Eigentlich steht T+A für “Theorie und Anwendung”, ein Credo, dem sich Firmenchef Siegfried Amft und sein Entwicklungsleiter Lothar Wiemann so sehr verschrieben hatten, dass fast immer nur die beste Anwendung im Vordergrund stand und dafür das optisch Gefällige und Leichte nicht selten zu kurz kam. Hatte man bei der Elektronik aber schon bald sehr passende Bauhausformen gefunden (und gilt seitdem als designierter Braun-Design-Nachfolger), folgte bei den T+A Lautsprechern die Form meist unerbittlich der Funktion – was dann nicht immer Designpreis-verdächtig war. Aber die Ostwestfalen können auch anders: Mit der kompakten T+A Pulsar R 20 sowie der großen Standboxen-Schwester (siehe auch Test Pulsar ST 20) weicht T+A von der harten Linie ab. Und siehe und höre: auch ein so schöner T+A Lautsprecher kann richtig gut klingen.

Fangen wir also bei den Äußerlichkeiten der kleinen T+A Pulsar R 20 an. Um den Seitenwänden die attraktive, ovale Form zu geben, wird bei ihnen einfach der Radius herausgefräst: Vorn und hinten an den dünnsten Stellen bleiben 19 Millimeter, in der Mitte üppige 30 Millimeter stehen.
Das ist genauso aufwändig wie akustisch sinnvoll: Weil die Wände keine durchgehende Stärke haben, sind auch deren Resonanzen schön verteilt und wenig ausgeprägt.

Das Lack-Finish der T+A Pulsar R 20 ist von bester Qualität: Lässt man die Finger darauf spazieren gehen, bleiben sie nirgends hängen.
An der gesamten Box finden sich (auf den ersten Blick) nur vier Schrauben – nämlich jene, die auf der Rückseite das präzise eingelassene Anschlussterminal arretieren.
Natürlich gibt es auch weitere, die den Hoch- und den Tiefmitteltöner auf der Schallwand halten. Aber die sind unter hübsch gemachten Aluminiumblenden versteckt.

Der kleine Gehäusekorpus ist mit einem querlaufenden T-Träger verstrebt und wenn man draufklopft, hört man – nicht viel. Jedenfalls nichts, das verdächtig wäre, dem guten Klang zu schaden.
Auch ein Zeichen hoher Qualität: Die Treiber werden durch Gewindeschrauben in der Schallwand verankert. Die in dieser Klasse sonst oft verwendeten Holzschrauben können einen so festen Halt über viele Jahre nicht garantieren.
Im Grunde müssen Schrauben über die Zeit sowieso nachgezogen werden. Verlässlich geht das aber nur bei Gewindeschrauben.

Die T+A Pulsar R 20 ist eine klassische Zweiwegebox mit Bassreflex-Unterstützung. Der Reflex-Ausgang ist relativ klein und mündet auf der Rückseite.
Wie auch bei der Standbox ST 20 kommen bei der R 20 nur Treiber mit Membranen aus Aluminium zum Einsatz: eine 25 Millimeter große Hochtonkalotte und ein 15 Zentimeter großer Tiefmitteltöner.
Beide, sowohl die Kalotte als auch die Invers-Membran sind mit einer sternförmigen Prägung versehen. Das sieht edel aus und verstärkt das dünne Aluminium deutlich.
Wer die T+A Werbung dieser Tage verfolgt, entdeckt Erstaunliches: Die Treiber der kleinen R 20 ähneln denen der sehr viel teureren (gerade beworbenen) Lautsprecher der Talis Serie doch ziemlich. Und wie T+A Entwickler Jochen Fabricius zugibt, besteht hier auch eine enge Verwandtschaft.

Die gleiche Treibertechnik in einem Lautsprecher für 1.400 Euro Paarpreis wie in einem für 6.500 Euro? “Nicht ganz”, sagt Fabricius. “Die Antriebe haben wir bei Talis schon sehr, sehr viel aufwändiger gemacht.”
Trotzdem vielversprechend, zumal der Tiefmitteltöner der T+A Pulsar R 20 durchaus etwas hermacht. Nicht nur wegen des stattlichen Magneten: Seine Randeinspannung (Sicke) hat eine dreifache Faltung und erlaubt deshalb etwas mehr lineare Bewegung (Hub) als vergleichbar große Treiber mit klassischer Einspannung.

Die beste Position für die T+A Pulsar R 20
Der Lautsprecher kann zwar vergleichsweise tiefe Bässe produzieren, ist aber insgesamt recht schlank abgestimmt. Im HiFi-Laden neben einer Canton der gleichen Preisklasse wird sie weit weniger wuchtig agieren.
Aber genau das ist gewollt: T+A Entwickler Fabricius hat sie so abgestimmt, dass man sie bedenkenlos ins Regal oder auf das Sideboard dicht an der Rückwand stellen kann – also dort, wo man einen Lautsprecher dieser Art auch hinstellen würde.
Bei den ersten Hörtests im LowBeats Wohnhörraum, klang das erst einmal etwas ungewohnt, aber auf dem Sideboard und nah an der Rückwand (man sollte einen Abstand von 5 cm wegen des Bassreflex-Ausgangs hinten nicht unterschreiten) schon sehr viel erwachsener.
Diese Form der Aufstellung war dann auch im LowBeats HiFi Hörraum erwartungsgemäß die richtige: auf einem Ständer direkt an den (bei uns beweglichen) Rückwand-Elementen.
Doch auch mit der Wand im Rücken bleibt sich die kleine T+A in ihrer schlank-präzisen Gangart treu. Ich persönlich schätze so etwas sehr: Präzision vor gemütlichem Grummelbass.
Aufgrund ihrer Abstimmung liegen der T+A Pulsar R 20 eher Verstärker, die etwas wärmer klingen. Am Magnat Röhrenhybrid RV4 beispielsweise tönte die Kleine bezaubernd; ebenso am Rega Brio 2017.
Und noch eines bewies der Hördurchgang mit dem kleinen Brio: Auch an kleinen Verstärkern mit wenig Leistung spielt die T+A zu großer Form auf. Sie ist nämlich in der Impedanz unkritisch und mit einem erfreulich hohen Wirkungsgrad gesegnet.
Der Hörtest
Nach wenigen Optimierungsschritten bei der Aufstellung im Hörraum hatte sich die richtige Position gefunden. Hatte ich die größere Schwester ST 20 als klanglich eher unauffällig erlebt, legte die etwas “heller” abgestimmt R 20 los wie die Feuerwehr.
Echt nicht übel, mit welcher Dynamik und Genauigkeit die T+A Mittelhochton-Details in den Raum katapultieren kann. Und das bei Flüsterlautstärken genauso wie mit Pegeln, die man dem hübschen Zwerg nie und nimmer zugetraut hätte.

Die ProAc Tablette 10, einer meiner absoluten Lieblinge in dieser Preis- und Größenklasse, bot in den Stimmlagen noch mehr Ausdruck und Charme und zog auch den Raum vielleicht noch etwas weiter auf.
Aber der – bis zu recht hohen Lautstärken – ungebremsten Dynamik und dem hohen, spaßmachenden Pegel der T+A hatte die kleine ProAc nichts entgegenzusetzen.
Bei Crying von James Blood Ulmer Live Experience, dem wohl beeindruckendsten Stück der Dali CD 4 bewiesen beide eine enorme Wiedergabe-Präzision im Herausarbeiten der nachschwingenden Bassdrum-Felle, aber die R 20 brachte das auch noch bei Pegeln, die den Zuhörer (bei einem Hörabstand von maximal 2,5 Metern) durchaus in Live-Stimmung versetzte.
Ein schöner Vergleich ergab sich mit einer weiteren LowBeats Dauer-Referenz: der Dynaudio Excite X 18. Die Dänin brauchte mehr Abstand zur Rückwand und konnte mit dieser freien Aufstellung den sonoreren Ton und die natürlichere Stimmwiedergabe für sich verbuchen.
Die Pulsar R 20 punktete dagegen mit höherer Lebendigkeit, Spielfreude und größerer Transparenz – schön zu hören auf dem kürzlich vorgestellten Album Alessandro Quarta plays Astor Piazzolla.
Während die Dynaudio mit einer unglaublichen Natürlichkeit die Klangfarben der Geige zelebrierte, riss uns der Auftritt der R 20, mit, weil sie all die vielen kleinen Details, die diese Aufnahme so lebendig machen, so quicklebendig funkelnd in den Raum projizierte.
Fazit
Die T+A R 20 ist das, was man von T+A erwarten darf: Ein toll gemachter Kompaktlautsprecher, erstklassig verarbeitet und wunderbar offen und präzise klingend.
Bemerkenswert ist die ausgesprochen attraktive Formsprache, die bewusste Abstimmung auf die Nische hin (nämlich für den Einsatz in Rückwandnähe) sowie ihre erstaunliche Pegelfestigkeit. Richtig kombiniert, bekommt man mit diesem Lautsprecher sehr viel hübsches HiFi für gar nicht so viel Geld.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Spritzig-lebendiger Klang mit präzisem Bass |
| Tolle Verarbeitung, elegantes Äußeres |
| Verstärker-freundlich & pegelfest |
| Klingt bei freier Aufstellung recht schlank |
Vertrieb:
T+A elektroakustik GmbH & Co. KG
Planckstraße 9–11
32052 Herford
www.ta-hifi.de
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
T+A Pulsar ST 20: 1.400 Euro
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Die Mit- und Gegenspieler:
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