Wieder auf Reisen. Wieder mit dem Sennheiser Momentum In-Ear. Der ICE bringt mich von München nach Berlin. Ausreichend Zeit für einen finalen Praxistext des kleinen Sennheisers.
Eigentlich hab’ ich’s ja nicht so mit In-Ear-Hörern: Nicht etwa, weil ich sie prinzipiell nicht leiden könnte – vielmehr nervt mich das fummelige und zeitraubende Aussuchen der optimal passenden Silikon-Passstücke, was aber bei In-Ear-Hörern für eine gute Tieftonwiedergabe entscheidend ist.
Auch frage ich mich manchmal, ob die Weichmacher in den beiliegenden Silikon-Aufsätzen (den so genannten Ear-Sleeves) wirklich hautfreundlich sind…
Das aber ist prinzipbedingt und sagt ja nichts über die eigentliche Qualität aus – zumal In-Ear-Hörer akustisch erhebliche Vorteile mitbringen. Allein dadurch, dass sie in den Ohrkanal gesetzt werden, reduzieren sie die Außengeräusche erheblich.
Und weil sich ihre Treiber dicht vor dem Trommelfell befinden, müssen diese auch kaum Hubbewegungen machen, um Bass zu erzeugen.
Die Verzerrungen bleiben daher vergleichsweise gering. Natürlich ist das, was im In Ear, also auf allerengstem Raum passiert, miniaturisiertes Hightech – fast schon vergleichbar mit dem Bau von Flaschenschiffen.
Sennheiser heißt über 70 Jahre Erfahrung. Man spürt es an der Ausgereiftheit des Sennheiser Momentum In-Ear: Die Niedersachen wissen in Bezug auf Kopfhörer ALLES. Nicht umsonst haben sie erneut ein Maßstab-setzendes Mega-Projekt wie den Orpheus 2016 aufgesetzt, einen stationären Kopfhörer für 50.000 Euro und klanglich beste der Welt.
Der Momentum In-Ear ist sehr, sehr viel günstiger und trotzdem sind auch die Detaillösungen bei ihm klasse umgesetzt. Sein Aufbau etwa weist einen leichten Knick auf.
Dieser Knick vereinfacht das optimale Einsetzen ins Ohr. Sennheiser hat zum kleinen Momentum einen Image-Film gedreht, der natürlich wenig kritisch ist, aber das kleine Hörerchen gut erklärt.
Den Sennheiser Momentum gibt es in zwei Farben: Aber gleich, ob in Schwarz oder Rot – die kleinen Kunststoffgehäuse sind nicht nur sehr edel, sondern auch praktisch: Linke und rechte Kapsel lassen sich dank gut fühlbarer Brailleschrift-Codierung (wichtig für Blinde) auch im Dunkeln gut zuordnen.
Die richtigen Passstücke vorausgesetzt, sind die griffig gestalteten Hörkapseln nicht nur im Nu korrekt platziert, sondern sitzen auch über Stunden hinweg sehr bequem. Für die optimale Anpassung im Ohr liefert Sennheiser vier verschiedene Größen Ear-Sleeves mit.
Clever ist auch das Etui der Kopfhörer, das über einen Kabel-Aufwickler verfügt. Mit einem Gewicht von nur 16 Gramm sind sie zudem angenehm leicht. Das flache und weiche Kabel ist 140 Zentimeter lang, überträgt kaum Hantierungsgeräusche und neigt nicht zum Verheddern.
Für die Steuerung von Musik sind Lautstärketasten integriert, eine Headset-Funktion ist ebenfalls dabei. Praktisch ist auch die raffinierte Zugentlastung des Kabels, die das ermüdungsfreie Hören verlängert.
Seine Nenn-Impedanz liegt bei für In-Ear-Hörer gängigen 18 Ohm, damit kommen alle Smartphones gut zurecht.
Der Vergleichshörtest mit dem stationären Kopfhörer-Verstärker SPL Phonitor 2 brachte jedenfalls klanglich keinen Zugewinn.
Sennheiser Momentum: Das große Aha-Erlebnis im Hörtest
Vor allem der Klang am Smartphone-Ausgang (da, wo der Sennheiser Momentum In-Ear mit Sicherheit am meisten eingesetzt wird) überzeugt.
Im Gegensatz zu vielen Modellen etwa von Beats oder von House Of Marley widersetzte sich Sennheiser dem Trend zu überzogenen Bässen und stimmte den Momentum In-Ear ausgesprochen neutral mit einer dezenten Betonung im Bereich 80 bis 100 Hertz ab.
Bemerkenswert ist jedoch sein ungemein leuchtkräftiger Hochtonbereich. Bemerkenswert deshalb, weil wir erst vor kurzem mit dem Over Ear Hörer Sennheiser HD 471 für annähernd das gleiche Geld eine komplett andere Erfahrung gemacht haben.
Doch der Momentum In-Ear zeigt Detailreichtum ohne Ende – und das ohne jegliche Schärfe. Bei dem machtvollen Opus “One” von Metallicas beeindruckender Symphony & Metallica, einem Werk, das ich seit Jahren zum Testen nutze, weil ich es einfach gern mag, hörte ich mit dem Momentum In Ear etliche Details, die ich vorher noch nie bemerkt hatte.
Ich meine, es liegt an seinem exzellenten Impulsverhalten, das beispielsweise die einzelnen Schläge von Metallica-Drummer Lars Ulrichs Drums so klar und präzise auf den Punkt bringt.
Ab und an meinte ich, eine leichte Schwierigkeit beim Auflösen von S-Lauten (Flying Pickets: “Here Comes The Flood”) herauszuhören. Aber immer, wenn ich mich darauf konzentrierte, spielte der Sennheiser tadellos.
Fazit: Einer der besten In Ear Hörer überhaupt
Der Sennheiser Momentum In-Ear hat alles, was man braucht: Er sieht schick aus, ist klein, leicht und angenehm zu tragen. Und er liefert einen superklaren, leuchtkräftigen Klang ohne auffällige Betonung der Bässe.
Im Laufe meines Testerlebens sind mir schon viele In Ears im Test begegnet, darunter auch die großen Mehrwege In Ears von AKG und Sony, die preislich beim Zehnfachen liegen. Ob die mir besser gefallen haben? Nicht wirklich.
Der Sennheiser Momentum In-Ear ist trotz seines günstigen Preises für alle, die einen natürlichen und präzisen Klang bevorzugen, einer der besten In Ears, die derzeit zu haben sind.
Sennheiser Momentum In-Ear | 2016/01 |
Überragend |
Bewertung
BewertungenKlang:Praxis:Verarbeitung:Gesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Erstaunlich hohe Klangqualität | |
| neutral-sauberer Bassbereich | |
| guter Tragekomfort | |
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Vertrieb:
Sennheiser GmbH & Co. KG
Am Labor 1
D-30900 Wedemark
www.sennheiser.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Sennheisers Momentum In Ear: 99 Euro
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