Die meisten Musik- und HiFi-Fans kennen Nubert nur als erfolgreichen Direktvermarkter vor allem von Lautsprechern. Die Menschen aus den Nubert’ schen Stammlanden aber kennen auch die beiden großen HiFi/TV-Läden in Aalen und Schwäbisch Gmünd, mit denen “der Nubert” mehr Umsatz gemacht hat als die meisten seiner Händler-Kollegen republikweit. Doch die beiden Laden-Standorte lagen zu dicht beieinander. Konsequenterweise zog der neue Nubert Geschäftsführer Bernd Jung den Stecker für Aalen, vergrößerte den ursprünglichen Laden in Schwäbisch Gmünd deutlich und verpasste ihm zudem ein neues Konzept. Kürzlich war das LowBeats Team einen ganzen Tag bei Nubert und konnte so nicht nur den den neuen Soundbar nuPro AS-3500 und den neuen Subwoofer XW-1200 hören: Wir bekamen auch Einblicke in das neue Konzept des (Stamm-) HiFi-Ladens in Gmünd (siehe weiter unten) und hatten Gelegenheit, Bernd Jung im Interview zu seinen Eindrücken nach seinem ersten Jahr bei Nubert zu befragen.
Nubert CEO Bernd Jung im Interview
LowBeats: Herr Jung, seit nun 12 Monaten sind Sie als Nicht-Schwabe Geschäftsführer beim doch sehr schwäbischen Lautsprecherhersteller Nubert im Amt. Haben Sie sich mittlerweile akklimatisiert?
Bernd Jung: Ja, der Schritt nach Schwäbisch Gmünd zu kommen fiel leicht, von Anfang an hat die berühmte „Chemie“ gepasst und in sehr kurzer Zeit fanden wir zu einer gutem Team-Arbeit.
LowBeats: Was war die größte Überraschung?
Bernd Jung: Mauldäschle. Kann man wirklich essen.
LowBeats: Die Pandemie hat ja nun die Digitalisierung und damit auch das Online-Geschäft noch einmal stark beflügelt. Wie ist Ihr Eindruck: Hat Nubert einen schon bestehenden Vorsprung ausbauen können oder mussten auch Sie das Handeln & Verkaufen in Pandemie-Zeiten erst erlernen?
Bernd Jung: Für Nubert spielt der etablierte Direktversand und der damit verbundene Online-Handel bereits seit einigen Jahren eine maßgebliche Rolle und wir konnten im Lockdown trotz Home-Office und Schließung der Filialen nahezu nahtlos voll „digital“ unsere Dienstleistungen und Produkte anbieten. In dieser Beziehung konnten wir unseren Vorteil als Direktversender weiter ausbauen.
LowBeats: Die beiden Verkaufs-Läden in Aalen und Schwäbisch Gmünd haben bei Nubert stets eine wichtige Rolle gespielt – Nubert war quasi der Pionier des hybriden Konzepts. Nun wurde der Laden in Aalen geschlossen, dafür Schwäbisch Gmünd erheblich ausgebaut. Es gibt, wie man hört, ein neues Ladenkonzept. Wie unterscheidet es sich von den bisherigen Läden?
Bernd Jung: Der Standort in Aalen war nur etwa 30 Kilometer von Gmünd entfernt und über die letzten Jahre hat sich der Verkauf über die Filialen stark in Richtung Schwäbisch Gmünd konzentriert. Daher haben wir uns für eine Konzentration unserer Beratungs- und Verkaufskompetenz entschieden und haben alle Mitarbeiter in unserem Stammhaus zusammengeführt. Jedoch gab es dabei auch eine Fokussierung. Neben hochwertigen TV-Geräten und HiFi Komponenten stehen nun besonders die eigenen Produkte im Vordergrund. Hörstudios wurden neu überarbeitet und erweitert, wie auch freie Hörzonen innerhalb der Ladenfläche geschaffen, wo man es auch mal akustisch „richtig krachen lassen“ kann.
LowBeats: Stichwort „hybrides Konzept“: Wie wichtig sind die Läden, wie wichtig sind die Showrooms? Wird Nubert die Anzahl der Showrooms ausbauen?
Bernd Jung: Trotz des starken Online-Handels und des komfortablen 30 Tage-Testkonzepts im heimischen Wohnzimmer liegt uns das Erleben und Präsentieren der Produkte in unseren Räumlichkeiten weiter stark am Herzen. Mit dem Hörstudio in Duisburg haben wir in der Mitte Deutschlands bereits vor Jahren eine weitere Möglichkeit geschaffen, in unsere Klangwelt einzutauchen. Also ja: Wir suchen den Kontakt zum Kunden und wollen ihm möglichst oft und möglichst gut die Gelegenheit bieten, unsere Boxen hören zu können.
Doch gehen wir seit Herbst des Jahres auch ganz neue Wege mit Vaund in Mannheim und Hannover. Vaund ist ein sogenannter Multibrand-Store, der spezielle, vor allem hochwertige Produkte aus allen möglichen Gattungen ausgesprochen unterhaltsam und ansprechend präsentiert. Wir waren in Hannover im Store und waren schlicht begeistert, weil der Verkäufer gar nicht wusste, wer wir waren und trotzdem so von unseren Lautsprechern geschwärmt hat… Das ist ein sehr modernes Store-in-Store-Konzept, von dem ich hoffe, dass es Schule macht.
LowBeats: Wichtig waren für Nubert ja auch immer die Messen. Was tut man, wenn diese Möglichkeit des Kontakts mit dem Kunden erst einmal ausfällt?
Bernd Jung: Ja, die Messen waren für uns immer auch eine geschätzte Plattform, die uns viel Freude bereitet haben. Insbesondere, weil wir immer interaktiv mit den Messebesuchern in Kontakt traten und es mehrmals täglich Live- Präsentationen gab. Daher werden wir nun verstärkt Videos und virtuelle Messen beziehungsweise Produktpräsentationen nutzen und arbeiten hier intensiv an Konzepten.
LowBeats: Wir kennen Nubert als den Anbieter der „ehrlichen Lautsprecher“, die allerdings auch immer etwas brav sind und brav aussehen. Gibt es Überlegungen, zukünftig auch mehr „smarte“ Technologie und Design-orientierte Lautsprecher im Programm aufzunehmen? Oder anders gefragt: wie sieht das Nubert Programm der Zukunft aus?
Bernd Jung: Das ist wohl richtig: Wir haben uns immer auf die „inneren Werte“ und Technik für die Umsetzung bestmöglicher Klangentfaltung zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis konzentriert und die Gehäuse-Designs bewusst neutral gehalten. Und trotzdem – oder sogar gerade deshalb – erhielten einige unserer Produkte Design-Awards. Wie zum Beispiel den anerkannten Reddot für die mit Technik gespickte und innovative nuProX- Lautsprecher mit automatischer Eimessfunktion oder auch die ausgezeichneten Vor- und Endverstärker nuControl und nuPower. Und ja: Wir arbeiten zukünftig noch mehr und intensiver mit renommierten Produkt-Designern zusammen, um innovative Technologien mit Wohnraumkonzepten in Konsens bringen – als Basis für zukünftige Produkte und bedarfsgerechte Beschallungskonzepte der Zukunft.
LowBeats: Soll heißen, es gibt bald auch Design-Lautsprecher von Nubert?
Bernd Jung: (schmunzelnd) Das ist jedenfalls nicht ganz auszuschließen…
LowBeats: Herr Jung, wir danken für das Gespräch.
Nubert in Schwäbisch Gmünd: den HiFi-Laden neu entdeckt
Bei LowBaets sind wir ja immer auf der Suche nach attraktiven Laden-Konzepten, in denen die HiFi-Fans inspiriert und möglichst gut abgeholt werden. Dass wir nun ausgerechnet im neuen Nubert Laden in Schwäbisch Gmünd fündig wurden, war – gelinde gesagt – eine ausgewachsene Überraschung. Denn vor dem Umbau bedienten beide Niederlassungen eher den klassischen TV- als den Musik-Freund. Das hat sich nun grundlegend geändert.
Der erste Corona-Lockdown kam auch für die Nubert Strategen nicht gelegen. Doch man nutzte die Zeit, um einerseits ein neues Ladenkonzept zu entwickeln und andererseits den Laden zu modernisieren und auf das Konzept anzupassen.
Und wir waren eingeladen, uns das alles anzuschauen. Wir hatten dabei einen prominenten Guide: Roland Spiegler, über 40 Jahre lang so etwas wie die graue Eminenz der Schwaben, hatte das Konzept miterarbeitet und gab uns Einblicke in den neuen HiFi-Tempel.
Starten wir mit ein paar Rahmendaten: Der neu gestaltete Nubert-Laden in Schwäbisch Gmünd hat eine Gesamtladenfläche von über 1000 m² auf zwei Etagen. Damit dürfte er einer der größten Spezialläden seiner Art sein. Normalerweise arbeiten hier bis zu 19 Mitarbeiter, darunter sechs HiFi/AV-Berater, zwei Azubis, zwei Mitarbeiter im Außendienst und fünf Mitarbeiter im Service/Werkstatt. Auch das ist Nubert: Man will die Dinge, die man hier verkauft, möglichst lange erhalten.
Doch im Vergleich zu früher, als man erheblich stärker in Kombinationen mit TV dachte und das Ganze eher an einen besseren MediaMarkt erinnerte, steht heute der Klang im Vordergrund. Und zwar in sorgsam zusammengestellten Anlagen in abgeschlossene Studios oder auf abgegrenzten Arealen des großen Verkaufsbereichs. Das sind die sogenannten Hörzonen, von denen der Laden mindestens zwei Dutzend bietet. Der Kunde soll – ganz schwäbisch – in aller Ruhe “g‘scheid” auswählen können. Mein Eindruck: Das ist hier sehr gut möglich. Und es ist auch wirklich hübsch gemacht – siehe Slideshow.
Der Nubert’sche Fachmarkt ist HiFi-Laden und Showroom in einem. Dementsprechend findet man hier überwiegend Nubert Lautsprecher. Dafür aber sehr viele: Es ist der einzige Ort der Welt, an dem wirklich alle Nubert Boxen ausgestellt, angeschlossen und häufig auch miteinander vergleichbar sind. Für Fans der Marke quasi das Eldorado.
Raumakustisch ist das nicht immer ganz hasenrein, weil oftmals viele Lautsprechern nebeneinander in einem Raum stehen. Und doch haben die Nubert Leute dieses Problem deutlich besser gelöst als die meisten anderen HiFi-Händler – unter anderem, weil hier viel Platz ist. Denn auch das muss man sagen: Es ist oft sehr zielführend, wenn man mit nur kurzer Umschaltzeit viele Lautsprecher miteinander vergleichen kann. Diese Möglichkeiten sind reichlich vorhanden: Jede Boxen-Linie der Marke hat ein eigenes Vergleichs-Areal.
Das neue Konzept des Nubert Ladens ist in vielen Belangen großzügig, nur preislich bleiben die Schwaben – so sind sie nun einmal – auf dem Teppich. Die Nubert Lautsprecher liegen ja alle noch im erschwinglichen Bereich, das teuerste Modell, die nuPyramide, kostet nicht einmal 12.000 Euro pro Paar.
“Dementsprechend”, sagt Roland Spiegler, “sind natürlich auch die Elektronik-Komponenten unseres Angebots eher im Mittel- und Oberklassebereich zu finden.” Genauer: im Nubert’schen HiFi-Laden findet man die Komponenten von Bluesound, Cambridge Audio, Denon, Loewe, Marantz, Onkyo+Pioneer (wenn mal wieder lieferbar), Musikal Fidelity, NAD, Panasonic, Rega, Ruarkaudio, Samsung, Sennheiser, Sonoro, Sonos, Sony, Teac, Technisat, Vincent, Yamaha. Und natürlich auch die Elektronik von Nubert selbst: Die mächtigen Endstufen nuPower A beispielsweise schmücken jedes HiFi-Studio.
Alles in allem erwartet den HiFi-Fan in Schwäbisch Gmünd ein runder Mix, der die meisten Ansprüche zufrieden stellen sollte. Und obwohl das neue Konzept den Schwerpunkt eindeutig weg vom Fernseher hin zum besten Klang gelegt hat, gehören natürlich Fernseher immer noch zum Sortiment. Aber diesbezüglich gilt jetzt: Klasse vor Masse. Roland Spiegler: Die Rabattschlachten um Fernseher machen für uns – gerade vor dem Hintergrund des neuen Ladenkonzepts – überhaupt keinen Sinn. Die Schleuderpreis-Angebote muss der Kunde woanders kaufen.”
Nach einer Stunde Führung hatten wir vieles gesehen und waren beeindruckt. Der neue Laden hat mit dem ehemaligen Elektronikmarkt Nubert nichts mehr zu tun. Die kluge Aufteilung in viele Inseln sorgt für eine äußerst entspannende und angenehme Ruhe, die ich mir beim Besuch eines HiFi-Ladens sehr viel öfter wünschen würde.
Man merkt, bei Nubert bewegt sich was. Und das geht eindeutig in die richtige Richtung. Es ist das Wissen, dass beste Qualität nicht nur allein in bestem Klang begründet liegt, sondern auch in einer adäquaten Verpackung. Das gilt für den HiFi-Laden, aber auch für die Lautsprecher-Marke selbst. Und so ist es mehr als wahrscheinlich, dass der Platz für die Urkunden-Galerie im Treppen-Auf-/Abgang des HiFi-Ladens wohl bald nicht mehr reichen wird…
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