Eines der Erkennungszeichen der neuen Quantum-Serie von Magnat ist, dass alle Stereo-Lautsprecher die gleiche, nach hinten runde Grundfläche haben: nämlich 20 Zentimeter Breite und 31 Zentimeter Tiefe. Das gilt auch für die Kompaktbox Magnat Quantum 723, die mit ihrer Bauhöhe von 35,5 Zentimetern erkennbar den Benjamin der neuen Serie gibt, denn die 725 und die 727 sind als Standboxen bedeutend höher. Aber auch die kleine Quantum 723 hat alle Insignien dieser Serie: die gerundeten Seitenwangen, die gute Verarbeitung, die exzellente Bestückung mit der hervorragenden Gewebekalotte und den Tiefmitteltöner mit extrem steifer Aluminium/Magnesium-Membran und, und, und…. Alles Wesentliche zu den Treibern und der Gehäuseverarbeitung haben wir im Übersichtsbeitrag Magnat Quantum 720 für Sie zusammengefasst.
Doch damit steht – ohne jetzt die Spannung aus dem Beitrag nehmen zu wollen – der Preis/Leistungssieger aus der Quantum 720 Serie schon fest: es ist zwangsweise die kleine 723 für 550 Euro pro Paar. Denn wo in dieser Preisklasse gibt es bitteschön gerundete Seitenwangen, wo Hoch- und Tieftöner von dieser Güte? Ich meine: nirgends.
Zumal auch bei der kleinen Quantum 723 alle für die Serie wichtigen Details konsequent umgesetzt werden. Beispiel: das massive Rückenteil mit Bi-Wiring-Terminal und Bassreflexkanal.
Beispiel 2: die Frequenzweiche. Weil die harten Tiefmitteltonmembranen der 17-Zentimeter-Tiefmitteltöner an ihrem oberen Übertragungsende stark zu resonieren beginnen, ist eine steilflankige Filterung notwendig. Magnat Entwickler Christian Gather verwendet hier eine Schaltung, die sowohl im Hoch- als auch im Tiefmitteltonzweig als 18 Dezibel/Oktave-Frequenzweiche aufgebaut ist, akustisch aber als noch steilflankigere Schaltung mit 24 Dezibel/Oktave wirkt. Auch das lässt eine hohe Belastbarkeit vermuten.
Ein weiteres Erkennungszeichen dieser Serie ist die vergleichsweise gutmütige Impedanz und der recht hohe Wirkungsgrad. Wie auch ihre Schwestern der Quantum-Familie sticht die kleine 723 die meisten Mitbewerber in puncto Effizienz locker aus: Bei gleicher Leistungszufuhr ist sie einfach lauter. Das ist hoch erfreulich, könnte man die Kleine doch durchaus auch mit kleinen Röhrenverstärkern wie dem Tektron TKEL34 (mit seinen lediglich 15 Watt pro Seite) kombinieren. Aber für Verstärker jenseits der 1.000 Euro wurde die Magnat Quantum 723 eindeutig nicht konzipiert…
So klingt die Magnat Quantum 723
Wie die meisten anderen Kompaktboxen auch, stellten wir die Quantum 723 frei im Raum etwa 40 Zentimeter vor der festen Rückwand auf einen Ständer. Von einer Aufstellung direkt im Regal zwischen Büchern und anderen Gegenständen müssen wir abraten: Zum einen zerstört ein solcher “Einbau” die wirklich plastische Abbildung der kleinen 723, zum anderen wird die Funktion des Bassreflexrohres auf der Rückseite eingeschränkt. Und die Magnat Quantum 723 braucht die optimale Bassunterstützung.
Magnat Entwickler Christian Gather hat allen Quantum 720-Modellen ein ausgesprochen lebendiges Klangbild anerzogen. Dass der Mann, der auch eine Magnat Quantum Signature, eine Heco Direkt oder eine Heco New Statement mitentwickelt und abgestimmt hat, auch moderatere Töne anschlagen kann, darf als sicher angenommen werden. Bei Quantum 720 aber wollte er über bewusst kernige Mitten die meist müde Vorstellung günstiger Verstärker und AV-Receiver aufpeppen.
Die Idee ist gut und sehr praxisnah, greift aber nur dann, wenn der geneigte Besitzer tatsächlich schwächliche Verstärker einsetzt. Ich war jedenfalls einigermaßen erstaunt, wie kernig und naseweis mir die kleine Magnat Quantum 723 die Stimme von Lorde (LowBeats CD der KW 24) servierte, als ich die Referenz-Elektronik (Vollverstärker McIntosh MA 7900 AC und die Vor/End-Kombi SPL Director (Pre) plus Endstufe Nubert nuPower A): Das war zwar sehr lebendig, detailreich und mitreißend, aber auch etwas anstrengend. Eine zum Vergleich herangezogene Elac UniFi BS U5 spielte diesbezüglich – obwohl auch sehr lebendig in den Mitten – geschmeidiger.
Wie schon im Übersichtsbeitrag zur Quantum-Familie beschrieben, behalf ich mir dann mit einem Wechsel auf den mit 400 Euro sehr günstigen Mehrkanal-Receiver Marantz NR 1506. Und siehe und höre: Mit dem Marantz spielte auch die 723 wie sie sollte. Die kleine Magnat Quantum 723 ging immer noch ab wie die Feuerwehr, blieb aber in den Mitten etwas gebremster, angenehmer, verträglicher. Das variantenreiche Spiel von Lorde mit ihrer Stimme (Album: Melodrama) transportierte die kleine Quantum überzeugend und sehr offen. Und der Durchgang mit dem Marantz zeigte auch, wie gut dieser Quantum Hochtöner ist. Es war nicht unbedingt nur die Leichtigkeit, mit der er feinste Hochtondetails auflöste; er beeindruckte vor allem mit einer großen Dynamik. Hier spielt das Magnat-Eigengewächs die Vorzüge seiner mit 30 Millimeter vergleichsweise großen Kalotte (die klassische Standardgröße ist 25 Millimeter) aus.
Doch das Beeindruckendste an der kleinen Quantum 723 ist ihr Bass. Sie ist ja nun wahrlich kein großer Lautsprecher, aber das merkte man ihr nicht an. Die hämmernden Bassdrums des Metallica Klassikers “One“ kamen mit viel Druck und Verve; Schläge auf die Snare schnalzten regelrecht. Der letzte Tiefgang fehlt der 723 zwar, aber dennoch beherrscht sie eine Art der Attacke, wie man sie eher von Hörnern vermuten würde: schnell, hart, knackig – und erstaunlich laut.
Der Bass passt zur quirligen Wesensart der kleinen Quantum 723 und ist eigentlich auch der einzige Unterschied zu den beiden Serien-Schwestern 725 und 727. Denn der sehr lebendige Klangcharakter ist bei allen dreien absolut der gleiche: Mit Quantum 725 kommt etwa mehr Fülle, aber vor allem mehr Tiefgang hinzu; mit der Quantum 727 zusätzlich noch etwas mehr Pegel und eine satte Souveränität im Tiefbass.
Wie üblich bei Familientests haben wir die wichtigsten Modelle der Serie, in diesem Fall die Magnat Quantum 723, die 725 und die 727 bei gleichem Pegel aufgenommen und diese Aufnahmen im LowBeats Klang Orakel abgelegt. Dort kann man, einen guten Kopfhörer oder gute Nahfeldmonitore vorausgesetzt, unsere Tests und die klanglichen Unterschiede der drei auch im Vergleich zu Modellen anderer Marken gut nachvollziehen.
Fazit Magnat Quantum 723
Eigentlich ein rundum guter Lautsprecher mit vielen Attributen, die man in dieser Preisklasse nicht vermutet hätte: gerundete Seitenwangen, extrem hochwertige Treiber. Hinzu kommen Punkte, die für diese Preisklasse eigentlich Pflicht sein sollten: gutmütige Impedanz und hoher Wirkungsgrad. Doch das, was die Magnat Quantum 723 klanglich auszeichnet – die ungemein hohe Lebendigkeit – ist zugleich ihr Nachteil. Sie wurde für die Kombination mit preisgünstigen Verstärkern (und entsprechend schwächlichen Endstufen) entwickelt. Diese erweckt sie geradezu atemberaubend zum Leben. Doch mit vielen höherklassigen (und kräftigeren) Verstärkern wird die quirlige Mittenenergie schnell zu viel.
Besitzer kleiner und billiger AV-Receiver können die Modelle der neuen Quantum-Serie blind kaufen. Sie werden erstaunt sein, was da alles geht. Besitzer gehobener Verstärker sollten sich die Kombination vorher versuchsweise anhören. Klassik-Fans empfehle ich, lieber gleich woanders zu schauen – oder auf ein Modell der etwas zahmeren Quantum-Linien 750 oder 1000 umzuschwenken.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Lineare Wiedergabe, druckvoller, satter Bass |
| Hoher Wirkungsgrad |
| Abgestimmt für kleine Verstärker/Receiver |
| Etwas vordergründige Mitten |
Vertrieb:
MAGNAT AUDIO-PRODUKTE GmbH
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
www.magnat.de
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Magnat Quantum 723: 549 Euro
Die Test-Aufnahme der Quantum 723 ist zu finden im:
LowBeats Klang Orakel Kompaktlautsprecher
Mehr zur Magnat Quantum 720 Serie:
Magnat Quantum 720: die komplette Übersicht
Test: Magnat Quantum 725 – das Energiebündel
Test: Magnat Quantum 727 – das Flaggschiff
Test: Magnat Quantum C72 – Center mit der Extraportion Bass
Die Mit- und Gegenspieler im Hörraum:
Test Elac UniFi BS U5 – Koax für kleines Geld
Test McIntosh MA7900 AC – Sinnbild eines Vollverstärkers
Test SPL Director – Vorstufe aus dem Studio
Test nuPower A – Super-Endstufe vom Direktvermarkter