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Astell & Kern AK T8iE
Astell & Kern AK T8iE (Foto: J. Schröder)

Test: Neuer In-Ear-Hörer Astell & Kern AK T8iE

Knapp 1.000 Euro verlangt Astell & Kern für den neuen In-Ear-Hörer AK T8iE, der von beyerdynamic entwickelt wurde und in Heilbronn hergestellt wird. Für dieses Geld bekommt man freilich auch einen ausgewachsenen HiFi-Hörer. Doch kann oder sollte der ambitionierte Preis des AK T8 hier nicht das Thema sein, denn wir alle wissen ja, wie das ist: Will man die Grenzen des Machbaren im HiFi, ebenso wie im Sport, auch nur ein Stückchen weiter verschieben, braucht’s dazu entweder eine bahnbrechende Idee oder aber immensen Aufwand. Im Falle des AK T8iE kam sogar beides zusammen – zunächst mal die beyerdynamic-exklusive Tesla-Technologie: Diese in einem In-Ear-Hörer zu realisieren, war zweifellos eine technische Herausforderung, denn der für Tesla-Kopfhörer typische, extrem starke Neodym-Ringmagnet fällt beim AK T8 rund 16 mal kleiner aus als im Referenz-Modell T 1. Und nicht nur das, denn auch der hauchdünne Wickeldraht für seine 16-Ohm-Schwingspulen ist kaum noch sichtbar. Lobenswert und gleichzeitig beruhigend ist dabei, dass das Anschlusskabel beim Astell & Kern AK T8iE bei aller gebotenen Filigrantechnik steckbar ausgeführt ist.

Explosions-Animation
Kleinteilig geht es in Inneren des Astell & Kern T8iE zu: Gut zu erkennen der ringförmige Neodym-Magnet, der für eine ausgesprochen hohe magnetische Flußdichte im Luftspalt sorgt (Animation: beyerdynamic)

Die Wandler-Kunstwerke des AK T8 befinden sich dabei in resonanzdämpfenden Gehäusen, die mit einer aus der Medizintechnik stammenden, hochglänzenden und leicht zu reinigenden Metallschicht überzogen sind – was dem Koreaner aus Heilbronn obendrein zu einem exklusivem Finish verhilft. Entsprechend hochwertig aufgemacht kommt denn auch die Verpackung des aus Heilbronn stammenden Kleinods daher.

 

Astell & Kern AK T8iE in der Originalverpackung
Astell & Kern AK T8iE unboxed: Exklusiver Inhalt in adäquater Verpackung (Foto: J. Schröder)

Im Lieferumfang des Astell & Kern AK T8iE befinden sich zwei Anschlusskabel: Eines hat herkömmliche 3,5-Millimeter-Klinkenstecker in dreipoliger Ausführung, zum Anschluss an übliche mobile Zuspieler. Dazu gibt es eine 4-polige Variante, zum Anschluss an entsprechende Astell-&-Kern-Player mit symmetrischem Kopfhörerausgang. Allerdings bringt der AK T8 als deklarierter High-End In-Ear-Hörer weder Mikrofon noch Remote-Schalter für den Betrieb an Smartphones mit, was aber durch die Steckbarkeit des Anschlusskabels nicht bis in alle Ewigkeit so bleiben muss.

Weil die Klangqualität von In-Ear-Hörern – speziell im Bassbereich – maßgeblich vom korrekten Sitz der Wandler im Gehörgang abhängt, sind dem AK T8 gleich acht Pärchen unterschiedlich großer Anpass-Manschetten beigepackt: fünf von ihnen in der geläufigen Silikonausführung sowie drei weitere vom amerikanischen Spezialisten Comply, die mittels speziellem Memory-Schaumstoff absolute Dichtheit bewirken sollen. Damit die Wandler beim Hantieren mit dem Anschlusskabel nicht aus dem Gehörgang rutschen, verläuft dieses beim AK T8 quasi zugentlastend aus den Wandlern kommend hinter den Ohrmuscheln.

AK T8iE im Ohr
Sorgt für sicheren Sitz und angenehmen Tragekomfort: Hinter den Ohrmuscheln verlaufendes Anschlusskabel (Foto: beyerdynamic)

Einer der wesentlichen Vorzüge der Tesla-Technologie von beyerdynamic ist, dass sie den damit ausgestatteten Hörern wie dem Astell & Kern AK T8iE einen sehr guten Wirkungsgrad beschert – in der Fachsprache Kennschalldruckpegel genannt. In der Praxis bedeutet das: Um werkgerechte Lautstärken zu erzielen, muss man den mobilen Zuspieler bei ihm nicht wie bei vielen anderen In-Ear-Hörern voll aufdrehen – oder einen separaten Verstärker dazukaufen.
Diesen kann man sich beim AK T8iE getrost sparen, denn mit seinem Kennschalldruckpegel von 109 Dezibel bietet er bereits an herkömmlichen Smartphone-Ausgängen Lautstärke satt. So weit, so gut – gäbe es da nicht die in Europa geltende Gehörschutz-Norm EN 50332: Die nämlich gibt vor, dass bei mobilen Kombinationen aus Hörer und Zuspieler bei vollaufgedrehter Lautstärke ein Grenzwert von 100 Dezibel nicht überschritten werden soll. Und hier liegt der AK T8 mit seinem hohen Wirkungsgrad tatsächlich um einige Dezibelchen drüber. Das ist zwar nicht normkonform, kann jedoch bei Lautstärke-normalisierten Programmen wie beispielsweise Apple Music oder Spotifiy durchaus ein Vorteil sein: Denn bei diesen liegt der durchschnittliche Lautstärkepegel spürbar unter dem Level von herkömmlichen Download- oder gerippten Musik-Files. So gilt also beim AK T8iE: Laut hören? Kein Problem – jedoch auf eigene Gefahr.

Der Klang des Astell & Kern AK T8iE: Vollreif und unaufgeregt

Wie für jedem In-Ear-Hörer gilt auch beim Astell & Kern AK T8iE: Zum „Heraushören“ der optimal passenden Dichtungsmanschetten sollte man sich auf jeden Fall einige Zeit nehmen. Bei mir beanspruchte dieser Vorgang beinahe einen halben Nachmittag, was man aber durchaus als Ritual auffassen kann. Denn die Mühe lohnt in jedem Fall, und das keineswegs nur im Bassbereich: So empfand ich den AK T8iE beim ersten Anhören mit der installierten, mittelgroßen Silikon-Dichtung in Sachen Detailreichtum und Dynamik zwar schon ziemlich überzeugend, doch ließ eine Betonung in der 800-Hz-Region Stimmen etwas vordergründig plärrig wirken. Auch war der Tiefbass zwar hörbar, klang aber irgendwie ein bisschen hingehaucht. In dieser Hinsicht brachte der Umstieg auf die großen XL-Silikonmanschetten zwar schon eine merkliche Verbesserung, doch die 800-Hertz-Betonung war noch immer vorhanden. Versuchsweise wechselte ich zum mittelgroßen der beiliegenden Comply-Schaumstoff-Passstücke und siehe da: Der etwas plärrige Charakter bei Gesangsstimmen war wie weggeblasen, doch fehlte es im Bassbereich nach wie vor ein bisschen an Druck. Erst der Einsatz der großen Comply-Schaumstoffe brachte für mich den Ausgleich der Klangbalance: „Jaa – genauso muss das klingen“ dachte ich beim Hören des wunderschön groovenden „Wrapped Around Your Dub“ von DubXanne auf der ebenso exzellent eingespielten wie aufgenommen Produktion „Police In Dub“ und freute mich über jedes Dezibel, das ich mit meinem „Vintage“ iPhone 4 noch lauter machen konnte.

Was mich am meisten am Astell & Kern AK T8iE begeisterte: Zunächst mal sein „Impact“ im Bassbereich, wie ihn nur ein geschlossener Wandler zu leisten imstande ist. Ja, in der 100-Hertz-Region kam es vielleicht etwas fülliger als echt, jedoch absolut dröhnfrei. Herausragend auch das perfekt zentrierte Stereo-Image, was auf exzellent gematchte Wandler schließen lässt. Eine weitere Stärke des kleinen Germano-Koreaners ist seine bestechende Klarheit in den Mitten, sehr schön zu hören bei den Gitarren- und Keyboard-Linien bei „Solent“ von Dominic Millers traumhaft schönen Album November. Was dem AK T8iE gottlob vollständig abging, war das bei vielen In-Ear-Hörern deutlich hörbare Hochton-Gezingel, meist verursacht durch starke schmalbandige Pegelspitzen zwischen 8 und 10 Kilohertz. Dagegen würde ich sein Timbre insgesamt eher als angenehm, warm und kraftvoll bezeichnen, ohne dabei an Detailreichtum vermissen zu lassen. Also genau richtig für entspanntes Musikhören.

Weil sich das Gehör bei geringen nichtlinearen Verzerrungen recht schnell an mögliche Frequenzgangfehler gewöhnt, führte ich mit dem AK T8iE natürlich einen Hörvergleich durch – und wer wäre hierfür besser geeignet als der aktuelle Platzhirsch unter den Edel-In-Ear-Hörern, der mit rund 700 Euro ebenfalls nicht billige Sennheiser IE 800.

In-Ear-Headphones Sennheiser IE 800
Lieferten sich ein Knopf-an-Knopf-Rennen: Astell & Kern AK T8iE (links) und Sennheiser IE 800 (Foto: J. Schröder)

Das war fürwahr ein Match auf höchstem Niveau: Hierbei zeichnete sich der Astell & Kern durch einen insgesamt organischeren, gestandeneren Mittenbereich aus, während der Sennheiser etwas mehr Air zeigte, dafür aber im Bereich um 5 Kilohertz ein wenig spitzer daherkam und daher nicht ganz so emotional musizierte. Nach etlichem Hin- und Hertauschen stand schlussendlich für mich fest: Der AK T8iE macht mit knappem Vorsprung das Rennen. Für mich ist das zwar noch lange kein Grund, meinen Sennheiser IE 800 auszumustern – doch der AK T8iE klingt in der Tat nochmals eine Spur natürlicher. Punkt.

Fazit: In-Ear Astell & Kern AK T8iE – König der Knöpfe

Keine Frage – 1.000 Euro sind schon ein ziemliches Wort für einen In-Ear-Hörer. Doch all diejenigen, die stets das Beste wollen, werden um ihn kaum herumkommen. Der Koreaner „Made in Germany“ klingt nicht nur super, sondern trägt sich auch sehr angenehm, ist hochwertig verarbeitet und dabei absolut alltagstauglich. Dass er lauter spielen kann, als die Norm es vorsieht, gereicht ihm in der Praxis eher zum Vorteil: Denn auf einen separaten Verstärker kann man bei ihm getrost verzichten – zumindest, was die maximal erzielbare Lautstärke angeht.

Noch ein nicht unwichtiger Tipp zum Schluss: Ich beobachte nicht zum ersten Mal, dass auch Kopfhörer ähnlich wie Lautsprecher eine gewisse Einspielzeit benötigen. Das gilt auch für den AK T8iE, der im Laufe des Tests merklich an Transparenz zulegte. Wenn Sie also einen Hörvergleich beim Händler machen und Ihr Wunschhörer gerade aus der Verpackung kommt – geben Sie ihm etwas Zeit.

Astell & Kern AK T8iE
2015/09
Test-Ergebnis: 4,3
GUT – SEHR GUT
Bewertung

Bewertungen

Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt:

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
hervorragend natürlicher Klang
sehr hoher Wirkungsgrad
gediegene Verarbeitung
nicht normkonform nach EN 50332

Vertrieb:
Robert Ross Audiophile Produkte GmbH
Alemannenstr. 23
D-85095 Denkendorf
Tel.: +49 8466-90 50 30
Fax.: +49 8466-90 50 40
www.astell-kern.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
um 1.000 Euro

 

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.