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Die Standbox Magnat Quantum 725 im LowBeats Hörraum
Die Standbox Magnat Quantum 725 im Hörraum. Die extrem lebendig aufspielende Box kostet pro Paar 998 Euro (Foto: H. Biermann)

Magnat Quantum 725 – Standbox mit Dampf

Knapp einen Meter in der Höhe misst die kleinere der beiden Quantum 720 Standboxen und hat damit das Gardemaß für deutsche Wohnzimmer. Wie auch ihre Geschwister hat die Magnat Quantum 725  die serientypische Grundfläche von 20 Zentimeter Breite und 31 Zentimeter Tiefe – siehe auch Übersichtsbeitrag zur Magnat Quantum 720 Serie. Zusammen mit den geschwungenen Seitenwänden und den optisch gelungenen, Spike-bewehrten Füßen ergibt sich ein äußerlich stimmiges, gar nicht schweres Gesamtbild, das im Mocca-Dekor vielleicht noch ein bisschen edler erscheint als in der schwarzen Dekor-Ausführung, die wir im Test hatten.

Vom technischen Konzept her ist die Magnat Quantum 725 eine Zweieinhalbwege-Konstruktion. Wie es zu dem Namen kommt? Der „erste Weg“ ist der Hochtöner mit 30 Millimeter Gewebekalotte, der im Bereich von 3.000 bis 25.000 Hertz läuft. Der „zweite Weg“ ist der Tiefmitteltöner (angebracht in der Mitte der Schallwand), der mit seiner extrem steifen Aluminium/Magnesium-Membran den unteren Teil des Übertragungsbereichs von etwa 30 bis 3.000 Hertz übernimmt. Der sogenannte „halbe Weg“ ist der zusätzliche (annähernd baugleiche) Tieftöner unten, der ausschließlich im Tiefbassbereich bis etwa 250 Hertz mitläuft und für mehr Bassfundament sorgt. Die 725 ist also mehr oder minder eine 723 mit einer Extrapotion Tiefbass.

Alle Treiber, die Magnat für die neue Quantum 720 Serie entwickelt hat, sind das Ergebnis langer Simulations- und Testreihen mit dem sündhaft teuren Klippel-Analysesystem. So gelang es, die Hoch- und Mitteltöner exakt auf die Anforderungen der neuen Serie hin zu optimieren.

Die Treiber-Bestückung der Magnat Qunaum 720 Serie
Aus diesen drei Treibern ist die gesamte Magnat Quantum 720 Familie aufgebaut: der 30 Millimeter Gewebehochtöner, der 17 Zentimeter große Tiefmitteltöner und der ebenfalls 17 Zentimeter große Bass – beide mit Aluminium/Magnesium-Membranen. Die Quantum 725 hat alle drei eingebaut (Foto: Magnat)
Die Magnat Quantum 725 in der Mocca-Variante von hinten
Die Magnat Quantum 725 in der Mocca-Variante von hinten. Im stark gerundeten Rückenteil aus massivem MDF ragen die Bassreflexrohre etwas aus dem Gehäuse heraus (Foto: Magnat)

Wichtig aber ist, an dieser Stelle festzuhalten: Die Treiber der Quantum 720 Familie sind nicht nur vergleichsweise verzerrungsarm, sie sind erstaunlich wirkungsgradstark – sprich: laut. Wie die kompakte Quantum 723 oder die große 727 spielt auch die Magnat Quantum 725 lauter als die meisten Mitbewerber-Modelle ihrer Preisklasse. Das ist ein großer Vorteil. Wie auch der Umstand, dass der Impedanzverlauf der 725 recht gutmütig fast immer oberhalb der 4-Ohm-Marke verläuft. Das macht es den angeschlossenen Endstufen einfacher; sogar eine Kombination mit Röhrenverstärkern ist denkbar.

Wie auch bei den anderen Modellen der neuen Quantum-Familie ist das Gehäuse der 725 eine nähere Betrachtung wert. Der knapp meterhohe Korpus hat ebenfalls die leicht gerundeten Seitenwangen der Geschwister und ist innen mehrfach versteift. Auch die Quantum 725 hat natürlich das gerundete Rückenteil aus massivem MDF, das die beiden Bassreflexrohre und das Bi-Wiring-Terminal aufnimmt.

Die Anbringung der Bassreflexrohre hat bei einer Standbox eher Vor- als Nachteile, weil die fast zwangsweise entstehenden Geräusche vom Hörer nicht wahrgenommen werden – sie werden ja nach hinten abgestrahlt. Und ja: Es gibt einen Mindestabstand, der zwischen BR-Rohr und Rückwand eingehalten werden sollte, damit die Reflex-Konstruktion auch störungsfrei arbeiten kann. Dieser Abstand liegt bei vielleicht 10 Zentimetern; die optimale Distanz zwischen Box und Rückwand für einen dröhnfreien Bass ist in der Regel aber viel größer. Der Bass der 725 ist vergleichsweise sauber und präzise abgestimmt, nur direkt an der Rückwand (und erst recht nicht an der Seitenwand) darf auch sie nicht stehen, will man überzogene Bässe vermeiden.

Im LowBeats Hörraum ergab sich das ausgewogenste Klangbild der Magnat Quantum 725 mit etwa 40 Zentimeter Distanz vor der festen Rückwand und mindestens dem gleichen Abstand zu den Seitenwänden.

So klingt die Magnat Quantum 725

Wie bei ihren Geschwistern 723 und 727 (und sogar auch dem Center C72) hat Magnat Entwickler Christian Gather auch der Magnat Quantum 725 ein ausgesprochen frisches, sehr lebendiges Klangbild anerzogen. Angeschlossen an die Referenz-Elektronik (Vollverstärker McIntosh MA 7900 AC und die Vor/End-Kombi SPL Director (Pre) plus Endstufe Nubert nuPower A) hämmerte die 725 Bassdrums (Metallica Through The Never: „Fuel“) mit einer Vehemenz und knalliger Energie in den Hörraum, wie ich es von einem konventionellen Lautsprecher der 1.000-Euro Klasse noch nicht gehört hatte. Die Snare kamen so direkt als säße man daneben. Der Bassbereich was satt, aber vor allem druckvoll-sauber, die Mitten aufgeräumt und sehr energisch. Mir aber fast ein bisschen zu energisch. Der Frequenzgang der 725, aufgenommen in einem akustisch perfekten Aufnahmeraum, zeigt die recht frische Gangart der schlanken Standbox

Der Frequenzgang der Magnat Quantum 725
Der Frequenzgang der Magnat Quantum 725 steigt ab 9 kHz deutlich an (Messung: J. Schröder)

Die Idee dahinter ist im Übersichtsbeitrag ausführlicher beschrieben. Mit dieser bewusst kernigen Abstimmung wollte Gather die meist müde Vorstellung günstiger oder auch älterer Verstärker und AV-Receiver aufpeppen. Für einen zweiten Teil des Hörtests verwendeten wir daher einen kleinen AV-Receiver (Marantz NR 1506) und einen legendären Vintage Verstärker, den NAD 302. Und man musste nicht lange hinhören, um Gathers Idee nachzuvollziehen: Beide Verstärker gewannen an der Quantum 725 ungemein an Lebendigkeit und Frische – auch, weil die kleine Standbox so effektiv mit den wenigen, angebotenen Watt haushaltete.

Cover Art Lorde Melodrama
David Bowie nannte sie einst „die Zukunft der Musik“. Für und war es die CD der KW 24: Lorde Melodrama  (Cover: Amazon)

Auch die Magnat Quantum 725 gewann an Charme: Sowohl mit dem Marantz als auch mit dem NAD wurde die 725 musikalischer, zurückhaltender und verträglicher. Die variantenreiche Stimme von Lorde (Album: Melodrama) zelebrierte die kleine Quantum packend und sehr offen. Die Aufnahme zeigte auch die Qualitäten des Quantum Hochtöners, der mit feinsten Hochtondetails, vor allem mit seiner großen Dynamik beeindruckte und selbst große Lautstärkesprünge mühelos nachvollzog. Hier spielte das Magnat-Eigengewächs die Vorzüge seiner mit 30 Millimeter vergleichsweise großen Kalotte aus (die klassische Standardgröße ist 25 Millimeter).

Und wie auch die große 727 zog die Quantum 725 ein beeindruckend plastisches Klangbild auf, das sich bei freier Aufstellung der Lautsprecher komplett von den Gehäusen löste und auch in der Höhe absolut realistisch wirkte: klasse!

Doch verglichen mit dem Flaggschiff 727 tat sich die kleinere 725 schwer. Dabei war es nicht nur der zu erwartende sattere, souveränere Auftritt im Bass, der die 727 nach vorn brachte. Es war auch die größere Klarheit in den Mitten, die ein insgesamt feineres Klangbild mit sich brachte und beispielsweise die Stimme von Lorde noch etwas charaktervoller, feiner und authentischer klingen ließ.

Diese bisweilen eher kleinen Unterschiede angemessen zu beschreiben ist nicht immer einfach. Deshalb haben wir auch bei diesem Familientest die wichtigsten Modelle der Serie, also die Magnat Quantum 723, die 725 und die 727 , bei gleichem Pegel aufgenommen und diese Aufnahmen im LowBeats Klang Orakel abgelegt. Dort kann man – einen guten Kopfhörer oder gute Nahfeldmonitore vorausgesetzt – unsere Tests und die klanglichen Unterschiede der drei auch im Vergleich zu Modellen anderer Marken online gut und schnell nachvollziehen.

Fazit Magnat Quantum 725

Auch die Quantum 725 ist ein guter Lautsprecher mit vielen Attributen, die man in dieser Preisklasse nicht vermutet hätte: die gerundeten Seitenwangen, die hochwertigen Hoch- und Tieftöner. Ebenfalls auf der Habenseite: der hohe Wirkungsgrad und die bewusste Ausrichtung auf kleinere oder ältere Verstärker, die zu abertausenden in den Wohnzimmern stehen. In einem Test unter Gleichen hätte die 725 sicherlich eine gute Platzierung eingefahren. Hier, im Familientest aber hatte sie es schwer. Die kaum höhere (plus 8 Zentimeter) und kaum teurere (plus 250 Euro) große Schwester kann einfach mehr. Die Quantum 727 steigt tiefer in den Basskeller, ist noch pegelfester und klingt in den Mitten um einiges feiner. Vielleicht sind die 250 Euro Preisunterschied für einige Musikfreunde entscheidend. Unterm Strich aber ist die 727 trotz des höheren Preises noch einmal preisgünstiger.

Magnat Quantum 725
2017/06
Test-Ergebnis: 4,1
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Lineare Wiedergabe, druckvoller, satter Bass
Hoher Wirkungsgrad
Abgestimmt für kleine Verstärker/Receiver
Etwas vordergründige Mitten

Vertrieb:
MAGNAT AUDIO-PRODUKTE GmbH
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
www.magnat.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Magnat Quantum 725: 998 Euro

Die Test-Aufnahmen der Quantum 725 und Quantum 727 sind zu finden im:

LowBeats Klang Orakel Standlautsprecher

Mehr zur Magnat Quantum 720 Serie:

Magnat Quantum 720: die komplette Übersicht
Test: Magnat Quantum 723 – klein, stark, dynamisch
Test: Magnat Quantum 727 – Flaggschiff mit Doppelbass
Test: Magnat Quantum C72 – Center mit der Extraportion Bass

Die Mit- und Gegenspieler im Hörraum:

Test Elac UniFi BS U5 – Koax für kleines Geld
Test McIntosh MA7900 AC – Sinnbild eines Vollverstärkers
Test SPL Director – Vorstufe aus dem Studio
Test nuPower A – Super-Endstufe vom Direktvermarkter

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.