Lange ist es her, dass ich hier über einen neuen Blu-ray Player berichtete. Das liegt nicht an Vorbehalten meinerseits gegen diese Geräte-Art – im Gegenteil. Aber es gibt derzeit kaum noch welche,die höheren Ansprüchen genügen. Pioneer und vor allem Oppo galten in der Szene als DIE Player der Wahl. Doch Oppo produziert nicht mehr und auch bei Pioneer weiß man nicht, wo die Reise hingegeht. Umso gebannter schauen die Heimkino-Freunde deshalb auf die beiden, bereits im Frühjahr angekündigten UHD-Blu-ray Player der neuen Marke Reavon, um die seitdem einige Gerüchte ranken. Aber es gibt sie. Und sie stehen kurz vor der Markteinführung. Im LowBeats Kino durfte ich den Reavon UBR-X100 (799 Euro) und den großen Bruder Reavon UBR-X200 (1699 Euro) einem Vortest unterziehen. Ergebnis: sehr vielversprechend.
Wie üblich werden auch die Reavon Komponenten in China gefertigt. Aber die Firma dahinter sitzt in Paris und ist bislang primär durch die Mediaplayer und -Server der Marke Zappiti bekannt. Schon von daher ist den Franzosen solch ein Projekt zuzutrauen. Erwartungsgemäß sind die Reavon Produkte durch die (nicht mehr verfügbaren) Player von Oppo inspiriert. Doch bei Lichte besehen sind sie komplett eigenständig, neu entwickelt und keineswegs ein Oppo-Klon.
Zugegeben: Aus dem Augenwinkel betrachtet sehen die französischen Maschinen einem Oppo UDP-203 ähnlich. Aber ehrlich gesagt tun das die Panasonic-Modelle ebenso. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind halt begrenzt, wenn ein Player schlicht und aufgeräumt dreinschauen soll.
Die Plagiatsvorwürfe könnte man eher schon der Fernbedienung machen: Deren Layout mit den unten abgesetzten Einzeltasten für Video-Auflösungen und HDR-Formate sowie die recht ausgewachsene Ergonomie sind dem Handgeber von Oppo doch sehr ähnlich. Allerdings wirkt die Reavon-Variante etwas billiger, hat beispielsweise keinen Bewegungssensor für die Tastenbeleuchtung und weniger klare Druckpunkte. Dennoch: Das Layout ist handlich und klar strukturiert.
Die Verarbeitung der Reavon UBR-Player
Erst von hinten betrachtet erkennt man die unterschiedlichen Klassen der Modelle. Hier steht unschwer zu erkennen der Reavon UBR-X200 mit seinen Analogausgängen oben. Wer sich das Bild in der Vergrößerung anschaut (bitte anklicken), erkennt auch, dass das Topmodell bessere digitale Buchsen bietet: beispielsweise einen höherwertigen Toslink-Anschluss, sowie edlere HDMI-Buchsen. Hinzu kommt auch ein RS-232-Anschluss, der für viele Automationssysteme gebraucht wird.
Ein Lösen der Blechschrauben und das Abheben des umlaufenden Blechdeckels erlaubt den Blick auf die Innereien. Die Verarbeitung ist schlicht und gibt sich sehr aufgeräumt. Immerhin: die stählerne Bodenplatte ist erstaunlich dick und schwer. Durch die hohe Systemintegration gibt es auf der digitalen Seite wenig zu sehen, entsprechend leer wirkt das Gehäuse des UBR-X100. Der gibt sich auch mit einem simplen Schaltnetzteil zufrieden. Der UBR-X200 verwendet ein Analognetzteil mit gekapselten Ringkerntransformator; das macht schon mehr her. Das bei beiden Modellen identische Laufwerk stelzt auf vier fix verschraubten Streben in einem großen Kunststoffquader. Gedämpft ist hier nur der Laser auf seinem Schlitten. Laut Oliver Klohs, der hierzulande den Reavon-Vertrieb organisieren wird, ist der Laserabtaster wohl das einzige Bauteil im ganzen Player, das identisch mit den Oppos ist.
Die Handhabung
Das Home- und das Konfigurations-Menü ist denen der Oppos ähnlich, ist aber dennoch eigenständig. In der letzten Betafirmware, die kurz vorm Schreiben dieser Zeilen für den UBR-X200 eintraf, gab es dann sogar eine Umschaltung auf Deutsch für die On-Screen-Menüs des Players. Die Einstellungen sind die gleichen wie bei allen Playern – inklusive der Optionen für Tonspuren und -Formate. Beim UBR-X200 kommen die Unterpunkte für das Bassmanagement der Analogausgänge und die Layer-Auswahl für SACD-Wiedergabe hinzu. Eine App oder ein Webmenü sind bisher nicht vorgesehen.
Bei laufendem Film gibt es weitere Menüs, die sich über das Bild legen. Per Setup-Taste kommt man in den Videoequalizer, der auch bei der Konvertierung von HDR zu SDR die Grundeinstellung erlaubt. Die Konvertierung sieht übrigens sehr ausgewogen und farbsatt aus, selbst wenn man das Bild auf kleine Nit-Werte (und damit helle Wiedergabe) einstellt. Das zweite Menü reagiert auf die Option-Taste und erlaubt das Springen und Wählen von Titeln, Kapiteln, Ton- und Untertitelspuren und einiges mehr. Die Info-Taste blendet ein Signalinfo am oberen und unteren Bildrand ein. Ein langer Druck auf Info zeigt eine sehr detaillierte Analyse für das derzeit abspielende Audio- und Videosignal, die zweite Seite die korrespondierende Signalausgabe und die dritte Seite eine sehr detailreiche Tabelle der HDR-Metadaten – falls vorhanden.
Der Suchlauf oder das Springen im laufenden Programm geschieht etwas ungewöhnlich nicht mit der GoTo-Taste sondern entweder via Option-Menü oder am simpelsten per Cursortasten. Wird während des Abspielens der Cursor Hoch/Runter gedrückt, ist es möglich, Stunde/Minute/Sekunde vorzuwählen. Ein Druck links oder rechts im Cursorkreuz stellt die Zahlen ein, Enter führt den Sprung aus. Noch kürzer: Einfach Cursor-Links/rechts springt je eine Minute vor/zurück. Das fand ich sehr praktisch.
Was können die Reavon UBR Player spielen?
Primär wollen sich die zwei Reavon Modelle als Disk-Spieler verstanden wissen. Die offiziellen und von mir getesteten Formate sind CD, DVD-Video, Blu-ray Disk, 3D-Blu-ray Disk und UHD-Blu-ray Disk. Zusätzlich spielt der UBR-X200 SACDs in allen Varianten inklusive 5.1-Layer (sofern auf der Disk vorhanden) und kann das Audio als DSD oder PCM ausgeben. DVD-Audio-Hybridscheiben spielten beide Testgeräte als DVD-Video ab. Eine reine DVD-Audio führte (mit Firmware des Testgerätes) beim UBR-X100 zum Absturz, der UBR-X200 spielte sie vorschriftsmäßig ab. Mal sehen, was da künftige Firmware noch erlauben. DVD-Audio war ursprünglich nicht spezifiziert, soll aber nun doch regulär für beide Modelle implementiert werden.
Von USB, per DLNA und in der zuletzt gerade noch erhaltene Beta-Firmware mit SMB Netzwerkfreigabe spielen die Franzosen offiziell FLAC, AIFF, DFF, DSF, JPG, TIFF, MKV und M2TS. Dabei sind Mehrkanal-Audiodateien kein Problem. Selbst DSD-Formate in Mehrkanal und Abtastraten bis zu DSD256 funktionierten klaglos. Videodateien mit Atmos oder Auro-3D vom Server wurden Bit-genau und ohne Aussetzer abgespielt. Nur beim Aspectratio manch eines Videos verhaut sich der Decoder und füllt das 16:9-Format komme was wolle. An dieser Stelle wäre ich optimistisch, dass sich dieser Punkt bald per Firmwarefix in den Griff bekommen lässt. Musik von USB und auch per DLNA-Streaming funktionierten prima und die gesamte Navigation gibt sich sehr flüssig.
Was nicht geht, ist die lückenlose (gapless) Musikwiedergabe: eine Gedenksekunde zwischen zwei Titeln bleibt immer. Leider gönnte sich der Reavon auch am Beginn mancher Datei eine Schrecksekunde, bevor er das Bild und oder den Ton ausgibt, was ich irritierend fand. Was auch nicht geht, ist das direkte Abspielen von ISO-Dateien und zumindest mit der Firmware der Testgeräte auch keine gerippten Dateistrukturen ganzer Disks. Zumindest zum Testzeitpunkt ist alle Wiedergabe auf Einzeldateien ausgelegt.
Bild- und Tonqualität
Zum Vergleich stand mein persönlicher Oppo UDP-203 zur Verfügung, der ja über fast alle Zweifel erhaben ist. Und ganz ehrlich: In Sachen Bildqualität gaben sich die drei Probanden nichts – weder subjektiv, noch mit Testbildern. Wenn, dann sah die HDR-zu-SDR-Konvertierung der zwei Reavon Modelle noch eine Spur besser aus, falls man die braucht. Aber in Sachen Schärfe, Bildruhe, Bewegungsdarstellung oder Farbe gaben die sich die drei – wie gesagt – nichts.
Das änderte sich beim Betrachten der Audiowiedergabe. Via HDMI lagen sie alle drei sehr dicht beisammen. Wenn überhaupt, klang der Oppo eine Spur plastischer und lebendiger. Analog konkurriert der Reavon UBR-X200 ja eher mit dem Oppo UDP-205, der aber nicht zur Verfügung stand.
Doch der Reavon klang schon über den dezidierten Stereoausgang via Cinch nicht besser als der kleine 203er Oppo via Front Left/Right. Der Neuling wirkte etwas flacher in der Abbildung und musikalisch weniger fließend. Vielleicht tut sich da noch was wenn der Testplayer länger eingespielt ist. Charakterlich jedenfalls gab er sich auch via XLR von der nüchternen Seite, was ich aber jederzeit einem “Klang mit Geschmäckle” vorzuziehe.
Fazit: Reavon UBR-X100 und Reavon UBR-X200
Der Vergleich mit den Oppo-Produkten ist müßig: es gibt sie halt nicht mehr. Aber die legten nun einmal die Messlatte für alle Mitbewerber sehr hoch. Doch vermutlich werden nie wieder Player mit solchen Entwicklungs- und Produktionsresourcen entstehen können wie die Oppos. Gemessen daran schlagen sich die hier getesteten Vorseriengeräte von Newcomer Reavon ziemlich gut.
Also: Wer einen wirklich guten Disk-Player sucht ist sowohl beim Reavon UBR-X100 als auch beim Reavon UBR-X200 bestens aufgehoben. Wer es audiophil braucht, sollte zum UBR-X200 greifen, um auch SACDs abspielen zu können. DVD-Audio geht zumindest derzeit noch nicht; mal sehen was künftige Firmwares noch bringen. Apropos Firmware: Hier wartet noch eine Menge Arbeit für die Programmierer der jungen Firma. Aber halt auch eine Menge Chancen, die Dinge noch richtig oder gar besser zu machen. Der schon jetzt gegebene Funktionsumfang ist großartig. Und pfiffige Ideen wie das Springen im Video per Cursortasten zeigen den Weg.
Aber Vieles war bei diesem Vorabtest eben noch schlicht noch nicht fertig. Daher vergeben wir an dieser Stelle auch noch keine detaillierte Bewertung mit VU-Meter und Sternchen. Nach heutigem Stand müsste ich gegenüber den Oppos für Klang und Verarbeitung je einen halben Stern weniger vergeben. Aber das schauen wir uns nochmal mit den endgültigen Seriengeräten und weiter entwickelter Firmware genauer an. Es bleibt spannend, die Zuversicht ist groß.
| Sehr gute Bild- und Tonqualität |
| Schnelle, klare Navigation |
| SACD, auch 5.1 (UBR-X200) |
| noch kein DVD-Audio, kein Gapless |
Vertrieb:
Heimkino Klohs
Engertstr. 8
04177 Leipzig
www.heimkinoklohs.de
und
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An der Reeperbahn 6
28217 Bremen
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Preis (Hersteller-Empfehlung):
Reavon UBR-X100: 899 Euro
Reavon UBR-X200: 1.699 Euro