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Teac NR-7CD Front Angle
Teac NR-7CD: Das neue All-in One Flaggschiffl leistet 2 x 230 Watt an vier Ohm und kostet 4.000 Euro (Foto: Teac)

Test Teac NR-7CD – alles drin

Der japanische Hersteller Teac hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. In den letzten Jahren begeisterten die Japaner vor allem mit ihren bezaubernden und technisch anspruchsvollen Midi-Komponenten der 300er und 500er Serie. Nun aber bringen die Japaner unter dem passenden Label „New Vintage“ mit dem Teac NR-7CD etwas für die Marke eher Ungewöhnliches: Ein Fullsize-All-in-One-System im angedeuteten Retrolook, das aber randvoll mit modernster Technik ist.

Ein All-in-One Vollverstärker mit selbstbewusstem Äußeren, ungewöhnlichen Abmessungen  (44,2 × 15,2 × 34,5 cm (B × H × T) und einem – für den massiven Auftritt recht geringen – Gewicht von 13,4 kg (Foto: Teac)

Die ersten Vormuster waren schon 2016 zu sehen. Aber die Produktionsreifung dauert wohl ein wenig länger als gedacht und so feiert der Teac NR-7CD jetzt halt zur HIGH END 2018 seinen ersten größeren offiziellen Auftritt in Europa. Der Zeitpunkt passt trotz Verspätung gut, denn der Markt giert nach modernen, gut durchdachten All-in-One-Komponenten, die auf eine lange audiophile Tradition aufbauen und dennoch zeitgemäße Features mitbringen. Der NR-7CD hat von allem mehr als reichlich. In seinem Inneren steckt jede Menge Hightech gepaart mit cleverer japanischer Ingenieurskunst, die auf Erfahrungen aus HiFi, Studio und High-End von Jahrzehnten bauen kann.

Tascam 16 Spur
Eine Legende aus dem Studiobereich: die professionelle Tascam 8516B mit 16 Tonspuren (Foto: Teac)

Den HiFi-Veteranen ist das als „Tokyo Television Acoustic Company“ 1953 aus der Taufe gehobene Unternehmen bestimmt noch als legendärer Bandmaschinen-Hersteller bekannt; tatsächlich markiert ein Tonband, das Ur-Modell TD-102, den Anfang von Teac. Ab 1965 bespielen die Japaner auch den Markt der Musikschaffenden und stellen unter dem Namen Tascam Mischpulte und Mehrspur-Tonbandgeräte her. Weniger bekannt ist in Europa eine weitere Tochter von Teac, die High-End-Schmiede Esoteric. Der Name ist durchaus bewusst gewählt, denn bei Esoteric geht man stets einen Schritt weiter, um dem Klangideal noch ein Quäntchen näher zu sein. So verwendet Esoteric etwa ein eigens entwickeltes Lötzinn, der zugekaufte entsprach nicht den klanglichen Vorstellungen des Hauses. Wie der deutsche Produktmanager Jürgen Timm LowBeats verriet, zeichnet die Entwicklungsabteilung von Esoteric auch für den hier getesteten NR-7CD verantwortlich. Zwar ist der in Japan (Tokio) hergestellte Netzwerk-CD-Spieler mit eingebautem Verstärker das derzeit teuerste HiFi-Produkt von Teac, aber das mit Abstand günstigste von Esoteric…

Teac NR-7CD HiRes LOgo
Selten hat das Logo so gut gepasst: die ehrwürdige JAS verlieh dem NR-7CD das Label “HiRes-tauglich” (Foto: H. Biermann)

Das äußere Erscheinungsbild des Teac NR-7CD, ein massives, vorbildlich gefertigtes Aluminiumchassis mit zwei traditionellen VU-Metern, ist ein Hingucker, verführt aber zu falschen Rückschlüssen, was das Innenleben des Teac NR-7CD angeht. Denn hier ist alles topmodern. Dass Teac mehr Platz für die Unterbringung der ambitionierten Elektronik brauchte, verrät bereits die Bauhöhe, die im Vergleich zur derzeitigen Reference-Serie nahezu verdoppelt wurde. Im Ganzen nimmt der NR-7CD aber nicht mehr Grundfläche in Anspruch als ein Blatt DIN-A3-Papier. Über die jeweils eingestellte Quelle, Lautstärke oder zum Beispiel die gewählten Digitalfilter informiert ein OLED-Display, dessen Ablesbarkeit ausgezeichnet ist.

Teac NR-7CD Display
Das OLED Display des Teac ist auch auf Entfernung noch gut lesbar (Foto: Teac)

Besonders angenehm ist, dass nur die Buchstaben und Ziffern weiß leuchten, der Rest des Displays aber schwarz bleibt. Wen auch das stört, kann die Anzeige in drei verschiedenen Stufen dimmen oder ganz abschalten, auch die VU-Meter lassen sich abdunkeln oder funktionslos stellen. Belohnt wird die Bedienung auch mit haptischem Genuss, denn die Knöpfe für die Eingangswahl und Lautstärkeregelung sind aus vollem Aluminium gedreht.

Die Technik des Teac NR-7CD

Ein Blick ins Innere zeigt: Bei der Signalzuführung achtet Teac auf strikte Trennung – vom Eingangs- bis zum Ausgangssignal geht jeder Kanal seinen eigenen Weg und alles, was Analog ist, steckt oberhalb einer 1,0 Zentimeter dicken Aluminiumplatte, alles was zur Digitalsektion gehört, liegt im Erdgeschoss. Wechselwirkungen sollen so ausgeschlossen werden. Zuständig für die Leistung von knapp 100 Watt Sinus an 4 Ohm sind zwei separate Class-D-Endstufenmodule vom Typ 50ASX2 BTL des dänischen Herstellers ICEpower (vormals Bang & Olufsen). ICEpower-Verstärker finden sich in vielen namhaften HiFi-Schmieden verwendet, wie etwa von Bel Canto, Jeff Rowland oder Rotel, um nur einige zu nennen. Der hier eingesetzte Typ bietet Leistungsreserven bis 230 Watt an 4 Ohm und wird besonders für seine hohe Linearität geschätzt.

Teac NR-7CD ICE-Power
Der DAC und die Leistungsendstufen von ICEpower (ehemals Bang & Olufsen) sind durch eine zehn Millimeter dicke Aluminiumplatte voneinander abgeschirmt (Foto: Teac)

Auf der Rückseite der zwei Endstufen steckt jeweils ein separater D/A-Wandler der Baureihe Verita AK4490EQ vom Chiphersteller „Asahi Kasei Microdevices“ (AKM). Dieser 32-Bit-Zweikanal-DAC akzeptiert in der Originalkonfiguration Auflösungen von bis zu 11,2 MHz DSD-Daten und 768 kHz PCM. Die Ansteuerung der Endstufe indes funktioniert vollständig analog, sodass hier Teacs  anspruchsvolle OVCS-Lautstärkeregelung zum Einsatz kommen kann. Mit dem „Octa Volume Control System“ werden insgesamt acht Lautstärkeregler in zwei voneinander vollkommen unabhängigen Parallelschaltkreisen gesteuert, dies jeweils positiv und negativ für den linken und rechten Kanal. Das Resultat aus so viel Aufwand: der Teac NR-7CD hat eine hohe, wie mit dem Lineal gezogene Kanaltrennung.

Teac NR-7CD Poti
Der Volumenregler ruht in höchstpräzise gefertigten Kugellagern, die auch in Esoteric-High-End-Komponenten Verwendung finden. Er ist für seine hohe Kanaltrennung bekannt (Foto: Teac)

Auch der Blick auf die Rückseite des NR-7CD demonstriert die strikte Kanaltrennung der Konstruktion, die Lautsprecheranschlüsse liegen jeweils am äußeren Ende des Gehäuses. Neben Netzwerk und USB sorgen zwei optische und ein koaxialer Anschluss für Kontakt, analog steht ein Cinch-Eingang zur Verfügung. Wer auf Phono setzt, muss jedoch einen Entzerrervorverstärker dazu erwerben. Und hier sind wir auch schon beim ersten Kritikpunkt: Für ein solches Flaggschiff-Projekt stehen doch erstaunlich wenige Eingänge zur Verfügung. Auch wenn noch Airplay und Bluetooth (letzteres auch in aptX und LDAC) einen weiteren kabellosen Zugang ermöglichen – da hätte ich mir etwas mehr gewünscht.

Teac NR-7CD Rear
2 x optisch, 1 x Coax, 1 x Ethernet, 1 x USB, ein Pärchen analoger Eingänge und natürlich der Bluetooth-Zugang. Dennoch wäre da noch reichlich viel Platz für zusätzliche Anschlüsse… (Foto: Teac)

Kritikpunkt 2: Auf seiner Front bietet der Teac NR-7CD einen Kopfhöreranschluss – und zwar als klassisch dreipoligen, aber auch vierpoligen 3,5 mm-Klinkenstecker. Das ist klasse. Die Leistung des hier eingesetzten High-Current-Line-Driver-Verstärkermoduls genügt mit seinen angegebenen 2 x 500 mW offensichtlich auch anspruchsvolleren Kopfhörermodellen. Ich habe jedenfalls sowohl mit dem Grado Reference 2 als auch mit Beyerdynamic Aventho (mit Kabelanbindung) super gehört. Der wirklich gute (mobile) Kopfhörer-DAC Apogee Groove (Preis: 350 Euro) zeigte weniger Feinzeichnung und auch weniger Druck im Bass. Warum Teac an seinem Kopfhörer-Ausgang allerdings nur Mini-Klinken Zugang gewährt, ist bei einem so eindeutig auf “stationär” ausgelegten Gerät schon ein wenig verwunderlich.

Teac NR-7CD DSD Upsampling
Man ahnt die überragende Verarbeitung aller Teile – wie hier vom 3,5 Millimeter Kopfhöreranschluss. Aber warum die Japaner hier auf Miniklinke gehen, bleibt ein Rätsel (Foto: Teac) Kopfhöreranschluss

Ein erfreulicher Ausstattungspunkt ist Teacs „Refined Digital Output Technology NEO“, kurz RDOT-NEO. CDs können so bis auf DSD256 (11,2 MHz) hochkonvertiert werden; sie enthalten dann das 256-fache mehr an Daten als ein herkömmliches CD-Audiosignal. Die Japaner spielen hier geschickt ihre Erfahrungen aus dem Studiobereich aus, wo stets mit hochaufgelösten Masterdateien gearbeitet wird, die weit über das standardisierte Format mit 16 Bit und 44,1 kHz hinausgehen. Teacs Entwickler zwingen dem HiFi-Kenner jedoch nichts auf, im Gegenteil trauen sie dem potenziellen Kunden einiges an Hörerfahrung zu, denn das Oversampling kann wahlweise zwei-, vier,- oder achtfach hochkonvertiert werden, weiterhin sind vier verschiedene Digitalfilter zuschaltbar. Techniken, die Teac bereits in seinen ausgefeilten USB/DAC-Kopfhörerverstärkern einsetzt. Das alles ist eine große Spielwiese, für Leute, die “ihre Kombination” herausfinden möchten. Man kann darauf herumtollen, muss es aber nicht.

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