Der frühere Planar 3 war ja eine Art Legende. Unter all den in der Regel sowieso sehr preiswürdigen Rega Plattenspielern war er immer so etwas wie der preiswürdigste. Rega Chef Roy Gandy hatte gerade für ihn immer ein besonderes Faible. Als nun der neue Rega Planar 3-2016 als Nachfolger des RP3 angekündigt wurde, war klar, dass hier mehr als nur kleine kosmetische Korrekturen durchgeführt würden.
Von seinem Wesen her ist der Planar 3 – wie auch all seine Vorgänger – ein Plattenspieler mit wenig Masse und Riemenantrieb. Daran hat sich auch in der Generation 2016 nichts geändert. Darüber hinaus aber gibt es kaum einen Punkt, an dem der Rega RP3-2016 nicht besser geworden wäre.
Wir haben mit unserem Analogspezialisten und LowBeats TV Moderator René Heller ein Auspack-Video gedreht (“LowBeats packt aus…”), in dem die meisten Details recht genau erklärt werden. Auch Heller war vom Planar 3 äußerst angetan.
Die Gründe liegen auf der Hand: Der Planar 3-2016 sieht aus dem Stand wertiger aus als seine Vorgänger, weil seine Chassis-Platte jetzt mit einem Hochglanz-Acryllack (Farben: Schwarz und Weiß) überzogen ist.
Der An-/Aus-Schalter wanderte auf die Unterseite der Platte, was den schlicht-edlen Auftritt unterstreicht. Da auch der Rega Planar 3-2016 kaum Entkopplung zum Boden hin hat, ist die Qualität der Füße wichtig – die sind beim neuen Planar 3 besser geworden.
Trotzdem mein Tipp an dieser Stelle: Alle, die den Platz dafür haben, sollten unbedingt die Wandhalterung “Rega Wall” nutzen. Die kostet 200 Euro und bringt noch einmal sehr viel mehr Ruhe ins Klangbild.
Der Plattenteller aus Glas ist schick und in Verbindung mit der Filzmatte akustisch bewährt. Bezüglich der Auflagematten gibt es selbst bei Rega einige Alternativen, die man durchaus mal ausprobieren könnte – der Rega Planar 3-2016 wäre es wert. Aber man startet in jedem Fall von einem sehr hohen Niveau aus.
Was man nicht sieht, ist das bessere Messinglager. Mess-Profi Peter Schüller hat für LowBeats den Rega Planar 3-2016 auf Herz und Nieren geprüft. Sein Fazit: “Für einen Plattendreher dieser Preisklasse sind seine Gleichlaufwerte von +/-0,11% beachtlich gut.”
Eine Schwäche allerdings zeigt der Motor, der ein magnetisches Streufeld um sich aufbaut, das – klar – zum Platteninneren, wo der Motor sitzt, stärker wird und die Rumpelmessungen beeinflusst. Manchmal, abhängig von der Position des Tonabnehmers, ist in leisen Passagen ein dezentes Brummen zu hören.
Nicht schlimm., aber wie gesagt, manchmal vernehmbar. Es gäbe wenigstens drei Möglichkeiten, diese Brumm-Neigung abzustellen. 1.) den Motor besser kapseln, 2.) MC-Tonabnehmer verwenden oder 3.) die Tonabnehmer schirmen.
Dass Rega keine dieser Möglichkeiten nutzt – die Briten kapselt den Motor ja nur bedingt, empfehlen ihre (ungeschirmten) MM-Tonabnehmer – zeigt, dass sie selbst diesen Punkt nicht so kritisch sehen. Ich würde mir an diesen Punkt etwas mehr Akribie wünschen, dann wäre der Planar 3 quasi makellos.
Etwas mehr Zeit muss man unbedingt dem neuen Tonarm widmen. Hier zeigt sich mit der größte Fortschritt. Mit seiner Masse von 10 Gramm gehört der Rega RB 330 in die Riege der eher leichten Tonarme. Seine Lager sind neu und haben spürbar weniger Spiel als beim Vorgänger RB 303.
Das Tonarmrohr ist hübscher eloxiert und hat – für mich nicht zu überprüfen – angeblich eine bessere Tonarmverkabelung bekommen. Eindeutig besser aber ist die neue Anti-Skating-Einstellung, die nun ganz einfach über einen dreistufigen Schieberegler eingestellt wird.
Besser, weil flacher im Durchmesser ist auch das Gegengewicht. Wollte man früher sehr hohe Tonabnehmer nutzen (und musste daher den Tonarm über die so genannten Spacer höher setzen), kollidierte das Gegengewicht gern mal mit der Abdeckhaube.
Die Arretierung des Tonarmrohres ist besser, die Anschlusskabel sind gut, kurz: Wir haben den Tonarm während der Testphase von Kennern verschiedener Firmen prüfen lassen und alle kamen zu dem Schluss, dass der neue RB 330 wohl ein richtig großer Wurf ist. Allein schon wegen dieses Tonarms (der separat gekauft wohl um die 700 Euro kosten wird) ist dieser Plattenspieler ein Knüller.
Manchmal fragt man sich, wie Rega es schafft, für dann doch gar nicht so viel Geld einen in vielen Belangen wirklich ambitionierten Plattenspieler herzustellen. Die Kollegen der What HiFi waren bei Rega und haben den Aufbau des Planar 3-2016 gefilmt (How A Turntabel Is Made).
Der Film ist auf Englisch, vermittelt aber einen guten Einblick: Viele Abläufe sind automatisiert und erlauben so hohe Stückzahlen. Und Synergien spielen eine Rolle. Durch die Fülle der Veränderungen/Verbesserungen wurde der Rega Planar 3-2016 zur Basis eines Baukastensystems, von dem auch andere Modelle – zum Beispiel der ebenfalls getestete Planar 2 – profitieren.
An manchen Stellen wirkt die Produktion im Film etwas hemdsärmelig. Ich war selbst schon bei Rega und tatsächlich hat die Produktion manchmal den britischen Charme der Nonchalance.
Aber wichtig ist: Die Leute um Roy Gandy wissen sehr genau, was sie machen, welche Schraube sie wie stark anziehen müssen, damit es optimal klingt. Es gibt weltweit kaum einen Hersteller, der die Eigenschaften aller Komponenten in seinen Laufwerken so detailliert kennt. Das sind 40 Jahre gelebte analoge Kultur. Die hört man.
Theorie & Praxis: Die Dreipunktbefestigung von Rega
Rega hat neben seinen überragenden Plattenspielern auch Tonabnehmer im Programm. Für den Rega Planar 3-2016 mit seinem Preis von 800 Euro empfehlen sich in erster Linie die vier bezahlbaren Moving Magnet-Modelle Rega Carbon (50 Euro), Rega Bias2 (120 Euro), Rega Elys2 (250 Euro) und Rega Exact (450 Euro). Der MC Abtaster Rega Apheta2 ist zwar klanglich exzellent, aber mit 1.800 Euro Verkaufspreis dann doch nicht so passend für den Planar 3.
Die Rega MM-Tonabnehmer sind recht gut, wenngleich nicht ganz so herausragend wie die Plattenspieler; zu jedem der vier gibt es am Markt einige klangstarke Alternativen. Aber: An Rega Tonarmen haben die Rega Abtaster natürlich Vorteile. Zum einen muss man bei einer hausinternen Kombination die Höhe des Tonarms nicht verändern. Die ist perfekt – genauso wie die Tonarm/System-Resonanz.
Zweitens bietet der Rega Vertrieb (TAD Audiovertrieb) verschiedene Bundle-Preise an; dann werden auch die teureren MM-Abtaster interessanter. Und drittens bietet Rega die Dreipunkt-Verschraubung. Für alle, die dafür kein Faible, kein ruhiges Händchen oder auch nicht den richtigen Händler haben, soll damit die mühselige Justage von Kröpfung und Überhang des Tonabnehmers entfallen. Ist ja einleuchtend: Über drei Punkte arretiert, sollte der Tonabnehmer gleich auf der optimalen Position sitzen.
Eine schöne Idee, die in den Foren beherzt diskutiert wird und die tatsächlich nur eingeschränkt funktioniert. Die kleineren Modelle Rega Bias 2 und Rega Carbon bieten diese Möglichkeit erst gar nicht, weil ihnen die Bohrung für die dritte Schraube fehlt. Es geht also um Elys2 und Exact.
Nun ist es bei den Rega Tonarmen seit jeher optimal, wenn sich die Nadel in Höhe der Vorderkante des Tonarms befindet – so verhält es ich auch auch beim RB 330. Also müsste man Elys2 und Exact um 3 Millimeter weiter nach vorne schieben, als es die dritte Schraube erlaubt; die Abtaster stehen dann vorn etwas über.
In dieser Einbaulage werden die beiden Nulldurchgänge des Spurfehlwinkels bei 120 mm und 66 mm erreicht – wie es übrigens auch der Justage-Spezialist Dr. Feickert empfiehlt. Das sorgt dafür, dass die Abtastverzerrungen über den ganzen Spielbereich einer Langspielplatte (bei Singles sind andere Radien optimal) am niedrigsten bleibt.
Nur um das festzuhalten: Mit der Dreipunktbefestigung sind die Abtastwerte immer noch sehr gut und sehr viel besser, als wenn Unbedarfte sich beim Einbau versuchen. Aber es ist ein komoder Kompromiss, nicht die perfekte 1A-Variante.
Der Rega Planar 3-2016 im Hörtest
Den “alten” RP3 hatte ich in den letzten Jahren oft hören können, nie kam er an eine Sonderversion des Rega 25 heran, mit der ich zu Hause noch häufig höre und die ich sehr schätze. Der neue Rega Planar 3-2016 schon. Ich war überrascht, wie leichtfüßig er komplexe Strukturen auflösen kann, wie dynamisch-lebendig und wie natürlich er klingt.
Für diesen Vergleich nutzte ich ein Lyra Delos – eine mit 1.200 Euro zugegebenermaßen etwas überzogene Wahl für ein 800-Euro Laufwerk. Aber man hört mit dem Delos halt alles. Der eigentliche Test des Rega Planar 3-2016 lief mit den vier MM-Tonabnehmern von Rega – ohne Dreipunktbefestigung.
Das Ergebnis kann man sich in unseren Audio-Archiv, dem Klang Orakel selbst anhören. Dazu – bitte, bitte! – einen sehr guten Kopfhörer plus Kopfhörer-Amp nutzen; sonst gehen die natürlich nur kleinen Unterschiede in der Mittelmäßigkeit der Abhör-Komponenten sicher verloren …
Mit dem Rega Carbon ist der RP3 unterfordert. Das Carbon ist für 50 Euro sicherlich ein gutes Einsteiger-System – in etwa auf dem Niveau des sehr guten Audio Technica AT 95. Aber der RP3 ist ja beileibe kein Einsteigerplattenspieler. Die Stimme von Constanze Friend, Sängerin des Duos Friend n Fellow, kam mit dem Carbon zwar ausgewogen und und natürlich, aber etwas müde und wenig detailreich.
Der Umbau auf das Rega Bias2 brachte einiges mehr an Dynamik und “Luft”, aber erst mit dem Rega Elys2 hatte ich den Eindruck, der Rega Planar 3-2016 sei einigermaßen angemessen motorisiert. Die Saiten der Gitarre hatten nun endlich die charakteristischen Obertöne, die kurz angerissenen Bass-Saiten spürbaren Druck, die Stimme von Constanze Friend war immer noch etwas dunkel, aber sehr angenehm und fein. Damit kann man wunderbar lange hören.
Das gleiche Bild bei Billy Cobhams Jazzrock-Klassiker Crosswinds: Mit dem Bias2 (und noch mehr mit Carbon) kamen die Bassdrum-Schläge weniger vehement und nicht sonderlich präzise. Das Elys2 dadagen öffnete den Raum und gab den Instrumenten Struktur: Die Informationsdichte wuchs, alles klang quirliger, lebendiger. Doch die beste Wahl innerhalb dieses Tonabnehmer-Quartetts ist hier eindeutig das Rega Exact.
Tonal dem Elys2 sehr änlich, zeigt das Exact noch mehr Feinheiten und dieses Maß an innerer Spannung, wie ich sie von den Aufnahmen hören möchte. Stimmen waren noch einmal farbiger, feiner, facettenreicher. Die Abbildung einzelner Chorstimmen arbeitete das Exact plastischer heraus: Mit dem Exact unter dem RB 330 wurde die Musik lebendig. Wir haben während der Hörtest auch viel die Scheherazade unter Fritz Rainer, eine grandiose Living-Stereo-Aufnahme gehört. Wie genau der Rega Planar 3-2016 mit dem Exact am Anfang der “Story Of Kalendar Prince” klang, wie alles atmete, das war fantastisch. Und deshalb lautet meine Empfehlung: Rega Planar 3-2016 plus Rega Exact. Damit liegt man ziemlich weit vorn.
Fazit: der beste Plattenspieler unter 1.000 Euro
Der deutsche Rega Vertrieb TAD Audio bietet einen Bundle-Preis mit dem Elys2 für 950 Euro. Dieses Komplettpaket ist gut. Es spielt wunderbar ausgewogen und musikalisch und verbietet alle Gedanken an eine Kombination mit dem Bias2 (920 Euro), das für den Planar 3 nicht ausreichend lebendig ist. Doch das Elys2 ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Der neue Rega lässt auch sehr viel teurere Tonabnehmer glänzen – wie auch der Test mit dem Exact beweist.
Denn trotz der mäßigen Schirmung seines Motors ist er – nicht zuletzt wegen seines überragenden Tonarms – in meinen Augen der derzeit beste Plattenspieler unter 1.000 Euro. Feindynamik, Präzision und Natürlichkeit des Klangbilds ragen weit über das übliche Niveau dieser Preisklasse heraus.
Wegen der vielen Kombinationsmöglichkeiten haben wir diese Mal nicht eine, sondern fünf Wertungen vorgenommen. Einmal als Laufwerk + Tonarm (erste Wertung) sowie mit den eingebauten Tonabnehmern Carbon, Bias2, Elys2 und Exact – siehe Slide-Show ganz unten.
Bewertung ohne Tonabnehmer
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Sehr natürlicher, sehr dynamischer Klang |
| Überragender Tonarm |
| Überragende Preis/Leistungs-Relation |
| Motor könnte streuarmer sein |
Vertrieb:
TAD Audio Vertriebs GmbH
Rosenheimer Str. 33
83229 Aschau im Chiemgau
www.tad-audiovertrieb.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Rega Planar 3 / 2016: 800 Euro
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