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T+A R 1000 E Scene
Multi-Source-Receiver T+A R 1000 E Scene; 4.990 Euro (Foto: J. Schröder)

Test T+A R 1000 E: der All-In-One-Musikreceiver

Der Begriff Musikreceiver beschreibt den T+A R 1000 E eher unzureichend; bei ihm ist der vielzitierte Claim „All in One“ sehr viel treffender.

So übernimmt er nicht nur die klassischen Aufgabenbereiche von Receivern wie etwa Signalquellen verwalten oder verstärken – vielmehr ist er auch eine extrem vielseitige Programmquelle: Ob CD-Spieler, Streaming Client, DAB+- oder FM-Radioempfänger, Webradio-Spieler, aber auch USB-DAC und Bluetooth-Koppler – er beherrscht nahezu alle Spielarten.

Auch die Vinyl-Liebhaber kommen nicht zu kurz, lässt sich doch einer der drei analogen Hochpegeleingänge über ein optional erhältliches Phono-Modul (wahlweise MM oder MC) zum Phono-Eingang umrüsten.

Nun ist ja Programmvielfalt an sich über hochintegrierte Chipsätze mittlerweile schon in mobilen Geräten wie Smartphones machbar – will man diese jedoch mit kompromissloser Klangqualität wie beim T+A R 1000 E realisieren, so ist dafür schon ein gehöriger Technik-Aufwand sowie umfangreiches Knowhow erforderlich.

Wir wollten es genauer wissen und haben daher zum T+A R 1000 E das folgende Video produziert – T+A-Firmenchef Siegfried Amft und Entwicklungsleiter Lothar Wiemann erklären LowBeats Moderator René Heller ausführlich nicht nur das Konzept, sondern auch das Innenleben ihres neuen Multitalents.

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Wie diese ebenso unterhaltsam wie engagiert vorgetragene Technik-Innenschau deutlich erkennen lässt, hat T+A mit der neuen extrem universellen Streaming-Plattform im R 1000 E mal wieder einen echten Meilenstein gesetzt.

Klar, dass dafür das eine oder andere Technik-Detail im Video ein wenig in den Hintergrund treten musste: Allen voran das unbedingt betrachtenswerte Schaltverstärker-Konzept, ohne dass der T+A R 1000 E wohl kaum in dieser Form zu realisieren gewesen wäre – jedenfalls nicht ohne einen meist geräuschbehafteten Lüfter.

Der T+A R 1000 E ist ein technisch äußerst komplexes, aber genauso interessantes Gerät. Im Folgenden beschreiben wir seine Besonderheiten – es wird jetzt also etwas technisch …

Zunächst einmal gilt es, ein Vorurteil zu entkräften: Class-D-Schaltverstärker können, müssen aber nicht zwangsweise digital arbeiten. Das gilt auch für die Leistungsendstufen im T+A R 1000 E, denn diese gehören zu den analogen Class-D-Vertretern.

Das einzige, was bei ihnen „schaltet“, sind nämlich die Leistungstransistoren (in diesem Falle Leistungs-MOS-FETs): Durch diesen Schaltbetrieb erhöht sich der Wirkungsgrad gegenüber gängigen Class-AB-Verstärkerschaltungen beträchtlich, was denn auch die entstehende Verlustwärme deutlich reduziert – geradezu ein Muss für solch kompakte Geräte wie den T+A R 1000 E.

Class-D-Verstärkerkonzepte in Form integrierter Schaltkreise sind mittlerweile in großer Zahl erhältlich. Jedoch keines davon war T+A für den R 1000 E gut genug, sodass man kurzerhand eine hauseigene Lösung mit diskreten, sehr hochwertigen Bauelementen entwickelte.

Vom Schaltungsprinzip her arbeiten die Endstufen im R 1000 E als sogenannte pulsweitenmodulierte, kurz PWM-Verstärker – wie das funktioniert, zeigt nachfolgendes Diagramm:

PWM-Prinzip
Prinzipielle Darstellung der Pulsweitenmodulation: In der oberen Hälfte dargestellt ist die am Verstärkereingang anliegende Signalspannung (grün) – hier eine Sinusschwingung. Diese wird einer Vergleichsstufe (Komparator) zugeführt, die sie mit einer im Verstärker erzeugten, hochfrequenten Referenzspannung (Sägezahn oder Dreieckspannung – blau) vergleicht. Der logische Zustand am Ausgang des Komparators wechselt stets dann, wenn die Signalspannung die Referenzspannung über- oder unterschreitet. Am Ausgang des Komparators (untere Bildhälfte) entsteht somit ein dem Eingangssignal proportionales, Pulsweiten-moduliertes Rechtecksignal (magenta) (Grafik: Wikipedia)

Wie man leicht erkennen kann, ist nach der Analog-zur-PWM-Wandlung die gesamte musikalische Information in der Pulsbreite enthalten.

Daher war es T+A-Entwicklungsleiter Lothar Wiemann besonders wichtig, die Pulsbreitenmodulation mit einem präzisen Rampengenerator plus Komparator komplett analog durchzuführen und damit eine quasi unendlich hohe Auflösung zu erreichen – typisch digitales, also zeit- und wertediskretes Quantisieren, was zu Abweichungen und damit zu Verzerrungen führen kann, findet im R 1000 E also nicht statt.

Mindestens ebenso erwähnenswert sind aber noch zwei weitere Tricks, die den Schaltverstärkern im R 1000 E zu besonders guter Performance verhelfen sollen.

So arbeiten sie nicht nur mit einer ungewöhnlich hohen Taktfrequenz von über 300 Kilohertz, was hohe Auflösung verspricht – diese wird auch, um den gebotenen Spielraum der Transistoren voll auszureizen, bei geringen Signalamplituden nochmals kontinuierlich auf bis zu 1,1 Megahertz gesteigert, was der Präzision abermals zugutekommt.

T+A R 1000 E PWM-Endstufe
Blockschaltbild der PWM-Endstufen im T+A R 1000 E: Die Pulsweitenmodulation erfolgt auf analoger Ebene. Der Ausgang der Komparatorstufe steuert über einen Brückentreiber die MOS-FET-Schalttransitoren digital an. Gut zu erkennen das Ausgangs-Tiefpassfilter (rechts), das nicht in die Gegenkopplungsschleife integriert ist (Skizze: T+A)

Eine der wesentlichen Herausforderungen beim Entwickeln von Schaltverstärkern besteht darin, die Umschaltzeiten für die Ausgangstransistoren exakt zu timen. Erfolgt der Umschaltpunkt zu früh, werden beide Hälften der Endstufenschaltung leitend.

Während dieser Überlappungsphase fließt der gesamte, vom Netzteil zur Verfügung gestellte Strom durch die Transistoren (Shoot Through).

Im schlimmsten Falle lässt das die Halbleiter in Rauch aufgehen – auf jeden Fall aber die Verzerrungen drastisch ansteigen.

Erfolgt das Umschalten hingegen zu spät, bleiben den Endtransistoren zwar heil – die Verzerrungen hingegen steigen jedoch ebenfalls an, weil sich der Endstufenausgang während dieser „Totzeit“ in einem quasi unkontrollierten, hochohmigen Zustand befindet.

Auch für dieses Timing-Problem ließen sich die Herforder eine trickreiche Lösung namens „Lossless Current Sensing“ einfallen.

Hierbei ermitteln Stromsensoren auf Basis ihrer spezifischen Drain-Source-Widerstände an den Endtransistoren den effektiven Stromdurchfluss während jedes Schaltvorganges und steuern diesen gegebenenfalls nach – ein Shoot Through wird somit effektiv verhindert.

Nach dieser geballten Ladung an Technik könnte man meinen, die Bedienung des T+A R 1000 E sei ebenfalls entsprechend komplex. Doch das Gegenteil ist der Fall, zeigt sich doch der R 1000 E im praktischen Umgang absolut „familientauglich“.

Dabei kann man bei ihm auch ohne Hilfsmittel im wahrsten Wortsinn unmittelbar Hand anlegen – nämlich am Gerät selbst.

Der T+A R 1000 E in der Praxis: Einer für Alle(s)

Bedingt durch die übersichtliche, selbsterklärende Platzierung der Tipptasten hat man den T+A binnen kürzester Zeit nich nur unter Kontrolle, sondern über das Setup-Menü auch schnell auf sein persönliches Umfeld eingestellt.

Dabei leistet das kontrastreiche Geräte-Display wertvolle Hilfe, über das sich zudem zwar nicht sonderlich plakativ, aber dennoch recht flott durch die Ordnerstruktur der angeschlossenen NAS-Platten navigieren lässt.

Ein Computer oder wie bei einigen Streaming Clients gar ein Monitor sind zum Einrichten und Betreiben des T+A R 1000 E daher nicht erforderlich.

T+A R 1000 E remote control
Dem T+A R 1000 E beigepackt ist die solide, griffsympathische Infrarot-Fernbedienung FM 1000 (Foto: J. Schröder)

Um den R 1000 E auch vom Hörplatz aus bedienen zu können, liegt ihm der handlich-solide und zumindest in den Grundfunktionen auch übersichtlich gestaltete Infrarot-Commander FM 1000 bei.

Wer allerdings besonders komfortabel und dazu noch attraktiv aufbereitet in seiner Musiksammlung stöbern möchte, greift zur hauseigenen App „T+A Control“: Diese ist für Android- und IOS-Geräte erhältlich – selbstverständlich kostenlos.

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T+A R 1000 E App T+A Control UPnP
Die App T+A Control – hier im Querformat auf dem iPad: im Bild die Benutzeroberfläche beim Zugriff auf einen NAS-Speicher (Screenshot: J. Schröder).
T+A R 1000 E App T+A Control SCL
App T+A Control SCL: Auch bei Fritzboxen mit integriertem Medienserver lässt sich per Streaming Client auf angeschlossene Datenträger (z.B. USB-Sticks) zugreifen (Screenshot: J. Schröder)
T+A R 1000 E App T+A Control Webradio
App T+A Control – hier in der Webradio-Anwendung (Screenshot: J. Schröder)
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Hörtest

Als Universaltalent ist der T+A R 1000 E selbstverständlich darauf ausgelegt, mit allen auf dem Markt befindlichen Lautsprechern bestens zusammenzuspielen – zumal er auch Leistung satt bereitstellen kann. Wer mit dem R 1000 E unter audiophilen Gesichtspunkten noch ein wenig weiterkommen möchte (was sich durchaus lohnt), sollte bei der Lautsprecherauswahl jedoch ein wenig experimentieren.

Der Grund: Als Schaltverstärker verfügt der R 1000 E an den Lautsprecherausgängen über Tiefpassfilter, welche zur Unterdrückung der Abtastfrequenz dienen. Da diese Filter beim T+A nicht wie bei den Universal-Class-D-Verstärkern à la Hypex oder Nubert in der Gegenkopplungsschleife der Endstufe liegen, reagieren sie in ihrem Verhalten abhängig von der jeweils angeschlossenen Lastimpedanz – sprich den Lautsprechern.

Optimal lassen sich solche passiven Filter nur für einen fixen Impedanzwert – z. B. 4 Ohm – auslegen. Bei anderen Impedanzen hingegen kann es – je nach Phasenlage – zu Abweichungen im Hochtonfrequenzgang kommen. Als Faustformel gilt: Bei hochohmigeren Werten steigt der Frequenzgang im Hochtonbereich an, bei niederohmigeren Impedanzen fällt er hingegen ab.

Dieses etwas lastabhängige Verhalten zeigte der T+A R 1000 E denn auch im Hörtest – der Effekt war zwar nicht weltbewegend, aber durchaus wahrnehmbar. Angeschlossen an die tendenziell hochohmige Tannoy Canterbury GR, die schon seit einigen Monaten so etwas wie einen Referenz-Status bei LowBeats inne hat, hellte der R 1000 E beispielsweise kräftig gespielte Klavierakkorde etwas auf, was sie etwas strenger als gewohnt klingen ließ.

Umgekehrt verhielt es sich dagegen bei der Canton Vento 896 DC, denn diese spielte am T+A R 1000 E untenherum eher fülliger als gewohnt – ein Effekt, der möglicherweise auf ein Wechselspiel mit der Canton eigenen DC-Technik (zusätzlicher Hochpassfilter bei sehr tiefen Frequenzen) in der Vento 896 zurückzuführen ist.

Hingegen mit klassischen 4-Ohm-Modellen (die mit Abstand größte Lautsprecher-Gruppe am Markt) harmoniert der T+A R 1000 E bestens. Mit der exklusiven KEF Reference 1 oder der Dynaudio Excite X 18 etwa klang er hervorragend.

Cover Red Hot Cili Peppers "The Getaway"
Mit The Getaway  erfinden sich die Red Hot Chili Peppers ein bisschen neu (Cover: Amazon)

The Getaway, das neue Album der Red Hot Chili Peppers, ist wie gemacht, um die Fähigkeiten des T+A Allrounders auszuloten. Da gibt es sehr kräftige, treibende Bässe, die einem sofort ins Knie und bei entsprechendem Pegel auch aufs Zwerchfell gehen. Die meistert der T+A quasi mit links; wir hatten nie das Gefühl, hier würde Leistung fehlen.

Alles kam wunderbar satt, erdig, fließend. Und diesen Charakter behält der T+A auch in den oberen Lagen bei. Alle Instrumente und Stimmen wirken harmonisch passend; nichts wird über Gebühr herausgestellt, nichts unnötig aufpoliert.

Es ist ein Klangbild, das mit seinen satten Farben und großer Harmonie begeistert. Der T+A R 1000 E legt eine klanglich natürliche – soll man sagen: westfälische? – Bodenständigkeit an den Tag, die dem Musikfreund ein ermüdungsfreies Zuhören über viele Stunden ermöglicht. Und das sogar bei sehr hohen Pegeln.

Beim Hörtest gab es aber noch eine weitere „Entdeckung“, die den Klang des T+A R 1000 E nachhaltig beeinflusst: So besitzt sein D/A-Wandler – etwas versteckt im Tone-Mode-Menü – ein zweistufig umschaltbares Digitalfilter mit den Positionen „Linear“ und „Impulse“, wobei im Auslieferungszustand „Linear“ vorgegeben ist.

Gut so – denn das ist in klanglicher Hinsicht beim R 1000 E die klar bessere Alternative. Unser Testgerät hatte jedoch bereits einige Test-Stationen hinter sich, sodass das Digitalfilter auf „Impulse“ eingestellt war. Nach dem Zurücksetzen auf „Linear“ offenbarte der R 1000 E dann sein gesamtes Klangvermögen: Während er bei „Impulse“ in Sachen Tonfülle stets etwas verhalten wirkte, ging nunmehr regelrecht die Sonne auf und es kam diejenige Strahlkraft und Plastizität in den Mitteltonbereich, die für packende Wiedergabe unentbehrlich ist.

So deutlich habe ich den Unterschied bei umschaltbaren Digitalfiltern jedenfalls selten gehört.

Fazit: Unterhaltungskünstler auf hohem Niveau

Nahezu unbegrenzt sind heutzutage die Möglichkeiten, sein Leben mit Musik zu bereichern. Der T+A R 1000 E beherrscht sie alle. Und das sogar noch mit Blick auf die Zukunft. Dank seiner universellen, fast uneingeschränkt flexiblen Streaming-Plattform kann er sich problemlos der sich ändernden Medienlandschaft anpassen – sei es per Software- oder per Hardware-Update.

Dabei geht es dem R 1000 E keineswegs nur um die Vielzahl der Programmquellen, sondern ebenso um deren möglichst hochqualitative Präsentation. Als familientaugliches All-In-One-Gerät will er wesentlich teureren Einzelkomponenten klanglich zwar nicht die Show stehlen, jedoch bietet er bei deutlich geringerem Platzbedarf bereits von Haus aus überdurchschnittliche Klangqualität.

Dass das Ganze dann noch mit hochkarätigster Technik, edelster Verarbeitung und einfacher Bedienung daher kommt, lässt den Preis von knapp 5.000 Euro umso angemessener erscheinen.

T+A R 1000 E
2016/10
Test-Ergebnis: 4,6
überragend
Bewertung

Bewertungen:

Klang:
Praxis:
Verarbeitung:

Gesamt:

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
enorm vielseitige All-In-One-Lösung
Vollreifer, kräftiger Klangcharakter
Stabil laufender, zukunftssicherer Streamingplayer
etwas Lautsprecher-abhängige Klangeigenschaften

Vertrieb:
T+A Elektroakustik
Planckstraße 9 – 11
D-32052 Herford
Telefon: +49-5221-7676-0
www.ta-hifi.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
T+A R 1000 E: 4.990 Euro

Im Beitrag erwähnte Themen:

Exklusivtest Tannoy Canterbury GR
Test Canton Vento 896 DC: Top Standbox um 3.000 Euro
Test KEF Reference 1: Die überragende Kompaktbox
Test Dynaudio Excite X 18 – die feine Kompaktbox

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.