Schon länger ist das 3D-Soundverfahren namens Dolby Atmos am Markt, aber es scheint nach wie vor fürs Wohnzimmer schwer vermittelbar zu sein: Muss man tatsächlich zwei zusätzliche Lautsprecher an die Decken montieren, um den Klang auch in die Höhen-Dimension zu bekommen? Für viele Heimkino-Fans ist das eine kaum zu nehmende Hürde. Der Lautsprecher-Spezialist Focal hat für dieses Problem nun eine ebenso smarte wie praxisfreundliche Antwort gefunden: das Surround-Lautsprecher-Set Focal Sib Evo DA 5.1.2.
Hinter dem langen Namen verbirgt sich ein schnuckeliges 5-Kanal-Surroundset mit einem Subwoofer, mit drei Sib Evo, die hier als Effekt- und Center-Speaker fungieren, und den neuen Sib Evo Atmos, bei denen zusätzlich noch ein Dolby Atmos Kanal eingebaut ist. Deshalb sind die Sib Evo Atmos auch deutlich größer als die “einfachen” Sib Evo.
Wir haben solche Kombinationslösungen schon von einigen Herstellern gesehen, aber keine war so kompakt und so smart wie das Focal Sib Evo DA 5.1.2. Schauen wir uns den Hauptlautsprecher des Sib Evo Sets also einmal genauer an.
Die Focal Sib Speaker stammen aus dem Jahre 2002 und waren schon damals ziemlich ausgeschlafene, erstaunlich gut klingende und äußerlich dezente Alternativen für das schön eingerichtete Wohnzimmer. Die 2-Wege-Kombination ist bewährt und wurde jetzt für die Generation Evo noch einmal auf den akustisch neuesten Focal Stand gebracht. Die Gehäuse sind damals wie heute aus Kunststoff – was kein Nachteil sein muss, weil die Entwickler damit akustisch optimale Formen umsetzen können. Beispielsweise kantenlose (also fast reflexionsfreie) Gehäuse oder Innenvolumina, die aufgrund ihrer asymmetrischen Gestaltung stehende Wellen gar nicht erst entstehen lassen. Und die freie Kunststoff-Form bot den Focal Entwicklern die Möglichkeit, den zusätzlichem Atmos Effekt-Speaker optimal einzubauen.
Zur Erinnerung: Eigentlich funktioniert Dolby Atmos nur mit wenigstens zwei zusätzlichen Deckenlautsprechern – deshalb die kryptische Zahlenkombination im Namen des Focal Sib Evo DA 5.1.2: “5” für fünf Kanäle, “1” für einen Subwoofer, “2” für zwei Atmos Kkanäle. Auf diese Zusatzlautsprecher hin sind die Dolby Atmos Aufnahmen abgemischt. Aber die meisten Wohnungen (oder deren Vermieter) lassen den Einbau von Deckenlautsprechern gar nicht zu. Die wohnraumfreundliche Alternative sind daher Effektlautsprecher, die auf die Main-Speaker gestellt werden und die in einem von Dolby vorgegebenen Winkel an die Decke strahlen.
Im Falle der Focal Sib Evo Atmos ist dieser Treiber elegant mit im Gehäuse integriert. Es ist ein 10 Zentimeter großer Breitbänder, der schräg im Deckel eingebaut ist und, indem er gegen die Decke strahlt, über diese Reflexionen die nicht vorhandenen Deckenlautsprecher simuliert. Der Einbauwinkel und die Übertragungsfunktion dieses Atmos-Speakers werden von Dolby vorgegeben. Hält man diese Vorgaben nicht ein, gibt es keine Lizenz.
Unter uns gesagt ist vor allem die Sache mit dem von Dolby Seite geforderten exakten Einbauwinkel kompletter Unfug: Was wissen die Herren Dolby denn, wie hoch die Decke beim Nutzer ist? Der beste Effekt ergibt sich natürlich, wenn der Deckenstrahler – Einfallswinkel = Ausfallswinkel – in etwa auf die Mitte zwischen Lautsprecher und Zuhörer an die Decke strahlt. Und die Deckenhöhen sind ja nun auch in Deutschland wie überall auf der Welt verschieden.
Focal hat deshalb für die Satelliten seines Focal Sib Evo DA 5.1.2 Sets eine verstellbare Basis entwickelt, mit der man die Ausrichtung des eingebauten Atmos-Effektspeakers etwas anpassen kann.
Diese Gummi-Basis ist mit einer Rändelschraube befestigt. Löst man sie ein wenig, kann man den Neigungswinkel um etliche Grad verändern.
Oder man löst den Fuß komplett. Dessen Form erlaubt es, den Focal Sib Evo auch quer draufzulegen. So wird daraus der Center des Focal Sib Evo DA 5.1.2 Systems.
Oder man lässt die Gummi-Basis ganz weg und schraubt den Satelliten-Speaker mit Hilfe der (zwei) beigelegten Wandhalterungen an die Wand. Clever gemacht.
Wie überhaupt das Konzept des Focal Sib Evo DA 5.1.2 Systems in der Handhabung und Praxis ungemein pfiffig ist. Natürlich ist so ein eingebauter Atmos-Effektspeaker ein Kompromiss. Aber einer, der – das konnte ich schon mit Modellen von Magnat und Teufel ausprobieren – erstaunlich gut funktionieren kann. Doch im Gegensatz zu den oben genannten und vielen anderen Zusatzlösungen (Canton, Dali etc.) ist das Focal Sib Evo DA 5.1.2 die smarteste Lösung. Und die kleinste – weshalb sie zwingend einen Subwoofer erfordert.
Auch der ist Teil des Sets. Der Subwoofer Sib Evo Cub wirkt äußerlich mit seiner Folienoptik, den sehr harten Kanten und dem dünnwandigen Aufbau etwas schlicht, ist aber trotzdem fürs Geld absolut in Ordnung. Seine Qualitäten kann man spätestens erahnen, wenn man den Cub umdreht: den 21 cm Langhub-Tieftöner mit verstärkter Gummi-Sicke hat Focal eigens für viel Auslenkung entwickelt.
Angetrieben wird der Subwoofer Tieftöner von einer 200 Watt starken Digitalendstufe, die auch bei langanhaltender Leistungsanforderung – wie bei einem Action-Film mit gehobener Zimmerlautstärke – kaum mehr als handwarm wird. Die runde Metallplatte auf der Rückseite des Sib Evo Subwoofers fungiert als adrette Kühlfläche.
Wie schon angedeutet: Der Sib Evo Cub macht seine Sache erfreulich gut, passt aber optisch nicht so ganz zu den hübschen Satelliten des Focal Sib Evo DA 5.1.2 Pakets. Aber letztendlich kann man die Sib Evos ja mit allen Subwoofern ergänzen – beispielsweise auch mit dem überragenden (und sehr viel hübscheren) Wireless-Woofer Focal Sub Air.
Den Sub Air hatte ich schon in Verbindung mit der Focal Soundbar Dimension gehört und war damals sehr angetan. Ich denke, dass er auch mit den Sib Evo bestens harmoniert.
Auf- und Einstellung des Focal Sib Evo DA 5.1.2 Sets
Von der Idee des Focal Sib Evo DA 5.1.2 Pakets her stehen die Hauptlautsprecher Sib Evo Atmos links und rechts vom TV – wahrscheinlich auf einem Sideboard. Unter- oder oberhalb des Displays liegt der Center. Für alle, die keine Aufstellungsmöglichkeiten für die kleinen Satelliten-Lautsprecher haben, bietet Focal Wandhalterungen oder Ständer, die übrigens ziemlich chic sind.
Am Ende ist vieles auch eine Frage der Einstellung am AV-Receiver oder AV-Prozessor. Während der ersten Demo des Focal Sib Evo DA 5.1.2 in den Räumlichkeiten von Dolby – LowBeats berichtete – liefen die Satelliten-Speaker des Systems breitbandig (Einstellung “Large”). Für die Homogenität der Wiedergabe ist das meist die richtige Einstellung, wer aber gern auch mal lauter hört, nutzt besser die Möglichkeiten des Bassmanagements und lässt die Satelliten-Lautsprecher erst oberhalb 80 – 120 Hertz laufen – den Bereich darunter übernimmt ja eh der Subwoofer. Apropos: Focal empfiehlt den CUB in die Ecke zu stellen – normalerweise nicht der beste Ort für einen Subwoofer. Mit dem CUB aber funktionierte das recht gut.
Im LowBeats Wohnhörraum (der HiFi Hörraum ist wegen seiner absorbierenden Akustik-Decke zum Dolby-Atmos-Hören ungeeignet) war der Übergang von Subwoofer zu Satelliten bei 120 Hertz tatsächlich klanglich am überzeugendsten. Aber ich möchte das hier nicht als Empfehlung verstanden wissen: Unser Wohnhörraum hat über 80 Quadratmeter; bei kleineren Räumen und überwiegend kleineren Lautstärken kann auch eine niedrigere Übergangsfrequenz zu guten Ergebnissen führen.
Der Hörtest
Die Hörtests liefen alle am brandneuen Denon AVR X4400H, der für eine Dolby Atmos Wiedergabe natürlich wie gemacht ist. Schon vom ersten Ton weg zeigte das kleine Focal Set, dass es klanglich ausgereift ist. Stimmen kamen mit einer schönen Natürlichkeit und einer erstaunlichen Detailvielfalt und selbst größere Orchester transportierte es glaubwürdig. Dabei kam nie der Eindruck auf (was bei Systemen dieser Art häufig der Fall ist), dass man die geringe Größe der Lautsprecher heraushören kann.
Nein. Optimal eingestellt spielt dieses System auch mit Stereo-Aufnahmen wie aus einem Guss. Ich habe Mahlers 5. Symphonie fast komplett mit dem Focal Set durchgehört und fand diese Kombination aus Natürlichkeit und unaufdringlicher Detailwiedergabe sehr ansprechend. Bei Sets, die in erster Linie für Surround gemacht sind, kenne ich sehr viele Konstruktionen, die deutlich vordergründig auf Effekt-getrimmt klingen.
Blieb also die Frage, wie sich ein derart auf HiFi ausgerichtetes Set bei Film oder Filmmusik schlagen würde. Ich kann nur sagen: großartig. Schon im klassischen Mehrkanal-Modus (5.1) ist der Klangeindruck sehr gut, aber – das liegt am 5.1-Verfahren selbst – es geht noch sehr viel beeindruckender. Nämlich mit dem 3D-Sound Dolby Atmos. Da kam dann endlich die vom mir sehr geschätzte Through The Never 3D Blu-ray zum Einsatz. Diese quasi “Best-Of-Metallica” zeigt nicht nur die ganze musikalische Bandbreite der Band, sie klingt auch sehr gut. Vor allem bei dem grandiosen “One” zeigte das Focal Sib Evo DA 5.1.2, wie großartig eine so brachiale Musik auf einem so kleinen System klingen kann: die Bässe hatte Kraft und Druck, die Gitarren kamen mit einer gut dosierten Krätzigkeit – und das alles räumlich absolut glaubwürdig aus allen Dimensionen. Das ist schlicht beeindruckend und tatsächlich deutlich besser als “nur” 5.1 ohne Dolby-Atmos-Zusatz. Mit Dolby Atmos wirkt das ganze Klangbild auf einen Schlag harmonischer, die Abbildung geht in die Höhe und vervollständigt das Klangbild zu einem realistischen Ganzen.
Schon bei der Demo bei Dolby im August hatte mich die Wiedergabe des Regens auf der Dolby Atmos Demo-Blu-ray so beindruckt. Während der Hörtests war es wieder so: Alltagsgeräusche wie Regen oder Klatschen beherrscht dieses System exemplarisch – für mich ein Hinweis, dass hier sehr vieles richtig gemacht wurde.
Und der Maximalpegel? Es ist ja immer eine Frage des Anspruchs. Für seine Größe schlug sich das Focal Sib Evo DA 5.1.2 hervorragend und ich hatte nur selten den Eindruck, dass das Set limitiert ist. Wer allerdings ausschließlich Action-Filme in Orginallautstärke sehen/hören möchte, ahnt, dass er mit diesem kleinen und hübschen Set nicht vollständig glücklich wird…
Fazit
Ich bin absolut begeistert. Dieses hübsche, kleine Set ist so pfiffig gemacht und klingt so schön ausgewogen, dass man damit wunderbar Musik hören kann. Aber es bringt halt auch auf eine schön zurückhaltende und einfache Art den klanglich beeindruckenden Dolby Atmos Raumklang ins Wohnzimmer. Smarter geht es nicht. Oder wie wir bei LowBeats sagen: Ergebnis überragend!
Und das Schöne: Man ist mit Focal Sib Evo durchaus flexibel und muss die Komponenten nicht im Paket kaufen, sondern kann beliebig kombinieren. Hier die Preise:
Sib Evo 2.0 (Paar) = 249 Euro
Sib Evo einzeln (Center) = 124,50 Euro
Sib Evo Atmos 2.0 (Paar) = 499 Euro
Cub Evo (SUB) = 399 Euro
Sub Air (SUB) = 599 Euro
Stand Hip Evo (Paar) = 199 Euro
Vielleicht schafft es ja ein so smartes Set wie das Focal Sib Evo DA 5.1.2, dass (das wirklich beeinduckende) Dolby Atmos bald großflächig auch in den deutschen Wohnzimmern Einzug hält. Zu hoffen wäre es.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Sehr feiner, ausgewogener Klang |
| Dolby Atmos auf smarteste Weise |
| Tolle Verarbeitung |
| Viel Klang für wenig Geld |
Vertrieb:
Focal Naim Deutschland GmbH
Hainbuchenweg 14–18
21224 Rosengarten
www.focal-naim.de
Setpreis (Hersteller-Empfehlung):
Focal Sib Evo DA 5.1.2: 1.200 Euro
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