Die Vorstufe AVM V30 verbindet traditionelles High End mit der Moderne
Bluetooth und USB: Die V30 ist von der Ausstattung her kaum zu toppen
Mit knapp 1.500 Euro ist die V30 das beste Angebot der Jubiläums-Serie
Alle sprechen dauernd von den Endstufen-Monos, mit denen der AVM-Gründer und -Entwickler Günther Mania seinerzeit die Grundsteine für den Aufbau der Audio Video Manufaktur (AVM) legte. Aber nur Endstufen machen auch nicht froh und schon bald hatte Mania neben den M1 auch den entsprechenden Vorverstärker V1 im Programm. Die nun vorgestellte AVM V30 Vorstufe ähnelt zwar vom Design, vom Format (B x H x T: 43,0 x 11,0 x 34,5 cm) und sogar vom Preis (1.490 Euro) dem Urahn von 1986, doch sie hat so viel moderne Technik unter dem Dach, dass Vergleiche eigentlich nicht statthaft sind (mehr dazu im Übersichtsbeitrag AVM30).
Am Auffälligsten ist natürlich die Bluetooth-Antenne, die sofort signalisiert: dieser AVM V30 ist ein Gerät der HiFi-Neuzeit. Das Koppeln mit meinem iPhone und dem Rechner ging flott von der Hand und dauerte nur knapp 10 Sekunden. Bestens. Die weiterem Eingänge gehe ich hier einmal im Schweinsgalopp durch, weil es doch so viele Möglichkeiten gibt: Neben Bluetooth bietet der V30 folgende Digital-Eingänge: SPDIF elektrisch (192 kHz / 24 Bit), SPDIF optisch (96 kHz / 24 Bit) und USB-B (treiberlos). Schon nicht schlecht, aber analog legt er noch einen drauf. Es gibt sechs Hochpegeleingänge, einer davon ist symmetrisch (XLR) ausgelegt. Hinzu kommt eine Phonostufe für MM- und MC-Tonabnehmer, die von der externen AVM Phonostufe Inspiration P1.2 “inspiriert” wurde. Über das daneben liegende Cinch-Buchsenpaar und beigelegte Abschlusskapazitäten kann man bei diesem Phono-Preamp das MC-System anpassen.
Ich habe mir den Phono-Eingang ausgiebig angehört. Es fehlt ein bisschen die Dynamik, aber tonal und von der Feinzeichnung her ist das alles wunderbar. Die Phonostufe liegt in etwa auf dem Qualitäts-Niveau der sehr guten Musical Fidelity V90 LPS für knapp 200 Euro. Eingedenk des sonst noch äußerst prallen Ausstattungspakets der AVM V30 ist das aller Ehren wert.
Ebenfalls vielfältig ist die Einstellbarkeit der AVM V30, die nicht beim Anheben oder Senken von Bass und Höhen endet, sondern sogar die Eingangsempfindlichkeit der einzelnen Eingänge anpassen kann, sodass man beim Umschalten auf andere Quellen immer den gleichen Pegel hat. Und es gibt einen Heimkino-Anschluss (der hier “Line” heißt), bei dessen Anschluss der Lautstärkeregler umgangen wird und man den AVM V30 stattdessen über den Pegelregler des Mehrkanalprozessors mitsteuert. Das ist eigentlich das Optimale: klassische Zweikanalmusik hört man über das ambitionierte Stereo-Setup, Kino-Sound über das zusammengesetzte Mehrkanal-Set.
Die Verarbeitung ist – wie bei allen Geräten der AVM30-Serie – dem Preis entsprechend gut. Die Gehäuse sind stabil, die Frontplatten aus sechs Millimeter starkem, gebürstetem Aluminium. Auch die Bauteilequalität ist über alle Zweifel erhaben – wie die folgende Slideshow zeigt.
Jedenfalls führt die Kombination aus guten Bauteilen und der Zugriff auf ein großes Baukastensystem zu einem Gesamtpaket, das schwer zu toppen sein wird. Wie schon beschrieben, macht sich der AVM V30 im Alltag ausgesprochen gut. Die Bedienung ist praxisgerecht und die Ausstattung übertrifft das Gros der highendigen Vorstufen dieser Preisklasse um Längen. Und der Klang?
Hörtest AVM V30
Gar nicht übel. Zusammen mit unseren Referenz-Endstufen (SPL Performer s800 oder Cambridge Audio 851W) ließ sie es richtig rocken und knallen. Bei “One”, dem Metallica Klassiker, eingespielt mit dem Fransisco Symphony Orchestra (Album: S&M) bot die V30 die pralle Detailvielfalt des großen Orchesters, aber auch die immense Wucht der Pauken und das extrem präzise Schlagzeugspiel von Bandleader Lars Ulrich. Insgesamt spielt die V30 tonal eher ausgewogenen und präzise – ein Schlag auf die Snaredrum drückt beeindruckend auf das Zwerchfell. Im Fokus stehen hohe Wiedergabepräzision und genaue Raumabbildung. Für Freunde warmherziger Röhrenvorstufen wird die AVM V30 vielleicht ein bisschen zu nüchtern sein und mir fehlte es manchmal an der feindynamischen Leichtigkeit, die große Top-Vorstufen auszeichnet. Und diese Tendenz verstärkt sich auch noch ein Stückweit in Kombination mit den M30 Monos.
Doch das ist Kritik auf hohem Niveau. AVM Geschäftsführer Udo Besser brachte dankenswerter Weise auch den Vollverstärker der Serie, den A30, bei LowBeats vorbei. Dieser, für knapp 2.500 Euro ebenfalls bestens ausgestatte Vollverstärker schlug sich mit seinem feinen, enorm präzisen Spiel höchst achtbar gegen die Preisklassen-Referenz Musical Fidelity M5si. Doch gegen die Vor-/Endstufen-Kombination aus der 30er-Linie war er chancenlos. Nicht nur, dass ihm viel schneller bei hohen Pegeln die Puste ausging, auch zog die Kombi den Raum weiter auf und selbst bei ohrenbetäubenden Lautstärken blieben die Feinheiten gut durchhörbar.
Unterm Strich ist die AVM V30 ein großer Wurf. Klanglich gibt es in ihrer Preisklasse vielleicht einige wenige, die noch natürlicher und offener spielen. Aber das tritt vor dem Hintergrund der umfassenden Ausstattung und der guten Bedienbarkeit in den Hintergrund. Ich kenne aktuell im Preisbereich um 1.500 Euro überhaupt keine andere Vorstufe mit derart vielen Möglichkeiten.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Präzise-neutraler Klang |
| Überragende Ausstattung |
| Gute Bedienbarkeit |
| Überragende Preis/Gegenwert-Relation |
Vertrieb:
AVM Audio Video Manufaktur GmbH
Daimlerstraße 8
76316 Malsch
avm.audio/de/
Preis (Hersteller-Empfehlung):
AVM V30: 1.490 Euro
Im Beitrag erwähnte Themen:
Test Musical Fidelity M5si: Der Alleskönner-Verstärker
Erster Test Stereo-Endstufe SPL Performer s800
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