Bose bringt seine SoundTouch-Serie auf ein neues Level: Mit ihrem neuen Soundbar, der sich durch einen Subwoofer ergänzen lässt, wollen die Amerikaner den Abstand auf Sonos weiter verkürzen. Denn eine Heimkino-Lösung fehlte bislang noch im SoundTouch-Programm. Diese Lücke füllt nun der Bose SoundTouch 300, dessen Konnektivität die Möglichkeiten des Sonos-Systems übertrifft.
Der neue Klangbalken lässt sich via WLAN oder LAN vernetzen und bietet zusätzlich Bluetooth-Streaming. Wir erinnern uns: Sonos sah sich genötigt, sein vielleicht größtes Defizit in der Werbung als Plus zu verkaufen – frei nach dem Motto: Bluetooth bringt’s nicht.
Die meisten User sehen das vermutlich anders, denn Bluetooth ist einfach unschlagbar, wenn es darum geht, on the go mal schnell etwas vom Smartphone auf einen Lautsprecher zu streamen.
Bei Bose wird das vom nächstgelegenen SoundTouch-Gerät empfangene Wireless-Signal sogar über weitreichenderes WLAN im ganzen Haus verteilt, sofern dort weitere SoundTouch-Komponenten stehen.
Leider hat Bose eine Unsitte vom Trendsetter übernommen: Ohne Registrierung geht nichts, zumindest nicht mit der SoundTouch App (für iOS und Android). Immerhin kann man ohne langes Tippen auf der Mini-Bildschirmtastatur des Smartphones und der damit verbundenen Preisgabe seiner Daten über das Bose-System schon mal Musik über Bluetooth oder den rückseitigen 3,5-mm-Mini-Klinken-Analog-Eingang hören.
Auch TV-Ton erfordert keine App. Für die volle Funktionalität ist allerdings die App unumgänglich. Dann kann das SoundTouch 300 Musik vom Rechner (nach Download der entsprechenden Mac oder Windows App) oder von einer DLNA-kompatiblen NAS streamen. Außerdem gewährt der Bose-Bar Zugriff auf Online-Musikangebote von Deezer, Sirius XM, Spotify sowie Spotify Connect.
Die Software sorgte bei uns allerdings für Verdruss, weil das Zurücksetzen des (nach dem letzten Test vor einem Jahr vergessenen) Passworts für meinen Bose Account einfach nicht klappen wollte und mittendrin zu einer Fehlermeldung führte.
Dagegen ist die Hardware echt Bose-like: Sprich sehr durchdacht und ohne Anleitung für jeden im Handumdrehen beherrschbar. Jeder, der schon einmal einen Bluetooth-Lautsprecher benutzt hat, kann sofort Musik hören.
Einfach die Bluetooth-Taste auf der übersichtlichen Universal-Fernbedienung etwas länger drücken und dann am Handy den Bose SoundTouch 300 auswählen und die Verbindung quittieren. Für Androiden gibt es sogar NFC (Near Fild Communication) für einfachen Verbindungsaufbau. Los geht’s.
Oder man verbindet schlicht den Fernseher via HDMI mit 4K-Passthrough oder S/PDIF mit Toslink mit dem Soundbar. Bei ersterer Methode genügt ein HDMI-Kabel, denn der Bose unterstützt ARC, den Audio-Rückkanal. Wenn der Fernseher damit ausgerüstet ist, was bei allen neueren Flatscreens selbstverständlich ist, steht der HDMI-Eingang für einen Blu-ray-Player bereit.
Leider gibt der Bose SoundTouch 300 keine Menüs über HDMI aus und er hat auch kein Display. So müssen ein paar LEDs auf der linken Frontseite als Indikatoren herhalten – vielleicht das größte Manko des neuen Bose. Allerdings ist die Bedienung so einfach, dass es kein großes Hindernis darstellt. Nach dem Auspacken stellt sich schnell der gewünschte Erfolg ein.
ADAPTIQ holt alles aus dem Bose SoundTouch 300
Doch es lohnt sich, sich, in die schnell erfassbare Anleitung zu schauen und die hinter “Klammeraffengriffen” versteckten Funktionen zu finden. Dazu zählt vor allem die Einmessung über das mitgelieferte Kopfmikrofon.
Als das ADAPTIQ genannte Verfahren vor einer gefühlten Ewigkeit auf den Markt kam, demonstrierten die marketingtechnisch mit allen Wassern gewaschenen Amerikaner dessen Wirksamkeit durch Mini-Boxen (“Sound Cubes”), die sie in Abflussrohren versteckten. Doch selbst unter Alltagsbedingungen bringt das Verfahren eine ganze Menge.
Geleitet von einer Sprachansage soll der Nutzer sich an fünf verschiedene Hörpositionen begeben und den Ablauf einer Messung abwarten, die durch den Mikrofonaufsatz auf seinem Kopf gemessen wird.
Das ist zwar weder ansatzweise so cool wie die Sonos-Methode mit dem Mikrofon des iPhones, sperrt aber im Gegensatz zu Sonos’ TruePlay Nutzer von Android-Geräten nicht aus. Denn es gibt zu viele, um alle Mikrofoncharakteristiken in die Messung einzubeziehen – was für eine genaue Messung allerdings unverzichtbar ist.
An der Wirkung von ADAPTQ gibt es nichts auszusetzen. Klingt der SoundTouch-Soundbar aus dem Karton schon klasse, legt er nach der kurzen Einmessprozedur vor allem im Bass eine ganze Schippe drauf.
Bass-Boost mit dem Bose Acoustimass 300 Wireles Bassmodul
Wem dieser Zuwachs noch nicht genügt, der kann den Bass-Boost zuschalten. Und wer noch mehr Appetit auf tiefe Töne hat, kann den Bose SoundTouch 300 mit dem Acoustimass 300 Wireless Bassmodul kombinieren.
Das kostet 800 Euro, funktioniert drahtlos und lässt sich mit einem simplen Klammeraffengriff unter Zuhilfenahme der Bedienungsanleitung eins-zwei-drei erledigen.
Dann kann das Bose-Set von der Klangfülle eine richtige Surround-Anlage ersetzen. Wer dann auch in der Räumlichkeit keine Kompromisse machen möchte, kann sogar noch zwei kompakte Wireless-Speaker Virtually Invisible 300 für die Surround-Kanäle hinzufügen.
Schließlich zeigte sich im Hörtest sehr bald, dass die virtuellen Tricks des Bose SoundTouch 300 – Mittels PhaseGuide Array nutzt der knapp einen Meter breite Soundbar Reflexionen der Seitenwände – die Klangabbildung zwar reichlich in die Breite ziehen und auch weiter auf den Hörplatz zukommen lassen.
Doch wer perfekte Hinten-Ortung wie etwa in den Vorbeifahrten des Rennfahrer-Epos “Tage des Donners” mit Tom Cruise erleben will, braucht tatsächlich die beiden für 350 Euro angebotenen Virtually Invisible 300 Wireless Surround Speaker.
Und wer hören und fühlen möchte, wie sich ein V8-Stockcar in etwa anhört, braucht unbedingt den Subwoofer. Zwar leistet der mit einer ganzen Batterie von Breitbändern bestückte Soundbar ganze Arbeit als vergleichsweise günstiger Weg, den sehr gepressten, artifiziellen Fernsehton vor allem im entscheidenden Stimmbereich natürlich und angenehmer klingen zu lassen.
Für Serien wie Tatort reicht sogar der Bass voll aus – sofern Til Schweiger nicht den Kommissar mimt und dann noch Regie führt. Sollte das der Fall sein, fehlt dann schon etwas vom Tiefgang, den unser Mann in Hollywood beinahe zwanghaft ins Spiel bringt.
Boost für die Schweiger-Minute
Zwar kann das Acoustimass 300 die psychologische Tiefe der Handlung nicht beeinflussen, doch das Wesentliche in den Nick-Tschiller-Thrillern bringt er wirklich fett zur Geltung. “Geil!!!!!!” würde der Regisseur sicher dazu sagen, wenn man ihm verriete, dass das ganze Set wohl weniger kostet als ein einziger Stunt und darüber hinaus auch kompatibel zu Kultursendungen wie “Titel, Thesen Temperamente” ist.
Apropos Kultur: Musik lässt sich mit dem Bose SoundTouch 300 wirklich ordentlich wiedergeben, aber erst mit dem Acoustimass 300 groovt es so richtig satt.
Zwar ist der SoundTouch kein Hochtonwunder, doch in Sachen Stimmigkeit und Stimmwiedergabe ist Bose mit seinen Breitbändern, die ohne die üblichen Frequenzweichen zwischen Mitten und Höhen auskommen, eine Bank.
Zudem bilden sie eine Punktschallquelle – das ewige Ideal der zeitrichtigen Musikwiedergabe. Was sich in der Praxis auch bewährt, ist wie beim Bose SoundTouch 10 das Zusammenspiel aus App und Fernbedienung.
Wer Bluetooth vom Handy streamt, kommt etwa beim Verändern der Lautstärke mit der Fernbedienung schneller zum Ziel als mit dem iPhone, das erst entriegelt werden muss.
Die Lautstärke am Handy wird dabei mit der Einstellung am Bose SoundTouch 300 synchronisiert. Eigentlich fehlt nur ein kleines Display am Gerät, dass man die eingestellte Lautstärke ablesen kann und beim Blick auf die angewählte Quelle auch aus der Ferne eindeutig informiert wird.
Fazit Bose SoundTouch 300 / Acoustimass 300
Bose hat sich in Style und Materialqualität gegenüber früheren Heimkino-Systemen deutlich gesteigert. Gerade das neue Acoustimass-Modul wirkt mit seiner Oberseite aus Glas und den abgerundeten Gehäusekanten um Lichtjahre edler als die alten “Schuhkartons aus dünnem, kantigen Pressspan. In der Bedienung blieb sich Bose treu und das ist auch gut so.
Hier setzen die Amerikaner Maßstäbe, wenn man von der App absieht. Die nervt mit Registrierung und hat nach einer tiefgreifenden Überarbeitung nicht unbedingt an Funktionalität gewonnen, was auch zahlreiche negative User-Kommentare in den App Stores nahelegen.
Zwar stellt Sonos der Hörfreude auch erst eine Registrierung voran, doch insgesamt merkt man deren App ihre hohe Reife an. Dafür gibt es beim Bose SoundTouch 300 eine serienmäßige Systemfernbedienung und Bluetooth-Konnektivität.
Und auch HDMI kann der Markführer nicht bieten. Dafür klingt der Sonos PlayBar bereits ohne Subwoofer satter als das SoundTouch 300, das man für vollen Klang unbedingt mit dem drahtlosen Bassmodul Acoustimass 300 kombinieren sollte.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Satter, angenehmer Klang mit Musik und Filmton |
| Streaming via Bluetooth, WLAN und LAN |
| Smarte ADAPTIQ-Einmessung |
| Kein Display, App nicht ganz ausgereift |
Vertrieb:
Bose GmbH
www.bose.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
800 / 800 Euro (SoundTouch 300 / Acoustimass 300)
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