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Test Harman Kardon Traveller
Harman Kardon Traveller – klein, aber fein. (Foto: S. Schickedanz)

Test Harman Kardon Traveller: Fetter Sound aus flachem Gehäuse

Okay, die Knuddelreflexe fallen beim Harman Kardon Traveller nicht so stark aus wie bei den Bluetooth-Lautsprechern der Esquire-Serie. Dafür verspricht der in ein solides Aluminium-Gehäuse gehüllte Reise-Lautsprecher einen volleren Klang, als man ihn von den Flachmännern kennt.

Sein Gehäuse ist nur 16 x 2,75 x 6,7 cm groß und passt damit zu Not immer noch in einen Kulturbeutel. Doch der Harman Kardon Traveller bringt auch sein eigenes Softcase mit, das ihn vor Kratzern schützt.

Die Verarbeitung des nicht ganz billigen Accessoires für Vielflieger und Weltenbummler überzeugt – bis auf das wellig und billig wirkende Leder, mit dem das auf der Oberseite angebrachte Tastenfeld überzogen ist. Gerade im Bereich der Lautsprechertasten wirkte der Überzug nicht ganz standesgemäß.

Ansonsten gibt es aber nichts zu meckern. LEDs zeigen die Akkuladung an. Die Kapazität des Lithium-Ionen-Speichers beträgt immerhin 2500 mAh, was für gut 10 Stunden Betrieb ausreichen sollte. Allerdings kann man auch sein leeres Handy über die seitliche USB-A-Buchse des Bluetooth-Lautsprechers mit den Sekundärtugenden einer Power-Bank mitversorgen.

Dafür kann sich das Smart-Device bei nächster Gelegenheit revanchieren, indem es dem Harman Kardon Traveller sein USB-Netzteil leiht. Die Amerikaner legen ihm nämlich nur ein langes Adapter-Kabel von USB auf Micro-USB bei.

Mobilität ist Trumpf

Was wir uns auch noch wünschen würden, wäre eine Trageschlaufe – für die der Harman Kardon Traveller noch nicht einmal eine Aufnahme bereithält.

Immerhin dient er sich als Freisprechanlage für via Bluetooth verbundene Smartphones an. Dank Noise- und Echo-Cancelling kann er damit auch Telefonkonferenzen mit mehreren Teilnehmern am Tisch ermöglichen. Außerdem lassen sich über die seitliche AUX-Buchse analoge Geräte an den Kopfhörerausgang mit 3.4-mm-Klinke anschließen.

Klanglich machte der Harman Kardon Traveller schnell klar, warum er nicht zum günstigen Kilopreis zu haben ist. Mit seinen 300 Gramm wildert das Leichtgewicht in Sachen Sound durchaus im Revier größerer Bluetooth-Boxen.

Test Harman Kardon Traveller
Dem Harman Kardon Traveller liegt ein Transportbeutel bei. Eine Trageschlaufe hat der kleine Bluetooth-Speaker aber nicht (Foto: S. Schickedanz)

Das Wichtigste ist die innere Stimmigkeit seiner angenehmen, ausgewogenen Abstimmung. Da kennen wir genug doppelt und dreimal so große Wireless-Speaker, die lange nicht so eine ausgewogene Stimmwiedergabe ermöglichen.

Allerdings kann auch Harman die Physik nicht überlisten. Die Abstimmung fördert eher die Wiedergabe von elektronischen Beats wie in Crooked (Feat. Kwane) von JaySounds und auch nur bis zu einer Aussteuerung von 70 bis 80 Prozent. Dann geht schlagartig das Volumen im Tieftonbereich verloren, weil der DSP des Harman Kardon Traveller die Reißleine zieht.

Durch Verschiebung der unteren Grenzfrequenz beschneidet der Signal-Prozessor den Tiefbass, um die winzigen Chassis vor zerstörerischem Hub zu bewahren, was auch zuverlässig nichtlineare Verzerrungen verhindert. Drums machen dann nur noch „plopp, plopp“.

Akustisches Schlagzeug wie auf dem Live-Album von Deep Purple Made In Japan klingt sogar generell etwas dünn. Bei Tracks wie „Smoke On The Water“ kann der Harman Kardon Traveller sein geringes Gehäusevolumen dann nicht mehr so geschickt verbergen wie bei elektronischem Pop.

Test Harman Kardon Traveller
Der Harman Kardon Traveller wird über Micro-USB geladen. Über die USB-A-Buchse ganz links kann er als Power Bank ein Smart-Device mit Strom versorgen. Dann hält sein Akku aber keine zehn Stunden durch (Foto: S. Schickedanz)

Trotzdem eine starke Leistung für einen so transportfreundlichen Mini-Bluetooth-Lautsprecher, zumal die Handhabung überzeugt. Die Lautstärketasten auf der Oberseite sind mit dem virtuellen Slider auf dem Smartphone synchronisiert und beim Abspielen von Filmen auf dem iPhone gab es keine störende Tonverzögerung zu beklagen.

Fazit Harman Kardon Traveller

Für seine Abmessungen lieferte der Harman Kardon Traveller eine starke Vorstellung ab. Er ist ein solide gemachter, äußerst mitnahmefreundlicher Bluetooth-Speaker mit praxisgerechter Ausstattung.

Wer allerdings auf ultimative Mobilität keinen Wert legt, der findet zugegebenermaßen für einen Preis von knapp 200 Euro BT-Boxen, die lauter und satter aufspielen können.

Harman Kardon Traveller
2018/06
Test-Ergebnis: 4,3
Sehr gut
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Angenehme, natürliche Klangabstimmung mit verhältnismäßig guter Tieftonwiedergabe
Bei Bluetooth-Betrieb synchronisierte Lautstärkeregelung mit dem Handy und geringe Latenzzeit beim Filmeschauen
Solide Verarbeitung mit Alugehäuse. Transportbeutel liegt bei
Bei gehobenem Pegel geht abrupt der Bass weg

Vertrieb:
Harman Deutschland GmbH
Parkring 3
85748 Garching b. München
www.harmankardon.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Harman Kardon Traveller: 180 Euro

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.