kreisel), Anfang der 70er Jahre. Heute hat fast jeder Lautsprecherhersteller eigene Subwoofer-Lösungen im Programm. Einige haben sich sogar ganz auf diese Produktart spezialisiert, wie Velodyne oder SVS. Meistens handelt es sich dabei um mehr oder weniger würfelförmige Kisten von überwiegend ziemlich sperriger Natur. Der Grund ist einfach: Kleine Membranen eigenen sich ohne spezielle Maßnahmen nur in begrenztem Umfang für potente (Tief-) Bassleistung.

KEF KC62 mit LS50 Wireless
Der Subwoofer KC62 ist kaum größer als einer der Hauptlautsprecher (Foto: KEF)

Wer insbesondere kleine Räume mit limitiertem Stellplatz um einen oder mehrere Subwoofer ergänzen möchte, hat leider deutlich weniger Auswahl. Denn extra kleine Subs mit dennoch ordentlicher Bassleistung sind rar. Als Ausnahme sei hier der knuffige MicroVee von Velodyne genannt. Doch so gut der kleine Velodyne auch ist, sein Tiefgang ist deutlich limitiert.

Mit dem KC62 hat KEF nun einen aktiven Basslautsprecher entwickelt, der ähnlich klein wie der MicroVee ist, dabei aber eine unglaubliche untere Grenzfrequenz von 11 Hz erreichen soll. Dem MicroVee geht schon ab etwa 45 Hz langsam die Puste aus.

KEF KC62 Bedienfeld
Das Anschlussfeld des KC62 (Foto: F. Borowski)

Um das zu erreichen, hat KEF ein komplett neues und sehr innovatives Doppeltreibersystem entwickelt: Uni-Core. Dabei handelt es sich auf den ersten Blick um zwei Rücken-an-Rücken montierte Tieftöner nach dem Force-Cancelling-Prinzip, welches beispielsweise auch in der KEF Blade zum Einsatz kommt. Die Treiber stützen sich gegenseitig ab, was unter anderem die Übertragung von Bewegungsenergie auf das Gehäuse vermindert. Auf den zweiten Blick wird aber klar: hier ist etwas anders.

KEF KC62 Aufriss
Der Uni Core im Querschnitt. Ein Antrieb, zwei Schwingspulen, zwei Membranen (Grafik: KEF)

Der zum Patent angemeldete Uni-Core „Doppel-Whopper“ nutzt nämlich nur ein einzelnes, von beiden Membranen gemeinsam genutztes Magnetsystem mit zwei Magnetspalten und konzentrisch angeordneten, sich überlappenden Schwingspulen. Dadurch können die Treiber näher aneinander rücken, aber dennoch einen großen Membranhub produzieren. Damit das funktioniert, musste KEF tief in die Trickkiste greifen.

Eine der größten Herausforderungen bei der Konstruktion war, das Verhalten beider Treiber aneinander anzupassen. Durch die unterschiedlich großen Schwingspulen und ihre sich überlappenden Arbeitsbereiche ergeben sich nämlich mechanische und elektrische Unterschiede. Aber beide Membranen müssen sich exakt gleich verhalten. KEF hat seine Maßnahmen hierzu ausführlich in diesem Whitepaper (PDF, englisch) sehr genau beschrieben.

Der Uni-Core arbeitet im KC62 in einem geschlossenen Gehäuse. Strömungsgeräusche durch Reflexöffnungen sind damit schon mal ausgeschlossen. Damit bei den erforderlichen großen Membranauslenkungen auch sonst keine Störgeräusche aufkommen, hat KEF zusätzlich eine neue Sicke namens P-Flex entwickelt. Deren ungewöhnliche Struktur ist an die Origami-Papierfalttechnik angelehnt. Sinn und Zweck der Übung ist, dass das Sickenmaterial bei Verformung weniger Eigengeräusche produziert und vor allem dem enormen Luftdruck, der im Inneren des Gehäuses entsteht, besser widerstehen kann. Auch diese aufwändige Entwicklung hat KEF in dem Whitepaper ausführlich erläutert.

Weitere Maßnahmen um die Quadratur des Kreises zu erreichen: „Smart Distortion Control“. Das ist ein hybrides System, welches DSP-Vorkorrektur mit indirekter Erfassung der Konusbewegung und Rückmeldung kombiniert und einen ganz erheblichen Anteil an der Performance des KC62 haben soll. Das alles sitzt in einem kompakten, extrem stabilen Gehäuse aus Alu-Druckguss und bringt stattliche 14 kg auf die Waage. Wer den etwa Fußballgroßen Woofer anhebt, staunt nicht schlecht. Und wie sich zeigt, hat KEF mit dem KW62 einen echten Zauberwürfel geschaffen.

KEF LS50 Wireless II im Hörraum
In Vorbereitung zu den Hörtests: KEF LS50 Wireless II mit KEF KC62 (Foto: F. Borowski)

Die KEF LS50 WII + KEF KC62 in der Praxis – viel Sonne, nur vereinzelt Wolken

Den LS50 Wireless II merkt man die Erfahrungen, die KEF mit den Vorgängern gesammelt hat, deutlich an. So gestaltet sich das Setup mit der neuen, vereinheitlichten KEF Connect App sehr einfach. Lautsprecher aufstellen (wenn möglich frei auf guten Standfüßen), Netzkabel dran und in der App den Anweisungen folgen. Master und Slave verbinden sich in der Werkseinstellung automatisch drahtlos. Der Kabelmodus kann in den Einstellungen der App aktiviert werden, was aus meiner Sicht empfehlenswert ist. Denn im Test verlor der Slave bei Funkverbindung hin und wieder die Verbindung und verstummte für einige Sekunden. Nicht oft, aber jeder Ausfall ist einer zu viel. Zudem dauert es nach dem Einschalten des Systems immer erst ein paar Sekunden, bis auch der Slave anspringt.

Bei der Verbindung mit dem heimischen WLAN hakte es anfangs. Die App verlor ständig den Kontakt zu den Speakern. Nachdem ich die WLAN-Kopplung vom 5- auf das 2,4-GHz-Band umgestellt hatte, trat dieses Problem nicht wieder auf. Wer mag und ein weiteres Kabel nicht scheut, kann die Netzwerkverbindung auch per LAN-Kabel vom Router zum Master herstellen. Das ist immer noch die zuverlässigste Methode.

Die Connect App bietet einen übersichtlichen Home Screen, der Schnellzugriff auf die Eingänge, Musikdienste und Radiostationen/Podcasts bietet. Wichtige Basisfunktionen können zudem über die mitgelieferte aber etwas simple IR-Fernbedienung sowie Sensortasten an der Oberseite des Master-Speakers gesteuert werden.

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KEF App
Homescreen der neuen, vereinheitlichten KEF Connect App (Screenshot: F. Borowski)
KEF LS50 WII FB
Die Fernbedienung. Ein paar zusätzliche Tasten zur direkten Quellenwahl wären schön gewesen (Foto: F. Borowski)
KEF LS50 Wireless II Bedienfeld
An der Oberseite des Masters sind Sensortasten und Anzeigen – die vom Hörplatz aus nicht sichtbar sind (Foto: F. Borowski)
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Manchmal vermisse ich ein Display, welches mich über die eingestellte Lautstärke informiert. Auch ist die Quellenumschaltung über die IR-Fernbedienung ohne einen Blick von oben auf den Master-Lautsprecher, wo ein paar Sensor-Bedienelemente und Anzeigen zu finden sind, oft ein Ratespiel, da die Eingänge nur einzeln durchgeschaltet und nicht direkt gewählt werden können. Schade ist auch, dass sich Webradio über die Play/Pause-Taste der Fernbedienung nicht starten/stoppen lässt. Workaround wenn das Telefon klingelt: Mute drücken.

Integrierte Online-Dienste wie Qobuz oder Spotify können innerhalb der Connect App bedient werden. Das bietet zwar nicht den kompletten Komfort der Original-Apps, funktioniert aber in der Praxis sehr gut. Über Roon können die Speaker wie üblich als Ausgabegerät gewählt werden und die Musikbedienung dann hierüber erfolgen. Die Connect App wird dann nur noch gelegentlich benötigt, falls mal eine Einstellung geändert werden soll. Zum Beispiel, wenn ein Subwoofer angeschlossen werden soll.

Hier noch ein paar Screenshots aus der App:

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Subwoofer-Anschluss und Setup per Connect App

Auch hierfür stehen zwei Arten der Verbindung zur Wahl: Per Cinch-Kabel vom LFE-Out am Master zum LFE-In am Subwoofer oder per Funk. Letzteres allerdings nur optional über den 200 Euro teuren Adapter KW1.

Die Software verfügt seit Version 1.6 (die mit perfektem Timing kurz nach Eintreffen der Testgeräte veröffentlicht wurde) über Presets für verschiedene KEF-Subwoofer – darunter natürlich auch für den KC62. Damit gestaltet sich das Setup kinderleicht, denn die Übergangsfrequenzen sind hier bereits vorgegeben. So wird der KC62 erst bei tiefen 45 Hz angekoppelt (Tiefpass). Die Hauptlautsprecher werden hingegen schon bei 70 Hz langsam ausgeblendet (Hochpass). Die Lücke zwischen 45 und 75 Hz ist natürlich wohl bedacht. Bedingt durch die Flankensteilheit der Filter ergeben sich Überlappungen der Frequenzen, was zu einem ausgewogenen Gesamtverlauf führt. Natürlich können die Einstellungen des Presets je nach Wohnraumakustik, Aufstellung und Geschmack auch verändert werden. Im Preset steht dann nicht mehr „KEF KC62“, sondern „Custom“. Der Preset ist aber ein guter Startpunkt und dürfte in den meisten Fällen sehr gut passen.

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Pegelregler am Sub auf 3 Uhr stellen (Screenshot: F. Borowski)
Ein oder zwei Subwoofer können angeschlossen werden. Für den KC62 einfach das passende Profil auswählen (Screenshot: F. Borowski)
KEF Connect LowBeats Einstellung
Pegelregler am Sub auf 3 Uhr stellen (Screenshot: F. Borowski)
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Dass der Woofer so tief angekoppelt wird (immerhin eine Frequenz, bei der der Velodyne MicroVee schon langsam die Segel streicht), ist eine gute Entscheidung. Denn dadurch ist die Ortbarkeit des Tieftonwürfels im Raum ausgeschlossen, was wiederum die Möglichkeiten bei der Wahl des Aufstellungsortes vergrößert. Für eine Ortsanpassung muss lediglich noch der Schalter „EQ“ an der Rückseite passend eingestellt werden. Also „Wall“ für wandnah, „Corner“ für eine Eckenaufstellung und so weiter. Für den korrekten Pegel wird in dieser Kombination der Volume-Regler am Sub auf genau drei Uhr gestellt.

In einem zweiten Versuch habe ich den KC62 an meinem Desktop-Setup mit den Wilson Audio TuneTot und am Lyngdorf TDAI-1120 LFE-Ausgang angeschlossen – mit Einmessung durch Lyngdorf „RoomPerfect“. Die Aufstellung erfolgte praktisch unsichtbar hinter dem Monitor/Schreibtisch auf der Fensterbank. Hier zahlt sich die geringe Größe des KC62 aus, denn größere Woofer finden in meiner Desktop-Umgebung einfach nirgendwo Platz.

KEF KC62 im Hörraum
Der KC62 hinter dem Bildschirmarbeitsplatz. Dank seiner kompakten Maße findet er sogar auf einer recht schmalen Fensterbank Platz (Foto: F. Borowski)

Das alles funktioniert grundsätzlich hervorragend und klingt auch fantastisch (siehe weiter unten), aber es gibt an dem KC62 leider zwei Kritikpunkte. Erstens: Die automatische Signalerkennung ist für mein Empfinden insbesondere bei Nutzung zusammen mit den KEF LS50 Wireless II etwas zu unempfindlich. Bei sehr geringen Pegeln tat sich der Subwoofer schwer, anzuspringen; erst mit einem etwas lauteren (oder sehr tiefen) Ton nahm er seine Arbeit auf. In meiner Hörsituation ist das etwas unglücklich, weil ich zum Teil sehr leise höre und weil die Hauptlautsprecher auch ohne eingeschalteten Sub mit dem KC62-Preset bei 70 Hz Hochpass-gefiltert sind. Nach 20 Minuten ohne Signal – oder zu geringem Pegel – schaltet sich der KC62 in Standby. Da muss der User einmal kurz lauter drehen, um das Tiefbass-Fundmanet wieder zu aktivieren. Bei normalen Pegeln aber verhält sich der KC62 tadellos.

Zweitens. Dem KEF KC62 geht es wie vielen seiner Subwoofer-Mitbewerber: Er brummt etwas. Leise, aber in Musikpausen vernehmbar. Zunächst dachte ich, da läuft ein Lüfter im Gehäuse, aber den gibt es natürlich nicht. Um die LFE-Leitung als Ursache komplett auszuschließen, orderte ich das „KW1 Wireless Subwoofer Adapter Kit“ nach. Dieses besteht aus einem Sender, der am LFE-Ausgang des LS50 Masterlautsprechers (oder anderen Geräten mit LFE-Out) angeschlossen wird, sowie einem Empfangskästchen mit speziellem vierpoligen Steckanschluss für kompatible Subwoofer von KEF, zu denen auch der KC62 gehört. Ergebnis: Es brummt ganz ohne LFE-Kabel sogar noch ein bisschen mehr. Aber letztendlich ist dieser Punkt akademisch: denn läuft Musik, ist das Brummen unhörbar.

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KEF LS50 Wireless II Zubehör
Das gar nicht so kabellose „Wireless Kit“. A: Sender, B: Empfänger, 1: Sicherungsschrauben, 2: USB-Powerleitung, 3: Y-Adapter, 4: Cinch-Kabel (hier eines aus meinem Bestand; KEF legt eine Stereo-Cinch-Strippe bei) (Foto: F. Borowski)
KEF KC62 mit KW1
Der KC62 mit montiertem KW1 Wireless Adapter. (Foto: F. Borowski)
KEF LS50 Wireless II mit Hub
Kabel am „Kabellos“-Sender, verbunden mit dem Master-Speaker. (Sorry, der Puck gehört da nicht hin.) (Foto: F. Borowski)
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Praxisempfehlungen für die KEF LS50 Wireless II mit KC62

1. Für optimal fokussierten Klang die Lautsprecher möglichst frei und im exakten Stereodreieck auf stabilen Standfüßen aufstellen. Passende von KEF kosten 449 Euro und sind bei Bedarf mit Quarzsand, Bleischrot o. ä. befüllbar.
2. Lautsprecher zum Hörplatz einwinkeln, so dass die nach innen zeigenden Gehäuseseiten gerade noch sichtbar sind.
3. Für WLAN ist das 2,4-GHz-Netz meist zuverlässiger.
4. Den Slave per Kabel mit dem Master verbinden.
5. Ein gut geschirmtes Cinch-Kabel für die LFE-Verbindung nutzen.
6. Subwoofer möglichst im Bereich der Hauptlautsprecher aufstellen.
7. Alle Komponenten der Kette an eine gemeinsame Netzleiste anschließen. Gerade bei Aktivlautsprechern werden oft wegen der Aufstellung unterschiedliche Wandsteckdosen genutzt, was im ungünstigen Fall zu Brummschleifen führen kann.
8. Bluetooth oder AirPlay sind für klanglich anspruchsvolles Hören nur die zweitbeste Wahl….

Soundcheck: So großartig klangen die KEF LS50 noch nie

Über die musikalischen Fähigkeiten der LS50 Wireless brauche ich gar nicht viele Worte zu verlieren. Nur so viel: Die fantastische Räumlichkeit und Abbildungspräzision, für die sie so berühmt sind, bleibt natürlich auch in der neuesten Version voll erhalten. Dank der höheren Systemleistung und den Optimierungen im Hochtonbereich mittels Metamaterial wirken die Wireless II aber noch dynamischer, anspringender und oben herum deutlich feiner. Aber vielleicht auch eine Spur zurückhaltend. Mit plus 0,75 Dezibel „Treble Trim“ (in der App einstellbar) gefiel mir die Abbildung in meinem Hörraum am besten.

Kombiniert mit dem KC62 wachsen die KEF LS50 Wireless II noch mal deutlich über sich hinaus. Eine ordentliche Aufstellung der Speaker und Einpegelung des Subwoofers vorausgesetzt, kann man kaum glauben, es mit einem so kompakten Set zu tun zu haben. Der KC62 begeistert in meinem rund 20 m² kleinen Hörraum mit unglaublichem Tiefgang und einer Sauberkeit, die ich einem so langhubig agierenden Sub mit derart kleinen Chassis nie zugetraut hätte. Bei Musik gefällt der KC62 ebenso, wie bei (nicht allzu extremen) Heimkino-Einsatz mit krachenden Explosionen, grummelnden Lawinen und orkanartigen Sturmgeräuschen.

KEF KC62 mit KW1
Die Kühlrippen von oben betrachtet (Foto: F. Borowski)

Die Anbindung an die LS50 WII über den Preset in der Connect App funktioniert in meinem Raum nahezu perfekt. Da es jedoch weder für die Boxen noch den Sub eine Einmessfunktion auf die Raumakustik gibt, vermisse ich im Vergleich zu den Ergebnissen über Raumkorrektursysteme wie den fantastischen Trinnov Amethyst lediglich eine höhere Ausgewogenheit. Das ist einfach der Raumakustik geschuldet. Es wäre wohl der nächste logische Schritt für KEF, eine adäquate Raumkorrekturlösung für seine DSP-Lautsprecher zu entwickeln.

Aber, und das ist das Wichtigste: Es ist immer wieder eine Freude, wie greifbar und detailliert die LS50 WII das Geschehen zwischen den Lautsprechern auffächert. In dieser Klasse gibt es diesbezüglich nur wenig Konkurrenz. Auch die kürzlich getesteten Q Active 200 können da nicht mithalten. Zusammen mit dem KC62 kommt noch die nötige Souveränität der Darbietung hinzu, um in kleinen bis mittleren Räumen ein äußerst lebensechtes Konzert-Feeling, oder akustisch immersive Filme/Serien wie nie zuvor zu erleben. Die KEF LS50 Wireless II mit KC62 dürften für viele HiFi-Aufsteiger ein augenöffnendes Erlebnis sein.

Fazit – die Premier League der All-In-One Speaker

2.500 Euro sind kein Pappenstiel. Rechnet man noch die Standfüßen und den Subwoofer KC62 hinzu, kommen wir sogar auf rund 4.500 Euro. Und doch erachte ich das Paket als günstig. Bedenkt man nämlich, dass diese Summe eine komplette High-End Einsteigeranlage mit großem Funktionsumfang und einer vielseitigen Streaming-Lösung bei vergleichsweise geringem Platzbedarf umfasst, relativiert sich die Summe.

All-In-One-Lösungen wie diese sind der ideale Weg für all diejenigen, die einfach nur guten Ton ohne viele Experimente mit großen Geräteparks realisieren wollen. Die KEF LS50 Wireless II mit KC62 stellen zweifellos eine Spitzenlösung in diesem Segment dar. Der Subwoofer KC62 verdient für seine irre gute Bassleistung aus derart kleinem Gehäuse ein Extra-Lob.

Sofern Sie sich mit den im Text genannten Besonderheiten in Bezug auf Verkabelung arrangieren können, überzeugen die KEF LS50 Wireless II mit einen hohen Reifegrad und hohem Komfort. Hingegen könnte KEF beim KC62 noch etwas nachjustieren. Doch seine leichte Brumm-Neigung im Leerlauf und die in manchen Situationen etwas zu unempfindliche Einschaltautomatik haben auf den eigentlichen Klang zum Glück keine Auswirkungen. Und so bleibt die Quintessenz: Die KEF LS50 Wireless II klingen wie erwartet hervorragend. Aber wenn auch noch der Sub aktiviert ist, wird’s großartig.

Nachtrag 31.05.21: Die zugehörige Connect App ist inzwischen in Version 1.7 für iOS und Android in deutscher Sprache verfügbar. Neben Verbesserungen in der HDMI-eARC Kompatibilität ist laut KEF jetzt erstmals Geräte- und Betriebssystem übergreifend die Weitergabe von individuellen Soundprofilen über die Cloud innerhalb des KEF Connect Anwenderkontos möglich. Dadurch soll es besonders einfach sein, bereits erstellte Soundprofile von einem Gerät auf ein weiteres Gerät zu übertragen.

Satter, sauberer, tiefreichender Bass
Erstaunliche Pegelreserven für die Größe
Sehr kompakt
Brumm-Neigung, späte Signalerkennung
KEF LS50 Wireless II
2021/04
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Präziser, räumlicher und begeisternd erwachsener Klang
Diverse Farbvarianten verfügbar
besonders komfortable Anbindung von Subwoofern (ab Firmware V1.6)
Webradio kann über die IR-Remote nicht gestoppt/gestartet werden

Vertrieb:
GP Acoustics GmbH
Kruppstraße 98
45145 Essen
https://de.kef.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
KEF LS50 Wireless II: 2.499 Euro/Paar
Standfüße KEF S2: 449 Euro/Paar
Subwoofer KEF KC62: 1.499 Euro
Wireless Adapter KEF KW1: 199 Euro

Mit- und Gegenspieler:

Test Streaming-Amp Lyngdorf TDAI 1120
Test Q Acoustics Q Active 200: Streaming Lautsprecher mal anders
Test Trinnov Amethyst: Digitale Traumvorstufe mit Profi-Einmessung

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.