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VW Golf mit Harman Kardon
In der 8. Generation tritt der VW Golf mit Harman Kardon HiFi an. (Foto: Harman)

Erster Hörcheck: So klingt der VW Golf 8 mit Harman Kardon

Das Artensterben geht weiter: Der VW Golf 8 startet mit Harman Kardon und stempelt damit die Car Audio Systeme von Dynaudio zum Auslaufmodell. Mit diesem kürzlich enthüllten Überraschungscoup festigt die Samsung-Tochter Harman ihre führende Position als DER Automotive-Audio-Ausrüster. Zum Club gehören neben dem Wolfsburger Neuzugang Marken wie Audi, BMW, Ford, Volvo, Aston Martin, Lamborghini, Ferrari, Smart, Mini, Toyota oder KIA. Schließlich vertritt Harman in diesem Bereich auch Marken wie Bang & Olufsen oder Bowers & Wilkins als Ergänzung zu eigenen Marken wie JBL, Harman Kardon oder Lexicon.

Damit kommt Burmester im Mercedes oder Porsche noch mehr als bisher die Rolle des Exoten zu. Und man darf nicht vergessen, dass selbst hier im Bereich des Frontends Komponenten von Harman verbaut werden, etwa das wegweisende MBUX-Benutzerinterface der Mercedes-Benz A-Klasse. Und auch Bose, die Marke, um die es zuletzt reichlich still wurde, sorgt für etwas Wettbewerb und Abwechslung in diesem Bereich mit Sound-Systemen für Opel, Mazda oder Cadillac.

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VW Golf mit Harman Kardon
Das Cockpit des VW Golf 8 wirkt nach dem Abschied vom Bildschirm im Doppel-DIN-Schacht sehr frisch und funktionell – aber auch reichlich bunt (Foto: Harman)
VW Golf mit Harman Kardon
Es gibt einen Equalizer für das Harman Kardon Sound-System (Foto: Harman)
Equalizer VW Golf mit Harman Kardon
Der Nutzer kann die Farbgestaltung des digitalen Cockpits nach seinem Geschmack beeinflussen (Foto: Harman)
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Doch zurück zum neuen VW Golf der achten Generation. Der wirkt von außen auf den ersten Blick gerade für Fahrer anderer Marken nur marginal anders als sein von 2012 bis 2019 gebauter Vorgänger. Je länger ich ihn allerdings betrachtete, desto mehr kam ich zum Schluss, dass noch kein Golf so geschliffen und schnittig wirkte wie die neueste Generation. Um ehrlich zu sein, konnte ich die Generationen des VW Golfs ab der gegenüber dem von Maestro Giorgetto Giugiaro (Italdesign) kantig gezeichneten Original reichlich rundgelutschten 3. Generation nicht mehr auseinanderhalten.

VW Golf 8: DIN hat ausgedient

Im Innern des VW Golf des Jahrgangs 2020 spielte sich nicht zuletzt dank der Punkte wie Konnektivität und User-Interface umfassenden Kooperation mit Harman eine kleine Kulturrevolution ab. Die Wolfsburger verabschieden sich in der Neuauflage des Bestsellers vom biederen Doppel-DIN-Schacht, in den ihre gegenüber Benz oder BMW tiefergelegten Bildschirme bisher wenig ergonomisch eingebaut waren.

VW Golf GTI Performance mit Dynaudio
2014 testete Autor Stefan Schickedanz den VW Golf GTI Performance mit Dynaudio-HiFi-Anlage (Foto: A. Mitropoulos)

Das neue, sehr harmonisch integrierte Zentraldisplay liegt jetzt optimal im Blickfeld des Fahrers. Es schließt nahtlos an das zumindest im Golf ebenfalls neue virtuelle Instrumentenbrett an. Nach der bisherigen Monotonie in den zwischen den einzelnen Baureihen für Außenstehende kaum zu unterscheidenden Einheitscockpits von Volkswagen ist das ein Quantensprung hin zu mehr Stil und Jugendlichkeit.

Apropos Jugend: Leider sieht das etwas plumpe, reichlich bunte und zweidimensionale Design der farblich vom Fahrer veränderbaren Piktogramme etwas danach aus, als hätte es ein Sechzehnjähriger mit PowerPoint zusammengestellt. Bis zum geschliffenen Look von BMW, Volvo und selbst zum verspielt bunten Look von Mercedes-Benz fehlt noch eine ganze Evolutionsstufe. Das gilt aber wirklich nur für die Optik, die Funktionalität entspricht nach der ersten Trockenübung im Münchner Harman Flagship Store anderen Touch-Screen-Konzepten.

Mehr Spaß am Bass

Doch was uns natürlich vordringlich interessierte: Wie klingt der VW Golf nach dem Wechsel von Dynaudio auf Harman Kardon? Den Vorgänger hatte ich noch vor sechs Jahren mit dem damaligen AUDIO-Redakteur Alexandros Mitropoulos gemeinsam für eine andere Plattform getestet (den Bericht zum VW Golf GTI Perfomance mit Dynaudio Excite Audio-System finden Sie hier). Dabei gab es zwei Kritikpunkte. Einer galt der leichten, in Verbindung mit dem sportlich abgestimmten ABS der Performance-Version beim stärkeren Bremsen wenig spurtreuen Hinterachse, der andere dem Sound-System. Gerade mit elektronischen Beats, sprich mit der Musik einer jungen Generation, stieß das Dynaudio-System im Bass schnell an seine Grenze.

Hochtöner des VW Golf mit Harman Kardon
Die Gitterabdeckungen der Hochtöner wurden von Harmans Designabteilung Huemen nach akustischen und otpischen Gesichtspunkten gestaltet. Sie sorgen für einen Wiedererkennungseffekt, denn Prestige zählt bei jungen Käufern auch (Foto: Harman)

Im Bassfundament liegt der größte Unterschied zum neuen Harman Kardon System mit seinen zehn Lautsprechern, die von einem 12-Kanal-Ethernet-Verstärker mit einem Output von 480 Watt äußerst impulsiv angetrieben werden. Das Sound-System verfügt über einen „amtlichen“ Subwoofer im Kofferraum, der ihm zu einem spürbar satteren und saubereren Tieftonfundament verhilft. Im Mittel-Hochton-Bereich ließen auch die bisherigen Dynaudio-Lautsprecher nichts anbrennen. Sie klangen mit Stimmen und Naturinstrumenten, wie von den HiFi- und High-End-Lautsprechern des dänischen Boxenbauers gewohnt, ausgesprochen ausgewogen und natürlich.

Erster Check lässt aufhorchen

Doch auch hier ließ das bei unserer Sneak Preview noch nicht in seinem finalen Sound-Tuning vorgeführte Harman Kardon System schon aufhorchen. Bis auf einen minimalen Anflug von Schärfe in den oberen Mitten und einer leicht diffusen Abbildung verspricht das neue Harman HiFi-System ein sehr hohes Niveau. Impulsivität und Sauberkeit entsprechen schon vor Serienanlauf besten Klassenstandard und machen Appetit auf die erste Ausfahrt 2020 mit der endgültigen Abstimmung. Diese existierte nach Information von Greg Sikora, Senior Manager und Head of Acoustic Systems Engineering bei Harman, sogar schon zum Zeitpunkt des Hörchecks, war aber bei den beiden Ausstelltungsfahrzeugen in München wegen der ausstehenden Freigabe noch nicht aufgespielt.

So schnittig sah noch kein VW Golf aus, auch wenn die Wolfsburger am Karosserie-Design nur evolutionäre Veränderungen vornahmen (Foto: Harman)

Da der sehr aufgeschlossene Vollprofi Sikora meine Kritik an der Vorserienversion freimütig nachvollziehen konnte, bleibt zu erwarten, dass der Golf 8 auch bei Homogenität und Staging noch zum hohen Niveau des BMW M140i xDrive mit Harman Kardon aufschließen dürfte. Doch, wie immer, vertraut LowBeats für seine endgültige Wertung ohnehin auf den Fahrtest, wo Motor-, Wind- und Abrollgeräusche noch ein gewichtiges Wörtchen in Sachen Klang mitreden.

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.