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World Of Headphone Heidelberg 2024
Im Tankturm zu Heidelberg fand am 2. März die Word Of Headphone 2024 statt. Ein voller Erfolg (Foto: C. Dick)

World Of Headphones Heidelberg 2024: Kopfhörer-Messe in cooler Location

Ein Königreich für Kopfhörer: Seitdem sich Kopfhörer dank Smartphone, Tablet und Laptop autonom von stationären Musikquellen gemacht haben, boomt die Branche. Nur logisch, dass dies auch entsprechend „anfassbar“ begleitet wird. Die High End Society und die Heidelberger Spezialisten der Headphonecompany riefen die aktuelle Spezialmesse am 2. März ins Leben und stemmten bei eitel Frühlingssonnenschein einen gelungenen, viel besuchten Event, nebst Side-Kick-Vorstellung im „Pleasuredome“: die World Of Headphones Heidelberg 2024.

World Of Headphone Heidelberg 2024
Die High End Service GmbH, die auch die HIGH END in München ausrichtet, war in Heidelberg ebenfalls Mit-Veranstalter (Rendering: High End Society)

Was darf man von einer Messe erwarten? Im Falle von Anbietern, Vertrieben und Händlern natürlich Präsenz und Business – musikbegeisterte User dürfen sich über ein großes, erlebbares Angebot freuen. Das Besondere dabei ist im besten Fall – und das zeigte sich in Heidelberg beeindruckend – die immense Bandbreite und wenn man so will die Tiefe der Kopfhörer-Welt. Will heißen: Wer sich nach Heidelberg begeben hat – oder demnächst zur High End Messe im Mai in München oder später im August zur World of Headphones in Essen strebt – der kann in einem exklusivem Rahmen das Who-is-who an Marken und Kopfhörer-Modellen erleben. Dennoch: Bekannte Marken wie Beyerdynamic oder Sennheiser waren nicht präsent, was schade war.

World Of Headphones Heidelberg 2024: Fast alle da, nur Beyerdynamic und Sennheiser fehlten

Bis in die 1970er Jahre hinein versorgte der 333 Kubikmeter Wasser fassende Hochturm der Bahn Dampfloks mit seinem Nass. Seit Ende 2015 vereint das historische Gebäude Büros und Ateliers sowie das „KlangForum Heidelberg e.V.“. Es dient aber auch als coole Event-Räumlichkeit – wie der World of Headphones, klasse ausgedacht von der High End Socitety und den Heidelberger Kopfhörer-Profis der Headphonecompany um Macher Thomas Halbgewachs.

Stahl, enge, steile schwarze Wendeltreppen, 100-jähriger Industriecharme, Klinkersteine außen und drinnen das Kopfhörer-Treffen. Bereits am Vormittag wuselte es im Turm allerorten an dutzenden Hörplätzen, die allesamt belagert und belegt waren, begleitet von regen Gespräche und Fachsimpeleien.

World Of Headphone Heidelberg 2024
Belohnung nach der Wendeltreppe: Feinste Klänge via Kopfhörer (Foto: C. Dick)

Auf fünf Ebenen, im Souterrain, im Saal 100 des Erdgeschosses, in der „Kathedrale“ des dritten Obergeschosses, im „Kuppelsaal“ auf Ebene Nummer Vier oder ganz oben im fünften Stock mit dem „Tank“. Das architektonische Olymp des Gebäudes durchwehte dezenter Geruch vom Holzrauch einer Feuermuschel, die die Besucher auf Butterfly-Sesseln mit Fellauflage wärmten – in naher Reichweite von Kopfhörer-Ständen. So geht Messe anno 2024.

Neben akustischen Genüssen standen weitere Annehmlichkeiten auf dem Plan: Craftbeer Tasting mit Braumeister HD Jesse, Weinprobe mit Sommelier Jow Wessels und ein Tresen mit Vintage-Uhren von Leon Halbgewachs im Souterrain des denkmalgeschützten Gebäudes direkt eingebettet in die „Kantine“ und vis-à-vis von Tonträger-Preziosen.

World Of Headphone Heidelberg 2024
Das gute Wetter und das reichhaltige Angebot an Leckereien verstärkten das gute Gefühl während der Messe (Foto: C. Dick)

Es war mächtig viel los in den verschiedenen Räumlichkeiten des Heidelberger Tankturms. Neben Neuheiten präsentierten die Aussteller vor allem bereits kürzlich erschienene Modelle, die es zum Beispiel auf der letzten High End zu sehen und hören gab. Insofern bot die Messe in cooler Location eine gute Gelegenheit viele Marken mit verschiedenen Modellen in Augen- und Ohrenschein zu nehmen.

World Of Headphone Heidelberg 2024
Bereits am Vormittag waren so gut wie alle Hörplätze im gesamten Turm besetzt (Foto: C. Dick)

Auffällig: Viele Kopfhörer- und Musikfans ließen die Modelle lange auf dem Haupte verweilen, skippten sich durch verschiedene Musiklisten und wechselten die Modelle, um sie zu vergleichen oder einfach zu genießen; egal ob solo, im Duo oder als Paar mit Kids. Die Atmosphäre war entsprechend elektrisierend, aber nicht überladen-stressig.

Platzhirsche wie Beyerdynamic oder Sennheiser gaben sich wie bereits erwähnt nicht die Ehre, dafür präsentierte das Technics-Team im Saal 100 des Erdgeschosses seinen tönenden „Kopfschmuck“.

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Technics präsentierte auf ihrem Stand neben großen Modellen wie dem EAH-A800 auch ihre Palette von InEars wie den EAH-AZ80 (Foto: C. Dick)

Bei Audiotrade tummelten sich Exemplare von Stax und Final. Die HighEnd-Marke stellte einen neuen Luxus-Hörer in Aussicht – zur High End im Mai dürfte sich dieses Geheimnis lüften lassen. Der Preis dürfte im gehobenen vierstelligen Bereich liegen. Hier zum Test des fantastischen Magnetostaten Final D8000 Pro Edition...

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Des Autors Selbstbildnis mit dem großem Stax-Gedeck auf dem Kopf. Er ist sichtbar fasziniert vom einzigartigen Stax-Klang (Foto: C. Dick)

WOD Audio hatte Protagonisten von Marken wie ifi Audio, Meze oder Etymotic Research im Gepäck. Vertriebschef Werner Obst präsentierte ein auf den ersten Ohrenblick unscheinbares Vergleichspanel mit Beyerdynamic-Kopfhörern DT-770 Pro, die mit unterschiedlichen Ohrpolstern des Spezialisten Dekoni ausgestattet waren. Mit interessanten Resultaten.

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Bäumchen wechsle dich: Die Zuliefer-Spezialisten von Dekoni, im Vertrieb von WOD Audio, durften auf Modellen von Beyerdynamic ihre unterschiedlichen Klangausrichtungen zeigen –präsentiert von WOD-Chef Werner Obst (Foto: C. Dick)

Im Hörcheck offenbarten sich teils deutliche Unterschiede, die allein den unterschiedlich gefertigten und geformten Earpads zu verdanken sind – und so je nach Geschmack und Musikrichtung und haptischen Vorlieben eine Individualisierung erlaubt. Übrigens auch von vielen anderen Kopfhörermodellen.

DALI Deutschland-Geschäftsführer Frank Hagemann war ebenfalls vor Ort. Er hatte den noch recht neuen iO-12 im Gepäck und war mit der Messe im Tankturm sichtlich zufrieden.

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Hagemann präsentierte den Dali iO-12. Der Kopfhörer kostet rund 1000 Euro und klang via Kabel und handverlesener Song-Liste von Dali absolut vielversprechend. Drahtloses Bluetooth und ANC kann er auch… (Foto: C. Dick)

Es gab auch echte Messe-Neuheiten: „Raal 1995 Immanis & Magna“ heißen die neuen, Bändchen betriebenen Stars aus Serbien. Deren „True Ribbon“-Technologie“ wurde vom legendären Raal SR1a weiterentwickelt. Im Messecheck waren sie ein durchaus sahniges Vergnügen….

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In all dem Getümmel sah man auch einen wie immer sehr entspannten Carsten Hicking. Hicking ist Chef des AudioNEXT-Vertriebs und so etwas wie ein Pionier in Sachen Kopfhörermesse in Deutschland (Foto: C. Dick)

Die Berliner Studio- und HiFi-Manufaktur HEDD brachte mehrere Exemplare ihres hervorragenden Air-Motion-Transformer-Modells HEDDphone in der Generation 2 mit nach Heidelberg. Ein außergewöhnliches akustisches Erlebnis, dem viele im Saal 100 des Erdgeschosses nachgingen.

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Die neue Version des HEDD-Kopfhörers zog viele Besucher an (Foto: C. Dick)

Museumsreif: Im „Pleasuredome“ nebenan warteten Helden der Kopfhörergeschichte

Nur einen Steinwurf entfernt vom Tankturm lockte der „Pleasuredome“ der Headphonecompany. In den smart gestylten Hör und Verkaufsräumen warteten neben Promi-Instrumenten von Prince oder Amy Winehouse auch coole MusikerInnen-Fotos sowie das Kopfhörermuseum mit raren Preziosen der Geschichte ab 1915 auf ihre Fans. Toll: Thomas Halbgewachs führte beherzt, sachkundig und ausführlich durch die Kopfhörerhistorie, die sich übrigens auch nach der Messe in den „Pleasuredome“-Räumen bestaunen lässt.

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Thomas Halbgewachs in seinem „Pleasuredome“ (Foto: C. Dick)

In den Regalen des Kopfhörermuseums tummeln sich so rare Helden wie der erste offene Sennheiser HD 414, der allererste Sony-Walkman, der 1978 in Japan noch gar nicht so hieß und der nachweislich den Musikgenuss per Kopfhörer massentauglich machte. Natürlich thronten dort auch High-End-Kaliber wie der Röhrengetriebene Elektrostat „Orpheus“, den die Wedemarker in den 1990ern in Kleinstauflage produzierten. Dazu der AKG 1000 oder ein frühes Exemplar des legendären Jecklin Float aus der Schweiz.

Doch kommen wir zurück zur World Of Headphone 2024: Aus meiner Sicht war dies die bislang gelungenste Kopfhörer-Messe in Deutschland. Man merkt: Die Zeit ist endlich reif, um mit einer solchen Spezialmesse auch ausreichend interessiertes Publikum anzulocken. Natürlich tat die besondere Location des Tankturms ihr Übriges für einen erfolgreichen Event. Mitaussteller Thomas Halbgewachs zog ebenfalle ein zufriedenes Fazit: „Wir hatten hier über 400 Besucher. Das ist deutlich mehr als ich erwartet habe.“

Und die nächste Ausgaben der „World of Headphones“ jedenfalls steht bereits in den Startlöchern: Vom 9. bis 12. Mai auf der Münchener HighEnd und am 31. August in Essen gibt’s wieder was auf die Ohren für Kopfhörerfans. Wir werden dabei sein.

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Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.